Die Welt - 22.02.2020

(Barré) #1

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22.02.20 Samstag, 22. Februar 2020DWBE-HP


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DWBE-HP


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10 WIRTSCHAFT DIE WELT SAMSTAG,22.FEBRUAR


D


ie Ausbreitung des Coronavi-
rus schürt zunehmend Sorgen
vor einer nachhaltigen Belas-
tung der Wirtschaftsentwicklung vor
allem in Asien. Während der Export-
weltmeister China wegen der Epide-
mie einen Dämpfer für den Außenhan-
del erwartet, verschoben die japani-
schen Autobauer Nissan und Honda
am Freitag die Wiederaufnahme ihrer
Produktion in der Volksrepublik, die
zugleich der größte Automarkt der
WWWelt ist. Daimler warnte vor den Aus-elt ist. Daimler warnte vor den Aus-
wirkungen des Coronavirus auf das ei-
gene Geschäft. Aktienmärkte in Asien
und Europa gerieten unter Druck. Zu-
gleich stieg der Preis der Krisenanlage
Gold auf ein Siebenjahreshoch.
„„„Wir erwarten, dass das Import- undWir erwarten, dass das Import- und
Exportwachstum im Januar und Fe-
bruar stark zurückgehen wird“, sagte
der Direktor der Außenhandelsabtei-

lung des Handelsministeriums, Li
Xingqian. Die Ausfuhren tragen etwa
ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt
Chinas bei. Ein anderer Regierungs-
vertreter erwartet allerdings nur über-
schaubare Folgen für Nachbarländer
Chinas in Asien. „Natürlich wird es ei-
nen negativen Einfluss auf die Wirt-
schafts- und Handelsbeziehungen ha-
ben“, sagte der chinesische Botschaf-
ter beim Verband Südostasiatischer
Nationen (ASEAN), Deng Xijun. „Aber
ich denke, das ist vorübergehend und
kurzzeitig.“
Um die Epidemie einzudämmen,
stehen in China zahlreiche Fabriken
still. Andere haben Schwierigkeiten,
ihre Produktion wieder hochzufahren,
da es wegen der Zwangspause und der
VVVerkehrsbeschränkungen an Arbeits-erkehrsbeschränkungen an Arbeits-
kräften, Rohstoffen und Vorprodukten
mangelt. In der ersten Februarhälfte

brach der Autoabsatz in China um 92
Prozent ein. In den ersten 16 Tagen des
Monats wurden lediglich 4909 Fahr-
zeuge verkauft, nachdem es im Vorjah-
reszeitraum 59.930 waren, wie der
Branchenverband CPCA mitteilte.
Die Regierung will den Unterneh-
men unter die Arme greifen. Das Han-
delsministerium lässt untersuchen,
welche steuerlichen, finanziellen und
versicherungstechnischen Maßnah-
men geeignet sind. Viele erwarten,
dass ausländische Firmen in den meis-
ten Teilen des Landes bis Ende Febru-
ar ihre Produktion wieder aufnehmen
werden.
Einen Dämpfer bekamen diese Hoff-
nungen allerdings von Entscheidun-
gen zweier großer japanischer Auto-
bauer. Der Renault-Partner Nissan und
dessen Konkurrent Honda lassen die
AAAutoproduktion im Zentrum des Co-utoproduktion im Zentrum des Co-

rona-Ausbruchs länger ruhen als bis-
her geplant. Für zwei Fabriken in der
Provinz Hubei werde die Terminpla-
nung für einen Neustart der Fertigung
überarbeitet, teilte Nissan mit. Hinter-
grund sei neben Anordnungen der Be-
hörden die Lage der Zulieferer. Nissan
drosselte in Japan die Produktion an
einigen Standorten, weil Bauteile aus
China fehlten. Honda kündigte an, den
Betrieb in seiner Fabrik in Wuhan erst
am 11. März wieder aufzunehmen.
Daimler erklärte in seinem am Frei-
tag veröffentlichten Geschäftsbericht,
die Epidemie könne zu signifikanten
Rückgängen des Wirtschaftswachs-
tums in China und anderen asiatischen
Ländern führen. Risiken könnten nicht
nur die Absatzentwicklung betreffen,
sondern auch zu erheblichen Beein-
trächtigungen der Produktion, des Be-
schaffungsmarkts und der Zulieferket-

te führen. Ein Grund für den im lau-
fffenden Jahr erwarteten leichten Rück-enden Jahr erwarteten leichten Rück-
gang des Pkw-Absatzes sei der Aus-
bruch des Coronavirus.
Nicht nur die Industrie, sondern
auch die Dienstleister leiden unter der
Epidemie. Der Ausbruch übe auch auf
diesen Bereich erheblichen Druck aus,
sagte Xian Guoyi, Direktor der Abtei-
lung für Handel mit Dienstleistungen
und kommerziellen Dienstleistungen.
Besonders der Tourismus- und Ver-
kehrssektor leide.
Das Bruttoinlandsprodukt der nach
den USA zweitgrößten Volkswirtschaft
der USA dürfte nach Prognosen von
Ökonomen im ersten Quartal deutlich
langsamer wachsen. Sie gehen davon
aus, dass das Plus sich bis auf drei Pro-
zent halbieren könnte, nachdem es En-
de 2019 noch zu einem Wachstum von
sechs Prozent gereicht hatte. rtr

AAAutoabsatz in China bricht um 90 Prozent einutoabsatz in China bricht um 90 Prozent ein


In der ersten Februarhälfte werden knapp 5000 Pkw in der Volksrepublik verkauft. Auch der Außenhandel des Landes steht unter Druck


P


hil Hogan kommt mit einem
dicken Stapel Unterlagen in
den Konferenzraum. „Heu-
te ist viel los, die ganze Wo-
che ist viel los“, sagt er zur
Begrüßung. „Aber das trifft im Moment
auf jede Woche zu.“ Der EU-Handels-
kommissar hat zwar sein Büro hier im
Brüsseler Berlaymont-Gebäude, dem
Hauptsitz der Europäischen Kommissi-
on, aber Europas wichtigster Mann in
Handelsfragen ist viel unterwegs. Der
Handelsstreit mit den USA, ein Abkom-
men mit Großbritannien nach dem Bre-
xit und ein Investitionsabkommen mit
China – das sind nur die drei wichtigs-
ten Projekte, an denen er und seine Mit-
arbeiter gerade arbeiten. Der irische Po-
litiker kann sich vermutlich angeneh-
mere Gesprächspartner als Donald
Trump und Boris Johnson vorstellen,
aber die Verhandlungen geht er auf sei-
ne eigene Art an: abgeklärt und ruhig.
Breitseiten gegen die beiden kann er
sich allerdings trotzdem nicht verknei-
fen – auch nicht im Gespräch mit
WELT.

VON TOBIAS KAISER
AUS BRÜSSEL

WELT:Der Ausbruch des Coronavirus
legt viele globale Logistikketten lahm.
Hat die Welt das Virus unterschätzt?
PHIL HOGAN:Das Coronavirus wird ei-
nen negativen Effekt auf alle Volkswirt-
schaften haben, soviel steht fest. Gera-
de Deutschland betreibt enorm viel
Handel mit China und ist deshalb zu
Recht besorgt. Aber das Ende des Coro-
na-Ausbruchs ist nicht absehbar, ja viel-
leicht noch nicht einmal der Höhe-
punkt. Deshalb müssen wir abwarten,
wie die Situation sich entwickelt. In
zwei Wochen können wir vielleicht eine
Prognose wagen.

Was bedeutet das für Europa?
Es ist eine besorgniserregende Entwick-
lung, wenn man bedenkt, welche Aus-
wirkungen das Virus auf die Weltwirt-
schaft haben wird und auf die Europäi-
sche Union. Aber wir wissen nicht, wel-
ches Ausmaß das Problem hat, weil wir
den kompletten Umfang vielleicht noch
gar nicht kennen. Jeden Tag sehen wir
neue Ausbrüche des Virus in benachbar-
ten Ländern aber auch in der Europäi-
schen Union.

In den sozialen Medien in China gibt
es viel Kritik am Umgang der Behör-
den mit dem Virus. Glauben Sie, das
Virus könnte für China das sein, was
Tschernobyl für die Sowjetunion
war? Der Reaktorunfall gilt als ent-
scheidend für ihren Zerfall fünf Jah-
re später.
Es könnte. Das Virus hat das Potenzi-
al, eine sehr ernste Angelegenheit für
die Gesundheit der chinesischen Bür-
ger zu werden und vielleicht auch in
den benachbarten Ländern. Wir ha-
ben zwar die Erfahrung mit der Sars-
Epidemie in China vor einigen Jah-
ren, aber das hier scheint noch erns-
ter zu sein als das Sars-Virus. Ich will
jedoch keine voreiligen Schlüsse zie-
hen, weil ich denke, dass wir das ge-
samte Ausmaß des Problems noch
nicht kennen.

In der letzten Woche haben sich die
EU-Gesundheitsminister hier in
Brüssel getroffen und auch darüber
beraten, wie die Versorgung mit Arz-
neimitteln in Europa sichergestellt
werden kann, wenn globale Lieferket-
ten durch das Virus zusammenbre-
chen. Wie wollen Sie verhindern, dass
es zu Engpässen kommt?
Das ist ein Thema für Stella Kyriakides,
die Kommissarin für Gesundheit. Sie
wird mehr Geld in die Forschung leiten.

Und was die Lieferketten angeht?
Wir sind sehr besorgt über Lebensmit-
tel und Medikamente und die Versor-
gung mit diesen Gütern. Das betrifft
nicht nur europäische Bürger sondern
auch das chinesische Volk. Der Handel
in diesem Bereich hat ein erhebliches
Volumen. Nach meinen Informationen
reichen die Vorräte an Medikamenten
nur für drei oder vier Monate. Wenn das
stimmt, ist das ein sehr ernstes Problem
für solch eine große Bevölkerung.

In Europa oder in China?
In China.

EU-Staaten haben Flüge nach China
eingestellt. Ist das ein guter Weg, um
die Epidemie einzudämmen? Die
Mitgliedstaaten scheinen sich da
nicht einig.
Ich vertraue Kommissarin Kyriakides,
in dieser Sache zwischen den Gesund-
heitsministern der Mitgliedstaaten er-
fffolgreich zu koordinieren. Wir müssenolgreich zu koordinieren. Wir müssen
vorsichtig sein, was menschliche Kon-
takte angeht. Das letzte was wir wol-

len, ist, dass das Virus sich weiter aus-
breitet und weltweit außer Kontrolle
gerät. Dann hätten wir ein weit größe-
res Problem. Ich hoffe, dass die koor-
dinierten und kollektiven Quarantäne-
und Vorsichtsmaßnahmen der Mit-
gliedstaaten Wirkung zeigen. Ich ma-
che mir große Sorgen, wenn ich sehe,
dass das Virus in China nicht unter
Kontrolle ist. Die Situation scheint
sich sogar zu verschlimmern. Wir
müssen uns umsichtig verhalten, was
Reisen angeht, aber auch andere Vor-
sichtsmaßnahmen ergreifen. Und das
machen wir auch.

Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen sagte jüngst beim Weltwirt-
schaftsforum in Davos, dass sie eine
Einigung mit den USA im Handels-
streit in den kommenden Wochen er-
wartet. Ist das realistisch?
Es ist rund vier Wochen her, dass wir
uns in Davos getroffen haben und seit-
dem haben wir in der Zusammenarbeit
mit den USA einige Fortschritte ge-
macht. Wir haben einen Fahrplan aufge-

setzt mit den Einzelthemen, die wir
jetzt abarbeiten. Und jetzt müssen wir
sehen, welche Fortschritte wir bei den
Industriezöllen erreichen können, bei
den Landwirtschaftsthemen, bei der
Kooperation in Technologiefragen, bei
Standards und der Zusammenarbeit bei
der Regulierung. Das ist Teil des Ar-
beitsauftrags, den wir nach dem Treffen
von US-Präsident Donald Trump und
dem damaligen Kommissionspräsiden-
ten Jean-Claude Juncker im Juli 2018
bekommen haben.

Seitdem hat Trump den Ton aller-
dings immer wieder verschärft.
Ich kann sagen, dass wir gerade in sehr
konstruktiven Dialogen sind und das
könnte erklären, warum der US-Han-
delsbeauftragte Robert Lightizer am
vergangenen Freitag keine großen Zol-
lerhöhungen angekündigt hat.

Nachdem die Welthandelsorganisati-
on WTO Washington im Streit um
Subventionen für Airbus und Boeing
das Recht gegeben hat, Strafzölle von

bis zu 100 Prozent auf Waren im Wert
von 7,5 Milliarden Dollar zu erheben.
Lightizer hat sich dafür entschieden, le-
diglich die Zölle für Produkte, die Air-
bus betreffen, von 10 auf 15 Prozent an-
zuheben. Er hat aber keine anderen Zöl-
le angetastet und das ist ein positives
Zeichen. Und ich begrüße, dass Wa-
shington uns eine Schonfrist von 30 Ta-
gen gegeben hat, in denen die Diskus-
sionen weitergehen sollen, bevor die
Airbus-Zölle in Kraft treten. Es ist sehr
schwierig, vorherzusagen, wie diese Ge-
spräche enden werden, aber ich bin sehr
zufrieden, dass die USA und Europa
ernsthaft miteinander reden.

Sie haben das Thema Landwirtschaft
erwähnt. Die USA machen immer noch
Druck auf die EU, landwirtschaftliche
Methoden zu akzeptieren, die in Euro-
pa verboten sind, etwa Hormone in
der Rinderzucht oder die sprichwörtli-
chen Chlorhühnchen. Wird die Kom-
mission dem nachgeben?
Wir erwarten wie immer, dass jeder in
der Welt die EU-Standards einhält. Wir
werden unsere Standards nicht senken,
um den Anforderungen einer dritten
Partei zu entsprechen. Wir werden uns
mit den USA nicht darauf einigen, unse-
re Gesetze oder Regulierung so zu än-
dern, dass chlorbehandeltes Geflügel
oder zusätzliche Mengen von Hormon-
Rind in die EU kommen. Das wird nicht
passieren.

Der von US-Präsident Trump begon-
nene Handelsstreit hat die EU-Kom-
mission sehr beschäftigt. Ist diese ag-
gressive Handelspolitik ein vorüber-
gehendes Phänomen oder werden wir
uns in den kommenden Jahren daran
gewöhnen müssen?
Ich weiß gar nicht, wie Trumps Han-
delsstrategie aussieht, weil sie sich im-
mer wieder ändert. Er denkt wie ein Ge-
schäftsmann – in Handelsbilanzen und
Dollar.

Sie nicht?
Wir in der EU haben einen ganz ande-
ren Blick auf die Handelspolitik. Uns ist
natürlich der Marktzugang wichtig,
aber wir schauen auch darauf, wie die
Zielländer vom Handel mit der EU pro-
fitieren können. Das ist der grundlegen-
de Unterschied zwischen uns und
Trump. Deshalb unterstützen wir ein
regelbasiertes multilaterales Handels-
system und lehnen die neue Form von
Nationalismus ab. Buy American, Buy
Indian oder Made in China; diese Slo-
gans drücken das neue Denken aus.
Trump ist nicht der einzige, der diesen
Nationalismus in Handelsfragen ver-
tritt, aber wir teilen diese Sichtweise
nicht.

Kehren wir zurück nach Europa. Ist
nach dem Brexit ein Handelsabkom-
men mit Großbritannien bis Ende des
Jahres machbar?
Uns bleibt nur wenig Zeit und natürlich
ist deshalb ein umfassendes Abkommen
nicht möglich. Für solche Verhandlun-
gen ist viel Zeit nötig; das wissen wir
aus eigener Erfahrung. Großbritannien
verhandelt zum ersten Mal seit 45 Jah-
ren ein Handelsabkommen, deshalb ha-
ben sie vielleicht nicht so viel Erfah-
rung. Aber wenn Premierminister John-
son darauf besteht, dass er die Über-
gangsfrist nicht über den 31. Dezember
2020 hinaus verlängern will, um einen
ambitionierten umfassenden Handels-
vertrag zu erreichen, dann müssen wir
die Prioritäten entsprechend setzen.
Wie das aussehen wird, das wird sich in
den kommenden Wochen abzeichnen.

Der Ire Phil Hogan fürchtet, dass der Höhepunkt der Coronavirus-Krise noch nicht erreicht ist

SANDER DE WILDE/ WELT/ LENA

„Besorgt über Lebensmittel


und Medikamente“


EU-Handelskommissar Phil Hogan warnt vor Versorgungsengpässen


durch das Coronavirus – nicht nur in China, sondern auch in Europa


N


eulich bei „RTL aktuell“ gab
es ein „atemberaubendes
Flugmanöver“ zu sehen.
„Mit einem sogenannten Jetpack
ausgerüstet, angetrieben von nur
vier Minimotoren, rast der Franzose
Vince Reffet auf die Skyline von Du-
bai zu und schießt dann senkrecht
1800 Meter hoch in den Himmel.“
Der 34jährige „Rocketman“ stellte
damit einen neuen Weltrekord auf
und machte einen weiteren Schritt
in Richtung „Mobilität der Zukunft“.
Noch vor Kurzem hätte man bei
solchen Bildern den Atem angehal-
ten und von einem „sensationellen
Stunt“ gesprochen. Seit aber alle da-
rüber nachdenken, wie man den Ver-
kehr vor allem in Ballungsgebieten
neu organisieren könnte, ist viel von
der „Mobilität der Zukunft“ die Re-
de. Bei uns bedeutet das den Ausbau
der Radwege, wie etwa den Rad-
schnellweg RS1 von Duisburg über
Mülheim, Essen, Bochum, Dort-
mund, Unna bis nach Hamm; mit 101
Kilometern soll er „der längste Rad-
schnellweg Europas“ werden, mitten
durch das Ruhrgebiet, die ideale Al-
ternative zu der ewig verstopften
A40, im Volksmund „Ruhrschleich-
weg“ genannt.
In Dubai ist man schon weiter.
Bald könnten die Bürger des Emirats
mit „Jetpacks“ auf dem Rücken von
Dubai nach Abu Dhabi hin- und her-
düsen, die Stadtlandschaften mit
den Wolkenkratzern unter und nur
den Himmel über sich.
Eine faszinierende Vorstellung. So
stellt man sich bei „RTL aktuell“ die
„Mobilität der Zukunft“ vor. Ich da-
gegen versuche mir vorzustellen, wie
Peter Kloeppel mit einem Jetpack
auf dem Rücken zu einer Punktlan-
dung auf dem Dach der RTL-Zentra-
le in Köln-Deutz ansetzt, die
„Wings“ mit den eingebauten Mini-

motoren abwirft und ins Nachrich-
tenstudio eilt, wo er ein RTL-„Extra“
über die „Mobilität der Zukunft“
moderieren soll.
Die ist freilich kein ganz neues
Thema. Scharen von Visionären ha-
ben darüber sinniert, wie sich der
Mensch „demnächst“ von einem
Punkt zum anderen bewegen würde,
von Jules Verne („Fünf Wochen im
Ballon“) bis Elon Musk, der eine Art
Rohrpost für Menschen unter die Er-
de verlegen will.
Der entscheidende Durchbruch
hat aber noch nicht stattgefunden:
Das Beamen von Menschen, wie wir
es aus „Star Trek“-Filmen kennen,
könnte frühestens um das Jahr 2150
möglich sein, prognostiziert Hubert
Zitt, ein Ingenieurwissenschaftler,
der sich mit der „Teleportation von
Elementarteilchen“ beschäftigt.
Also lassen wir die „Mobilität der
Zukunft“ erst einmal draußen vor
der Tür und beschäftigen uns lieber
mit der „Gegenwart der Mobilität“.
Es wäre schon viel gewonnen, wenn
das Machbare angegangen würde. Da
sind die vielen Baustellen an den Au-
tobahnen, auf denen nicht gearbeitet
wird. Weg damit! Da sind die über-
füllten Parkplätze, die Lkw-Fahrer
dazu zwingen, ihre Trucks entweder
auf der Standspur oder auf Pkw-Plät-
zen abzustellen, wenn sie die vorge-
schriebenen Fahr- und Ruhezeiten
einhalten wollen. Unmöglich!
Und da sind die vielen Umleitun-
gen, wenn eine Brücke oder eine
Straße gesperrt werden müssen, weil
sie noch maroder sind, als es die Be-
hörden zulassen. Folter! Unter sol-
chen Umständen über die „Mobilität
der Zukunft“ zu fantasieren, ist so
daneben, als würde ein Tischtennis-
spieler sich bei den Australian Open
anmelden wollen.
Obwohl, vielleicht ist Tischtennis
wirklich das Tennis von morgen.

DIE ACHSE DES GUTEN


Die Gegenwart


ddder Mobilität er Mobilität


HENRYK M. BRODER

ES WÄRE VIEL


GEWONNEN,


WÜRDE DAS


MACHBARE


ANGEGANGEN


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