Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1
von bernd kastner

S


ein Blick ist ernst, dabei hätte er
Grund zu strahlen. Yasin Rahma-
ti hat viel erreicht in den vierein-
halb Jahren, die er in München
lebt. Als Teenager hat er Afgha-
nistan verlassen, ist ohne Eltern geflohen
und im Sommer 2015 angekommen, als
der Münchner Hauptbahnhof weltweit be-
kannt wurde. Viele Münchner begrüßten
täglich Tausende Flüchtlinge mit Suppe
und Teddybären und einem Lächeln. Seit-
her ist viel geschehen, auch bei Rahmati.
Heute spricht er sehr gut Deutsch, besucht
die Fachoberschule, kommendes Jahr wol-
le er Fachabitur machen, erzählt er, ob-
wohl er in Afghanistan nur wenige Monate
eine Schule besucht habe. Das Leben des
Yasin Rahmati passt in ein Lehrbuch der In-
tegration. Er ist politisch aktiv in einem
Verein und macht sich viele Gedanken
über seine neue Heimat. „Ich sehe Deutsch-
land als Migrationsgesellschaft“, sagt er.
Wie weit ist München auf dem Weg dort-
hin? 45 Prozent der Bewohner haben Wur-
zeln in einem anderen Land; seit den gro-
ßen Willkommensgesten vor bald fünf Jah-
re sind knapp 15 000 Geflüchtete gekom-
men und geblieben. Die erste Kommunal-
wahl seither ist Gelegenheit für eine Bi-
lanz. Das aber ist bei diesem Thema
schwierig, denn es vermischen sich die
Kompetenzen von Bund, Land und Kom-
mune. Und während man beim Klima-
schutz die eingesparten CO2-Tonnen mes-
sen kann, gibt es bei der Integration kei-
nen festen Maßstab, aber einige Fragen. Al-
so, welche Probleme gibt es noch?
Keine. Diese Antwort gibt zumindest
der Wahlkampf, in dem Flüchtlinge so gut
wie kein Thema sind. Die CSU spart Inte-
gration im Wahlprogramm sogar ganz
aus. Die große Mehrheit der Münchner
nimmt sich als tolerant und weltoffen
wahr. Tatsächlich tut die Stadt eine Men-
ge, nachzulesen auf 200 Seiten im „Münch-


ner Gesamtplan zur Integration von
Flüchtlingen“. Man habe „Vorbildcharak-
ter“ für viele andere Städte, erklärt Sozial-
referentin Dorothee Schiwy. München ist
zufrieden mit sich.
Zu Recht? Fragt man Andrea Betz, hört
man ein abwägendes Einerseits-Anderer-
seits. Betz ist bei der Inneren Mission als
Abteilungsleiterin für alles rund um Migra-
tion und Integration zuständig. Womög-
lich, sagt sie, wollen die Parteien ja nur Är-
ger mit einem polarisierenden Thema ver-
meiden. Ihr aber ist reden lieber als schwei-
gen. Sie schätzt das Erreichte, aber kennt
zu viele Defizite, als dass sie sich von der
Wahlkampfruhe täuschen ließe. Vier ent-
scheidende Bausteine der Integration
nennt sie: Bildung, Arbeit, Wohnen, Ge-
sundheit.
Jeder Geflüchtete, der sich ein Bein
bricht, bekommt adäquate Hilfe. Was
aber, wenn eine oder einer mit gebroche-
ner Seele ankommt? „Es fehlen Therapie-
plätze“, sagt Betz, vor allem für jene im
Asylverfahren. Viele Geflüchtete seien
traumatisiert, bis sie aber Psychotherapie
bekommen, dauere es oft viel zu lange.

Oder sie blieben ganz unbehandelt. Dieser
Mangel könne mittel- und langfristig gra-
vierende Folgen haben; je länger ein Trau-
ma unbehandelt bleibe, desto schlimmer
werde es, sagt Andrea Betz. Mit Folgen für
die ganze Gesellschaft: Ein psychisch ange-
schlagener Mensch tue sich viel schwerer,
sich einzuleben und zu integrieren.
Dasselbe gelte für jene ohne eigene
Wohnung, und das sind sehr viele. Wer als
Flüchtling anerkannt ist, darf die Asylun-
terkunft verlassen – wenn er eine neue
Bleibe hat. Wenn nicht, bleibt er, wo er ist,
in einer Umgebung mit wenig Privatsphä-
re. Etwa 2800 anerkannte Flüchtlinge le-
ben laut Stadt als „Statuswechsler“ noch
in Unterkünften. Viele Flüchtlinge ziehen
zu Bekannten und leben auf engstem
Raum, nur um rauszukommen aus den Un-
terkünften. Als Notlösung baut die Stadt
„Flexiheime“: Drei Häuser mit 571 Plätzen
existieren bisher, sechs weitere mit etwa
700 Plätzen sollen bis 2025 dazu kommen.
Sie sind Zwischenstation, auch um die
Menschen „mietfähig“ zu machen. Dort
gibt es noch keine „normale“ Wohnung,
aber immerhin eine eigene Nasszelle und

mehr Privatsphäre, was vor allem für Fami-
lien wichtig ist. Betz fällt auf, dass in den
Monaten vor der Wahl darüber nicht mehr
diskutiert werde. Aus Angst vor dem Ärger
mit der Nachbarschaft?, fragt sie und
wünscht sich, dass Behörden und Politiker
aktiver auf die Anwohner zugehen.
Bildung und Arbeit. Beides sollte in
München kein allzu großes Problem sein.
Der Arbeitsmarkt ist ein stabiler Integrati-
onsbaustein. Kontinuierlich wächst die
Zahl der beschäftigten Flüchtlinge, ein
Großteil arbeite im Einzelhandel, in der
Gastronomie und Metallverarbeitung, be-
richtet Mareike Ziegler, die in der IHK das
Integrationsteam leitet. Zuletzt fanden
auch immer mehr Geflüchtete Stellen im
kaufmännischen Bereich bei Banken und
Versicherungen, und in der IT. Die meisten
Betriebe seien zufrieden mit den Flüchtlin-
gen, allein, die Schule mache oft Sorgen.
Das liege an mangelhaftem Deutsch, das
oft gute Noten verhindere und die Kommu-
nikation im Betrieb erschwere. Die Chefs
treibe zudem die Frage um, ob ihre Mitar-
beiter dauerhaft bleiben dürfen. Die Angst
vor Abschiebung quält also auch Arbeitge-
ber. Eine „hohe Irritation“ angesichts der
Abschiebepolitik stellt Ziegler fest.

Bildung? Es gibt, ähnlich wie im berufli-
chen Bereich, ein vielfältiges Angebot:
Sprachkurse, Schulen, auch spezielle für
Flüchtlinge wie „Schlau“ – alles da in Mün-
chen. Allein, die Vielfalt sei so groß, so un-
übersichtlich, dass es Menschen aus Syri-
en oder Eritrea sehr schwerfalle, durchzu-
blicken und das passende Angebot auszu-
wählen. Welcher Kurs bringt mich weiter?
In welcher Behörde bekomme ich die rich-
tige Hilfe. „Der Zugang zur Hilfe ist sehr
schwierig, diesen Schritt schaffen viele
nicht“, sagt Betz. „Viele Geflüchtete brau-
chen dabei Unterstützung.“ Deshalb biete
die Innere Mission im „Refugee Stairway
Center“ psychisch Gehandicapten persön-
liche Beratung an, um die Klienten zum
passenden Angebot zu lotsen. Scheitern
Flüchtlinge an diesem ersten Schritt, sagt
Betz, mache angeschlagenen Menschen
das so zu schaffen, dass sie in ihrem Zim-
mer sitzen und in Depressionen verfallen.
Das Gegenteil von Integration.
Weil keine Beratungsstelle alle Flücht-
linge eng begleiten könne, weil auch das
„Bildungsclearing“ im städtischen Integra-
tions- und Beratungszentrum nicht ausrei-
che, müsse die Sozialberatung in den Un-
terkünften ausgebaut werden, fordert
Betz, gerade für jene, die ausziehen dürf-
ten. Hilfreich wäre, wenn ein Hauptamtli-
cher nicht mehr als 30 Haushalte begleite
auf dem Weg nach draußen, so sei der Be-
treuungsschlüssel in der Wohnungslosen-
hilfe. Ohne Hilfe zur Hilfe seien viele Neu-
Münchner verloren im Dschungel aus Be-
hörden und Vereinen, es sei denn, jemand
findet Unterstützung bei Familienangehö-
rigen oder Freunden.
Soziale Kontakte sind entscheidend für
Integration. Wer diese nicht schon hat,
kann es machen wie Yasin Rahmati. Er ab-
solvierte ein Praktikum im Landtag, enga-
giert sich im Verein „Heimaten“, ist Vorsit-
zender der Jugendsparte. Deutsche, Mi-
granten und Flüchtlinge treffen sich, dis-
kutieren, versuchen, Brücken zu bauen. So
fand Rahmati Freunde, so fand er auch
rasch eine Wohnung. Noch aber sieht er
sich und die Gesellschaft nicht am Ziel.
Noch fühlt er sich als „Flüchtling“, weil ihn
die anderen so nennen, er will aber Bürger
werden, Bürger im Sinne von: dazu gehö-
ren, auf Augenhöhe – und mit Wahlrecht.
Und dann ist da noch sein Bruder. Die
beiden sind zusammen geflohen, aber
während der Ältere als Flüchtling aner-
kannt wurde, wurde das Asylgesuch des
Jüngeren abgelehnt. Yasin Rahmati ver-
steht das nicht, schließlich seien sie aus
denselben Gründen aus Afghanistan geflo-
hen. Sein Bruder wohnt in einer anderen
Stadt, lebt seit Jahren in Angst vor Abschie-
bung, und mit ihm auch der Ältere. Die Ge-
schichte der beiden ist ein Beispiel dafür,
wie das Entscheiden von Behörden Inte-
gration behindern kann. Rahmati schaut
ernst. „Ich kann mir kein Leben in Deutsch-
land vorstellen ohne meinen Bruder.“

MÜNCHEN HAT DIE WAHL


Am 15. März ist Kommunalwahl. Alles, was Sie
dazu wissen müssen, finden Sie gebündelt
in einem digitalen Dossier der SZ. Darin ist zu
lesen, wie der (Drei-)Kampf ums Münchner
Rathaus läuft, welche Themen München be-
schäftigen und was die einzelnen Stadtviertel
bewegt. Die Sonderausgabe ist im digitalen
Kiosk der SZ oder unter sz.de/wahldossier ver-
fügbar.

Anna Mamadou ist sichtbar, das war nicht
immer so. Noch vor ein paar Jahren wollte
sie unsichtbar sein; es war, als sie illegal in
Deutschland lebte. Sie hatte keine Papiere
und kein Aufenthaltsrecht. Trotzdem ist
sie geblieben und hat im Verborgenen ge-
lebt. Anna Mamadou(Name geändert)ist
heute 29, sie ist afrikanischer Herkunft,
spricht sehr gut Deutsch, lebt wieder im Le-
galen, arbeitet in der Pflege. Sie sitzt ne-
ben Birgit Poppert auf dem Sofa und be-
richtet, dass sie einen Brief von der Auslän-
derbehörde bekommen hat; ihr Status ist
nun noch sicherer. Wieder ein Schritt nach
vorne. Beide Frauen lachen und strahlen.
„Kein Mensch ist illegal!“ Dieser Slogan
ist Popperts Antrieb. Sie kümmert sich um
scheinbar aussichtslose Fälle. Auf 15 000
bis 20000 schätzt Poppert die Zahl der
Menschen ohne Aufenthaltstitel, allein in
München. Wenn dies jemand annähernd


weiß, dann die Frau, die 1998 das „Café
104“ gegründet hat und heute noch ehren-
amtlich leitet. Münchens wohl ungewöhn-
lichstes Café ist eine Beratungsstelle, hier
beginnt die Integration derer, die keine
Chance haben. Eigentlich.
Mamadou ist wie viele Migranten rein-
geschlittert ins Illegale. Vor neun Jahren,
erzählt sie, kam sie als Au-pair nach
Deutschland, hängte ein freiwilliges sozia-
les Jahr an, heiratete, doch die Ehe schei-
terte. Sie wollte nicht zurück, aus familiä-
ren Gründen, sie blieb, und irgendwann
war sie „illegal aufhältig“, wie die Behör-
den dies nennen. Über Monate zog sie von
einer Bleibe zur nächsten, immer war sie
auf der Hut. „Jedes Mal, wenn ich ein Poli-
zeiauto sah, dachte ich: Jetzt bin ich dran.“
Sie aß zu wenig, hatte keine Arbeit, kaum
Geld, dafür Schulden. Sie war verzweifelt.
Da hörte sie von diesem Café.

Die 104 im Namen stammt noch vom
ersten Domizil, es ist die Hausnummer
vom „Tröpferlbad“, Treffpunkt der linken
Szene. Seither ist die Beratungsstelle
mehrfach umgezogen, zuletzt in die Da-
chauer Straße, Name und Charakter blie-
ben: Es ist ein Büro mit Sofa, gleich neben

den Räumen der „Ärzte der Welt“. Ärzte
sind wichtig für „Illegale“, weil sie nicht
krankenversichert sind und auf ehrenamt-
lich tätige Mediziner angewiesen sind.
Wie überhaupt das Leben in der Un-
sichtbarkeit anstrengend sei, sagt Pop-
pert. „Rechtlos“ seien diese Menschen.
Nicht, weil sie ohne Rechte sind, sondern

weil sie kaum eine Chance hätten, sie
durchzusetzen. Viele würden in der Arbeit
schlecht behandelt, ausgenutzt, ausgebeu-
tet. „Geh doch zur Polizei, wenn dir was
nicht passt!“ Das bekämen sie zu hören,
wenn sie sich wehren wollten, wohl wis-
send, dass Menschen ohne Papiere nicht
zur Polizei gehen. Sie wollen ja in Deutsch-
land bleiben. Deshalb wollen sie nichts
falsch machen, fahren nie schwarz, gehen
Streit aus dem Weg. „Sie sind besonders
gute Staatsbürger“, sagt Poppert.
Die Strategie von Poppert und ihren we-
nigen Mistreitern besteht aus vielen klei-
nen Schritten, um die Menschen in einen
legalen Status zu bringen. Viele von ihnen
sind psychisch krank, das aber müsse erst
ein Psychiater bescheinigen. Erkennt er,
dass der Patient nicht reisefähig ist, kann
ein Gutachten vor der Abschiebung bewah-
ren. Erster Schritt. Es folgen weitere, im-

mer im Gespräch mit der Behörde. Oft be-
gleitet Poppert ihre Klienten aufs Amt. Ih-
re Maxime ist, mit offenen Karten zu spie-
len und so Vertrauen aufzubauen. Die Be-
hörden tolerieren und unterstützen diese
Arbeit, um die „Illegalen“ nicht ganz im Un-
tergrund zu verlieren.
Das „Münchner Modell“ habe sich be-
währt, sagt Birgit Poppert, auch bei Anna
Mamadou. Nach vielen Gesprächen habe
sie Papiere bekommen, Grenzübertritts-
und Fiktionsbescheinigung heißen die.
Später folgte die Ausbildungsduldung. Ma-
madou lernte Altenpflegerin, absolvierte
eine Weiterbildung zur außerklinischen
Pflege, heute betreut sie Wachkomapatien-
ten. Bald will sie ein Online-Studium be-
ginnen, Gesundheits- und Sozialmanage-
ment. Sie war illegal, jetzt ist sie integriert
und arbeitet dort, wo Arbeitskräfte fehlen,
in der Pflege. bernd kastner

Erster Schritt im Dschungel


Bei der Integration von Geflüchteten und Zuwanderern hat München in den vergangenen Jahren
viel erreicht, doch es bleiben auch Defizite. Im Wahlkampf spielt das Thema keine Rolle mehr

Noch fühlt er sich als „Flüchtling“,
weil ihn die anderen so nennen,
er will aber Bürger werden

Raus aus der Unsichtbarkeit


Anna Mamdou schlug sich jahrelang illegal durch, dann hörte sie vom „Café 104“. Die Mitarbeiter dort halfen ihr zurück in ein geregeltes Leben


Alleinstellungsmerkmal:Viele konkre-
te Ideen und Vorschläge. Von der städti-
schen Vermittlungsstelle für Dolmet-
scher über „kultursensible Pflege“ bis
hin zu anonymisierten Bewerbungsver-
fahren bei der Stadt.
Stellenwert:Hoch. Da hat sich eine Par-
tei Gedanken gemacht.
Was fehlt:Ein selbstkritischer Hinweis,
dass nicht alles perfekt ist in München,
trotz jahrzehntelanger SPD-Dominanz.

Alleinstellungsmerkmal:Die Seenotret-
tung. München soll im Mittelmeer Geret-
tete aufnehmen und die Patenschaft für
ein Rettungsschiff übernehmen. Und der
Hinweis auf traumatisierte Flüchtlinge,
die mehr Hilfsangebote brauchen.
Stellenwert:Nicht übermäßig hoch, ge-
messen daran, dass Migration zu den
Kernthemen der Grünen gehört.
Was fehlt:Mehr und detailliertere Vor-
schläge.

Alleinstellungsmerkmal: Alle Kinder
sollen, unabhängig von ihrer Herkunft,
mit vier Jahren einen Sprachtest absolvie-
ren, um Förderbedarf zu erkennen.
Stellenwert:Hoch. Die FDP denkt Inte-
gration umfassend.
Was fehlt:Eine klarere Struktur im Kapi-
tel „München. Bunt“: Besseres Internet
in Asylunterkünften und dauerhaft instal-
lierte queere Ampelmännchen haben
nicht viel miteinander zu tun.

Alleinstellungsmerkmal: Das teilen
sich die Freien Wähler mit der CSU und
der Bayernpartei: Integration ist ihnen
keine Zeile wert im Wahlprogramm.
Stellenwert:Null.
Was fehlt:Die Wertschätzung der bayeri-
schen Regierungspartei für das, was Men-
schen mit ausländischen Wurzeln für
München bedeuten, und für das Mitein-
ander der Kulturen und Religionen.

Alleinstellungsmerkmal:Die ÖDP will
die Sprachangebote an Regelschulen aus-
weiten, „auch für Eltern“.
Stellenwert:Eher gering. „Integration
und Sicherheit für alle in München“ wird
als Kapitel 9.3 abgehandelt.
Was fehlt:Erklärungen zu manchen For-
derungen. Was ist gemeint mit „bayeri-
scher Kultur“, die vermittelt werden soll?
Will die ÖDP Schuhplattl-Kurse?

Alleinstellungsmerkmal:Distanz und
Abwehr. Die AfD macht deutlich, dass sie
Migration als potenzielle Gefahr sieht, in-
dem sie betont, was erhalten werden müs-
se: „traditionelle Gerichte“ oder „christli-
che Feste“.
Stellenwert:Hoch. Migration und Inte-
gration stehen gleich im ersten Kapitel
unter der Überschrift „Heimat“.
Was fehlt:Positive, konstruktive Ideen.

Alleinstellungsmerkmal:Die Linke for-
dert ein kommunales Einbürgerungsbü-
ro, in dem geschultes Personal Menschen
unterstützt, die formalen Anforderungen
auf dem Weg zum Pass zu bewältigen.
Stellenwert:Passend zum Grundgedan-
ken der internationalen Solidarität.
Was fehlt:Ein paar Worte, was die Linke
mit „Behördendiskriminierung“ meint,
gegen die sie vorgehen will.

Alleinstellungsmerkmal: Mehr als
700 000 Münchner haben einen Migrati-
onshintergrund, 444 000 von ihnen sind
Ausländer. Doch die Partei, die im Bund,
im Land und in München Teil der Regie-
rung ist und die Migrationspolitik maß-
geblich mitgestaltet, spart das Thema In-
tegration im 85-seitigen Wahlprogramm
komplett aus.
Stellenwert:Welcher Stellenwert?
Was fehlt:Alles.

Alleinstellungsmerkmal:Auch die Bay-
ernpartei spart Integration komplett aus.
Man beschränke sich auf Themen, die in
der Kompetenz des Stadtrats lägen, er-
klärt eine Sprecherin. Eine bemerkens-
werte Begründung, denn das Rathaus ent-
scheidet über vieles, was das Leben von
Migranten wesentlich beeinflusst.
Stellenwert:Nicht existent.
Was fehlt:Alles. texte: beka

MÜNCHEN VOR DER WAHL


Am 15. März stimmen die Bürger nicht nur darüber ab, wer ins Rathaus kommt, sondern auch darüber,


wie sich ihr unmittelbares Umfeld entwickeln wird, zum Beispiel beim Thema Integration – SZ-Serie, Folge 12


Nach vielen Gesprächen habe
sie Papiere bekommen und
konnte eine Ausbildung machen

FOTO: NATHALIE NEOMI ISSER, ILLUSTRATION: LAURA MERLICH

SPD


Grüne


FDP


Freie Wähler


ÖDP


AfD


Die Linke


CSU


Bayernpartei


Wie alt die Geflüchteten sind
Anteil in Prozent

Aus welchen Ländern sie stammen


Alle Angaben aus dem Einreisezeitraum zwischen 1. Januar 2015 und 30. Juni 2019

0-24 Jahre
53,0

Irak
Afghanistan
Syrien
Nigeria
Somalia
Eritrea
Pakistan
Iran
Sierra Leone
Äthiopien
Sonstige

Welchen Status sie haben
Anteil in Prozent

25-49 Jahre
41,9

50-66 Jahre
4,5

67 Jahre und älter
0,6

2820
2574
2518
1413
938
643
356
279
225
127
1689

Aufenthaltserlaubnis

im Asylverfahren

Duldung

76,3


17,9


5,8

13 582
Geflüchtete
insgesamt*

SZ-Grafik; Quelle: Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt München

PROGRAMM-
PUNKTE

R2 THEMA DES TAGES Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020, Nr. 44 DEFGH

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