Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1
von berthold neff

S


perrbaken und Verbotsschilder
an den Zufahrtsstraßen, Kontrol-
len durch Ordnungspersonal: So
will die SPD im Bezirksaus-
schuss (BA) Sendling-Westpark
erreichen, dass die Anwohner in den Sied-
lungen rund um den Audi Dome nicht
mehr von dem Verkehr überrollt werden,
unter dem sie derzeit bei den Heimspielen
der Basketballer des FC Bayern München
zu leiden haben. Und da es mittlerweile
auch den Plan gibt, dass die Volleyball-
Bundesligamannschaft des TSV Herr-
sching in die einstige Rudi-Sedlmayer-
Halle an der Siegenburger Straße zieht,
könnte noch öfter als bisher das Chaos aus-
brechen. Deshalb setzt die SPD-Fraktion
im Bezirksausschuss auf ein Modell, das
in Freimann, in den Siedlungen rund um
das Fröttmaninger Fußballstadion,
2018 eingeführt wurde.
Der von SPD-Fraktionssprecher Walter
Sturm vorgelegte Antrag wurde von dem
Stadtteilgremium in der Sitzung dieser
Woche einstimmig verabschiedet. Die
Stadtteilvertreter fordern vom Planungs-
referat und dem Kreisverwaltungsreferat
(KVR) sowie von der Polizei Stellungnah-
men zur derzeitigen Situation, vor allem

aber eine Einschätzung zur künftigen Be-
lastung, wenn zum Basketball auch noch
Volleyball hinzukommt. Es geht um den
allgemeinen Verkehr, den Parksuchver-
kehr sowie um das Parkverhalten der Be-
sucher.
Zudem sollen das KVR und die Polizei
schildern, welche Erfahrungen man mit
den Zufahrtsbeschränkungen in den
Wohngebieten rund um die Allianz-Arena
gemacht hat. Und natürlich soll darge-
stellt werden, wie sich eine ähnliche Rege-
lung auch für das Wohngebiet um den

Pfrontener Platz auswirken würde, das im
Norden von der Siegenburger Straße, im
Osten von der Breitachstraße und im Wes-
ten von der Westendstraße begrenzt wird.
Im Süden grenzt es an die Lindauer Auto-
bahn.
Bereits jetzt, so die SPD, klagten die An-
wohner insbesondere der Breitachstraße
über eine massive Belastung während der
Basketball-Spiele des FC Bayern – beson-
ders dann, wenn die Halle mit einer Kapa-
zität von fast 7000 Besuchern ausver-
kauft sei. Sollte die Halle, in der bei den
Olympischen Spielen 1972 die Basketball-
Wettbewerbe ausgetragen wurden, nun
auch für Volleyball genutzt werden, müss-
ten die Anwohner diese Belastung auch an
weiteren Tagen verkraften. Der Verkehr,
der Parksuchverkehr und die oft wild in
der Gegend geparkten Fahrzeuge seien
aber jetzt schon ein großes Ärgernis.
Die CSU-Fraktion wollte sogar noch ei-
nen Schritt weitergehen. Fraktionsspre-
cher Alfred Nagel, der übrigens Stamm-
gast bei den Basketballern ist, aber anwoh-
nerschonend mit dem Rad dorthin unter-

wegs ist, legte einen Antrag vor, der ein
klares Nein des Stadtteil-Gremiums zu
den Volleyball-Plänen fordert. Es sei den
Anwohnern nicht zuzumuten, weitere
Spieltage anzusetzen. Nagel: „Wir müssen
die Bürger vor einer solchen Doppelbelas-
tung bewahren.“ Da SPD, Grüne und FDP
jedoch argumentierten, man solle doch
erst einmal die Position der Stadt in Erfah-
rung bringen, der die Halle ja gehört, lenk-
te Nagel ein und stellte seinen Antrag
einstweilen zurück. Seine ablehnende Po-
sition wolle er aber bereits jetzt klar zum
Ausdruck bringen, sagte Nagel.

Wie die SZ Ende Januar berichtete, will
der TSV Herrsching bereits sein Playoff-
Viertelfinalspiel am 1. April im Audi Dome
austragen – falls man sich für die Runde
der letzten Acht in der Volleyball-Bundesli-
ga qualifiziert. In der nächsten Saison wol-
le man dann fünf oder sechs und eine wei-
tere Spielzeit später alle Heimspiele dort
austragen, so Herrschings Geschäftsfüh-
rer Fritz Frömming. Vonseiten des FC Bay-
ern München hieß es daraufhin, es sei
noch nichts unterschrieben, vor allem
müsse man noch mit der Stadt München
reden, der die Halle gehört.
Im Lauf ihrer Geschichte hat die Rudi-
Sedlmayer-Halle wechselnde Nutzungen
erlebt. Frank Zappa,Queenund Bruce
Springsteen rockten hier, die Klitschko-
Brüder boxten, und 1983 stieg dort der


  1. Eurovision Song Contest. Aber auch
    Handball und Volleyball wurde nach 1972
    in der Halle gespielt. Wäre alles nach Plan
    gelaufen, würden die FC-Bayern-Basket-
    baller längst nicht mehr im Audi Dome
    auf Korbjagd gehen.
    Bereits 2018 sollte anstelle des Radsta-
    dions im Olympiapark eine neue Mehr-
    zweckhalle für Eishockey und Basketball
    stehen. Die Bayern stiegen dann aus dem
    Projekt mit Red-Bull-Eigner Dietrich Ma-
    teschitz aus, einigten sich dann aber 2017
    doch auf dieses gemeinsame Projekt. Den
    ersten Spatenstich für den „SAP Garden“
    wollte man im Herbst 2019 setzen, aber
    noch hakt es etwas. Man wolle aber, so
    hieß es kürzlich bei der Red Bull Stadion
    München GmbH, heuer mit dem Bau be-
    ginnen und 2022 fertig sein.


Schwanthalerhöhe– Ein Faschingstrei-
ben für Kinder von zehn Jahren an veran-
staltet die SPD Schwanthalerhöhe an die-
sem Faschingssonntag, 23. Februar, im
Griechischen Haus, Bergmannstraße 38.
Wie in jedem Jahr führt ein Clown durch
das Programm und natürlich gibt es auch
jede Menge Krapfen. Das Fest beginnt
um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. eleg

Sendling– Klare Worte und Musik ver-
spricht die SPD im Münchner Süden am
politischen Aschermittwoch, 26. Febru-
ar. Im Gasthaus Tannengarten, Pfeufer-
straße 32, sprechen von 19.30 Uhr an Mar-
kus Lutz, Vorsitzender des Sendlinger Be-
zirksausschusses, und der Landtagsabge-
ordnete Florian von Brunn über die politi-
sche Situation in München, Bayern und
der Bundesrepublik. Für musikalische
Unterhaltung sorgt das Duo Sepp Kloiber
und Andreas Winkler. Einlass ist eine hal-
be Stunde vor Beginn. eleg

von julian raff

K


ommunalpolitik wird ja nur noch
selten beim Wirt gemacht. Zumin-
dest im gespickten Oberland leis-
ten sich selbst Kleingemeinden schicke
Sitzungssäle mit buchstäblich nüchter-
nem Ambiente. Ist es also eine folkloristi-
sche Inszenierung, ein Statement gar,
wenn ausgerechnet im Herzen der Lan-
deshauptstadt ein Lokalgremium im
Wirtshaus tagt, und zwar gleich im be-
rühmtesten der Welt? Nichts davon.
Tatsächlich gastiert der Bezirksaus-
schuss Altstadt-Lehel (BA 1) aus rein prak-
tischen Gründen monatlich im Hofbräu-
haus. Natürlich tut er das nicht unten
rechts in der Schwemme, sondern oben
links, meist in der „Erkerbar“, manchmal
im angrenzenden, größeren „Münchner
Zimmer“ mit seinem historischen Stadt-
panorama. Die edel getäfelten Séparées
gehören schlicht zu den wenigen, über-
haupt verfügbaren und passend dimensi-
onierten Sälen weit und breit. Mit den
Wirtsleuten besteht ein stabiles Arrange-
ment, dessen Mieterlös großteils in öf-
fentlicher Hand bleibt, schließlich gehört
das Hofbräuhaus nach wie vor dem Frei-
staat. So trifft man sich also abseits des
gastronomischen Epizentrums, aber
längst nicht außer Hör- und Riechweite:
Humpfige Tubaklänge und Bierdunst wa-
bern herüber, unterlegen manche Debat-
te und erden sie zugleich. Obwohl im Alt-


stadt-BA einiges an hier wohnhaftem aka-
demischen Geist versammelt ist, bleibt
der Ton meist unverschnörkelt direkt –
natürlich auch, weil man sich gut kennt
in der höchstens 15-köpfigen Runde.
Nur durch eine mobile Holzwand ge-
trennt, sind in der Regel beide Nebenräu-
me bespielt. Gelegentlich prasselt Ap-
plaus passend zu BA-Redebeiträgen her-
über und sorgt für Heiterkeit. Eine Über-
dosis Wirtshausatmosphäre wiederum
kann sich an schwülen Hochsommer-
abenden breit machen, wenn mit der
Frischluft deftiger Platzl-O-Ton durchs
offene Fenster herein dringt. So richtig
ins Geschehen taucht man dann aber auf
dem Heimweg ein, wenn zwischen zehn
und elf Uhr abends die Ganzjahreswiesn
am Platzl überkocht. Von globaler Verbrü-
derung über Demonstrationen asiati-
scher Alkoholunverträglichkeit bis hin zu
kleinen Handgreiflichkeiten kriegen Au-
ge, Ohr und Nase reichlich geboten, wo-
von weiter oben grade die Rede war. Ge-
schmackssache, auf jeden Fall aber eine
Kostprobe vom nächtlichen Geschehen,
das die Zentral-Münchner an vielen
Ecken nervt – und ihren BA beschäftigt.


Bis zum Wahltag am 15. März stellt die Stadtvier-
tel-Redaktion in der Viertel-Stunde Tagungsloka-
le von Münchner Bezirksausschüssen vor.


München– Die Allianz-Arena hat sich
nach der Eröffnung 2005 schnell zu ei-
nem Münchner Wahrzeichen entwickelt,
für die Anwohner in Freimann zum ständi-
gen Ärgernis. An Spieltagen kurvten zu
Hunderten die Fußballfans durch die Sied-
lungen, stellten ihre Autos kreuz und quer
ab, hinterließen Müll, grölten herum.
Nach anhaltendem Drängen, auch des Be-
zirksausschusses, einigten sich 2018 Bür-
ger, Sicherheitsbehörden, lokale Politi-
ker, Polizei und der FC Bayern auf ein „An-
wohnerschutzkonzept“; die Erfahrungen
werden seitdem in regelmäßigen Treffen
der Beteiligten besprochen: Security-Mit-

arbeiter, finanziert durch den Stadionbe-
treiber, sind an Spieltagen bei Zufahrten
zu den Quartieren postiert, um anreisen-
de Fans zu animieren, ins Stadion-Park-
haus zu fahren. Manche fahren durch,
sehr viele drehen aber um, heißt es in ei-
ner positiven Bilanz für den Stadtrat. Zu-
dem hat die Verwaltung etliche Haltever-
botsschilder aufgestellt, was die Zahl der
Strafzettel teils halbiert hat; Rasenschutz-
bügel und Geländer verhindern regelwid-
riges Parken. Anwohnervertreter zeigten
sich zuletzt zufrieden. Das Konzept entfal-
tet seine Wirkung, es geht wieder ruhiger
zu in den Wohngebieten. smüh

Ein richtiger Flashmob war es zwar nicht, denn so ganz unangemeldet trafen sich die 160 Hornisten nicht am Freitagnachmittag auf
dem Marienplatz. Aber auffallende Werbung für ihr Hornfestival „Carnaval du Cor“ machten die Musiker der Berliner Philharmoni-
ker, des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, der Bamberger Symphoniker und anderer Spitzenorchester denn doch.
Zu hören sind die Hörner an diesem Samstag um 19 Uhr in der Schwabinger Erlöserkirche, Ungererstraße 15. FOTO: STEPHAN RUMPF

DEFGH Nr. 44, Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020 PGS R7


STADTVIERTEL


Altstadt– Eine menschliche Medizin und
Pflege für jeden ist wichtiger und essenzi-
eller denn je. Krankheit sollte nicht Ge-
schäftemacherei zur Folge haben, son-
dern individuelle Heilung erfahren. Der
Mediziner Tobias Esch und die Grünen-
Politikerin Barbara Steffens diskutieren
am Mittwoch, 26. Februar, im Literatur-
haus (Saal), Salvatorplatz 1, über das The-
ma „Heilen und Pflegen zwischen Ethik
und Profit“. Die Diskussion beginnt um 19
Uhr. Reservierung unter francisca.no-
[email protected]. ole

Mittendrin: Der Bezirksausschuss Alt-
stadt-Lehel tagt prominent. FOTO: SIMON


Neuhausen– Die SPD in Neuhausen-
Nymphenburg lässt den Fasching am
Aschermittwoch, 26. Februar, mit Kaba-
rett und Politik ausklingen. Musikkaba-
rettist Otto Göttler wird von 19.30 Uhr an
im Restaurant Juli an der Schloßschmid-
straße 5 die Gäste mit Kabarett und Wirts-
hausmusik unterhalten. Göttler ist Grün-
der des „Bairisch Diatonischen Jodel-
wahnsinns“, einer bayrischen Musik-
und Kabarettgruppe, die sich auf eigen-
willige Weise der neuen Volksmusik ver-
schrieben hat. Der Eintritt zum politi-
schen Aschermittwoch ist frei. eleg

Krapfen


vom Clown


Altstadt– Jazz mit musikalischem Tief-
gang präsentiert Sänger Thomas de Lates
am Freitag, 28. Februar, von 20.30 Uhr an
im Millerzimmer des Münchener Künst-
lerhauses, Lenbachplatz 8. Unter dem Ti-
tel „Flammende Herzen“ interpretiert er
bekannte Jazz-Songs auf seine Art. Be-
gleitet wird er von Oliver Hahn (Piano). Ti-
ckets sind für 20 Euro, ermäßigt zehn Eu-
ro, beim Münchner Künstlerhaus, Tele-
fon 59 91 84 14, erhältlich. soal


Wild in der Gegend geparkte
Fahrzeuge sind schon
jetzt ein großes Ärgernis

Security und Schutzbügel


Konzept für Wohngebiete an der Allianz-Arena wirkt


Hörner-Flashmob


Lästige Lückensuche


Bei Heimspielen der FC-Bayern-Basketballer herrscht rund um den Audi Dome Park-Chaos. Weil dort nun auch
Volleyballer spielen sollen, wird zunächst geprüft, wie man die Situation für die Anwohner entschärfen kann

Heilen


und pflegen


Kabarett


im „Juli“


Klare Worte


am Aschermittwoch


Jazz im


Millerzimmer


Unten geht’s rund: 2011 wurde die Rudi-Sedlmayer-Halle renoviert und dient
nun – unter neuem Namen – den Basketballern als Spielort. FOTO: CLAUS SCHUNK

ZENTRUM
VIERTEL-STUNDE

Tubaklänge


in der Erkerbar


Redaktion:Thomas Kronewiter (Leitung),
Hultschiner Straße 8, 81677 München
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