Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1
von nina von hardenberg

Prien– „Der Chiemsee färbt sich blutrot“,
schreibt im Oktober 2019 ein Nutzer, der
sich als Verwaltungsmitarbeiter der
Schön Klinik in Prien ausgibt, auf der Ar-
beitgeber-Bewertungswebsite Kununu.
Da hat die Klinikkette gerade angekün-
digt, dort gut ein Viertel ihrer Verwaltungs-
mitarbeiter zu entlassen. Seither hagelt es
böse Kommentare. „Großen Bogen ma-
chen“, heißt es. Oder: „Schön ist anders“.
90 Mitarbeiter der Zentrale in Prien
mussten gehen, darunter große Teile des
Managements. Jährlich bis zu zehn Millio-
nen Euro sollen so gespart werden. Und
mehr noch: Schön verpflanzt auch die Fir-
menzentrale nach München, weg aus
Prien also, dem Ort, wo alles begann, wo
die Bauunternehmer Else und Franz-Jo-
sef Schön 1985 die erste von heute 18 Klini-
ken in Betrieb nahmen – die psychoso-
matische Fachklinik Roseneck, bis heute

führend auf ihrem Gebiet. Es ist ein sym-
bolträchtiger Schritt, das weiß auch Schön-
Enkel Christoper Schön. Er sei aber über-
zeugt, „dass es für den regelmäßigen Aus-
tausch und die Koordination der Häuser
besser ist, wenn wir die Zentrale nach
München legen“, sagt er. Und, ja, er habe
das mit seinem Vater und seiner Mutter be-
sprochen. Sie hätten sich von seinen guten
Argumenten überzeugen lassen.
So ist es wohl, wenn man in dritter Ge-
neration ein Familienunternehmen führt,
wenn jede Business-Entscheidung auch
Auswirkungen auf das Lebenswerk der El-
tern und Großeltern hat: Christopher
Schön, 31 Jahre, dunkler Anzug, offenes
weißes Hemd, die blonden Haare lässig
nach schräg oben gekämmt, braucht gute
Argumente – in der Firma wie zu Hause.
„Wir verdienen derzeit kein Geld“, soll
er Teilnehmern zufolge bei der Mitarbei-

terversammlung gesagt haben, um die
Kündigungen zu begründen. Auch das ein
gutes Argument, nur kam es nicht gut an.
Ganz so sei es nicht gewesen, sagt CEO
Mate Ivančić bei einem Treffen in Mün-
chen. Aber ja, man habe zuletzt zum Teil
mehr ausgegeben als erwirtschaftet. Dies
müsse wieder in eine gesunde Balance
kommen. Der gelernter Mediziner Ivančić
kam 2019 zu Schön. Er führt seither mit
COO Christopher Schön die Geschäfte. Bei-
de versuchen die positiven Botschaften in
den Vordergrund zu stellen: Man wolle
den Kliniken mehr Verantwortung geben
und zugleich näher an sie heranrücken.
Darum der Personalabbau in der Zentrale.
Darum auch der Umzug zum Münchner
Ostbahnhof, 20 Minuten vom Flughafen.
Viele Mitarbeiter sehen in dem Schritt
aber vor allem eins: Kosteneinsparungen
eines Konzerns, der sich durch viele Zu-
käufe und zum Teil falsche Investitions-
entscheidungen zuletzt etwas übernom-
men hat.
Die Heftigkeit der Umstrukturierung
habe auch Außenstehende überrascht,
sagt Andreas Beivers, Studiendekan für
Gesundheitsökonomie an der Hochschule
Fresenius in München. Es seien viele gute
Leute gegangen. „Man fragt sich, wo
Deutschlands fünftgrößte Klinikkette hin-
steuert.“
Schön stand lange für hochspezialisier-
te Qualitätsmedizin. Ein Fokus, der sich
für den ehemaligen Bauunternehmer und
Klinik-Gründer Franz-Josef Schön eher
durch Zufall ergab. Anfang der 1980er-Jah-
re hatte er in Prien ein Krankenhaus für ei-
nen Auftraggeber gebaut, der am Ende ab-
sprang. Aus der Not entschloss sich Schön
Senior, das Haus selbst zu betreiben. Ein
Münchner Chefarzt hatte ihn überzeugt,
dort die erste psychosomatische Klinik
mit einer Spezialstation für Essstörungen
aufzumachen. Sie war schnell voll belegt
und renommiert. Familie Schön aber fand
das Erfolgsrezept ihrer Klinikkette: Quali-
tät durch Spezialisierung.
Ein Krankenhaus, in dem sehr oft die
gleichen Operationen gemacht oder die

gleichen Leiden kuriert werden, wird dar-
in irgendwann besser als die Konkurrenz.
Auch finanziell schneiden Fachkliniken in
der Regel signifikant besser ab. Bei Schön
hat man diesen Zusammenhang früh er-
kannt. „Während in den 2000er-Jahren
viele Ketten in die Breite gingen, wuchs
Schön sehr gezielt“, sagt Beivers. Franz-Jo-
sef Schön und später sein Sohn Dieter
kauften vor allem Häuser mit einem kla-
ren Schwerpunkt. In München etwa hat
sich die Schön Klinik Schwabing auf neu-
rologische Erkrankungen spezialisiert.
Das Haus in Harlaching ist für seine Ortho-
pädie bekannt.

Vorreiter war Schön auch bei der Quali-
tätsmessung. „Von der Zentrale aus haben
sie sich konzernweit Gedanken zu dem
Thema gemacht“, sagt Beivers. Schön ver-
glich Standorte, fragte nicht nur, ob eine
Hüftoperation gelang, sondern auch, wie
lange die Prothese hielt. „Messbar.Spür-
bar.Besser“ hieß der Slogan bis vor kur-
zem. Er war mehr als nur Marketing. „Es
war unsere gemeinsame Identität. Der
Grund, warum wir motiviert zur Arbeit
gingen“, sagt eine gekündigte Führungs-
kraft, die anonym bleiben will. Die kon-
zernweite Qualitätsabteilung wurde bei
der Reorganisation stark geschrumpft
und in das Medizincontrolling integriert.
Die Kliniken sollen das Thema künftig

selbst verantworten. Manchen ist das
recht. „Viele zeitraubende Abstimmungs-
prozesse sind nun überflüssig“, sagt Mar-
kus Walther, Ärztlicher Direktor der
Schön Klinik Harlaching.
Doch die Zeiten sind schwieriger für
Schön geworden. Die Klinikkette ist 2017
erstmals international gewachsen mit
zwei Kliniken in England, 2019 folgten
zwei weitere. Sie holte dafür die amerika-
nischen Private-Equity-Firma Carlyle ins
Haus. Carlyle stieg 2016 mit 22 Prozent ein
und zahlte dafür Branchenkreisen zufolge
einen sehr hohen Preis – Geld, das die Kli-
niken wieder verdienen müssen. 2016 war

auch das Jahr, in dem Schön-Enkel Chris-
topher in die Geschäftsführung einstieg,
während sich Vater Dieter mehr und mehr
zurückzog. Es war kein einfacher Zeit-
punkt für einen Generationswechsel.
Christopher Schön weiß, dass er jung ist
für den Job. Er habe noch keinen eigenen
Führungsstil, sagt er ehrlich. Manche hal-
ten ihn für zu jung.
Hohe Investitionen, steigende Kosten
und ein Investor, der mitverdienen will –
in den vergangenen Jahren sei es nur noch
ums Sparen gegangen, sagt die gekündig-
te Führungskraft. Sie fürchtet um die Qua-
lität, den Markenkern des Unternehmens.
Qualität sei Grundvoraussetzung, sagt da-
gegen Christopher Schön. Mit dem neuen

Slogan „Hallo Mensch“ wolle man sie sogar
noch breiter fassen und auch auf das Wohl-
befinden während des Klinikaufenthalts
achten.
Ob er sie spüre, die Last der Verantwor-
tung, die Last das, was der Großvater ge-
gründet und der Vater großgemacht hat,
nicht in den Sand zu setzten? „Gesunder
Druck ist immer gut“, sagt Christopher
Schön. „Der spornt einen zu Leistung an.“
Druck kommt auch aus der Politik: Aus
Kostengründen sollen Krankenhäuser die
Zahl ihrer Behandlungen nicht ausweiten,
auch wenn solche Routine die Qualität stei-
gert. Wer mehr als vereinbart operiert,
muss Abschläge hinnehmen. Eingriffe wie
Hüftoperationen, bei denen es Anzeichen
für eine Überversorgung gibt, wurden zu-
letzt pauschal schlechter bezahlt – die vie-
len Schön-Kliniken mit orthopädischen
Schwerpunkt dürften das spüren. „Das ist
der Nachteil, wenn man stark spezialisiert
ist“, sagt Gesundheitsökonom Beivers.
Der Schön-Konzern hat auch einige gro-
ße, wenig spezialisierte Häuser, doch diese
gelten Kennern als die weniger erfolgrei-
chen. Als Problemklinik gilt Vogtareuth, wo
man einen neuen OP-Trakt in ein oberbay-
erisches 3000-Einwohner-Dorf gebaut hat,
gedacht auch für die gut zahlenden arabi-
schen Patienten, die zuletzt aber ausblie-
ben. Man wolle sich künftig nicht auf eine
Patientengruppe fokussieren, sagen dazu
Ivančić und Schön junior, und auch nicht
auf eine medizinische Fachrichtung. Die
großen Versorgerhäuser wie Hamburg und
Düsseldorf seien genauso wichtig. Keinen
Fokus auf Fachkliniken also, Abschied von
den Wurzeln in Prien. Und was nun?
Wohin steuert die Schön Klinik? Christo-
pher Schön kann das jetzt mitentscheiden.
Der ältere Sohn von Dieter Schön hat in den
USA studiert. Er ist mehr Weltbürger als
sein Vater, interessiert sich für digitale The-
men, hat mit Minddoc ein Angebot von On-
line-Therapien aufgebaut, das inzwischen
800 Patienten mit psychischen Problemen
nutzen. Er kann die Richtung mitvorgeben.
Aber er wird sich erklären müssen, in der
Firma wie zu Hause.

Der Klinik-Gründer war
eigentlich Bauunternehmer.
Doch er fand ein Erfolgsrezept

Christopher Schön leitet das
Unternehmen.FOTOS: SCHÖN KLINIK

Egal ob derWinternoch gar nicht richtig
begonnen hat oder ob er schon wieder
vorbei ist:Alle Vögleinsind zwar noch
nicht da, aber Stare, Kiebitze und andere
Kurzstreckenzieher haben Experten vom
Landesbund für Vogelschutz heuer schon
in großen Schwärmen ausgemacht. Teils
seien sie ein bis zwei Wochen früher einge-
troffen als im vergangenen Jahr, woraus
diezuständigen Augurenim alten Rom
sicher was herausgelesen hätten.
Ebenfalls wieder da
war offenkundig ein
Braunbär, der unter
anderem im Landkreis
Garmisch-Partenkir-
chen durchs bayerisch-
tirolerische Grenzge-
biet streift. Jedenfalls
hat der BärSpuren im
Schneehinterlassen,
aber gesehen oder gar
mit einer Wildkamera gefilmt hat ihn
diesmal niemand. Aber vielleicht hat es
der Bär auch so ähnlich gemacht wie der
45-Jährige in Füssen, der sichals Busch
verkleidetund in der Fußgängerzone in
einen Pflanzkübel gestellt hat. Anders als
dieser Mann hat es der Bär aber auf jeden
Fall unterlassen, arglos vorübergehende
Menschen zu erschrecken und Filmchen
davon ins Internet zu stellen.


Erschrocken ist eine Autofahrerin im
niederbayerischen Zwiesel, die neben
einemWahlplakatplötzlich einen Hirsch
hat stehen sehen(FOTO: POLIZEIPRÄSIDIUM NIEDER-
BAYERN/DPA). Die Sache ging ohne Unfall ab,
und dervermeintliche Hirschwar laut
Polizei bloß ein Modell – entweder das
eines Hirschen oder eines Rentiers, was
trotz Lebensgröße gegen die Detailverses-
senheit des Modellbauers spricht.
Zweifellos echt, aber trotzdem nicht
mehr lebensnah ist „Mobbl“, die größte
komplett erhaltene Schildkröte aus der
Jura-Zeit. Das Fossil misst 140 Zentimeter
und ist der neue Star in Bambergs Natur-
kundemuseum. Entdeckt worden war die
ungefähr 154 Millionen Jahrealte Schild-
krötevor zwei Jahren in einem Stein-
bruch. Ganz so komplett ist Mobbl übri-
gens auch wieder nicht: Übrig geblieben
sind nur die Knochen, was nicht heißt,
dass schon im Jura aus dem gesamten
Rest Leberkäse gemacht worden wäre.
Was die aktuelleLeberkas-Lagebetrifft,
so schlug nun der Bayerische Rundfunk
Alarm. Wegen derAfrikanischen Schwei-
nepest in Chinaverteuere sich das bayeri-
sche Laib-Gericht zusehends. Wenn es
um ihre Grundnahrungsmittel geht, ver-
stehen die Bayern aber keinen Spaß, siehe
die Bierpreisrevolutionen im 19. Jahrhun-
dert. Von Leberkas-Revolten vorbislang
schweinsbilligen Landmetzgereienist
aber noch nichts bekannt. kpf

Mate Ivanic ist der Geschäfts-
führer der Kliniken.

Das war


Schönes Erbe


Mit gerade mal 31 Jahren lenkt Christopher Schön in dritter Generation Deutschlands größten familiengeführten Klinik-Konzern –
er legt die Zentrale nach München und fällt andere unpopuläre Entscheidungen. Kritiker fürchten um die Qualität

München– Die Ermittlungen gegen die
österreichische Eier-Firma Pro Ovo we-
gen möglicherweise verarbeiteten faulen
Eiern hat auch die Kontrollbehörden in
Bayern auf den Plan gerufen. Die „Bayeri-
sche Kontrollbehörde für Lebensmittelsi-
cherheit und Veterinärwesen“ (KBLV) ha-
be einen Betrieb in Oberbayern „unange-
kündigt“ kontrolliert, sagte ein Sprecher
am Freitag. Dabei sei der Eingang von
pasteurisierter Ware aus Österreich über-
prüft worden. „Es konnten keine lebens-
mittelrechtlichen Auffälligkeiten festge-
stellt werden“, teilte der Sprecher mit.
Der bayerische Betrieb habe die noch vor-
handene Ware aus Österreich vorsorglich
gesperrt. Derzeit überprüfe die KBLV, ob
noch weitere Betriebe in Bayern beliefert
wurden. Zudem sei ein Auskunftsersu-
chen an Österreich gerichtet worden. Die
Staatsanwaltschaft München hat Vorer-
mittlungen aufgenommen. In Österreich
wird gegen Pro Ovo wegen Betrugs ermit-
telt. Nachdem SZ und Oberösterreichi-
sche Nachrichten über die mutmaßlich
unhygienischen Zustände berichteten,
wurde das Betriebsgelände von Lebens-
mittelkontrolleuren untersucht. Pro Ovo
wird vorgeworfen, verdorbene Eier verar-
beitet zu haben. Zudem soll nicht nach-
vollziehbar sein, ob Freiland-, Boden-,
oder Käfigeier verwendet wurden. Die Fir-
ma stellt Eiermischungen her, die etwa
an Bäckereien oder Wirte gehen. nell


Regensburg– Im Regensburger Korrup-
tionsprozess ist am Freitag ein Bauunter-
nehmer vor dem Landgericht wegen Be-
stechung zu einer Geldstrafe verurteilt
worden. Das Gericht sah es als erwiesen
an, dass der Mann dem damaligen SPD-
Oberbürgermeister-Kandidaten Joa-
chim Wolbergs eine Wahlkampfspende
in Höhe von 5000 Euro zahlte, um sich
dessen Wohlwollen bei der Vergabe von
Bauprojekten zu sichern. Die Kammer
ging davon aus, dass es für den Tatbe-
stand der Bestechung genügt, dass die Be-
einflussung angestrebt wird, sei sie auch
erfolglos. Der Angeklagte wurde einem
Gerichtssprecher zufolge zu einer Strafe
von 70 Tagessätzen zu je 165 Euro verur-
teilt und gilt damit nicht als vorbestraft.
Mit Blick auf das unbescholtene Vorle-
ben des 53-Jährigen sei das Gericht von ei-
nem minderschweren Fall ausgegangen.
Strafmildernd seien auch die lange Ver-
fahrensdauer, der weit zurückliegende
Tatzeitpunkt und das Geständnis des An-
geklagten gewertet worden. Der Mann
hatte die Zahlung eingeräumt, aber ange-
geben, dass er damit nicht von einer Be-
stechung des späteren Oberbürgermeis-
ters ausgegangen war. In den Plädoyers
hatte die Anklagebehörde eine Geldstra-
fe von 150 Tagessätzen à 150 Euro wegen
Bestechung gefordert, der Verteidiger plä-
dierte auf Freispruch.
Wolbergs selbst hatte zu Prozessbe-
ginn gesagt, zu glauben, er habe sich von
einer 5000-Euro-Spende in seinen Ent-
scheidungen beeinflussen lassen, sei „an
Absurdität nicht zu überbieten“. Er habe
den Bauunternehmer erst im Gerichts-
saal kennengelernt. Das Verfahren gegen
den Unternehmer war Anfang Februar
vom Prozess um Wolbergs abgetrennt
worden, um es gesondert zu einem Ab-
schluss zu bringen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Wolbergs
vor, er habe sich von mehreren Bauunter-
nehmern mit Parteispenden im Kommu-
nalwahlkampf 2014 bestechen lassen. Er
weist den Vorwurf zurück. In einem ers-
ten Prozess war Wolbergs im Juli 2019 ver-
gangenen Jahres in zwei Fällen wegen
Vorteilsannahme verurteilt und von sämt-
lichen weiteren Anklagepunkten freige-
sprochen worden. dpa


Hier nahm das Unternehmen 1985 seinen Anfang: In Prien am Chiemsee sitzt die psychosomatische Fachklinik Roseneck. 90 Mitarbeiter der Verwaltung mussten nun gehen, darunter etliche Manager.

Das Wort Trauung hat etwas mit dem
Verb „trauen“ zu tun – und zwar in der
Bedeutung von „sich in Herrgottsnamen
endlich wagen“. Aber: Um sich auf das
Abenteuer Ehe einzulassen, brauchen
manche ganz spezielle Anreize. Einer
davon ist das Hochzeitsdatum, der
9.9. 1999 zum Beispiel. Oder eben auch
der 20.2.2020. An solchen Tagen müssen
Standesbeamte angesichts des Massenan-
sturms der Heiratswilligen über sich hin-

auswachsen. Stellvertretend für alle ist
die Nürnberger Standesbeamtin Judith
Maschlanka zu nennen. Bei ihr gaben sich
am Donnerstag viele strahlende Paare die
Klinke in die Hand, und sogar das Bayeri-
sche Fernsehen war da, um den Andrang
zu dokumentieren. Dabei war an diesem
Tag das Wetter eher durchwachsen – von
Wind, Graupelschauern bis zu frühlings-
haftem Sonnenschein war alles dabei.
Doch auch das erinnert an das Eheleben:
„Ab und zu stürmt es mal ein bisschen,
aber dafür sind dann hinterher die sonni-
gen Abschnitte um so schöner“, sagt
Maschlankas Chefin Dagmar Heckel.
20 Trauungen am Vormittag und weite-
re fünf am Nachmittag fanden am Don-
nerstag allein im Trausaal des Nürnberger
Rathauses statt, insgesamt 37 waren es an
diesem Tag im gesamten Stadtgebiet der
fränkischen Metropole. Sonst sind es weit
weniger. „20 Paare am Vormittag des
20.2. 2020, das fand ich dann doch recht
schön“, sagt Maschlanka, die allein zehn
Paare in ihren neuen Lebensabschnitt
begleitet hat. „Bei uns ist Trubel ohne
Ende“, sagt sie – denn zu den Trauungen
kommt ja auch noch die andere Arbeit
hinzu, Überprüfung von Dokumenten,
Namensänderungen – und, und, und. Für
die Paare hat Judith Maschlanka ein schö-
nes Motto: „Gemeinsam sind Sie stark!“
An diesem Samstag wird sie selbst 48 Jah-
re alt – siehe Geburtsurkunde. dm

In Bayern tobt weiter-
hin derKommunal-
wahlkampf, doch erst
einmal gibt es da und
dort noch diverse Fa-
schings-, Fastnachts-
oder Karnevalsumzü-
ge, je nachdem. Auf
einer sicherlich prunk-
vollen Sitzung in Kitzin-
gen erhält der Ministerpräsident den
Schlappmaulorden. Und wann ist alles
vorbei? Am Aschermittwoch natürlich,
dem jüngsten Tag allen Frohsinns. Damit
beginnt für manche immer nochirgend-
eine Fastenzeit– und sei es, dass sie bis
Ostern am liebsten weniger auf ihr Mobil-
telefon schauen würden. Politisch wird
am Aschermittwoch aber traditionell
nicht sehr viel Zurückhaltunggepflegt.
So werden sich Markus Söder und Gregor
Gysi in Passau ebenso wenig zurückzuhal-
ten versuchen wie Saskia Esken in Vils-
hofen, Robert Habeck und Linda Teute-
berg(FOTO: GEORG WENDT/DPA)in Landshut oder
Hubert Aiwanger in Deggendorf. Katrin
Ebner-Steiner weiß womöglich gar nicht,
wie das geht, diesmal in Osterhofen. Und
falls noch Fragen offen sind: Habeck redet
am Abendgleich noch einmalin Sulz-
berg im Allgäu, und Linda Teuteberg ist
die Generalsekretärin der FDP. kpf

Wirtschaftsminister
Hubert Aiwanger (FW)
stellte am Montag einen
seltsamen Vergleich an,
als er sich über den Verlauf
der geplanten Stromtrasse
Südostlink informierte.
Er wolle keine Trasse,
egal ob entlang der
Autobahn oder querfeldein.

Faule Eier: Kontrolle


auch in Bayern


Bauunternehmer


verurteilt


53-Jähriger muss Geldstrafe
wegen Bestechung bezahlen

Heldin der Woche


Das kommt


DIE WOCHE


IN STEIN GEMEISSELT


Judith Maschlanka hat am
20.2.2020 zehn Paare getraut. Solch
eingängige Termine sind besonders
beliebt.FOTO: IRINA MARTINIUK

Wir haben jetzt die Wahl


zwischen


Erhängen und Erschießen.“



R16 BAYERN Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020, Nr. 44 DEFGH

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