Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1
interview: leila al-serori
und peter münch

D


as Palais Trautson strahlt von
außen Wiener Prunk und von
innen ziemlichen Modernisie-
rungsbedarf aus. Wenn Alma
Zadić, Österreichs erste grüne
Justizministerin, durch ihre Amtsräume
führt, dann spricht sie sofort davon, was
sie hier gern alles verändern würde: die
Vorhänge im Blauen Salon, auch die Sitz-
möbel aus den Siebzigerjahren in ihrem
Büro. Die 35-jährige Ministerin und ehe-
malige Rechtsanwältin will jedoch auch in-
haltlich viel reformieren – doch die ersten
sechs Wochen im Amt verliefen alles ande-
re als einfach.

SZ: Frau Zadić, als Sie Ihr Amt Anfang
Januar antraten, erhielten Sie Hassnach-
richten und Morddrohungen, nur weil Sie
als erste Ministerin Österreichs Migrati-
onshintergrund haben. Hatten Sie damit
gerechnet?
Alma Zadić: Ich habe diese Welle an Hass
nicht erwartet – diese unfassbare Menge
an Morddrohungen und rassistischen Un-
tergriffen, diese Hetze. Aber was ich auch
nicht erwartet habe, ist die Solidarität. Ich
bekomme immer noch Nachrichten, in
denen die Leute sagen: ,Frau Ministerin,
wir stehen hinter Ihnen, lassen Sie sich
nicht unterkriegen, Österreich ist nicht so.‘

Letzteres hat man ziemlich oft gehört in
jüngster Zeit, zum Beispiel vom Bundes-
präsidenten nach der Ibiza-Affäre. Aber
woher kommt dann dieser Hass gegen
eine Ministerin, die als Kind vor dem
Krieg in Bosnien fliehen musste?
Der Hass wird nur von einer kleinen Grup-
pe befeuert, die laut ist und zum Teil auch
gefährlich. Die Solidarität aber kommt aus
ganz Österreich und aus unterschiedlichen
Parteien. Diesen Menschen geht es auch na-
he, dass ich jetzt Personenschutz brauche.
Immer noch?
Leider.

Sie brauchen als Ministerin Personen-
schutz, im deutschen Hanau bringt ein
Rechtsextremist neun Menschen mit Mi-
grationshintergrund um. Bewegt sich un-
sere Gesellschaft in die falsche Richtung?
Es zeigt, zu welch abscheulichen Taten
Hass, Hetze und Rassismus führen kön-
nen. Als Gesellschaft können wir entschei-
den, in welche Richtung wir gehen. Wir
müssen uns dafür einsetzen, dass alle,
egal woher sie kommen oder welche Religi-
on sie haben, dazugehören. Niemand soll-
te sich fürchten müssen, in eine Shisha-
Bar zu gehen.
Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus
politisch?
Wir müssen die Verbreitung von Rassis-
mus vor allem im Internet verhindern. Auf
Social-Media-Plattformen verbreiten und
verstärken sich solche Inhalte rasant. Und
dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis den
Worten Taten folgen.

Und persönlich, aus den Angriffen auf
Ihre Person?
Es ist immer schwierig, die Erste mit Mi-
grationshintergrund zu sein. Aber irgend-
wann wird das zur Normalität werden, zu-
mindest hoffe ich das.
Anfang des Monats erhielten Sie und Ihr
Ressort aus einem anderen Grund viel
Aufmerksamkeit: Kanzler Sebastian
Kurz klagte über Parteilichkeit und rote
Netzwerke in der Justiz. Man könnte sich
auch schwarze Netzwerke vorstellen,
schließlich war das Ministerium vor Ih-
rem Amtsantritt zwölf Jahre lang in Hän-
den der ÖVP. Fühlen Sie sich als erste Grü-
ne im Justizministerium umzingelt?
Ich habe hier noch keine Netzwerke ent-
deckt. Ich weiß, dass die Justiz und insbe-
sondere die Gerichte und die Staatsanwalt-
schaft unabhängig und objektiv ermitteln.

Ich weiß nicht, woher diese Debatte
kommt.
Eine Lesart war, dass Kanzler Kurz Sie
und die Grünen damit in die Ecke drän-
gen wollte.
Ich fühle mich nicht ins Eck gedrängt. Und
wenn es als Folge dieser Geschichte nun
Aufmerksamkeit für die Justiz und damit
mehr Geld für den Bereich gibt, der chro-
nisch unterfinanziert ist, dann war diese
Debatte gut.

Die ÖVP fällt immer wieder mit Forderun-
gen auf, die in den Justizbereich fallen,
zum Beispiel die Sicherungshaft, also
eine Präventivhaft für möglicherweise
gefährliche Asylbewerber. Wie positionie-
ren Sie sich dazu?
Der ÖVP war diese Sicherungshaft wich-
tig. Wir haben uns im Regierungspro-

gramm aber darauf geeinigt, dass solch
eine Sicherungshaft mit der Verfassung,
den Menschenrechten und dem EU-Recht
konform sein muss.
Können Sie sich eine Sicherungshaft vor-
stellen, die diese drei Kriterien erfüllt?
Es gibt unterschiedliche Positionen dazu
von Experten, das müsste man ausarbei-
ten. Das ist vielleicht auch die grüne Hand-
schrift im Regierungsprogramm, die wir
uns erkämpft haben, dass jede Änderung
vor allem im Strafrecht evidenzbasiert
sein muss.
Die ÖVP will auch ein Verbot der Weiterga-
be von Akten aus Strafverfahren an Jour-
nalisten – ein grundlegender Teil investi-
gativer Arbeit.
Das war Thema in den Verhandlungen,
wurde aber explizit von uns abgelehnt.
Das wird also nicht kommen.

Dennoch werden solche Forderungen
immer wieder neu gestreut, die ÖVP
scheint sich öfter durchzusetzen, vor
allem in der öffentlichen Wahrnehmung.
Ist es schwer, sich als Grüne in dieser
Koalition zu behaupten?
Wir sind insgesamt nur vier Ministerin-
nen und Minister, wir sind der kleinere
Partner. Aber die Ministerien in Österreich
sind monokratisch organisiert, mit dem
Minister, der Ministerin als Weisungsspit-
ze, und wir führen durchaus selbstbe-
wusst unser Amt. Es gibt keine Richtlinien-
kompetenz wie in Deutschland, wo die
Kanzlerin durchgreifen kann.

Weiß das auch Kanzler Kurz?
Ja, das weiß der Kanzler auch. Außerdem
haben wir ein 330 Seiten starkes Regie-
rungsprogramm, in dem sehr viele Punkte
sind, die wir als Grüne durchgebracht ha-
ben. Ich werde jedenfalls unbeirrt weiterar-
beiten an den Dingen, die ich mir vorge-
nommen habe: im Bereich der Transpa-
renz, der Korruptionsbekämpfung, der
Stärkung der Staatsanwaltschaft oder bei
Hass im Netz. Aber wenn ich ganz ehrlich
bin: Wir Grünen müssen noch an unserer
Kommunikation nach außen arbeiten, da
hat die ÖVP einen Vorsprung.
Die ÖVP hat nun mal einen gut geölten
Apparat und viel Regierungserfahrung.
Und wir Grüne sind ja zum ersten Mal in
einer Regierung. Man kann nicht mehr wie
in der Opposition seine Schlaraffenland-
Anträge schreiben, sondern muss Kompro-
misse eingehen.

Es hat aber bereits in den ersten Wochen
der Koalition ordentlich geholpert. Kann
das fünf Jahre gutgehen?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gutge-
hen wird. Aber natürlich sind es sehr unter-
schiedliche Parteien, die unterschiedliche
Ziele verfolgen. Es gibt eine Schnittmenge,
die sich im Regierungsprogramm findet.
Um das alles abzuarbeiten, brauchen wir
aber wahrscheinlich länger als fünf Jahre.
Also wollen Sie zehn Jahre mit Sebastian
Kurz regieren?
Wir haben uns zumindest einiges vorge-
nommen. Es ist natürlich ein Novum in Eu-
ropa, dass so unterschiedliche Parteien
miteinander koalieren. Ich finde es aber
völlig in Ordnung, wenn man Dinge unter-
schiedlich bewertet. Ich habe ja meinen
ideologischen Zugang mit dem Minister-
amt nicht aufgegeben, genauso wenig wie
Sebastian Kurz. Wir können vielleicht da-
mit auch vorleben, wie man respektvoll
mit Menschen umgeht, die eine ganz ande-
re Meinung haben als man selbst.
Könnte das auch ein Vorbild sein für ande-
re Länder, für Deutschland?
Ich denke schon. Es ist schließlich überall
zu beobachten, dass die Gesellschaften
auseinanderdriften. Die Wahlergebnisse
in Europa zeigen, dass vor allem rechtskon-
servative Parteien zulegen, aber eben auch
die Grünen. Unsere Aufgabe wird sein zu
beweisen, dass man zwischen diesen bei-
den Polen eine Brücke schlagen kann.

Seoul– Am Freitag war es sehr ruhig in
Seoul, der Hauptstadt Südkoreas. Wenige
Menschen auf der Straße, wenig Verkehr.
Aber das war kein Zeichen der Entspan-
nung, im Gegenteil: Die Coronavirus-Kri-
se nimmt in dem ostasiatischen Land all-
mählich verstörende Ausmaße an. In den
vergangenen drei Tagen hat sich die Zahl
der Covid-19-Infizierten auf 206 vervier-
facht. Präsident Moon Jae-in sagte: „Es ist
eine sehr ernste Situation.“ Seouls Bürger-
meister Park Won-soon verkündete „drin-
gende und starke Maßnahmen, um zu ver-
hindern, dass das Virus auf lokale Gemein-
den übergreift“. Die Stadt Daegu und der
benachbarte Landkreis Cheongdo wur-
den zur „Spezialüberwachungszone“ er-
klärt.
Das Beispiel der chinesischen Millio-
nenstadt Wuhan hat gezeigt, wie stark
sich das Virus verbreiten kann, wenn man
es nicht früh und sorgfältig genug be-
kämpft. Dort infizierte sich zum ersten
Mal ein Mensch mit dem neuartigen Coro-
navirus, der Beginn eines Ausbruchs, der
in China bisher über 75 000 Fälle hervor-
gebracht hat. Auf der benachbarten korea-
nischen Halbinsel ist man deshalb alar-
miert. Das kommunistische Regime in
Nordkorea mit seinem lückenhaften Ge-
sundheitssystem hat sich einer 30-tägi-
gen Quarantäne verschrieben. Und in Süd-
korea verschärfen die Behörden ihre Vor-
gaben, um das Virus einzudämmen. Bür-
germeister Park schränkte wegen des Not-
falls sogar das Demonstrationsrecht in
der Hauptstadt ein: Seoul Plaza, Cheong-
gye Plaza und Gwanghwamun Plaza,
sonst tägliche Schauplätze von Kundge-
bungen, werden für größere Menschenan-
sammlungen gesperrt. Wer gegen das Ver-
bot verstößt, riskiert eine Geldbuße von
bis zu drei Millionen Won (2300 Euro).
Das Zentrum der südkoreanischen Co-
ronavirus-Krise liegt allerdings 300Kilo-
meter südlich von Seoul: 153 der gemelde-
ten Fälle stammen allein aus der 2,5-Milli-
onen-Stadt Daegu und aus Daegus Nach-
barprovinz Nord-Gyeongsang, 16 aus ei-
nem Krankenhaus in Cheongdo, nahe Dae-
gu. Jeong Eun-kyeong, Direktorin des na-
tionalen Zentrums für Seuchenkontrolle
und Vorbeugung, bestätigte, dass die
meisten der neuen Fälle, nämlich 128, mit
der Shincheonji-Jesuskirche in Daegu in
Zusammenhang stünden. Koreas Co-
vid-19-Fall Nummer 31, eine 61-jährige

Anhängerin der Kirche, sei der mögliche
Ausgangspunkt der Massenansteckung.
Sie hatte an den beiden vorangegangenen
Sonntagen Gottesdienste besucht und
war diese Woche positiv getestet worden.
Aus dem Rathaus von Daegu kam die Emp-
fehlung, möglichst zu Hause zu bleiben.
Nach Berichten aus der Stadt hielten sich
auch sehr viele Einwohner daran. Gesund-
heitsminister Park Neung-hoo sagte: „Al-
le Patienten mit Lungenentzündung in
Krankenhäusern in Daegu werden auf das
Virus getestet.“

Der schwelende Volkszorn richtet sich
wohl gegen die Shincheonji-Jesuskirche,
vor allem gegen ihr erstes infiziertes Mit-
glied. Und auch die Behörden reagieren:
In Seoul sprach Bürgermeister Park da-
von, dass auch Fälle außerhalb Daegus
mit der Shincheonji-Jesuskirche verbun-
den seien. Gotteshäuser der Religionsge-
meinschaft müssen in der Hauptstadt des-
halb schließen. Shincheonji-Kirchgänger
sollen sich unter einer Notfallnummer
melden. Park nannte die Vorgabe eine „un-
vermeidliche Maßnahme, Gesundheit, Si-
cherheit und Leben der Bürgerinnen und
Bürger zu schützen“. thomas hahn

München –Die USA und die islamisti-
schen Taliban haben sich auf Schritte zu
einer Reduzierung der Gewalt in Afghanis-
tan geeinigt. „Nach Jahrzehnten des Kon-
flikts haben wir uns mit den Taliban auf ei-
ne signifikante Reduzierung der Gewalt
geeinigt“, teilte der US-Außenminister
am Freitag auf Twitter mit. Das sei ein
wichtiger Schritt auf einem langen Weg
zum Frieden, und er rufe alle Afghanen
auf, die Möglichkeit zu nutzen, schrieb
Mike Pompeo weiter.

Ein Sprecher des afghanischen Nach-
richtendienstes NSC bestätigte am Frei-
tag, dass um Mitternacht eine „Testpha-
se“ für einen Friedensvertrag beginne.
Beide Konfliktseiten verpflichten sich,
die Gewalt zunächst für eine Woche zu ver-
ringern. Wenn es friedlich bleibt, soll ein
schrittweiser Abzug der US-Truppen be-
ginnen. Innerhalb von 135 Tagen sollen
4400 der momentan 13 000 im Land stati-
onierten US-Soldaten heimkehren.
Bereits im September 2019 hatten die
USA und die Taliban eine ähnliche Eini-
gung verkündet, die dann aber nie unter-
zeichnet wurde. Ausschlaggebend für das
Scheitern war eine Welle von Anschlägen
in Kabul und anderen Städten. Unklar ist,
ob die Taliban mit dieser Strategie ver-
suchten, den Preis für ihre Zustimmung
zu dem Abkommen in die Höhe zu treiben
oder ob im Land operierende Fraktionen
der Gruppe die Politik ihrer in Katar resi-
dierenden Vertreter untergraben wollten,
die dort mit dem US-Gesandten Zalmay
Khalilzad verhandelten.
US-Präsident Donald Trump, der im
Wahlkampf für die Präsidentenwahl im
November diesen Jahres gerne damit
punkten würde, den bei seinen Anhän-
gern unpopulären Krieg in Afghanistan
nach 19 Jahren beendet zu haben, versuch-
te daraufhin die Taliban zu überrumpeln.
Er setzte kurzfristig einen geheimen Gip-
fel in Camp David an, dem Feriendomizil
der US-Präsidenten. Zu dem Treffen woll-
te er auch den afghanischen Präsidenten
Aschraf Ghani laden, mit dem die Taliban
bisher Gespräche verweigert hatten.
Trump sagte den Gipfel schließlich we-

gen eines weiteren Anschlags in Kabul ab,
die Kritik an ihm war jedoch selbst unter
Republikanern scharf: Denn mit den Tali-
ban plante er Mitverantwortliche für die
Anschläge des 11. September 2001 an ei-
nen der symbolträchtigsten Orte der USA
einzuladen.
Beim diesmaligen Anlauf scheinen je-
doch sogar schon Terminfragen geklärt:
„Wir bereiten uns auf die Unterzeichnung
am 29. Februar vor“, sagte US-Außenmi-
nister Pompeo in einer Stellungnahme.
Auch Vertreter der Taliban hatten zuletzt
die Übereinkunft für Ende Februar in Aus-
sicht gestellt. Nun bestätigten ihre Vertre-
ter das Datum und kündigten an, dass zur
Zeremonie der Unterzeichnung des Ab-
kommens in Katars Hauptstadt Doha Ver-
treter mehrerer Staaten, der UN und wei-
tere Würdenträger eingeladen werden sol-
len. Ob dazu auch Nato-Generalsekretär
Jens Stoltenberg zählen wird, ist noch un-
bekannt, er äußerte sich am Freitag je-
doch schon einmal erfreut über das Ab-
kommen: „Ich begrüße die heutige An-

kündigung, dass eine Verständigung auf
eine deutliche Reduzierung der Gewalt in
Afghanistan erreicht wurde“, sagte der
Norweger in Brüssel.
Neben dem Plan zu einem Abzug von
US-Truppen soll das Abkommen Garan-
tien der Taliban beinhalten, dass Afgha-
nistan kein Rückzugsort für Terroristen
wird. Binnen zehn Tagen nach der Unter-
zeichnung sollen zudem innerafghani-
sche Verhandlungen zur künftigen Macht-
verteilung beginnen, die eigentlichen Frie-
densgespräche. Diese dürften sich derzeit
allerdings schwierig gestalten, da die
Machtfrage in Kabul nicht eindeutig ge-
klärt ist: Nach einer monatelangen Hänge-
partie erklärte die Wahlkommission in
dieser Woche Amtsinhaber Aschraf Ghani
zum Sieger der Präsidentschaftswahlen
vom September. Sein Gegenspieler Abdul-
lah Abdullah erkennt das Ergebnis jedoch
nicht an und will eine Gegenregierung bil-
den. Für Gespräche mit den Taliban ist je-
doch eine einheitliche Position Kabuls
notwendig. moritz baumstieger

„Wir Grünen müssen noch an
unserer Kommunikation nach
außen arbeiten.“

La Paz– In Bolivien hat das Oberste
Wahlgericht dem Ex-Präsidenten Evo
Morales eine Kandidatur als Senator bei
den kommenden Wahlen im Mai unter-
sagt. Morales habe keinen ständigen
Wohnsitz in Bolivien, begründete der
Präsident des Gerichts, Salvador Rome-
ro, die Entscheidung. Morales war An-
fang November nach den umstrittenen
Präsidentschaftswahlen auf Druck des
Militärs zurückgetreten. Nun hält er sich
in Argentinien auf, um von dort den
Wahlkampf seiner Partei „Bewegung für
den Sozialismus“ zu koordinieren. Mora-
les nannte die Entscheidung einen „An-
schlag auf die Demokratie“. epd


sind bis Freitagabend am
Coronavirus gestorben,
die allermeisten in China. Die
Zahl der Neuansteckungen dort
hatte sich am Donnerstag mehr
als verdoppelt. Und die
Krankheit breitet sich
weltweit aus. Iran meldete am
Freitag 13 weitere Coronafälle.
Von den neu diagnostizierten
Patienten seien zwei bereits
gestorben. In Italien meldeten
die Behörden am Freitag 16 neue
Infektionen.reuters

„Als Gesellschaft können wir
entscheiden, in welche
Richtung wir gehen.“

Maseru– Lesothos Ministerpräsident
Thomas Thabane ist dem Auftakt seines
Mordprozesses ferngeblieben. Gerüch-
ten zufolge sei der 80-Jährige zu medizi-
nischen Tests nach Südafrika gereist,
sagte der stellvertretende Polizeichef
Paseka Mokete am Freitag. Thabanes
Anwalt habe ihm gesagt, er wisse nicht,
wo sich sein Mandant aufhalte. Es sei
aber noch zu früh, einen Haftbefehl zu
erwirken. „Wir warten jetzt, dass er zu-
rückkehrt, damit er angeklagt werden
kann“, sagte Mokete. Tags zuvor hatte
Mokete der Nachrichtenagentur AP noch
gesagt, Thabane werde im Gericht er-
scheinen, wo er wegen Mordes an seiner
von ihm getrennt lebenden Frau Lipole-
lo und Mordversuchs an deren Freundin
angeklagt werden soll. Thabane ist der
erste amtierende Ministerpräsident
Lesothos, der sich einer Strafanklage
stellen muss. Lesothos Regierungspartei
All Basotho Convention hat Thabanes
sofortigen Rücktritt gefordert. Die dro-
hende Mordanklage mache es ihm un-
möglich, weiter im Amt zu bleiben. dpa


Istanbul– Nach seinem Freispruch im
Gezi-Prozess und der schnellen Wieder-
Festnahme wegen neuer Vorwürfe hat
sich der türkische Intellektuelle Osman
Kavala erstmals zu Wort gemeldet. Er
sprach in einer am Freitag veröffentlich-
ten Stellungnahme von „intensiver Bös-
willigkeit“ und machte Präsident Recep
Tayyip Erdoğan für seine abermalige
Untersuchungshaft verantwortlich. „Die
Behauptung, dass ich ein Planer des
Putschversuchs vom 15. Juli sei, ist noch
viel irrationaler als die Behauptung,
dass ich die Gezi-Proteste geplant und
organisiert habe, und zeugt von intensi-
ver Böswilligkeit“, hieß es in der Stellung-
nahme. Er habe gehofft, dass der Gezi-
Prozess dazu beitrage, die Probleme in
der Justiz zu erkennen und damit zu
bessern. Am Dienstag hatte ein Gericht
in Istanbul Kavala und acht weitere An-
geklagte vom Vorwurf des Umsturzver-
suchs im Zusammenhang mit den regie-
rungskritischen Gezi-Protesten 2013
freigesprochen. Kavala wurde jedoch
sofort wieder festgenommen. dpa


„Diese Welle an Hass“


Justizministerin Alma Zadić ist die erste österreichische Ministerin mit
Migrationshintergrund. Seit ihrem Amtsantritt braucht sie Personenschutz

Seuchenherd Kirche


Coronavirus-Krise nimmt in Korea verstörende Ausmaße an


2236


Menschen


Bangkok– Das thailändische Verfas-
sungsgericht hat die Auflösung der oppo-
sitionellen Partei „Neue Zukunft“ wegen
Verstoßes gegen die Wahlgesetze ver-
fügt. Das berichtete am Freitag das Nach-
richtenportalKhaosod English. Darüber
hinaus werden führende Köpfe der Par-
tei für zehn Jahre aus der Politik ver-
bannt. Ihnen wird vorgeworfen, einen
für illegal befundenen Kredit von 191
Millionen Baht (etwa 5,6 Millionen Euro)
ihres Mitbegründers angenommen zu
haben. Kritiker bezeichneten die An-
schuldigungen als politisch motiviert.
Die vor allem unter jungen Menschen
populäre Partei hatte sich klar gegen
Thailands ultra-konservatives Establish-
ment und das Militär positioniert. dpa


Der lange Weg zum Frieden


USA und Taliban planen ein Abkommen zur Verringerung der Gewalt in Afghanistan


Teheran –Inmitten einer schweren
Wirtschaftskrise infolge der US-Sanktio-
nen hat im Iran am Freitag die Parla-
mentswahl begonnen. Revolutionsfüh-
rer Ali Chamenei gab seine Stimme be-
reits am frühen Morgen ab (FOTO: REUTERS).
Mehr als 7000 Kandidaten bewerben
sich um die 290 Mandate. Überschattet
wird die Wahl von der umstrittenen
Ablehnung gemäßigter Kandidaten, die
Präsident Hassan Rohani nahestehen.
Fast 75 Prozent der Kandidaten aus
Rohanis Lager sollen vom Wächterrat,
der laut Verfassung über die ideologi-
sche Standfestigkeit der Kandidaten


wacht, disqualifiziert worden sein. Fast
58 Millionen der 83 Millionen Iraner
sind wahlberechtigt, Beobachter gehen
jedoch von einer niedrigen Wahlbeteili-
gung aus. Das staatliche Fernsehen, das
live über die Wahlen berichtete, sprach
hingegen von einer sehr hohen Wahlbe-
teiligung in der Hauptstadt Teheran und
anderen Provinzen. Nach Angabe von
Augenzeugen waren zumindest in Tehe-
ran die meisten Wahllokale leer. Einige
erklärten sogar, es seien mehr Reporter
als Wähler da. dpa


Trump will den unpopulären
Krieg in Afghanistan nach
19 Jahren beendet wissen

Die ehemalige Rechtsanwältin Alma Zadić während der Zeremonie zur Vereidigung – der „Angelobung“ der neuen Regie-
rung – im Präsidialbüro in Wien Anfang Januar. FOTO: LEONHARD FOEGER/REUTERS

DEFGH Nr. 44, Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020 HF3 POLITIK 9


Morales ausgeschlossen


Parteienverbot in Thailand


Ein Soldat wacht vor einer Militärakademie in Kabul. Ein Attentäter sprengte
sich Mitte Februar in die Luft und tötete mehrere Menschen. FOTO: RAHMAT GUL/AP

Geringe Wahlbeteiligung


Mordprozess gegen Premier


Kavala wehrt sich


AUSLAND

Free download pdf