Frankfurter Allgemeine Zeitung - 05.03.2020

(vip2019) #1

SEITE 20·DONNERSTAG, 5.MÄRZ2020·NR.55 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


I


nder Entstehungsgeschichtevon
Zoom Video steckt einStückRo-
mantik. EricYuan hat den Spezia-
listenfür Videokonferenzenüber
das Internet2011 gegründet, aber so wie
er es erzählt,kamihm die Idee dahinter
schon fast 25Jahrevorher .Dergebürtige
Chinesewardamals inseinem ersten
Studienjahr in seiner Heimatprovinz
Shandong, und seineFreundin, die spä-
terzuseiner Frau werden sollte, lebte
zehn Stunden mit demZugentferntvon
ihm. Also sah er sie nur zweimal im Jahr
in denFerien. Underwünschtesicheine
Technologie herbei, die es ihm ermög-
licht, sie zu sehen,wann immer ihm da-
nachist.
Heutelebt Yuan in denVereinigten
Staaten, undKommunikation perVideo
istsein Geschäft. Sein Unternehmen,
das er alsVorstandsvorsitzender führt
und an dem er einengrößeren Anteil
hält, zählt derzeit zu denAufsteiger nin
der amerikanischen Technologiebran-
cheund hat einen der erfolgreichsten
Börsengängedes vergangenen Jahres
hingelegt.Esfeierteein rauschendesDe-
bütan derWall Stre etunderlebteamers-
tenHandelstageinen Kurssprungvon
mehr als 70 Prozent.Das is tein krasser

Gegensatz zumFahrdienstUber,der nur
wenigeWochen nachZooman die Börse
kam, dabeiaberaufenttäuschendeReso-
nanz stieß, oder auchzum Bürovermitt-
ler Wework,der seinen einstmit Span-
nung erwarteten Börsengang sogarganz
absagen musste.
And ersals Uber undWework kann
Zoom behaupten, nicht nur rasant zu
wachsen, sondernauchGewinne zu er-
wirtschaften, wasanden Finanzmärkten
gernegehörtwird. Undnun er weistsich
auchdie Ausbreitungdes Coronavi rus,
die ansonsten für schwereErschütterun-
genander Bö rsegesorgthat,al sKurstrei-
berfür Zoom. DasUnternehmen gilt als
Profiteur der Gesundheitskrise,weil im-
mer mehr Menschen aus Angstvor einer
Ansteckung vonzuHause aus arbeiten
und persönlicheBesprechungen deshalb
womöglichverstärkt durch Videokonfe-
renzenersetztwerden.DerKurznachrich-
tendienstTwitter ging sogar soweit, sei-
ne gesamteBelegschaftzur Heimarbeit
aufzufordern, der Internationale Wäh-
rungsfonds und dieWeltbank haben ihre
im April angesetzteFrühjahrstagung ab-
gesagt undwollen sie in einem „virtuel-
len Format“ stattfinden lassen. Das Ana-
lysehaus Bernstein schätzt,Zoom habe

seitAnfangJanuarschonmehrNutzerge-
wonnenalsimGesamtjahr2019. DerAk-
tienkur sist seit Jahresbeginn um mehr
als 70 Prozentgestiegen, und dasUnter-
nehmen wirdjetzt mit mehr als 32 Milli-
arden Dollar bewertet.
VorwenigenTagen thematisierte
Yuan dieCorona-Epidemie in einem
Blogeintrag, der eine Mischungaus Ei-
genwerbun gund Hilfsangebotwar.Da-
bei verwies er auf seineWurzeln i nChi-
na, wo das Virus zuerst aufgetaucht ist
undwo esbi sheutedie mei stenInfektio-
nen gibt.Ersagte, er hängenochimmer
an dem Land undwolle hierdieZeit be-
schränkung von40Minuten für die Gra-
tisnutzungvonZoom aufheben. DieVi-
deoplattform seiimZugeder Epidemie
in China schonauf vielfältigeWeisege-
nutztword en,etwavon Ärzten, um
Menschenzuberaten und zu diagnosti-
zieren .Yuanversprachauchzusätzliche
Anstrengungen,umdie Zuverlässigkeit
der Videoplattform sicherzustellen. Er
sagte, ihm sei bewusster gewo rden,
„was es heißt, inNotzeitenein Anbieter
vonTechnologie zurVideokommunika-
tion zu sein“.
DassYuan, der in seinerchinesischen
HeimatMathematikund Informatikstu-

dierthat, überhauptinAmerika Karrie-
re gemacht hat, führterzum Teil auf
Bill Gates zurück. 1994 hörte er eine
Rede de sMitgründersvon Microsoft
über die Verheißungen des Internets,
dasdamals nochinden Anfängensteck-
te.Erfanddas so inspirierend, dasser
nachAmerik awollte. Das sollte sichals
schwierigesUnterfangen herausstellen,
denn sein Antragauf ein Visum wurde
achtmal abgelehnt.Aberer blieb hartnä-
ckig, und 1997kam er imkalifornischen
SiliconValleyan.
Dortwurde er zu einemfrühenMitar-
beitervonWebex, einem Spezialisten
fürVideokonferenzen. Er sprachzu-
nächs tkaum Englisch,arbeit etesich
aber stetig nachoben und blieb zu-
nächst, alsWebex2007 füreinenMilliar-
denbetragvom Netzwerkausrüster Cis-
co Sy stems gekauftwurde. Aber wie er
selbst sagt, wurde er immer unzufriede-
ner,weil er fand, Ciscos Videoplattform
sei nicht gutgenug und dieKunden sei-
en un glücklic hdamit .Soreifte in ihm
der Entschluss,mit einemeigene nUn-
ternehmen ein konkur rierendes Pro-
dukt aufden Markt zu bringen, und
2011 entstandZoom.
DieAusgangsposition warfreilich
nichtleicht,dennYuansah si ch einer
ganzenFüllevonWettbewerberngegen-
über,darun ternebenCiscoauch ande-
renTechnologiegiganten wie Microsoft
undGoogleund derenAngebotenfür Vi-
deokonferenzen. Anfangstat si ch Yuan
schwer,Investoren zufinden.Aber mit
seinem selbsterhobenen Anspruch,sich
in punctoBenutzerfreundli chkeit und
Qualitätvon derKonkur renzabzugren-
zen, schaffteere s, sic hzuetablieren.
Heut ehat Zoom mehrals 70 000Un-
ternehmenskunden, derUmsatz dürfte
im gerade ab gelaufenenGeschäftsjahr
um mehrals 80 Prozentgewachsensein.
Der Wettbewerb bleibt freilichhart, und
mancheBeobachter haltenZoom an der
Börse mittlerweile fürüberbewertet.An-
dererseits gibtesa uch nochviel uner-
schlossenesPotential,gerade außerhalb
desamerikanischen Heimatmarktes,wo
das Unte rnehmen erst rund 20 Prozent
seinesUmsatzes erzielt.
Yuan is tselbstein eifriger Nutzer sei-
nesProdukts,wasden Ef fekt hat,dasser
üblicherweise nicht mehr als zweimal
im Jahrauf Geschäftsreisen ist, alsoviel
weniger ,als dies für die meistenVor-
standschefsdie Regelist.Der Er folg von
Zoom hat ihnreichgemacht, auf der
„Forbes“-Liste ste ht er mit einemVer-
mögenvonmehr als6Milliarden Dollar.
Eris toffenbaraucheinSympathieträ-
gerins einereigenen Belegschaft,vor
zwei Jahren wurde er in einerUmfrage
der Karriereplattform Glassdoor zum
beliebtestenVorstandschef Amerikas.
Vielleichthat das damit zu tun, dassder
verheirate te Vater vondreiKindernsei-
ne Mitarbeiter ermutigt, neben dem Be-
rufreichlichZeitfür ihreFamilienzulas-
sen, so wie er das nacheigenem Bekun-
denauchselbstmacht.SeineBeschäftig-
tenkommen auch in denGenussvonun-
gewöhnlichenAnnehmlichkeiten.Zoom
erstattet ihnenalle Bü cher,die sie für
sichselbstoderihreFamiliekaufen, egal
um welche Bücher es sichhandelt.Yuan
sagt, Bücher seien der beste Weg, etwas
dazuzulernen, und erwolle diesfördern.
Deshalb frageerauchKandidaten bei
Bewerbungsgesprächen immer als Ers-
tes, welches Buchsie zuletzt gelesen
haben.Und wersagt, er sei zu beschäf-
tigt zum Lesen,komme für ihn nicht in
Frage. ROLAND LINDNER

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Brennbare Fassaden
ZahlreichebritischeWohnungensind
wegenihrer Fassadenunverkäu flich.

EricYuan FotoGetty Images

MORGEN


IN IMMOBILIEN


MENSCHENUNDWIRTSCHAFT


HAMBURG/FRANKFURTdpa. Die Kli-
nikkette Asklepioshatsic hschonvorBe-
ginn desÜbernahmeangebots die Mehr-
heit amKonkur renten Rhön-Klinikum
gesichert.ManhabeeinweiteresAktien-
paket vonrund 1,08 Prozent derStimm-
rech tezum Preisvon18,00EurojeAktie
erworben, teilteAsklepios am Mittwoch
in Hamburgmit. Damit ergatter eAskle-
pios in der Gemeinschaftsfirma mit
Rhön-Gründer Eugen Müncheine
Stimmrechtsmehrheitvonetwas mehr
als 50 Prozent an Rhön. AmFreitag hat-
te Asklepios erklärt, das Rhön-Klinikum
übernehmen zuwollen. Das Asklepios-
Aktienpaket unddie AnteilevonFamilie
Münchwurden in einer Gemeinschafts-
firmagebündelt, die auf 49 Prozent an
Rhönkommt.Die Hamburgerund der
Rhön-Gründerwollen mit ihremÜber-
nahmeangebotvon 18 Euro je Aktie
möglichstviele Rhön-Anteile einsam-
meln. Mit dem Deal würden sichzwei
führende Klinik-Konzerne in Deutsch-
land hinter PlatzhirschFresenius Helios
zusammenschließen. Rhön behandelte
2019 mehr als 860 000Patienten, Askle-
pios 2018rund 2,3 Millionen.

Milos Zeman warParlamentspräsident,
Ministerpräsident und istseit 2013
Staatspräsident derTschechischenRe-
publik. Als solcher hat er lautVerfas-
sung eherrepräsentativeFunktionen.
Dochdas hindertden Freund des klar
und lautgesprochenenWortes nicht,
faktischseine eigene politischeAgenda
zuverfolgen.2015,imStreitumdieVer-
teilungderFlüchtlingeinderEU ,gehör-
teerzuden os teuropäischenNeinsa-
gern.Während seine Regierungver-
suchte, den Schaden in Brüssel klein zu
halten, schimpfte Zeman gegenMusli-
me,dachtelaut überPlebiszitezum Ver-
bleib in EU undNato nachund über
mehr Nähe zu Russland und China.
MiteinigemPompinszenierterwech-
selseitigeStaatsbesuchemitChinasFüh-
rung. Europapolitischsolltedas Unab-

hängigkeit beweisen, wirtschaftspoliti-
scherHintergrundi ndeswarenHoffnun-
genaufgroßeIn vestmentsChinasindas
Zehn-Millionen-Einwohner-Land.
Dochdie trogen.WährendPeking sei-
nem südosteuropäischen Ableger der
„NeuenSeidenstraße“vieleDollarspen-
dierte,bliebenfürTschechiennurBrosa-
men –und selbstdie brachtenkaum
Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Vizepremier KarelHavlícek be-
schwerte sichunlängstnochimGe-
sprächmit der F.A.Z. darüber,dassdie
tschechischen Importe aus China jene
der Exporte nachChina um dasZehn-
facheüberträfen.„Wir respektieren das,
aber dieVerhältnisse sind nicht opti-
mal.“ Optimalwarendaauchdie politi-
schen Beziehungen nicht mehr,seitdem
die neue Prager Stadtregierung mit dem
vonChina nicht anerkanntenTaiwan
Partnerschaftenpflegt –ungerührtvon
handfesten DrohungenPekings.
BrieflichhattePekings Botschaftge-
genden Taiwan-Besuch desSenatsprä-
sidenten JaroslavKubera protestie rt
und lautPragerMedienberichten mit
„Strafen“ fü rtschechische Betriebege-
droh t. DerBesuch kamnur deshalb
nicht zustande ,weil Kubera plötzlich
versta rb. Zeman hatte da schonverlau-
tet, der Besuchstehe nicht im wirt-
schaftlichenInteresseTschechiens. An-
derseits hatte erselbstvorherdurchbli-
cken la ssen, nicht an demfür April an-
gekündigten Gipfeltre ffen der osteuro-
päischenStaatschefsmit ChinasFüh-
rung teilzunehmen–aus Är gerüber
das als zugering empfundeneFinanz-
engagement Chinas. Jetzt fliegtZe-
man doch,was zu neuen Spekulatio-
nen anreizt. ami.

Frauen und Männerunterscheiden sich
in vielen Dingen. Dies gilt auchfür den
Beruf. Sokann sic hoffenbar mehr als
die Hälfte der berufstätigenFrauen in
Deutschland ein Leben ohne ihren Be-
rufnicht vorstellen.Unterdenarbeiten-
den Männernsagen das im Durch-
schnitt nur 44 Prozent.Dies jedenfalls
sind Ergebnisse einerrepräsentativen
Umfrag edes ForschungsinstitutsYou-
gov, die imAuftragdes Versicherers
HDIdurchgeführtwurdeundderF.A.Z.
exklusivvorliegt.Auchregional gibt es
demnachUnterschiede. So sind mehr
Frauen im OstenDeutschlands dieser
Ansicht als imWesten. Esvergleicht
sichein Anteilvon56Prozent derweib-
lichen Befragten mit 51 Prozent.
Die Fachleute nennen in der Analyse
mögliche Gründe für diese Ergebnisse.
So sei die soziale Anerkennung als Be-
rufstätigefür Frauen deutlichwichtiger
als für Männer. Dies sagen zwei Drittel
der weiblichen Befragten, aber nur gut
die Hälfte der männlichenUmfrag eteil-
nehmer.Zudem sind demnachim
Durchschnitt für mehr als dreiViertel
aller berufstätigenFrauen die sozialen
Kontakt edurch den Beruf entschei-
dend, vonden Männernantwor ten
zwei Drittel entsprechend. Einengere-
gelten Tagesablauf durch den Beruf zu
haben, schätzen ebenfalls mehrFrauen
als Männer,die Verteilung der Anteile
istähnlich. DieUnterschiede dürften
aber auchhistorischgewachsen sein.
Dennochlegen laut der Umfrage
mehr Frauen als MännerWert auf ein
ausgeglichenesVerhältnis zwischen Ar-
beit und Privatleben (Work-Life-Ba-
lance). DerAussage„Man solltearbei-

ten, um zu leben, und nicht leben, um
zu arbeiten“stimmt fast die Hälfte der
Frauenvoll und ganzzu,unterdenMän-
nernsagen das 39 Prozent.
Die Analysezeigeeindrucksvoll die
unterschiedlichen Einstellungen der
Geschlechter zu ihrem Beruf, sagtPa-
tric kDahmen,Vorstandsvorsitzender
der HDI LebensversicherungAG.Die
Ergebnisse würden helfen,Kundenbes-
ser zuverstehen undVorsorgelösungen
sowi eDienstleistungenaufdieindividu-
ellen Bedürfnisse abzustellen.
In manchen Dingen ähneln sich
Frauen undMännerdennochdeutlich.
So sind die wichtigstenKriterieninder
Berufswahldemnachdie Interessen
und Neigungen.Das sagt jeweils ein
Drittel der Befragten .Darüber hinaus
sindAngehörigen desweiblichen Ge-
schlechts guteVerdienstchancenver-
gleichsweiseweniger wichtig.Frauen
legen dagegen mehrWertauf die Nähe
zum Wohnortals zweitwichtigstesKri-
terium für ihreBerufswahl.Zudem hat
demnach die Vereinbar keit vonFami-
lie un dBeruf einehöher eBedeutung
als für Männer, die wiederum ver-
gleichsweisehäufigernannten,das ssie
sichdurch den Berufselbstverwirk-
lichenwollten .Inder Bereitschaft, für
die Arbeit denWohnortzuwechseln,
unterscheiden sichdie beiden Ge-
schle chterebenfalls:Deutlich mehr
Männerals Frauen sindbereit für ei-
nen Umzug. UndMänner habenlaut
der Umfragedoppelt so häufig wie
Frauen sowohl Personal-als auch Pro-
jektleitungsverantwortung. DieEinstel-
lungzum Beruf wird in vielenFragen
natürlichmaßgeblichvon denFamilien-
verhältnissenbeeinflusst. kpa.

Die Corona-Krise mehrt


Eric Yuans Reichtum


Asklepios mit


Mehrheit


Ts chechiens Präsident


bleibt ChinasFreund


Milos Zeman FotoAP

bü.DÜSSELDORF.Siekonntennochih-
remÄrger über die „lumpige“Abfindung
Luft machen, aber zu sagen hatten die
Minderheitsaktionäreauf der außeror-
dentlichen HauptversammlungdesStrom-
versorgers Innogy nichts mehr.Mit sei-
nem Aktienanteilvonmehr als 90 Pro-
zentbestimmtlängstder EssenerEnergie-
riese Eon die Marschrichtung.Unddie ist
seit langem klar:Die Minderheitsaktionä-
re sollen herausgedrängtwerden, um den
vonRWE übernommenenKonzernvoll-
ständig integrieren zukönnen. EineAus-
gleichszahlungvon42,82 EurojeAktie
soll es dafürgeben –viel zuwenig, wie
etwa Joachim Krekelvonder Schutzge-
meinschaftder Kapitalanleger auf dem
Aktionärstreffen in Essen schimpfte.
FürInnogygehteinekurze, wechselhaf-
te GeschichtezuEnde. Erst im Herbst
2016 wardas Unternehmenan di eBörse
geko mmen,abgespaltenvonRWE, die in
der TochtergesellschaftihreGeschäfte
miterneuerbarenEnergienundNetzenge-
bündelt hatte. Die Aktie entwickeltesich
prächtig, aber dannkamimMärz
das böse Erwach en fürden neuenBörsen-
star:Eon undRWEverkündetenihren
Deal zurZerschlagungund Aufteilung
des Unternehmens. Er istnicht weniger
als einegrundlegende Neuordnungdes
deutschen Energiemarktes. Die beiden
Dauerrivalen habenFrieden und sogar
eine Partnerschaftgeschlossen. Mit einer
Beteiligung vonknapp 17 Prozent ist
RWEinzwischen größter Investor von
Eon und profitiertdirekt vondessen Ge-
schäf ten–sehr zurFreude vonRWE-Vor-
standschef Rolf Martin Schmitz, der
schon über die „Dollarzeichen“ in seinen
Augenerzählte.
Mit dem Squeeze-out bei Innogy ist
Eon-Lenker JohannesTeyssen am Ziel.
Es sei eineTransaktion, „bei der es nur
Gewinnergibt“, hatteernachder Verkün-
digung des Dealsversprochen.Wieviel
sein Konzerngewinnt, hat Eon-Vorstand
LeonhardBirnbaum auf der Hauptver-
sammlungpräzisiert: knapp 740 Millio-
nen EuroimGeschäftsjahr 2022 und ein
Potential vonrund 780 MillionenEuro
zwei Jahre später,sagteBirnbaum, der In-
nogy bis zurAbwicklung führen wird.Auf
der Verliererseitestehen mindestens 5000


Mitarbeiter,die Eon nachHause schicken
will, um Synergien zu heben.Natürlich
möglichst„sozialverträglich“, aber ohne
Härtengeht es auchdann nicht.
Undwie steht es um dieStromkunden?
Eine solche Machtkonzentration hat es
schließlich auf dem deutschen Energie-
markt nochnie gegeben. Mit künftig
mehr als 50 MillionenKunden in 15 Län-
dernwirdEon zu einem der führenden
Stromversorgering anz Europa und belie-
fert allein auf dem Heimatmarktrund 14
Millionen Haushalte.Auch die Verteilnet-
ze fürStromund Gasgehen vonInnogy
auf Eon über.Glaubtman der Europäi-
schenKommission, die denZusammen-
schlus swettbewerbsrechtlichüberprüft
hat, müssen sichdie Verbraucherkeine
Sorgenmachen. DieNetze würden ohne-
hin staatlichbeaufsichtigt und die Preise
behördlichfestgesetzt.Undauf dem Ener-
giemarktgebe es immer nochgenügend
Alternativen zu den vielen Angeboten,
mit denen Eon nun aufKundenjagd ist.
RWEund Eon kommen sichdabei
nicht mehr in die Quere.RWEkonzen-
trier tsichvollständig auf dieStromerzeu-
gung.MitAtomstromundKohlegroßund
zum Hassobjektgeworden, soll es mit den
vonInnogy übernommenen Ökostromak-
tivitäten in dieZukunftgehen. Aufeinen
Schlag istder als Klimakillerverfemte
Konzernzueinem dergrößten Anbieter
vonerneuerbarenEnergien in derganzen
Welt geworden. Er istaber auchimmer
nocheinerder beherrschendenkonventio-
nellenStromkonzerne, und deshalb blickt
das Bundeskartellamt seit dem Deal mit
Misstrauen aufRWE.
Die BonnerWettbewerbshüter haben
den Energieriesenwegenseines hohen
Marktanteils in der konv entionellen
Stromerzeugung unter besondereBeob-
achtunggestellt.IhreSorge:RWE könnte
in Zeiten, in denen derWind nichtweht
und die Sonne nicht scheint, dieStrom-
preise bestimmen und in die Höhe trei-
ben. Tatsächlichbekommen dieVerbrau-
cher die Marktentwicklung schon auf ih-
rerStromrechnung zu spüren. Mit den
starkanziehendenNotierungen im Groß-
handelistderVerbraucher-Durchschnitts-
preis zum ersten Malauf mehr als 30 Cent
je Kilowattstundegestiegen.

Frauen istder Beruf


wichtiger alsMännern


tih. FRANKFURT. Das wirdder ameri-
kanischePräsidentgernehören: Imtexa-
nischen Lewisville hat der schwe dische
MobilfunkausrüsterEricssongeradesei-
neerste 5G-Basisstationproduziert.
„Das imvergangenen Jahr angekündigte
Werk wirdeine derfortschrittlichstenFer-
tigungsanlagender Branche sein,wenn
es im Laufedes Jahresvollstä ndig in Be-
trieb genommen wird“,teilteEricsson
am Mittwochmit.
Das ersteschwedisch-amerikanische
Produkt zum neuen Mobilfunkstandard
isteine sogenannte Millimeterwellen-
Street-Macro-Lösung. Sie sei der Schlüs-
selzuEricssons5G-Portfoliofürnordame-
rikanischeKunden, heiß tes. AlleFunkzu-
gangskomponenten seien in einem leich-
tenGehäuseunter gebracht,so dassMobil-
netzbetreiber die Funkabdeckung „in
komplexenStadtumgebungen“ schneller
ausbauenkönnten.
Diese Mitteilung istinzweierlei Hin-
sichtinteressant.ZumeinendürfteesDo-
naldTrump überaus freuen, dass ein po-
tenter 5G-NetzausrüsterseineDevise
„Americafirst“beherzigt–unddamitun-
terBeweis stellt,dassdie Vereinigten
Staatennicht vomverha ssten chinesi-
schen Wettbewerber Huawei abhängig
sind. Zumandere nkannder europäische
Konzern Ericsson damit zeigen,dasser
in Sachen5Gvorne mitspielt.
Undzwarnicht nurvorne, sondern
ganz vorne. Darauf legt derVorstandsvor-
sitzende Börje Ekholmgroßen Wert.Vor
kur zem hat er diesbezüglichpersönlich
die Marketingtrommelgerührt. Im jüngs-


tenJahresbericht desUnternehmens will
Ekholmkeinen Zweifel aufkommen las-
sen: Wirsind die Größten und Besten,
wenn es um die Mobilfunktechnologie
des neuen Jahrzehntsgeht.„Seit mehr als
drei Jahrzehnten haben wir zig Milliarden
DollarinsämtlicheGenerationen derMo-
bilfunktechnologie investiert; mit 5G le-
genwir nun den Grundstein für eine neue
Ära der Konnektivität“, betont der
Ericsson-Chef darin.
Derzeit sei die 5G-Technologie desUn-
ternehmens in 25 Live-Netzen derKun-
den auf vierKontinentenkommerziell im
Einsatz. Dank der „frühen und signifikan-
ten“ In vestitionen im BereichForschung
und EntwicklungverfügeEricsson über
das auf derWelt führendePate ntportfolio
in Sachen Mobilfunktechnologie mit
mehr als 54 000Pate nten und mehr als
100 unterzeichnetenLizenzvereinbarun-
gen.„Umeseinfachauszudrücken,von
der Technologieführerschaftbis hin zum
Ausrollen in der Fläche gibt es in der
5G-Technologie niemanden, der unsvor-
aus ist“,resümiertEkholm.
Selbstwenn derName desKonkur ren-
tennichtfällt:Klarist,dasssichdieseLeis-
tungsaufstellungvorallem gegenHuawei
richtet.DennauchderchinesischeTechno-
logiegigant sieht sichganz vorne. Man sei
Weltmarktführer mit Blickauf 5G. Allein
in denvergangenen vier Jahren habe das
Unternehmen mehr als 500 Millionen
Euroinvestiert, um im Setzen von
5G-Standards dieNummer eins zu sein.
DerStreitumdie5G-Kronescheintalsoal-
les andereals entschieden.(Kommentar
Seite22.)

InnogyistbeinaheGeschichte


Aktionäreherausgedrängt/Eon undRWEamZiel


Um Ansteckungen zuvermeiden ,gibtesmehrVideok onferenzen.


Diese bietet Yuansrasant wachsendesUnternehme nZooman.


Der Milliardär soll einerder beli ebtes tenVorstandschefsinAmerika sein.


DerStreit


um die 5G-Krone


Ericsson-Chef Ekholmversicher t:Wirsind die Besten

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