Die Welt - 14.03.2020

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14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-HP


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22 GESELLSCHAFT DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ2020


„Jetzt entscheide doch endlich mal,
was wir machen!“, rief mir meine Frau
mal auf einer Italienreise zu. Ich wollte
gerade die zehnte Möglichkeit mit ihr
diskutieren und sie dabei bloß nicht
übergehen als moderner Mann. „Ent-
scheid du!“, schnappte sie. Kurz kam
Panik in mir auf. Was, wenn ich die fal-
sche Entscheidung traf und wir in einer
Airbnb-Wohnung mit billiger Bettwä-
sche und laut kopulierenden Nachbarn
landeten? „Mach einfach!“, rief sie mü-
de und erschöpft. Sie wollte endlich ei-
nen Mann, der entschlossen ist und
Entscheidungen trifft, wenn sie es
nicht kann. Einen, der in der Krise emo-
tional stabil bleibt und sich nicht von
ihr aus der Ruhe bringen lässt. Einen
verlässlichen Mann, der macht, was er
sagt, weiß, was er will, wenn sie gerade
nicht weiß, was sie will, und der ihr zur
Seite steht. Steht. Da sind wir wieder
bei der Anziehung und gutem Sex.
Haltung ist wichtig. Standhaftigkeit.
Egal, wie oft ich als Mann scheitere,
egal, welchen sozialen Status ich ein-

K


aum ein Thema polarisierte
neulich noch so wie Gender,
während in vielen Bezie-
hungen tote Hose herrscht.
Wortwörtlich. Denn vor al-
lem Männer sind verwirrt, was Mann-
sein wirklich heißt und wie sie wieder
erotische Polarität in ihre Beziehungen
bringen können.
Wir treffen auf viele Paare, bei denen
sie sagt, dass er kein richtiger Mann ist,
und sie deswegen an ihm herumnörgelt
und unzufrieden ist. Sein Zögern, Zwei-
fffeln, seine Unentschiedenheit sind ihr zueln, seine Unentschiedenheit sind ihr zu
unsexy. Je mehr er versucht, es ihr recht
zu machen, desto mehr Unzufriedenheit
löst es bei ihr aus. Er hat sich längst rat-
los zurückgezogen und wird ab und zu
richtig wütend. Und so war es auch bei
uns früher. Stühle und Topfdeckel muss-
ten dran glauben, wenn ich mich wieder
mal gefangen fühlte als Mann wie ein
Panther in einem Käfig, den man seiner
Wildheit und Freiheit beraubt hatte. Ab
und zu musste ich ans Meer oder in den
WWWald, um mich auszuschreien, so fremdald, um mich auszuschreien, so fremd
war ich mir geworden. Gerade noch hat-
ten wir viel Sex gehabt, Bier zusammen
im Bett getrunken und gefühlt so gelebt
wie Jean-Paul Belmondo und Jean Se-
berg in „Außer Atem“ von Jean-Luc Go-
dard, sexy, hungrig nach Leben, wild und
in Paris. Gerade noch war ich ein Mann
gewesen, den meine Frau begehrte, dann
kamen die Kinder.
Mit der Familie begann unerwartet
und unvorbereitet wie bei vielen Paaren
eine Ehe- und Beziehungskrise, vor al-
lem aber eine Identitätskrise. Niemand
hatte uns auf die neue Dynamik des Fa-
milienlebens und die komplexen Rollen
von Mann und Frau darin vorbereitet.
Wir hatten Kinder, und ich wollte ein
verantwortlicher, moderner Mann sein,
der patriarchale und chauvinistische
Muster überwindet, ich wollte ein sen-
sibler Mann und Vater sein, ein zarter
Partner – und nichts davon ist falsch.
Aber das Prickeln war weg, die Anzie-
hung, die schöne Polarität von Mann
und Frau war dahin. Vom wilden Lieb-
haber war ich zur besten Freundin mei-
ner Frau geworden. Wo waren Eros, Er-
regung, die Anziehung des Fremden hin,
die in unserer narzisstischen, gleichma-
chenden Gesellschaft abhandengekom-
men sind, wie der Deutsch-Koreanische
Philosoph Byung-Chul Han in „Agonie
des Eros“ brillant analysiert. „Männer
und Frauen, da ist doch nicht wirklich
ein Unterschied!“, sagte uns einmal ei-
ne verzweifelte junge Freundin, die ei-
nen Mann suchte. Den richtigen. Einen
richtigen Mann! Bitte!
Wie unsere Freundin hatte ich
Gleichberechtigung mit Gleichheit zu
verwechseln begonnen. Dabei kann lang
anhaltende Liebe zwischen Mann und
Frau nur erfüllend und schön bleiben,
wenn die Spannung des Unterschieds
gehalten wird. Und diese erotische
Spannung beruht nun mal auf dem
menschlichen Anderssein des anderen,
auch wenn es uns manchmal ein Rätsel
ist. Und vor allem auf der knisternden
Polarität von Mann und Frau. Meine
Frau sagte einmal zu mir: Am meisten
liebe ich an dir, dass du ein Mann bist.
Damit meinte sie, dass ich so anders bin
als sie. Was wollen Frauen denn
wirklich, wenn sie einen richtigen Mann
wollen? Wie sollen wir den bitte schön
sein, um sexy, attraktiv und begehrens-
wert rüberzukommen? Nicht im Büro,
in der Bar oder auf Instagram, sondern
für unsere geliebte Partnerin, die
unsere schmutzige Unterwäsche und
unsere schlechten Essgewohnheiten
kennt?

nehme, ob ich klein oder groß bin – ein
echter Mann hat Haltung und Ent-
schlossenheit. Das heißt nicht, dass er
immer alles richtig machen muss, das
verlangt keine Frau von ihm, aber
wenn er mal einen Fehler macht, kann
er das zugeben und redet sich nicht um
Kopf und Kragen oder schiebt die
Schuld auf andere. Das ist echte Größe.
Das ist sexy.
Als wir in Neukölln wohnten, erzähl-
te mir eine Freundin Mitte 30, dass sie
unter all den netten, freundlichen,
kreativen Männern keinen für sich fin-
den konnte. Sie suchte einen, der nicht
nur von sich redet, der ihr in die Augen
schauen kann, der sie zum Lachen
bringt und den sie nicht die ganze Zeit
anrufen muss. Sie suchte vor allem ei-
nen Mann fürs Leben und fand fast nur
große Jungs, manche bärtig, manche
tätowiert oder beides, aber keiner, der
sich um sie bemühte. Sie ist eine schö-
ne, kluge und in fast allem unabhängi-
ge junge Frau, nur fand sie keinen
Mann, der verlässlich und aufmerksam

genug für sie war. Und der sich nicht
von ihr einschüchtern ließ. Warum?
Sind Männer denn nicht intelligenter
und haben größere Gehirne? Zum
Glück leben wir in Zeiten der wachsen-
den Aufklärung.
Vor Kurzem hat die Neurowissen-
schaftlerin Gina Rippon mit ihrem Buch
„The Gendered Brain“ nachgewiesen,
dass es keine wirklichen Hirnunterschie-
de bei Männern und Frauen gibt, vor al-
lem keine Überlegenheit von Männern.
Letzteres sollte keine Überraschung
sein, denn die gab es eh nie. Biologisch
gesehen, unterscheiden sich Männer und
Frauen neben den körperlichen Merkma-
len vor allem hormonell. Das führt dazu,
dass sie ihr Gehirn anders benutzen.
Und ihr Herz. Den meisten von uns
Männern ist eine Gabe gegeben worden,
die im Grunde eine Behinderung ist: Wir
haben tendenziell eine geringere emo-
tionale Intelligenz. Oder Feinwahrneh-
mung. Darum können wir emotional sta-
biler und entschlossener sein. Wir sind
zielgerichteter, während sich viele Frau-

en mit einer überwältigenden Fülle von
Details beschäftigen. Uns Männern fällt
das Machen einfacher. Das einfach mal
in die Hand nehmen. Das ist, was fast al-
le Frauen von ihren Männern wollen. Ih-
re Männer dürfen zweifeln, sie dürfen
fühlen, sie dürfen scheitern, wenn sie
nur entschlossen, zielgerichtet und ver-
lässlich sind.
„Das kriegen wir hin, Schatz!“ ist der
magische Satz, mit dem ich hin und
wieder unsere Ehe rette, auch wenn ich
noch nicht weiß, wie wir das hinkrie-
gen. Das beendet ausufernde Diskus-
sionen und gibt meiner Frau das Ge-
fffühl, ich kümmere mich drum. Ichühl, ich kümmere mich drum. Ich
muss ihr nur vorher aufmerksam zuge-
hört und ihr das Gefühl gegeben ha-
ben, ich verstehe, worum es ihr geht.
Kein Fake. Sie weiß sofort, wenn ich
nur so tue. Kurz: Ein richtiger Mann
hört aufmerksam zu und hat den Arsch
in der Hose. Und natürlich begehrt
und verehrt er seine Frau als die Göt-
tin, die sie wirklich ist. So einfach ist
das. Geradezu ideal für uns Männer.

Elke Naters und Sven
Lager sind seit über
2 5 Jahren ein Paar,
Roman-und Sach-
buchautoren und
haben auf drei ver-
schiedenen Kontinen-
ten ihre beiden Kinder
gggroßgezogen. Sieroßgezogen. Sie
wohnen in Berlin,
sind Gründer und
mentoren Paare inentoren Paare in
ihrer „School of Love
Berlin“.

PRIVAT

Am Beziehungsanfang


stehen große Gefühle,


dann kommt das


wahre Leben hinzu.


Kinder, Beruf, Alltag –


wie schafft man es da,


immer noch ein Paar


zu bleiben? Davon


erzählen die neuen


WELT-Kolumnisten,


die Gründer der


„School of Love Berlin“.


GETTY IMAGES

/ YUNHYOKCHOI

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MÄNNER


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