Die Welt - 14.03.2020

(coco) #1

W


ie stark sich die Co-
rona-Krise auf die
Reiselust der Deut-
schen in diesem Jahr
auswirkt, kann noch
niemand voraussagen. Brancheninsider
gehen jedoch davon aus, dass die Reise-
ströme weiter stark bleiben, sich aber
eher in weniger Corona-belasteten Tei-
len der Erde Bahn brechen, etwa in Afri-
ka oder in Australien (siehe Interview).
Was sogar dazu führen könnte, dass
2020 ähnlich viele Urlaubsreisen ins
Ausland führen wie im vergangenen
Jahr, als drei von vier Bundesbürgern
die schönsten Wochen des Jahres au-
ßerhalb Deutschlands verbrachten. Die
Forschungsgemeinschaft Urlaub und
Reisen (FUR), die dieser Tage eine Bi-
lanz der Buchungszahlen veröffentlich-
te (siehe Infografik), war denn auch
vom hohen Anteil der Fernreisen (8,4
Prozent) überrascht.

ERDGEBUNDENE TRANSPORTMITTEL

Es gibt allerdings ebenso gewichtige Ar-
gumente, die gegen einen anhaltenden
Fernreisetrend im Jahr 2020 sprechen.
So ist, wer auf ferne Destinationen aus-
weichen will, zwingend auf das Flug-
zeug angewiesen – ein Transportmittel,
gegen das sich derzeit aber offenbar im-
mer mehr Deutsche entscheiden. So re-
gistriert das Reiseportal http://www.froma-
tob.com – es vergleicht Verbindungen
von Flug, Bahn, Bus miteinander – aktu-
ell mehr Nachfrage nach „erdgebunde-
nen Transportmitteln“. Gunnar Ber-
ning, Geschäftsführer des Start-ups,
vermutet, „dass die Unsicherheit be-
züglich Corona die Menschen dazu
bringt, auf Vergleichsportalen nach al-
ternativen Beförderungsmitteln Aus-
schau zu halten“. Die im Zuge der Fri-
days-for-Future-Bewegung gewachsene
„Flugscham“ tut ihr Übriges: Der aktu-

days-for-Future-Bewegung gewachsene
„Flugscham“ tut ihr Übriges: Der aktu-

days-for-Future-Bewegung gewachsene

ellen FUR-Analyse zufolge haben 73
Prozent der Deutschen beim Fliegen
ein „starkes schlechtes Gewissen“ we-
gen der hohen Klimabelastung. 2019 al-
lerdings wirkte sich der „Greta-Effekt“,
wie es Norbert Fiebig, Präsident des
Deutschen Reiseverbandes (DRV)
nennt, noch nicht aus; im Gegenteil: Die
Zahl Flugreisen stieg im vergangenen
Jahr um rund sechs Prozent.

BEI REISENDEN ÜBERWIEGT
DIE ZUVERSICHT

Auch die Reiseexperten von urlaubspi-
raten.de wollten wissen, inwiefern sich
Mobilität und Buchungsverhalten durch
die Corona-Epidemie verändern, und
initiierten eine Studie mit rund 27.000
Nutzern. Das Ergebnis: Elf Prozent der
Befragten versuchen, Flugzeuge zu mei-
den; zehn Prozent wollen auf alle Ver-
kehrsmittel, weitere acht Prozent auf
die Nutzung von Fernzügen verzichten.
Und nach den vielen Berichten über
Kreuzfahrtschiffe, die unter Quarantä-
ne gesetzt wurden, sagt mehr als ein
Drittel der Befragten (34 Prozent), dass
sie vorerst keine Kreuzfahrt buchen –
damit stehen Ozeandampfer auf der
Angstliste ganz oben.
Unterm Strich allerdings belegt die
Studie eine große Zuversicht der Rei-
senden: So glauben immerhin 86 Pro-
zent, im Sommer wie gewohnt verrei-
sen zu können. Lediglich neun Prozent
hatten zum Zeitpunkt der Befragung

Anfang März ihre anstehende Reise
storniert oder verschoben. Freilich sind
diese Zahlen angesichts rasch steigen-
der Infektionszahlen in Europa nicht in
Stein gemeißelt. David Armstrong, Ge-
schäftsführer von HolidayPirates (die
hinter dem Portal urlaubspiraten.de
stehen), rechnet dennoch „nicht mit ei-
nem längerfristigen Einbruch des Reise-
markts“. Zum einen wegen eines gewis-
sen „Gewöhnungseffekts“, der sich in
jeder Krise irgendwann einstelle, zum
anderen weil Urlaubsreisen „ein Grund-
bedürfnis der Menschen darstellen“.

3 5 MILLIARDEN EURO
FÜR PAUSCHALREISEN

2019 gaben die Bundesbürger insgesamt
98,1 Milliarden Euro für ihren Urlaub
aus, eine Summe, die alle Ausgaben für
Urlaubs- und Privatreisen mit mindes-
tens einer Übernachtung inklusive der
Aufwendungen am Urlaubsort, etwa für
Ausflüge, umfasst. Mehr als ein Drittel
der Gesamtausgaben, 35 Milliarden Eu-
ro, entfielen auf vorab in Deutschland
gebuchte Pauschalreisen, ein Umsatz-
zuwachs von einem Prozent gegenüber
dem Vorjahr. Dazu habe „auch die wach-
sende Nachfrage nach Kreuzfahrten“
(plus sieben Prozent) beigetragen, sagte
DRV-Präsident Fiebig. Die Pro-Kopf-
Ausgaben der deutschen Urlauber für
eine pauschal oder in Bausteinen orga-
nisierte Flugurlaubsreise lag im vergan-
genen Jahr bei 1012 Euro und damit drei
Prozent über 2018.
Der Deutsche Reiseverband wagte
kurz vor der für Anfang März terminier-
ten und dann kurzfristig abgesagten
Berliner Tourismusbörse einen Aus-
blick auf die kommende Saison. Gewin-
ner bei den Urlaubsbuchungen für den
Sommer 2020 war zu diesem Zeitpunkt
Ägypten mit einem Umsatzplus von 14
Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die
Türkei, die bereits in den vergangenen
beiden Jahren starke Zuwächse zu ver-
zeichnen hatte, kann ebenfalls ein Plus
verbuchen, wenn auch nur ein leichtes
von zwei Prozent. Erwartungsgemäß le-
gen auch Reisen innerhalb Deutsch-
lands zu – im Februar bewegten sich die
Buchungen für Pauschalreisen bei sie-
ben Prozent über dem Vorjahr.
Schaut man nicht auf die Zuwächse,
sondern auf die absoluten Buchungs-
zahlen bei Pauschalreisen, dann ändert
sich das Bild und Griechenland rückt als
das Sommerziel der Deutschen nach
vorn. Dies gilt aber nicht für alle Inseln
gleichermaßen; so ist Rhodos im Plus
und Kreta annähernd auf Vorjahresni-
veau; Kos und Korfu liegen hingegen
noch unter den Buchungen von 2019.
Auf Rang zwei folgt die Türkei, auf den
Plätzen drei und vier rangieren Balea-
ren und Kanaren, auf Rang fünf Ägyp-
ten. In vielen Statistiken steht freilich
Spanien auf Platz eins – in diesem Fall
werden Balearen, Kanaren und spani-
sches Festland zusammengezählt.
Trotz der Corona-Pandemie gibt sich
Fiebig optimistisch und rät Reisenden,
pauschal zu buchen: „Mit den aktuali-
sierten Umbuchungs- und Stornie-
rungsbedingungen der Veranstalter
profitieren Kunden von einem Mehr an
Flexibilität und zusätzlicher Sicher-
heit.“ Bei selbstorganisierten Reisen
müssten sich die Gäste selber kümmern
und anfallende Kosten aus der eigenen
Tasche zahlen. BETTINA SEIPP

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Quellen: Reiseanalyse ����/FUR; Deutscher Reiseverband

Antalya

Palma de Mallorca

Hurghada

Fuerteventura

Las Palmas

HeraklionHeraklionHeraklionHeraklionHeraklion

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Niederlande ,

Schweiz ,

USA ,

Großbritannien ,

Österreich ,

Frankreich ,

Italien ,

Dänemark ,

China ,

Belgien ,

Ägypten ,

Niederlande

Polen

Kroatien

Frankreich

Griechenland

Österreich

Türkei

Italien

Spanien

,

,

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,

,

,

,

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Beliebteste Zielflughäfen bei Onlinebuchungen

in Prozent (����)

Auslandsreiseziele der Deutschen

Anteile an allen Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer
����, in Prozent

Inlandsreiseziele der Deutschen

Anteile an allen Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer
����, in Prozent

Städtereiseziele

Anteile an Kurzurlaubsreisen (Reisedauer zwei bis vier Tage) ���� in Prozent

Hamburg Berlin
Dresden München
Bremen Köln

Paris London Wien
Prag
Amsterdam
Barcelona

Top-Reiseländer weltweit

Besucher im Jahr ���� in Millionen

Herkunftsländer von
Reisenden nach Deutschland

Anteil an allen Übernachtungen
in Prozent, ����

Schleswig-
Holstein
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Mecklenburg-
Vorpommern
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Niedersachsen
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Nordrhein-
Westfalen
,

BrandenburgBrandenburg
,,

ThüringenThüringen
,,

SachsenSachsenSachsen
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Baden-
WürttembergWürttemberg
,

Bayern
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Frankreich
Italien
USA
Mexiko
Deutschland
Spanien
Türkei
China
Thailand
Großbritannien

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Inlandsziele Auslandsziele

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Die Urlaubslust


in Zeiten der Corona-Krise


Regelmäßig im Frühjahr zieht die Reisebranche eine Bilanz des Vorjahres und wagt einen


Ausblick auf die nächste Sommersaison. Ein Überblick


38


14.03.20 Samstag,14.März2020DWBE-VP1


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DWBE-VP1

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38 REISEN DIE WELT SAMSTAG,14.MÄRZ2020


D


as 2009 gegründete Reiseportal
GetYourGuide ist mit mehr als
55.000 Erlebnisangeboten, ver-
teilt auf 8000 Reiseziele, weltweit füh-
render Vermittler von Sightseeing-,
Sport- und Abenteueraktivitäten. Wenn
irgendwo auf der Welt etwas Unvorher-
gesehenes passiert oder sich eine Kata-
strophe anbahnt, merken das die Betrei-
ber der Plattform schnell. Dann gehen
schon mal von einem Tag auf den ande-
ren die Buchungszahlen etwa für eine
Fahrt zur Spitze des Eiffelturms oder
den Besuch der Verbotenen Stadt in
China in den Keller. Und andere Ziele
sind umso stärker gefragt. Welche das
in der aktuellen Corona-Krise sind, ver-
rät Johannes Reck, Mitgründer und Ge-
schäftsführer von GetYourGuide.

VON BETTINA SEIPP

WELT:Ganz Italien ist eine rote Zone,
die Bewegungsfreiheit der Menschen
ist damit ähnlich stark eingeschränkt
wie in der chinesischen Provinz Wu-
han. Was bedeutet das für den Touris-
mus in Italien, können Sie konkrete
Aussagen machen?
JOHANNES RECK:Ja, unsere Datensät-
ze lassen viele Rückschlüsse zu, so kön-
nen wir das Reiseverhalten der ver-

schiedenen Nationalitäten und die Rei-
seströme in beliebten Destinationen
und Ländern nachvollziehen. Was nun
Italien angeht, verzeichnen wir seit der
massiven Beschränkung der Bewe-
gungsfreiheit sechs mal mehr Stornie-
rungen als in normalen Zeiten. Liegt
diese Rate sonst bei fünf Prozent, sind
es jetzt 30 Prozent.

Die Stornierungen können, wie Sie sa-
gen, nach Nationalitäten aufgeschlüs-
selt werden. Lassen Sie mich raten,
die ängstlichen Deutschen führen die
Stornoliste für Italien an?
Nein, die Deutschen sind definitiv nicht
die vorsichtigsten Reisenden Europas,
wie gerade der Fall Italien zeigt. So lie-
gen die Bundesbürger mit 27 Prozent
Stornierungen europaweit im unteren
Mittelfeld; in Griechenland hat beinahe
jeder Zweite seine Buchungen für Ita-
lien rückgängig gemacht. Und da Sie si-
cher auch nach den Europäern mit den
wenigsten Stornos bei uns fragen wer-
den – das sind die Niederländer, von de-
nen lediglich 15 Prozent den Italien-Ur-
laub abgesagt haben.

Können Sie neben diesen nationalen
Unterschieden auch einen globalen
Reisetrend ausmachen?

Unsere Daten zeigen, dass der Markt
für Reiseerlebnisse und Sightseeing glo-
bal um fast 50 Prozent eingebrochen ist.
Das gesamte Ausmaß des Schadens für
die Tourismusbranche lässt sich derzeit
nur schwer einschätzen. Sie werden
sich vielleicht erinnern – nach den Bata-
clan-Attentaten 2015 hat es beinahe ein
Jahr gedauert, bis der Paris-Tourismus
wieder ins Rollen kam. Hier spielt die
mediale Wahrnehmung eine große Rol-
le. Und um noch mal auf die Deutschen
zu kommen – sie buchen ihre Reiseakti-

Wie sehen generell Ihre Stornobedin-
gungen aus?
Generell gilt derzeit, dass wir jenen
Kunden, die ihre Buchung mehr als 24
Stunden im Voraus stornieren, ihr Geld
komplett zurückerstatten. Reisende, die
ihre Buchung innerhalb von 24 Stunden
vor Beginn ihrer Aktivität stornieren,
erhalten einen Gutschein über den vol-
len Wert der Buchung. Unsere Service-
Mitarbeiter sind rund um die Uhr er-
reichbar und können auf geänderte Rei-
sepläne der Kunden sofort reagieren
und stornieren.

Wie gehen Sie eigentlich damit um,
wenn Reisende aus besonders stark
von der Pandemie betroffenen Län-
dern eine Aktivität buchen wollen?
Alle Menschen können wie gewohnt
bei GetYourGuide Aktivitäten, Touren
und andere Reiseerlebnisse buchen.
Wir schließen niemanden aus, auch
keine Chinesen, Südkoreaner oder Ita-
liener.

Wohin wird Ihre nächste Urlaubsreise
gehen?
Ich werde in wenigen Wochen zum ers-
ten Mal Vater. Meine Frau und ich ha-
ben trotzdem schon eine Reise für den
Sommer gebucht, nach Italien.

„Deutsche sind definitiv nicht die vorsichtigsten Reisenden Europas“


Als Buchungsportal für Freizeitaktivitäten weltweit ist GetYourGuide ein Barometer der Reisebranche. Geschäftsführer Johannes Reck über Reisetrends in Corona-Zeiten


Hält am Italien-Urlaub fest: Johannes
Reck, Geschäftsführer von GetYourGuide

PA/DPA

/CHRISTOPH SOEDER

Gibt es Ihrerseits Pläne, die Gruppen
zahlenmäßig zu verkleinern, um das
Ansteckungsrisiko zu minimieren?
Nein, derzeit gibt es keine Pläne, Grup-
pengrößen zu verändern. Aufgrund der
mangelnden Nachfrage sind die Grup-
pen derzeit ohnehin kleiner.

Die Corona-Pandemie führt vieler-
orts zu Schließungen von Attraktio-
nen, nicht nur in Italien, wo derzeit
alle Museen und sonstige Sehenswür-
digkeiten, für die man Tickets
braucht, geschlossen sind...
...stimmt und es werden immer mehr.
Und in einigen Ländern, Japan etwa,
wurden schon Ende Februar Vergnü-
gungsparks wie Disneyland, Universal
Studios und Legoland vorsorglich ge-
schlossen. Wir aktualisieren den Sta-
tus der Attraktionen, also ob geschlos-
sen oder nicht, ständig auf unserer
WWWebsite https://gyg.me/Reise-Update.ebsite https://gyg.me/Reise-Update.

Erstatten Sie in diesen Fällen die
Ticketkosten?
Ja, alle Kunden, die eine Buchung für ei-
ne Attraktion haben, die aufgrund der
Corona-Pandemie derzeit geschlossen
ist oder wurde, werden von uns kontak-
tiert und erhalten in jedem Fall eine vol-
le Rückerstattung.

vitäten derzeit kurzfristiger als vor der
Corona-Krise und reagieren äußerst fle-
xibel auf die sich täglich verändernde
Situation.

Wird auf Urlaub verzichtet?
Nein, aber man weicht auf Aktivitäten
aus, die keine lange Anreise erfordern;
solche Buchungen sind um rund zehn
Prozent gestiegen. Insbesondere Spa-
nier, Amerikaner und Australier machen
derzeit lieber in ihrer näheren Umge-
bung Urlaub.

Und das gilt auch für die Deutschen?
Noch nicht in dem Maße wie bei Ame-
rikanern und Australiern. Unsere Daten
zeigen, dass das Interesse der Bundes-
bürger an Urlaubsaktivitäten außerhalb
Deutschlands punktuell sogar gestiegen
ist, etwa für Krakau um 27 Prozent und
für Budapest um 21 Prozent. Auch Ams-
terdam ist nach wie vor gut gebucht.

Wie sieht es auf der Fernstrecke aus?
Da fokussieren sich die Deutschen of-
fenbar stärker auf Afrika und Austra-
lien. Während das Interesse an Buchun-
gen im asiatischen Raum um 23 Prozent
zurückging, stieg es für Reiseaktivitäten
in Afrika um 46 Prozent und für Touren
in Australien um 15 Prozent.

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