ANNE
MORROW
LINDBERGH
1906–2001
Erste Frau in den USA
mit Segelflugschein;
erhielt als erste
Frau die Hubbard-
Medaille der National
Geographic Society
Anne Morrows erstes Rendezvous mit
Charles Lindbergh fand 1928 in einem
Flugzeug über Long Island statt. Ihr
Verehrer hatte gerade den ersten trans-
atlantischen Direktflug hinter sich und
war weltberühmt. Drei Monate nach
ihrer Hochzeit unternahm Anne ihren
ersten Alleinflug. 1930 erwarb sie als
erste Frau in den USA eine Segelflug-
lizenz erster Klasse.
Im selben Jahr flogen Charles und
Anne in 14 Stunden und 23 Minuten
von Los Angeles nach New York und
brachen damit den transkontinentalen
Geschwindigkeitsrekord. Anne war
Co-Pilotin, Funkerin, Navigatorin –
und im achten Monat schwanger. Sie
verdiente sich Anerkennung als Flie-
gerin und Autorin und bekam 1934
als erste Frau die Hubbard-Medaille
der National Geographic Society für
40 000 im Flug zurückgelegte Meilen.
Zu der Zeit waren im Leben des
Ehepaars dunkle Wolken aufgezo-
gen. 1932 war ihr kleiner Sohn ent-
führt und ermordet worden. Charles
entwickelte eine Faszination für die
technologischen Entwicklungen in
Nazideutschland und gründete in
München eine zweite Familie. Er nahm
eine Auszeichnung des Naziregimes
an und machte sich gegen die Einmi-
schung der USA in den Zweiten Welt-
krieg stark. Anne schrieb ein Buch, in
dem sie den Faschismus die „Welle der
Zukunft“ nannte.
Die einst begeisterte Öffentlichkeit
- und Annes eigene Mutter – wandte
sich gegen das Paar. In späteren Inter-
views und Tagebüchern bereute Anne
ihre Haltung, die die ihres Mannes
gewesen sei. „Meine Ehe hat mich aus
meiner Welt hinausgezogen, mich so
verändert, dass ich nicht mehr zurück-
kann“, schrieb sie. Im Schreiben fand
sie Erlösung. 1955 veröffentlichte sie
„Muscheln in meiner Hand“, das als
feministisches Manifest gefeiert wurde
und an die Spitze der Bestsellerlisten
schoss. 1979, fünf Jahre nach Charles’
Tod, wurde Anne in die National Avia-
tion Hall of Fame aufgenommen.
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