Jason Bittel schreibt für natgeo.com. Dies ist sein
erster Beitrag für das Magazin. Das Buch „Honig-
bienen – Geheimnisvolle Waldbewohner“ von Ingo
Arndt und Jürgen Tautz erscheint Anfang März.
Im Lauf eines halben Jahres machte Arndt mehr als
60 000 Bilder und schuf damit ein Porträt wilder
Honigbienen, wie man es noch nie gesehen hatte.
Lack aufbringen können, die sogenannte Pro
polis. „Propolis ist ein Sekret, das Baumknospen
im Frühjahr ausscheiden“, sagt Tautz. „Sie ist
sehr klebrig, aber Bienen sammeln sie, weil sie
pilz und bakterienhemmend wirkt. Sie gehört
zur Apotheke des Waldes.“
Andere Situationen fotografierte Arndt das
allererste Mal; unter anderem hielt er im Bild
fest, wie eine Honigbiene im Flug ihre Phero
mondrüse öffnete. Bienenforscher Seeley hofft,
dass solche intimen Fotos den Menschen die
Augen für die meist verborgene Schönheit auch
der wilden Bienen öffnen.
„Wir haben uns völlig an den Gedanken
gewöhnt, dass Bienen immer in eckigen wei
ßen Kisten wohnen“, sagt Seeley. „Bei den
Imkern ist das tatsächlich so. Aber so leb
ten sie nicht in den Millionen von Jahren, in
denen sie auf sich allein gestellt waren.“ j
Aus dem Englischen von Dr. Sebastian Vogel
die Luftströmung und damit die Verdunstung
zu verstärken. Sank die Außentemperatur, hiel
ten sich die Bienen gegenseitig an den Beinen
fest und bildeten auf der Oberfläche der Waben
eine lebende Decke. Experte Tautz vergleicht
das Gebilde mit einem Schlafsack, dessen
Gewebe sich zur Temperaturanpassung lockern
oder verfestigen kann.
In einigen Fällen konnten Arndt und Tautz
Verhaltensweisen erklären, die Imkern lange
ein Rätsel gewesen waren. Warum zum Beispiel
knabbern die Insekten am Holz ihrer Nistkäs
ten, obwohl dies keinen erkennbaren Effekt
hat? Im Baum aber ergibt das Verhalten Sinn.
„Sie kratzen von der Innenfläche der Höhle alle
losen Krümel ab“, sagt Tautz. Damit beseitigen
sie nicht nur potenzielle Krankheitserreger wie
Pilze, sondern stellen auch eine glatte Oberflä
che her, auf der andere Bienen dann eine Art
Bei der Arbeit am Nest verhaken sich die
Bienen häufig mit den Beinen zu lebenden Ketten.
Das ist besonders wichtig beim Wabenbau. Die
Temperatur muss mindestens 35 Grad betragen,
damit das Wachs weich und formbar bleibt.
BIENENGEHEIMNISSE 79