National Geographic Germany - 03.2020

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Tiere bei der Arbeit zu begleiten


und zu fotografieren, war hoch­


interessant. Aber es stellte sich


schnell heraus, dass das Span­


nendste nicht vor, sondern in der


Höhle passiert. Die Vorgänge im


Bienenstock des Imkers, unter


vorgegebenen Bedingungen, sind


bestens bekannt, doch niemand


hat bisher beobachtet, wie ein Bie­


nenvolk eine Naturhöhle besiedelt


und darin lebt. Dazu brauchte ich


eine außen liegende Beobach­


tungshütte mit Fenster, um das


Innere der Höhle sehen und foto­


grafieren zu können.


Welche Verhaltensweisen wilder


Honigbienen waren für Sie beson­


ders interessant?


Darüber ließe sich noch mal ein


ganzer Beitrag schreiben. Dass die


Bienen eine Strategie entwickelt


haben, um angreifende Hornissen


nicht nur abzuwehren, sondern


sie quasi zu Tode zu „kochen“, ist


beeindruckend. Ich konnte beob­


achten, wie die Bienen beim Einzug


in die Höhle eine „Traube“ aus Bie­
nenleibern an der Decke bildeten
und begannen, darin ihre Waben
zu bauen, die erste Nahrung ein­
trugen, wie die Königin bald für
Nachwuchs sorgte ... Zum ersten
Mal wurde dabei klar, was die
sogenannten Bauketten im Inneren
eines Bienenstocks bezwecken. Das
sind Bienen, die sich ineinander
verhaken und so „lebende Ketten“
bilden. In den nur zweidimensional
nutzbaren Rähmchen des Imkers
hängen die Bauketten nutzlos
herum, aber in der Baumhöhle wird
dadurch eine lebende Hülle um die
Waben gezogen. Darin können die
Bienen mithilfe der Flugmuskula­
tur die Nesttemperatur einfacher
auf 35 Grad heizen.

Das Bienenprojekt entstand in en­
ger Zusammenarbeit mit Jürgen
Tautz. Welchen Einfluss haben Bio­
logen und Verhaltensforscher auf
Ihre Arbeit?
Die Kenntnisse und die Unterstüt­
zung von Wissenschaftlern sind

Ingo Arndt verbrachte
einen heißen Sommer
in einer eigens gezim-
merten Beobachtungs-
hütte mit Blick in die
Baumhöhle. Das Rotlicht
wird von den Bienen
nicht wahrgenommen,
sodass der Fotograf ihr
natürliches Verhalten
dokumentieren konnte.

„Honigbienen –
Geheimnisvolle
Waldbewohner“
von Ingo Arndt und
Jürgen Tautz erscheint
Anfang März im
Knesebeck Verlag
(192 Seiten, 38 €).

BIENENGEHEIMNISSE 81
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