Süddeutsche Zeitung - 20.02.2020

(Sean Pound) #1
Im Prozess um Schwarzarbeit im Festzelt
„Winzerer Fähndl“ auf dem Oktoberfest
und am Nockherberg ist der Geschäftsfüh-
rer einer Reinigungsfirma am Donnerstag
zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wor-
den. Akram A. soll unter anderem Steuern
hinterzogen und Sozialabgaben für Mitar-
beiter nicht bezahlt haben. Das Landge-
richt München I sprach den 38-Jährigen
auch wegen Insolvenzverschleppung und
wegen vorsätzlichen Bankrotts schuldig,
wie das Gericht mitteilte. Der Schaden
geht in die Millionenhöhe. Der Mann soll
immer wieder neue Reinigungsunterneh-
men gegründet und mit ihnen Aufträge
und Arbeitnehmer aus vorangegangenen
Firmen übernommen haben. Jeweils wenn
sich eine erste Steuerprüfung ankündigte,
ließ er die Firmen laut Anklagevorwurf in-
solvent gehen – und gründete wiederum
neue.
Ein wichtiger Auftraggeber war neben
dem Festzelt „Winzerer Fähndl“ die Tradi-
tionsgaststätte Nockherberg. Bei einer
Durchsuchung im „Winzerer Fähndl“ 2018
war die Sache aufgeflogen. Der Wirt Peter
Pongratz hatte mit der Sache allerdings
nichts zu tun – und weil Akram A. vor Ge-
richt ein Geständnis abgelegt hat, mussten
Pongratz und seine frühere Frau Arabella
Schörghuber, beide Wirte auf der Wiesn
wie ehemals am Nockherberg, nicht als
Zeugen aussagen. dpa

Kalter Wind hält Cafébesucher meist da-
von ab, sich im Winter draußen hinzuset-
zen. Es sei denn, der Besitzer stellt Heiz-
strahler auf. Dass die Stadt darin in der mit-
teleuropäischen Winterzeit ein Problem
sieht und Heizstrahler auf öffentlichem
Grund nur in der Sommerzeit gestattet,
missfällt der CSU. In einem Antrag „zur
dringlichen Behandlung“ drängte CSU-
Stadtrat Thomas Schmid in der Vollver-
sammlung am Mittwoch darauf, diese Ein-
schränkung zu überdenken. In Hinblick
auf den CO2-Ausstoß sei die Regelung zwar
verständlich. Aus seiner Sicht seien jedoch
elektrische Heizpilze, die mit Öko-Strom
versorgt werden, unproblematisch. Dieser
Vorstoß befeuerte sogleich die Fantasie.
FDP-Stadtrat Michael Mattar befand, Mün-
chen sollte auf jeden Fall versuchen „die
nördlichste Stadt Italiens zu bleiben“ und
es den Leuten möglich zu machen, sich
auch in der Winterzeit draußen hinzuset-
zen. Mattars Vorschlag, man möge die Öko-
Strom-Heizstrahler doch wenigstens bis
20 Uhr auch im Winter erlauben, fand je-
doch keine Mehrheit. Die ÖDP nahm den
Antrag zum Anlass, Heizstrahler generell
zu verurteilen. Welcher Strom durch die
Leitung fließt, sei nämlich nicht zu über-
prüfen, solange das Münchner Stromnetz
nicht zu 100 Prozent mit Ökostrom ver-
sorgt wird. Die Mehrheit beschloss, an der
bisherigen Regelung festzuhalten. kel


von dominik hutter

V


ermutlich ist das der gewünschte
Effekt: Gespenstisch soll es sein.
Bedrohlich. Gerade so, als wäre ein
Nazi-Ufo im Notstandsgebiet gelandet.
Das klappt durchaus. Umringt von Polizei
wartet eine Handvoll Sympathisanten hin-
ter Absperrgittern auf Interessierte – an
diesem Abend in der Sendlinger Straße
ganz allein, denn niemand will zu dem we-
nig vertrauenserweckenden Trupp in den
Kordon kommen. Dramatische Musik ist
zu hören, der bekannte Filmkomponist
Hans Zimmer muss dafür herhalten. Unter
den großen Transparenten steht Heinz
Meyer, Münchner Pegida-Chef und Stadt-
ratskandidat – breitbeinig und trotz fortge-
schrittener Dämmerung mit dunkler Son-
nenbrille. Er wirkt so, als genösse er die Si-
tuation des Gemiedenen, seine Rolle als
„Underdog“. Dann beschäftigt er sich mit
der technischen Ausrüstung des Wahl-
kampfstands, füllt Diesel in den Generator
und klettert auf den Masten der Leinwand
herum. Vielleicht weiß er auch einfach
nicht so genau, was er eigentlich die ganze
Zeit tun soll hinter seinem Zaun, vor dem
ein paar Gegendemonstranten mit Punk-
Musik stehen. Die große Masse der Passan-
ten strömt einfach vorbei.


Meyer sollte eigentlich als OB-Kandidat
der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“
(Bia) antreten. Das darf er nun nicht, an sei-
ner Verfassungstreue bestehen erhebliche
Zweifel. Auf der Stadtratsliste steht er wei-
terhin, dort gelten mildere Maßstäbe. Der
Pegida-Mann taucht im Verfassungs-
schutzbericht auf, genau wie Karl Richter,
der schon seit 2008 für die Bia ein Mandat
innehat. Damals kam der lang jährige NPD-
Funktionär mit 1,4 Prozent ins Rathaus,
2014 halbierte er seinen Stimmenanteil
auf 0,7 Prozent. Das reichte gerade noch
für den Wiedereinzug.
Die Bia ist rechtsradikal, und sie ver-
sucht das nicht einmal zu verbergen. „Zu-
wanderung ist keine Bereicherung“ steht
auf den in der Sendlinger Straße verteilten
Wahlzetteln, darunter prangt eine Hand
mit Messer. Dazu kommt eine gehörige
Portion Rabaukentum, etwa der „Tritt in


den Arsch“, den Meyer den „dekadenten,
wohlstandsverwahrlosten Etablierten“
wünscht.
Die Wirkung der Bia für die Münchner
Kommunalpolitik lässt sich gar nicht unter-
schätzen. Sie liegt bei null. Da niemand mit
Richter eine Ausschussgemeinschaft ein-
gehen wollte und normalerweise auch nie-
mand außer ihm selbst seinen Anträgen zu-
stimmt, sitzt er in den Vollversammlungen
einsam und politisch abgehängt auf sei-
nem Platz. In den Fachausschüssen ist er
als Einzelkämpfer nicht zugelassen, das
meiste läuft also an ihm vorbei. Gelegent-
lich tritt er ans Mikrofon, reflexartig, wenn
es um Flüchtlinge geht. Dann hetzt er ge-
gen Zuwanderung und alle, die sie zulas-
sen – während der Rest des Saals per Han-
dy E-Mails abruft, ein Schwätzchen mit
dem Nachbarn hält oder kurz auf einen Kaf-
fee nach draußen geht. Man weiß allmäh-
lich, was Richter so vom Stapel lässt.
Im Kommunalwahlprogramm der Bia
ist unter anderem von bezahlbaren Woh-
nungen und Verkehrspolitik die Rede. Im
Stadtrat ist Richter nie mit diesen Themen
aufgefallen. Ihm geht es, davon sind die
meisten Beobachter überzeugt, vor allem
darum, eine Art Show für seine Anhänger
abzuziehen. Und das kann er besser, wenn
er gegen Flüchtlinge hetzt, als wenn er sich
ernsthaft an konstruktiven Debatten betei-
ligt.
Richter war bis zu dessen Ausscheiden
aus dem Europaparlament ein Mitarbeiter
des NPD-Abgeordneten Udo Voigt. Wie er
tickt, zeigen die Formulierungen in sei-
nem Programm deutlich: Von einem „orga-
nisierten Bevölkerungsaustausch“, geför-
dert durch die etablierte Politik, ist da die
Rede – freilich ohne zu klären, warum ei-
gentlich irgendwer ein solches Projekt ver-
folgen sollte. Und er fordert: „Polizeibe-
kannte Brutstätten linksextremer Umtrie-
be sind auszutrocknen“. Im Internet brüs-
tet sich Richter mit angeblichen Verdiens-
ten: Etwa, dass es die Bia gewesen sei, auf
deren Antrag hin die Stadt 2010 nach dem
gescheiterten Moschee-Projekt am Gotzin-
ger Platz den Grundstücksverkauf an die
muslimischen Initiatoren wieder rückgän-
gig gemacht habe. Tatsächlich jedoch hat-
te die Stadt ihre für eine Moschee reservier-
te Fläche wieder einkassiert, weil der Ver-
band das nötige Geld nicht aufbringen
konnte. Der Antrag der Bia hatte auf diesen
durchaus logischen Schritt keinerlei Aus-
wirkungen.
Welchen Staat sich Richter und die Bia
erträumen, lässt sich aus seinen Facebook-
Einträgen ableiten. Dort steht, dass zu ei-
nem Regimewechsel die „rückstandsfreie
Abschaffung der Lügenmedien“ und die
„konsequente Entsorgung der politischen
Kaste“ gehören. Das NS-Dokuzentrum am
Königsplatz will Richter abreißen. Ein Foto
zeigt das 2015 eröffnete Gebäude. Darauf
der Stempel: „Kann weg“.

Michael Bauer hat ein Megafon mitge-
bracht, wenn auch ein kleines. Es reicht
aber für seine Zwecke völlig aus, und als er
fragt, ob ihn auch die da hinten verstehen
können, da lachen sie: Denn gerade acht
Leute sind gekommen zur Demonstration
gegen „mafiöse Strukturen“ sowie „diskre-
te Netzwerke“, in diesem Fall nach Ansicht
der Demonstranten zwischen Immobilien-
wirtschaft, Justiz und möglicherweise
auch Politik. Deshalb stehen sie am Mitt-
wochmittag am Promenadeplatz an dem
Denkmal, das oben Orlando di Lasso ehrt
und unten Michael Jackson, und schreien
an gegen Wind und Straßenbahn.
Im Hotel „Bayerischer Hof“ tagt näm-
lich in regelmäßigen Abständen das „Netz-
werk Mietrecht“, ins Leben gerufen von
dem Berliner Unternehmen JUC. Dieses
hat sich auf Fortbildung für Rechtsanwälte
spezialisiert, was gewiss ein einträgliches
Geschäft ist: Jeder Fachanwalt ist zeit sei-
nes Berufslebens verpflichtet, pro Jahr

15 Stunden Fortbildung nachzuweisen; die
Rechtsanwaltskammer kontrolliert das
und kann den Fachanwalts-Titel entzie-
hen, wenn ein Jurist glaubt, er müsse sich
nicht mehr auf dem Laufenden halten.
JUC bietet aber laut Eigendarstellung
mehr als nur die Scheine, die der Anwalt
am Jahresende bei der Kammer einreichen
kann: Daneben sei ein Ziel des Netzes, „ver-
trauensvolle und fruchtbare Beziehungen
zwischen den Teilnehmern aufzubauen“.
Michael Bauer und seine Mitstreiter fin-
den daran genau eines problematisch: Als
„Netzwerkleiter“ fungiert ein Richter des
Münchner Amtsgerichts; er arbeitet in der
Abteilung IV, die sich mit Mietrecht und
Wohnungseigentum beschäftigt.
Die Demonstration am Promenadeplatz
wird unterstützt von der Initiative „ausspe-
kuliert“ und dem Münchner Mieter*innen-
Stammtisch. „Der Rechtssuchende“, sagt
Initiator Bauer, „muss sicher sein, dass er
einem neutralen Richter gegenübersitzt.“

Und diese Neutralität sieht Bauer verletzt,
wenn sich der Richter an einem Netzwerk
nicht nur beteiligt, sondern es sogar leitet.
Er findet, dass eine solche Nebentätigkeit
sogar grundgesetzwidrig sei.
Das Amtsgericht als Arbeitgeber des
Richters wiegelt ab: Es sei, teilt Pressespre-
che Hans-Peter Jüngst mit, „bedauerlich,
wenn über die Bewerbung der Fortbil-
dungsveranstaltungen ein falscher Ein-
druck entstanden ist“. Es habe außerhalb
der Veranstaltungen keinen Kontakt zwi-
schen dem Richter und den Teilnehmern
gegeben. Außerdem seien die Fortbildun-
gen keine geschlossenen Veranstaltungen,
sondern offen für alle Interessierten aus
der Branche – so nähmen auch Anwälte
teil, die meistens Mieter vor Gericht vertre-
ten. Das Dienstrecht sei nicht verletzt wor-
den: Richter müssen wissenschaftliche Vor-
träge anzeigen, und Nebentätigkeiten ge-
nehmigen lassen – beides sei ordnungsge-
mäß geschehen. stephan handel

Karl Richter sitzt für die „Bürgerinitiative Ausländerstopp“, die der NPD nahesteht,
im Münchner Stadtrat. FOTO: CATHERINA HESS


Haftstrafe für Chef


von Reinigungsfirma


CSU-Antrag zu


Heizpilzen scheitert


Ein Einzelgänger


ohne Wirkung


Der Rechtsextreme Karl Richter will erneut in den Stadtrat.
Seine Gesinnung stellt er demonstrativ zur Schau

Umstrittener Nebenerwerb


Mieterschützer protestieren, weil ein Amtsrichter ein Netzwerk mit Immobilienanwälten leitet


„Diskrete Netzwerke“: Demo-Initiator
Michael Bauer (rechts) mit einem Mit-
streiter. FOTO: ROBERT HAAS

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