Süddeutsche Zeitung - 20.02.2020

(Sean Pound) #1
Der Schweizer Regisseur Simon Jaquemet
legte 2014 mit dem DramaChriegsein
mehrfach ausgezeichnetes Spielfilmdebüt
vor, vier Jahre später meldete er sich mit
dem Psychodrama Der Unschuldigezu-
rück. Anders als es der Titel vermuten
lässt, dreht sich dieses um eine Frau: Das
Leben von Ruth (Judith Hofmann) gerät
aus den Fugen, als ihr Freund unschuldig
ins Gefängnis muss und den Kontakt zu ihr
abbricht. Halt findet die Wissenschaftlerin
in einer freikirchlichen Gemeinde. Dort
lernt sie einen neuen Mann kennen und
gründet mit ihm eine Familie. Als 20 Jahre
später ihr Ex entlassen wird, stellt sie ihre
ganze Existenz infrage. Das Werkstattkino
zeigtDer Unschuldigeals Münchner Erst-
aufführung, auchChriegwird an zwei Ta-
gen aufgeführt (Freitag, 21., und Montag,


  1. Februar, jeweils um 17.30 Uhr). grü


Der Unschuldige, CH/D 2018, Regie: Simon Jaque-
met, Do., 20., bis Mi., 26. Februar, jeweils 20 Uhr,
Werkstattkino, Fraunhoferstr. 9,t260 72 50

Kino-Hitliste ermittelt von media control®GfK


Bliss


Autorenfilme können bisweilen ja etwas blutleer
sein. Wenn die Berlinale beginnt, sehnt man sich
nach Kino, in dem es ums Wesentliche geht. Also
um heißblütige junge Vampirinnen, verruchten Sex,
Drogentrips und satanische Rockmusik. Joe Begos’
Blissbietet all das und mehr, etwa einen Catfight im
Organmatsch. Wer nun denkt, das sei Schund –
halt! Denn Dezzy (Dora Madison, die sich fuck-sa-
gend, nun ja, die Seele aus dem oft nackten Leib
spielt) ist Malerin in einer Schaffenskrise. Ein Künst-
lerinnendrama! Erst der richtige Stoff und Freundin
Courtney helfen ihr auf die Sprünge, allerdings um
den Preis des Blutdurstes. Oder doch nur des Wahn-
sinns?Blissist übrigens ein Autorenfilm. Aber ge-
wiss keine blutlose Kunst. JULIANE LIEBERT


Brahms: The Boy 2


Eine traumatisierte Familie zieht ins ländliche Eng-
land, um in der Einsamkeit zu genesen. Der junge
Sohn findet im Wald eine riesige Puppe, die bald
heimlich zu ihm spricht. Dass sie nichts Gutes anstif-
ten wird, ist klar. Es gibt kaum Bezug zum Vorläufer
The Boy, statt dessen sinistre Blicke, wabernde Mu-
sik, hilfloses Geschrei auf Seiten der Eltern. Mit sol-
chen Stilmitteln lässt William Brent Bell jede Hoff-
nung auf Horror erlahmen. DORIS KUHN


Cronofobia


Francesco Rizzi erzählt in seinem Regiedebüt von ei-
nem mysteriösen Mann und einer traurigen Frau –
und davon, wie sie sich näher kommen. Bericht


Euforia


Matteo ist süchtig, erfolgssüchtig. Er hat alles, was
man zum Leben braucht, einen Luxusjob, in dem er
mit den neuen Medien arbeitet, Immersion, auch so-
ziale Projekte (Flüchtlingslager), ein tolles Apparte-
ment in Rom mit Dachterrasse, einen treuen schwu-
len Freund. Seine Parole: Die Schönheit schützt die
Schönheit. Matteos Bruder Ettore hat Blackouts,
stürzt plötzlich zu Boden, hat Schwierigkeiten, Wör-
ter zu Ende zu kriegen. Ein Tumor, diagnostiziert der
Arzt, aber Matteo verheimlicht dem Bruder, dass er
bald sterben muss, vermeidet das Wort Onkologie
bei Mutter und Bruder. Schauspielerin Valeria Goli-
no interessiert in ihrem zweiten Spielfilm nicht das
Krankenmelodram, sondern der fanatische Matteo,
sein Zusammenbruch und seine Erlösung, in einem
Fest der Vogelschwärme. FRITZ GÖTTLER


Fantasy Island


Das Kino-Remake der amerikanischen Fernsehserie
aus den Siebzigerjahren wurde vorab der Presse
nicht gezeigt. SZ


Lassie


Den ganzen Weg von der Nordseeküste bis nach
Bayern läuft die titelgebende Colliehündin in die-
sem deutschen Kinderfilm.  Bericht


Limbo


Es beginnt an einem Freitagabend im Büro, doch die
Münchner Nacht in diesem HFF-Diplomfilm ist auf-
regend, lang und gefährlich.  Bericht


Ruf der Wildnis


Harrison Ford ist in dieser Neuverfilmung des Jack-
London-Abenteuerromans mit einem ziemlich gro-
ßen Hund in Alaska unterwegs.  Bericht


Weißer weißer Tag


Die Frau des Polizisten Ingimundur ist tot, ein Auto-
unfall bei Nebel in der isländischen Einöde. Ingimun-
dur macht aber stoisch weiter. Er renoviert sein
Haus, kümmert sich um seine Enkelin Salka und
sitzt entnervt Stunden beim Psychologen aus. Der
Isländer Hlynur Pálmason erhebt in seinem klaustro-
phobischen FilmWeißer weißer Tagdie stilistische
Reduktion zum psychologischen Prinzip und kehrt
so die verdrängte Trauerarbeit des Witwers nach au-
ßen. Sein Gleichgewicht aus Lakonie, Langmut und
einer ungerichteten Wut geraten erst ins Taumeln,
als er herausfindet, dass seine Frau ihn betrogen
hat. SOFIA GLASL


Am 11. Februar verstarb mit Joseph Vils-
maier einer der bekanntesten und belieb-
testen Vertreter der bayerischen Filmsze-
ne, seit seinem mehrfach preisgekrönten
und auch beim Kinopublikum erfolgrei-
chen Regiedebüt Herbstmilchaus dem
Jahr 1988 war der bayerische Kamera-
mann auch als Regisseur gefragt. Auch mit
Kinofilmen wieStalingrad, Schlafes Bru-
deroderComedian Harmonistserreichte
er ein Millionenpublikum. Im Jahr 2008
verfilmte erDie Geschichte vom Brandner
Kasparneu, mit Franz Xaver Kroetz, Mi-
chael „Bully“ Herbig und Lisa Maria Pott-
hoff in den Hauptrollen, auch dieser Film
war ein Hit. Der Mathäser Filmpalast zeigt
den Film am Samstag, 22. Februar, um
10.30 Uhr in Gedenken an Joseph Vilsmai-
er. Der Eintritt ist frei, Tickets sind ab so-
fort an der Kinokasse erhältlich. grü

Die Geschichte vom Brandner Kaspar, D 2008, Re-
gie: Joseph Vilsmaier, Sa., 22. Februar, 10.30 Uhr,
Mathäser Filmpalast, Bayerstraße 3-5,t 515651

1


Sonic the Hedgehog(-)
Der schnellste Igel der Welt ist seit 1991 als
Videospielfigur unterwegs – und jetzt auch im
Kino: Neben dem blauen Überschall-Igel spie-
len imSonic-Kinofilm Hollywoodstars wie Jim
Carrey und James Marsden mit.
Regie: Jeff Fowler / 1. Woche
Besucher: 363 491 – Gesamt: 363 491

2


Nightlife(-)
Elyas M’Barek spielt in dieser Komödie ei-
nen Barkeeper, der mit einem Eierlikör trinken-
den Gast (Palina Rojinski) anbandelt. Doch be-
vor die beiden sich kennenlernen können,
schlittern sie ins Chaos einer Berliner Nacht.
Regie: Simon Verhoeven / 1. Woche
Besucher: 306 186 – Gesamt: 357 477

3


Die fantastische Reise des Dr. Dolittle(1)
Hollywoodstar Robert Downey Jr. spielt in
diesem effektreichen Fantasyabenteuer den
Tierflüsterer John Dolittle – und beweist, dass
es auch ein Leben nachIron Mangibt.
Regie: Stephen Gaghan / 3. Woche
Besucher: 113 803 – Gesamt: 671 864

4


Birds of Prey(2)
Vor vier Jahren spielte Margot Robbie in
der DC-ComicverfilmungSuicide Squadzum
ersten Mal Harley Quinn, in diesem Film steht
die Ex des Jokers selbst im Mittelpunkt.
Regie: Cathy Yan / 2. Woche
Besucher: 112 500 – Gesamt: 309 541

5


Bad Boys for Life(3)
„Bad Boys, Bad Boys, watcha gonna do,
when they come for you?“ Will Smith und Mar-
tin Lawrence schlagen sich in diesem Action-
Sequel einmal mehr mit bösen Jungs herum.
Regie: Bilall Fallah, Adil El Arbi / 5. Woche
Besucher: 112 462 – Gesamt: 1 520 080

6


Parasite(25)
Der große Abräumer der diesjährigen Os-
car-Verleihung räumt jetzt auch in den Kinos
ab: Die schwarzhumorige Gesellschaftssatire
aus Südkorea ist zurück in den Charts.
Regie: Bong Joon-ho / 18. Woche
Besucher: 102 524 – Gesamt: 577 656

7


Enkel für Anfänger(4)
Die Best Ager Heiner Lauterbach, Barbara
Sukowa, Günther Maria Halmer und Maren
Kroymann passen in dieser Mehrgenerationen-
komödie auf den Nachwuchs der Anderen auf.
Regie: Wolfgang Groos / 2. Woche
Besucher: 96 528 – Gesamt: 249 038

8


1917 (5)
Im Ersten Weltkrieg kämpfen sich zwei bri-
tische Soldaten durch deutsches Feindesland.
Dafür gab es drei Oscars, die Trophäe für den
besten Film ging aber anParasite(Platz 6).
Regie: Sam Mendes / 5. Woche
Besucher: 77 309 – Gesamt: 810 884

9


Little Women(7)
Neuverfilmung des 1868 erschienenen Ro-
mans von Louisa May Alcott, mit Saoirse Ro-
nan, Emma Watson und Meryl Streep. Prä-
miert mit dem Oscar für die besten Kostüme.
Regie: Greta Gerwig / 3. Woche
Besucher: 59 384 – Gesamt: 315 375

10


Die Hochzeit(6)
Til Schweiger heiratet wieder – zumin-
dest in dieser Fortsetzung seiner Komödie
Klassentreffen 1.0. Seine Freunde Samuel Finzi
und Milan Peschel sind auch wieder dabei.
Regie: Til Schweiger / 5. Woche
Besucher: 45 061 – Gesamt: 599 091

 Wo welcher Film läuft, steht im Film-ABC
aufSeite 7. Weitere Kritiken imFeuilleton.


E


s ist die Woche der Superhunde, ne-
ben einer neuen Lassie aus deut-
scher Produktion (siehe Bericht un-
ten) hechelt noch ein Schlittenhund na-
mens Buck durch die Kinosäle. Tolle Tiere
sind natürlich beide, in Sachen Größe, Edel-
mut und Ausdauer ist Buck der Kollegin
aber eine Schnauzenlänge voraus. Schließ-
lich schleimt er sich nicht nur bei Men-
schen ein, sondern schlichtet Streitigkei-
ten unter anderen Hunden, außerdem gibt
er schwächeren Tieren sein Fressen ab. Er

hält das Herrchen vom Saufen ab und ret-
tet dem Frauchen durch einen Sprung ins
Eiswasser das Leben. Leider aber ist Buck
kein realer Hund, sondern die Erfindung
des Schriftstellers Jack London.
Dieser zog Ende des 19. Jahrhunderts
wie viele andere abenteuerlustige Männer
seiner Generation Richtung Alaska, um am
Klondike-River nach Gold zu suchen. Sein
Erfolg hielt sich in Grenzen, statt Gold
brachte er den Skorbut mit nach Hause –
und viel Material für seine Bücher. Im Jahr

1903 veröffentlichte London einen seiner
berühmtesten Romane: „Call of the Wild“
erzählt vom harten Leben zu Zeiten des
Goldrausches, allerdings nicht aus Men-
schensicht, sondern aus Bucks Hundeper-
spektive. Das gefiel nicht nur dem lesen-
den Publikum, sondern auch den Kinozu-
schauern: Das Buch wurde mindestens ein
dutzendmal verfilmt, mit abenteuerer-
probten Stars wie Clark Gable, Charlton
Heston oder Rutger Hauer. Jetzt gibt es ei-
ne neue Version vonRuf der Wildnis,wie

das Buch in der deutschen Übersetzung
heißt. Die Hauptrollen spielen Filmhelden
wie Harrison Ford, Dan Stevens und Omar
Sy, der eigentliche Star ist aber groß, tap-
sig und jagt gerne Kaninchen.
Und das Riesenvieh aus dem Rechner
kann mehr als alle anderen Superhunde zu-
sammen: Regisseur Chris Sanders (Die
Croods) ließ in seinem ersten Realfilm die
Tiere am Computer animieren, was beim
heutigen Stand der Technik vermutlich ein-
facher ist als mit einem Rudel echter Hun-

de, Wölfe und Bären zu drehen. Wer also fo-
torealistisch aussehenden Tieren gerne da-
bei zusieht, wie sie comicartig und gnaden-
los vermenschlicht durch den Schnee he-
cheln, tapsen oder brummen, dürfte sei-
nen Spaß an diesem Abenteuerfilm haben.
Eine Sache sollte man aber tunlichst ver-
meiden: Buck in seine toten digitalen Au-
gen zu schauen. josef grübl

Ruf der Wildnis, Regie: Chris Sanders, Kinos und
Spielzeiten siehe Seite 7

Hund im Hier und Jetzt


FamilienfilmDie Collie-Dame „Lassie“ bellt nun in Deutschland


Ein Freitagabend in München sollte aufre-
gender sein. Aber dass die junge Manage-
rin Ana (Elisa Schlott) so lange vor dem
Rechner sitzt und Zahlen checkt, hat gute
Gründe. Sie hat ungewöhnlich hohe Rech-
nungsbeträge entdeckt, glaubt noch an
Fairness und Moral. Werte, die ihr Chef (Ma-
thias Herrmann) längst hinter sich gelas-
sen hat. Um ihn von den etwaigen Unstim-
migkeiten zu überzeugen, steigt Ana spon-
tan zu ihm ins Taxi, das sie und einen Kun-
den zu einem Show-Kampf in einer stillge-
legten Fabrikhalle bringt. Hier, im Unter-
schlupf des Gangsterbosses, den alle nur
„der Wiener“ nennen (Christian Strasser),
laufen die Fäden des jungen, temporeichen
Finanz-ThrillersLimbozusammen. Hier
wird der Freitagabend auch für die Über-
stunden-Karrierefrau zum Abenteuer. Ana
wird hineingezogen in ein Geldwäsche-

Netzwerk, in dem der Wiener, ihr Boss, ein
alternder Kleinganove (Martin Semmelrog-
ge) und ihr entfremdeter Bruder (Tilman
Strauß) eine Rolle spielen. Letzterer arbei-
tet als verdeckter Ermittler, was die Sache
noch komplizierter macht.
Den Figuren mag es etwas an Komplexi-
tät fehlen, aber der Sog des Genrestücks ist
stark (Drehbuch: Anil Kizilbuga). Das liegt
vor allem daran, dass der Regisseur Tim
Dünschede und sein Kameramann Holger
Jungnickel ihre HFF-Diplomarbeit im One-
Shot-Verfahren gedreht haben, also in ei-
nem Rutsch und ohne Schnitt. Ziemlich auf-
regend für einen Film, der Freitagabend im
Büro beginnt. bernhard blöchl

Limbo, Regie: Tim Dünschede, Film & Gespräch mit
dem Team, Do., 20. Feb., 20.30 und 21 Uhr, Mono-
pol, weitere Kinos und Spielzeiten siehe Seite 7

Neu im Kino


Zwei unbehauste, versehrte Menschen, Ge-
fangene ihrer Traumata und Verfehlun-
gen: Die Witwe Anna (Sabine Timoteo), die
allein in einem verglasten modernen Haus
am Stadtrand lebt, nachts joggen geht und
dem durchfahrenden Nachtzug ihre Ver-
zweiflungsschreie entgegenschleudert.
Und der Stadtnomade Michael (Vinicio
Marchioni, der an die großen schweigsa-
men Melancholiker des Kinos erinnert),
ein Privatdetektiv mit der Aura eines Auf-
tragskillers, der sich einen Lieferwagen
zum Wohnmobil ausgebaut hat und durch
die Schweizer Kantone St. Gallen, Tessin
und Zürich lenkt. Im Auftrag von Laden-,
Hotel- und Tankstellenketten prüft er die
Servicequalität und die Loyalität betrugs-
verdächtiger Angestellter. Wenn er nachts
durch die Straßen gleitet, hört er Kriminal-
geschichten vom Band; auch mal Charles
Bukowski, dessen Texte eine Fährte ausle-
gen für diese Geschichte über anonyme In-
timität. Immer wieder parkt Michael sei-

nen Lieferwagen vor Annas Haus, beobach-
tet sie und ist zur Stelle, als sie Hilfe
braucht. Kaum ist er losgefahren, schläft
sie an seiner Schulter ein.
Auf zarte und zugleich unverbindliche
Weise nähern sich die beiden an, hängen
sich aneinander wie Ertrinkende, nur um
sich unvermittelt wieder voneinander ab-
zustoßen. In seinem Spielfilmdebüt
knüpft der italienisch-schweizerische Re-
gisseur Francesco Rizzi zarte Bande einer
spröden Liebesgeschichte, die sich zum
Melodram wandelt, denn zwischen den bei-
den steht ein Geheimnis, das nur Michael
kennt, eine fatale und schuldhafte Verbin-
dung. Bei der Deutschland-Premiere auf
dem Max Ophüls Festival in Saarbrücken
wurdeCronofobiamit Preisen für die beste
Regie und das beste Drehbuch ausgezeich-
net. anke sterneborg

Cronofobia, Regie: Francesco Rizzi, Kinos und Spiel-
zeiten siehe Seite 7

Existenzkampf
Psychodrama„Der Unschuldige“

Die legendäre Collie-Dame „Lassie“ dürfte
das Amerikabild der Generation Babyboo-
mer geprägt haben wie Pick-ups und Pop-
corn. Schließlich war die Fernsehserie um
den Farmersohn Timmy und seiner tieri-
schen Gefährtin, die ihm ständig das Le-
ben rettet, nicht nur in den USA populär,
sondern wurde bis in die Siebzigerjahre
hinein auch in die ganze Welt exportiert.
Nun haben Regisseur Hanno Olderdis-
sen (Wendy 2) und Drehbuchautorin Jane
Ainscough (Gut gegen Nordwind) in ihrem
RemakeLassie – Eine abenteuerliche Reise
die Geschichte um die entlaufene Hündin,
die über Hunderte von Kilometer wieder al-
lein nach Hause finden muss zu ihrem jun-
gen Herrchen, nach Deutschland verlegt:
Nachdem Andreas (Sebastian Bezzel), der
Vater von Lassies Herrchen, seinen Job in
einer Glasmanufaktur verloren hat, müs-
sen sein Sohn Flo (Nico Marischka) und sei-
ne hochschwangere Frau Sandra (Anna Ma-

ria Mühe) in eine kleinere Wohnung zie-
hen, in der keine Hunde erlaubt sind.
Glücklicherweise nimmt der ehemalige Ar-
beitgeber Graf von Sprengel (Matthias Ha-
bich) Lassie in seine Obhut, so dass auch
seine Enkelin, gespielt von Bella Bading,
sich mit ihr anfreunden kann.
Dazu kommen im weiteren Verlauf ein
schurkischer Hausmeister, ein rührend
sensibler Butler – ähnlich wie in dem
jüngst angelaufenen FamilienfilmVier zau-
berhafte Schwesternwunderbar komisch
verkörpert von Justus von Dohnányi –, ei-
ne sympathische Zirkusartistin und ein
überforderter alleinerziehender Vater. Kei-
ne Frage, Kinder- wie Erwachsenen-Cast
machen ihre Sache gut; doch gerät bei dem
vielgestaltigen Plot die vierbeinige Titelhel-
din etwas ins Hintertreffen. by

Lassie – Eine abenteuerliche Reise, Regie: Hanno
Olderdissen, Kinos und Spielzeiten siehe Seite 7

Ein Film, eine Einstellung


Finanz-Thriller„Limbo“ entführt mit Sogkraft in die Unterwelt


6 V2 SZEXTRA Kino Woche von 20. bis 26. Februar 2020, Nr. 42 DEFGH


Leinwandabschied
Hommagean Joseph Vilsmaier

Stille Nächte in der Schweiz


DramaIn „Cronofobia“ geht es um die Liebe zweier Außenseiter


Unter


dem


Eis


Abenteuerfilm


Die Neuverfilmung von


Jack Londons Roman


„Ruf der Wildnis“ setzt auf einen


computeranimierten Schlittenhund


FILMKUNSTTIPP


„Leise rieselt der“, tönt es immer wieder
aus den Lautsprechern, „leise rieselt der,
leise rieselt der“. Doch der Schnee will ein-
fach nicht fallen, die Schallplatte ist hän-
gen geblieben. Elvira scheint das nicht zu
stören, apathisch liegt sie auf dem Bett –
erst als jemand in die Wohnung kommt
und die Nadel von der Platte nimmt,
schreckt sie auf. Elvira Weishaupt ist die
tragische Heldin in Rainer Werner Fassbin-
ders DramaIn einem Jahr mit 13 Monden
aus dem Jahr 1978. Auf den ersten Blick
ist sie eine typische Fassbinder-Figur: ei-
ne Frau, die sich nicht wehrt und auf der
alle herumtrampeln. Doch Elvira ist an-
ders als die Anderen, anders als Marlene
ausDie bitteren Tränen der Petra von
Kant, anders auch alsMarthaaus dem
gleichnamigen Film. Elvira war früher ein-
mal ein Mann, wuchs als Erwin in einem
Kloster auf, arbeitete als Schlachter, ver-
liebte sich in einen Mann. Aus Liebe zu
ihm entschied sie sich für eine Ge-
schlechtsumwandlung, trotzdem ließ er
sie sitzen. Der Film zeigt Elvira in den letz-
ten fünf Tagen ihres Lebens. Die Hauptrol-
le spielte Volker Spengler, der Anfang Fe-
bruar achtzigjährig in Berlin verstarb. Als
Hommage an den Schauspieler zeigt das
Filmmuseum Fassbinders Film in seiner
Reihe „Open Scene“, im Anschluss findet
ein Publikumsgespräch mit der Schau-
spielerin und damaligen Produktionsleite-
rin Isolde Barth statt. GRÜ

In einem Jahr mit 13 Monden, Regie: R.W.
Fassbinder, Do., 20. Februar, 19 Uhr, Film-
museum, St.-Jakobs-Platz 1,t23 39 64 50
Verliebt: Michael (Vinicio Marchioni) und Anna (Sabine Timoteo). FOTO: FILMPERLEN

Flo (Nico Marischka) spricht seiner wasserscheuen Hündin Mut zu.FOTO: WARNER BROS

Ja, wo isser denn? Der sehr große und sehr mutige Schlittenhund Buck sucht gerade unter einer sehr dicken Eisschicht nach seinem Frauchen, sein Herrchen (Omar Sy) will von oben helfen. FOTO: WALT DISNEY
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