Die Zeit - 27.02.2020

(nextflipdebug2) #1
Auch Elizabeth Warren, demokratische Bewerberin um
die Präsidentschaftskandidatur, fordert extrahohe Reichensteuern

Foto (Ausschnitt): Melina Mara/The Washington Post/Getty Images


Angriff auf die Milliardäre


Zwei Ökonomen zeigen den US-Demokraten im Wahlkampf,
wie sie Reiche ausnehmen können VON THOMAS FISCHERMANN

S


o heftig die Präsidentschaftsbe-
werber der Demokraten auch auf-
ein an der eindreschen mögen, in
einem Punkt sind sie sich im
aktuellen Vorwahlkampf erstaun-
lich einig: Alle Kandidaten ver-
sprechen, die Reichsten im Land
deutlich stärker zu besteuern.
Noch vor vier Jahren galt diese Forderung, die
damals hauptsächlich der »demokratische Sozialist«
Bernie Sanders erhob, als allzu radikal für den ame-
rikanischen Geschmack: leistungsfeindlich und kaum
umsetzbar, weil Unternehmen und Superreiche in
Steuer oasen abwandern könnten. Doch 2020 liegt
Sanders bei den Demokraten vorn – ein Mann, der
sagt: »Ich glaube nicht, dass es Mil liar dä re geben soll-
te.« Und sogar sein Mitkandidat Michael Bloom berg,
selber Mil liar där, fordert höhere Reichensteuern.
Da hat sich etwas geändert in den USA. Bei
vielen Leuten, die den US-Demokraten anhängen,
verändert sich der Blick auf die soziale Ungleichheit.
Vordenker wie der französische Ökonom Thomas
Piketty (Das Kapital im 21. Jahrhundert), die vor einer
neuen Plutokratie warnen, werden inzwischen auch
in den USA wahrgenommen. Protestbewegungen wie
Occupy Wall Street haben Schlaglichter auf die Be-
reicherung einer winzigen Oberschicht geworfen.
Und inzwischen gibt es auch einige Ökonomen,
die es für realistisch halten, Superreiche und Groß-
konzerne stärker zu besteuern – ohne dass die sich
dem gleich wieder entziehen. Zwei Vordenker in
dieser Frage sind die Wirtschaftsprofessoren Emma-
nuel Saez und Gabriel Zucman von der University
of California, deren Buch Der Triumph der Ungerech-
tigkeit gerade auf Deutsch erschienen ist. Ihre Ideen
werden im Vorwahlkampf von mehreren Kandidaten
aufgenommen, allen voran Bernie Sanders und Eli-
zabeth Warren. Saez und Zucman erinnern daran,
dass noch in den Dreißigerjahren des vergangenen
Jahrhunderts amerikanische Höchstverdiener mit
einem Spitzensteuersatz von 90 Prozent veranlagt
wurden und Unternehmen mit 50 Prozent.
So weit wollen die beiden Ökonomen heute selbst
nicht mehr gehen. Doch sie schlagen immerhin vor,
Unternehmensgewinne mit »mindestens 25 Prozent«
und das reichste eine Prozent der Amerikaner mit
durchschnittlich 60 Prozent zu besteuern (statt wie
heute mit schätzungsweise 30 Prozent und weniger,
je nach Steuervermeidungsstrategie). Der für die Prä-
sidentschaftsanwärter interessanteste Teil ihres Werks

Als vielseitig interessierter Mensch infor-
miere ich mich umfassend: Unter anderem
lese ich Brötchentüten. Etwa die, die mir
neulich in einer Filiale der Braaker Mühle
gereicht wurde, einer Großbäckerei aus
dem Hamburger Umland. »Wir haben ihn:
den nördlichsten Brot-Sommelier« war
dort zu lesen. Dazu gab es ein Foto, einen
Namen und den Hinweis, der Mann sei
»geprüfter Brot-Sommelier und somit Bot-
schafter und Experte für unwiderstehliche
Brotgeschmäcker!«.
Bei der Lektüre habe ich etwas gelernt. Bis-
lang ging ich nämlich davon aus, dass man
einen Experten für Brote als Bäckermeister
oder kurz Bäcker bezeichnet. Das ist offenbar
überholt und somit ein Fehlschluss. Seitdem
begegne ich Trägern dieses Titels mit Skepsis.
Man lernt eben nie aus.
Allerdings wirft die Brötchentüte auch
neue Fragen auf. Erstens: Ist die Nördlichkeit
des Brot-Sommeliers relevant, sind nördliche
womöglich besser als südliche? Zweitens: Was
nutzt mir ein Brot-Sommelier, wenn er nicht
persönlich hinterm Tresen steht? Schließlich
gibt es in jeder Filiale sehr viele Brote, und von
einem Brot-Sommelier erhoffe ich mir doch
am ehesten Auskünfte darüber, welches ich
nehmen soll.
Idealerweise würde er zunächst von mir
wissen wollen, womit ich das Brot belegen
oder bestreichen möchte und welches beglei-
tende Getränk ich erwäge, um mir dann ein
passendes Brot empfehlen zu können. Viel-
leicht lässt er mich gar kosten, bevor ich mich
entscheide? Ein Brot-Sommelier, der weit weg
in der Firmenzentrale sitzt, kann das nicht
leisten, selbst wenn er der nördlichste ist. Dem
anwesenden Bäckereifachverkaufspersonal
hingegen traut man diese Kompetenz ja er-
kennbar nicht zu.
Am wichtigsten ist aber die dritte Frage:
Warum hat die Braaker Mühle ihren Brot-
Botschafter nicht einfach B(r)ot schaf ter ge-
nannt? Das wäre noch viel lustiger.

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Brötchentüten!


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sind dabei die praktischen Vorschläge: Wie könnte
man solche Steuern wirklich eintreiben?
Saez und Zucman sehen da vieles anders als kon-
servative Ökonomen. Sie halten es beispielsweise für
einen Mythos, dass der US-amerikanische Fiskus
keine Unternehmensgewinne besteuern könne, die
offiziell bei Briefkasten-Niederlassungen in Steuer-
oasen anfallen. Sie zeigen, dass die notwendigen
Daten über alle Unternehmenseinkünfte, aufge-
schlüsselt nach Ländern, längst den Behörden vor-
liegen. Also könne der US-Fiskus einfach einen Be-
scheid über entgangene Steuern auf Bermuda oder
den Cayman Islands verschicken, es »würde keinen
internationalen Vertrag verletzen«.
Eine Massenabwanderung von Konzernen wegen
höherer Steuern ist ihrer Meinung nach auch nicht
zu erwarten. Und wenn schon: Auch dann könne
man noch Steuerzahlungen erzwingen, solange die
Unternehmen in den USA produzieren oder dort
etwas verkaufen wollen. Das sei bei entsprechender
politischer Entschlossenheit sogar auf Gewinne von
Unternehmen anwendbar, die mit ihrem Hauptsitz
in einem Niedrigsteuerland ansässig seien.
Die Arbeiten der beiden Ökonomen sind voll von
solchen praktischen Verfahren zur Steuer erhe bung,
die bisherige Weisheiten auf den Kopf stellen. Das
gilt auch für Vermögensteuern für US-Amerikaner
einschließlich superreicher Mil liar dä re. Viele von
ihnen investieren Gewinne immer wieder in die
eigenen Firmen, ohne viel abzuschöpfen, sodass der
Großteil ihrer Kapitalgewinne steuerfrei bleibt.
Zucman und Saez präsentieren Ideen, wie man
sie trotzdem besteuern könnte. Eine besondere prak-
tische Herausforderung ist dabei, dass viele Reiche
ihr Vermögen in Familienunternehmen oder Finanz-
vehikel stecken, deren Wert sich schwer abschätzen
lässt: Es wurden schon lange keine Anteile mehr
daran gehandelt. Und nicht wenige Reiche haben
trotz ihres großen Vermögens tatsächlich geringe
liquide Mittel, um Steuern zu begleichen. Saez und
Zucman schlagen vor, Steuerzahlungen in Unter-
nehmensanteilen zuzulassen und sogar einen speziel-
len Markt zu schaffen, an dem solche wegbesteuerten
Anteile gehandelt und fair bewertet werden können.
Sollte der nächste US-Präsident wirklich einen
Angriff auf Amerikas Plutokraten starten? Darüber
wird im heraufziehenden Wahlkampf wohl gestritten
werden. Ein Argument kann man im Jahr 2020 nicht
mehr benutzen: dass »alle Ökonomen« sagen, dass es
überhaupt nicht geht.

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EIN BEITRAG VON
HUF HAUS

Kann man sich einen schöneren Bilder-
rahmen für die Kunstwerke der Natur
vorstellen als das markante Fachwerk
von HUF HAUS? Wohl kaum, dachten
sich auch die Bauherren dieses trans-
parenten Fachwerkhauses aus Holz und
Glas und planten ihr Traumhaus mit
einer voll verglasten Giebelseite direkt
zum Garten hin.
Fragt man die Bauherren Susanne
und Yogi, warum sie sich für ein
klassisches Fachwerkhaus entschieden
haben, so sprudelt auch schon die
Antwort hervor: »Wir lieben den Kont-
rast des Hauses! Einerseits lichtdurch-
flutet, offen und modern, andererseits
gemütlich und behaglich durch die
sichtbare Holzkonstruktion.« Dass die

beiden sich für HUF HAUS entschie-
den haben, war dabei kein Zufall, denn
zu den entscheidenden Pluspunkten
gehörten selbstverständlich auch der
hohe Qualitätsstandard des Familien-
unternehmens und die kompetente
persönliche Beratung.
Wenn man das Paar mit Susannes
Sohn Jan-Paul heute in den eigenen
vier (Glas-)Wänden besucht, sieht man
auf den ersten Blick, dass hier nicht
nur ein Gespür für Design herrscht,
sondern auch echtes Geschick für
durchdachte Gartengestaltung. Das
HUF Haus »ART 3« ist umgeben von
Gräsern sowie herrschaftlichen Bäu-
men und spiegelt sich in verschiede-
nen Lichtstimmungen im Bachlauf
wider, der in Erweiterung der Sicht-
achse des Hauses angelegt wurde.
Seit zwei Jahren lebt die Familie nun

schon in ihrem HUF Haus und hat
besonders zu schätzen gelernt, dass ihr
Zuhause viele wunderschöne Gesichter
hat, denn mit dem Wechsel der Jahres-
zeiten verändern sich auch die Ausblicke
und das Aussehen des Gartens.
Im Erdgeschoss sind die Räume
fließend miteinander verbunden – nur
zwei Türen zählt man hier, wobei die
Eingangstür eine davon ist. Mittelpunkt
des Hauses ist die lichtgraue Küche
mit einer Arbeitsplatte aus Bambusholz,
zu der Susanne und Yogi eine ganz be-
sondere Beziehung haben: Als begeis-
terter Handwerker hat der Bauherr seine
Traumküche kurzerhand selbst geplant
und gebaut. Von der Küche kann der
Blick ungehindert über den bis zum
Dach geöffneten Essplatz bis hin zum
Wohnzimmer wandern, wo ein selbst
entworfener, in Edelstahl eingefasster

Gaskamin mit Kuschelecke auf seinen
wärmenden Einsatz an kalten Herbst-
und Wintertagen wartet.
»Die Ausblicke wirken von hier wie
gerahmte Panoramen«, schließt Susanne.
Alles schön eingerahmt eben ...

Schön eingerahmt:


Die Natur als Dauerausstellung


DIE BESONDERE IMMOBILIE
Die Bauherren
resümieren:
Ihr Lieblingsplatz
ist vor dem Kamin
auf der stilvollen
Le-Corbusier-
Liege. Von hier
wandert morgens
bei einer Tasse
grünem Tee der
Blick von der
Küche über das
Esszimmer bis
zum Bachlauf.

Kontakt
Musterhauszentrum HUF Dorf
Franz-Huf-Straße, 56244 Hartenfels
Tel. (02626) 76 12 00
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Das HUF Dorf ist täglich,
auch an Sonn- und Feiertagen
von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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28 WIRTSCHAFT 27. FEBRUAR 2020 DIE ZEIT No 10

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