Die Welt - 21.02.2020

(Grace) #1

19


21.02.20 Freitag, 21. Februar 2020DWBE-HP


- Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:


Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP


DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
21.02.2021.02.2021.02.20/1/1/1/1/Ges1/Ges1AHEIDRIC 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT FREITAG, 21. FEBRUAR 2020 GESELLSCHAFT 19


Gleich bestellen unter 0800/533 36 82 oder http://www.welt.de/samsung


Aktion: 10164175

DIE WELT/WELT AM SONNTAG erscheint im Verlag Axel Springer SE, Axel-Springer-Str. 65, 10888 Berlin, 0800/935 85 37. Vertreten durch den Vorstand, Amtsgericht Charlottenburg, HRB 154517 B.
Alle Informationen über Ihr gesetzliches Widerrufsrecht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter http://www.welt.de/widerruf.

Ihre Vorteile


Günstige Kombination
WELT AM SONNTAG + DIE WELT
6 Monate für zzt. nur 60,90 € im Monat lesen

Täglich informiert
relevante Hintergründe, klare Analysen,
starke Meinungen

Frei Haus
kostenlose Lieferung direkt an
Ihre Haustür

Solange der Vorrat reicht


Jetzt mit


64 GB


WELT AM SONNTAG + DIE WELT 6 Monate lang lesen und ein Samsung Galaxy Tab A gratis erhalten – schnell sein lohnt sich.


Jetzt einmaliges Angebot sichern


Jetzt mit


64 GB


2019er-Edition: Samsung Tab A, 64 GB



  • 10,1 Zoll (25,53 cm) Multitouch Display

  • Betriebssystem: Android 9.0 (Pie)

  • Kamera Auflösung: 8 Megapixel
    Frontkamera Auflösung: 5 Megapixel

  • Arbeitsspeicher: 2 GB RAM
    Festspeicher: 64 GB

  • WLAN / Bluetooth 5.

  • Maße (B/H/T): ca. 14,9 x 24,5 x 0,8 cm /
    Gewicht: ca. 0,47 kg

  • Farbe: schwarz


ANZEIGE


D


ichtes Schneetreiben hüllt
Squaw Valley, das „Tal der
IIIndianerfrau“, seit den Mor-ndianerfrau“, seit den Mor-
gggenstunden in einen enstunden in einen Schleier.
Das schlechte Wetter gefähr-
det die Eröffnungsfeier der Olympischen
WWWinterspiele von 1960. Zur Mittagsstundeinterspiele von 1960. Zur Mittagsstunde
des 18. Februars soll in dem knapp 2000 Me-
ttter hoch gelegenen Skiressort der Sierra Ne-er hoch gelegenen Skiressort der Sierra Ne-
vadadie Zeremonie beginnen. Die Klimaun-
bilden verzögern auch die Ankunft des ame-
rrrikanischen ikanischen Vizepräsidenten Richard NixonVizepräsidenten Richard NixonVizepräsidenten Richard Nixon,,
der als Vertreter von Staatschef Dwight D.
Eisenhower teilnimmt.Mit Nixons Eintref-
fen hört der Flockenwirbel auf. Die kalifor-
nische Sonne bricht aus den Wolken. Es
bleibt bitterkalt, doch das scheint nieman-
den zu stören. Schon gar nicht Helmut
Recknagel. Der damals 22 Jahre alte Ski-
springer aus Thüringen führt die gesamt-
deutsche Mannschaftals Fahnenträger in
die zur Südseite offene Blyth Memorial Are-
na. Dem späteren Olympiasieger wird als
erstem ostdeutschen Sportler diese Ehre zu-
teil. Das war keinesfalls selbstverständlich.
Seinem Zuschlag gingen monatelangeGra-
benkämpfe auf sportpolitischem Parkett vo-
raus, die beinahe zum erstmaligen Boykott
von deutschen Athletengeführt hätten.

VON GUNNAR MEINHARDT

WELT: Herr Recknagel, wir sitzen in
der achten Etage Ihrer Neubauwoh-
nung mit wunderschönem Ausblick
über Berlin. Sie wirken entspannt.
Das dürfte vor 60 Jahren anders ge-
wesen sein. Wie präsent ist bei Ihnen
noch die Zeit des Kalten Krieges?
HELMUT RECKNAGEL:Diese Zeit ver-
gisst man nie, auch wenn sie noch so
lange zurückliegt. Die Sticheleien, Schi-
kanen, Intrigen, Restriktionen haben
mich geprägt. Ich war davon unmittel-
bar betroffen – und dass nur, weil ich
Sportler in der DDR war. Wenn ich nur
an die vorolympischen Wettkämpfe im
Januar 1959 in Squaw Valley denke. Die
Generalprobe fiel für mich und andere
ostdeutsche Athleten aus, weil uns vom
alliierten Reisebüro in West-Berlin die
Visa für die USA verweigert wurden. Die
Bestimmung lautete, dass Mitgliedern
kommunistischer Organisationen mög-
lichst keine Visa in Nato-Staaten zu er-
teilen seien. Die Visa-Erteilung unterlag
ganz offenbar der Willkür. Wir durften
jedenfalls nicht ausreisen. Mir tut das
heute noch weh. Oder denken wir an
den sogenannten Flaggenstreik.

Der durch die DDR-Führung ausgelöst
wurde, indem sie im Herbst 1959 be-
schloss, die bisherige gemeinsame
schwarz-rot-goldene Fahne durch das
DDR-Emblem im roten Feld zu einer
eigenen Flagge zu verändern. Das als
Spalterflagge bezeichnete Banner
durfte jedoch auf Geheiß der Bundes-
regierung nicht auf dem Gebiet der
westdeutschen Republik gehisst wer-
den, weil die DDR politisch nicht aner-
kannt war. Auch das Tragen des DDR-
Staatswappens und das Abspielen der
Nationalhymne der DDR waren verbo-
ten. Da aber die Ostseite darauf be-
harrte, mit eigener Symbolik anzutre-
ten, durften Sie bei der Vierschanzen-
tournee 1959/60 nicht starten. In den
beiden Vorjahren hatten Sie die Tour-
nee gewonnen und hätten als Erster
den Hattrick vollenden können, was
bis heute nur dem Norweger Björn
Wirkola (1966–1969) geglückt ist.

Das war auch mein Ziel und ganz sicher
machbar. Aber es wurde vereitelt. Als
Sportler warst du Spielball der Politik.
Das war doch bitter. Ich machte ja nicht
nur Sport für mich, ich wollte mit mei-
nen Leistungen auch andere Menschen
erfreuen. Wie gut ich in Form war, habe
ich zwei Monate später mit dem Olym-
piasieg bewiesen. Dass ich im Jahr darauf
doch noch zum dritten Mal die Vier-
schanzentournee gewinnen konnte, war
großartig, aber eben nur ein schwacher
Trost. Nur gut, dass der Flaggenstreit
nicht auch noch unsere Teilnahme an
den Olympischen Spielen verhindert hat.
Das hätte ja durchaus passieren können.

Dem damaligen Präsidenten des In-
ternationalen Olympischen Komitees,
Avery Brundage, sei Dank. Der Ameri-
kaner ordnete einen Kompromiss für
den Start der gesamtdeutschen Mann-
schaft an. Er lautete: Als gemeinsame
Fahne gilt Schwarz-Rot-Gold, das
durch die weißen olympischen Ringe
im roten Feld ergänzt wird. Worauf-
hin Kanzler Konrad Adenauer anfangs
erbost reagierte und erklärte, dass die
IOC-Festlegung „mit unserer nationa-
len Würde unvereinbar ist. Wenn sie
jetzt die Olympischen Ringe in die
Fahne reinmachen, dann kommt der
Zirkus Sarrasani und will einen Ele-
fanten, und die Metzgerinnung will
mit einem Schweinskopf auf die Fah-
ne“. Adenauer schloss jeglichen Kom-
promiss zur Abänderung der Natio-
nalflagge aus und forderte die bundes-
deutschen Olympier sogar zum Olym-
piaverzicht auf.
Da kann ich nur sagen, Adenauer war im-
mer sportfeindlich gesinnt. Adenauer war
kein Sportsmann, sonst hätte er anders
entschieden. Wer jemals die Atmosphäre
eines internationalen Sportwettkampfes
erlebt hat, kommt zu anderen Überzeu-
gggungen und hält andere Prinzipien fürungen und hält andere Prinzipien für
wesentlicher. Nur gut, dass sich die
Sportführung der Bundesrepublik Aden-
aaauer widersetzte, sonst wären wahr-uer widersetzte, sonst wären wahr-
scheinlich nur wir DDR-Sportler nach
Squaw Valley gereist oder gar keiner. Wir
Sportler untereinander, egal aus welchen
Landesteilen sie kamen, haben sich alle
gggut verstanden. Interessant war übrigensut verstanden. Interessant war übrigens
aaauch, dass die Männer von der DDR unduch, dass die Männer von der DDR und
die Frauen von der Bundesrepublik einge-
kleidet wurden. Fragen Sie mich aber
jetzt nicht, welche Sachen schöner waren.

Welche denn?
Ich fand, wir sahen alle richtig schick aus.

Die Willkür bei der Erteilung der Visa
bekamen Sie noch einmal unmittel-
bar vor den Winterspielen zu spüren.
Da half selbst der Protest von Avery
Brundage nicht.
Stimmt. Die US-Regierung verweigerte
zahlreichen Trainern, Offiziellen und
Journalisten der DDR die Einreise nach
Amerika, was durch eine Intervention
des Auswärtigen Amtes ausgelöst wur-
de. Uns Sportler musste man wohl oder
übel akzeptieren, jedenfalls hatten wir
damit keine Probleme. Mein Trainer
Hans Renner durfte Gott sei Dank mit-
reisen. Vor Ort hat er dann auch noch
Helga Haase betreut, deren Trainer und
Ehemann in Berlin bleiben musste. Hel-
ga ist trotzdem als erste Olympiasiege-
rin im Eisschnelllauf in die Geschichte
eingegangen. Das war ein grandioser
Triumph. Dafür habe ich sie bewundert.

Und Frau Haase freute sich für Sie, als
Ihnen bei der Nominierung der Mann-
schaft am 24. Januar 1960 im Berliner
Hotel „Newa“ auch der prestigeträch-
tige Akt des Fahnenträgers übertra-
gen wurde. Warum erhielten ausge-
rechnet Sie den Zuschlag?
Mit Bestimmtheit kann ich das nicht
sagen. Ich war auch sehr überrascht.
Aber ich denke: wegen meiner bisheri-
gen Erfolge. Drei Jahre vorher gewann
ich am Holmenkollen in Oslo, dem
Wimbledon des Tennis, als erster
Nichtskandinavier. Dieser erste Platz
bedeutete fast noch mehr als ein Olym-
piasieg. Danach gewann ich zweimal die
Vierschanzentournee, was noch keinem
gelungen war, und die Skifliegen in Pla-
nica und Oberstdorf. Ich fühlte mich
natürlich sehr geehrt, die Fahne tragen
zu dürfen.

Fanden Sie als Fahnenträger allseitige
Zustimmung? In der Mannschaft
standen 44 Athleten aus der Bundes-
republik und 30 aus der DDR.
Ich habe keine gegenteiligen Äußerun-
gen gehört oder Einwände gespürt. Und
es stand wohl auch kein anderer Fah-
nenträger zur Diskussion.

Manche westdeutschen Medien insis-
tierten, „man könne auf keinen Fall
dem 22-jährigen Kommunisten aus
der Zone ins Stadion folgen“.
Die haben mich nicht interessiert. Mir
sind alle ins Stadion gefolgt, und das sehr
gerne, wie mir später viele bestätigten.

Haben Sie das Tragen der Fahne und
den Einmarsch geübt?
Es gab zwei oder drei Proben, die mich
natürlich vom Training abgehalten ha-
ben. Aber das konnte ich verschmerzen.
Bei der Eröffnung ...

... an der 665 Sportlerinnen und Sport-
ler aus 30 Nationen teilnahmen ...
... wo unsere Mannschaft in fünf Meter
Abstand in Viererreihen hinter mit her-
marschierte, war ich natürlich mächtig
aufgeregt. Da konnte ich nicht ruhig
sein, der Motor musste laufen. Das war
schon so in der Schule oder beim Studi-
um vor jeder großen Prüfung getreu
dem Motto: Wer sich nicht mehr auf-
regt, leistet nichts.

Durften Sie die Fahne behalten?
Nein, die musste ich leider wieder abge-
ben. Ich habe noch Abzeichen von den
Spielen und den Teilnehmerausweis so-
wie den Schlüssel von meinem Zimmer,
Nummer 211. Der liegt jetzt im Heimat-
museum in Zella-Mehlis.

Zehn Tage später, am Finaltag der
Spiele, schrieben Sie gleich dreifach
Geschichte. Als erster Deutscher und
als erster Nichtskandinavier wurden
Sie Olympiasieger im Skispringen. Da
der Spezialsprunglauf zugleich als
Weltmeisterschaft ausgetragen wur-
de, durften Sie sich auch mit dem
WM-Titel schmücken.
An dem Tag passte alles. Das Wetter war
herrlich, ich hatte das notwendige
Selbstvertrauen, hatte Kraft, Mut, Kon-
zentration, die Weiten stimmten, die
Haltung. Ich bin meiner Favoritenrolle
gerecht geworden. In beiden Durchgän-
gen setzte ich alles auf eine Karte, ging
volle Pulle und flog beide Male am wei-
testen. Das war schon toll.

Es war ein Triumph mit Ansage, oder?
Nun ja, am Tag vorher habe ich einen
Spruch gemacht, der natürlich ein Wag-
nis war. Ich saß mit Langläufern und
Nordischen Kombinierern abends auf
dem Zimmer, und wir diskutierten über
die Wettkämpfe. Als ich gegen 23 Uhr
das Zimmer verließ, sagte ich ihnen
„Wenn morgen einer gewinnt, dann bin
ich das und kein anderer“ und schloss
hinter mir die Tür.

Eindrucksvoll machten Sie Ihre Pro-
phezeiung wahr und wurden zu einem
gefeierten Nachkriegshelden. So wie
die Fußballweltmeister von 1954.
Fritz und Ottmar Walter waren in der
Jugend meine großen Idole. Als sie Welt-
meister wurden, war ich 17 und spielte
auch Fußball. Mich interessierte damals
nichts anderes, ich war ein guter Stür-
mer. Ich wollte so gerne bei den Brüdern
in Kaiserslautern spielen, weil ich da-
mals schon dachte, der Fußball im Wes-
ten ist besser als der im Osten. Doch
mein Vater ließ mich nicht gehen. Ich
bin noch immer ein bisschen traurig da-
rüber. Mit Fritz Walter habe ich danach
noch korrespondiert. Er hat mir schöne
Karten geschickt. Wir haben uns sehr
geschätzt.

Ist es Ihnen nie in den Sinn gekommen,
in die Bundesrepublik überzusiedeln?
Nein,ich wollte meine Heimat nie ver-
lassen, als Einzelkind schon gar nicht.
Mein Vater hat mich sehr unterstützt,
meine Mutter hatte immer Angst um
mich. Auf materielle Dinge habe ich nie
großen Wert gelegt.

Gab es Versuche, Sie abzuwerben?
Ja, die Angebote waren verlockend,
aaaber das kam für mich nicht infrage.ber das kam für mich nicht infrage.
Und ich bereue auch aus heutiger Sicht
nichts. Nach meinem Veterinärstudi-
um hätte ich gerne eine private Tier-
arztpraxis aufgemacht, das aber war im
Staat des einheitlichen Veterinärwe-
sens nicht möglich. Da hätte man
schon auf den Gedanken kommen kön-
nen, ich bin jetzt gut als Veterinär, ich
gehe auf die Kleintierpraxis oder ma-
che Großtiere, Pferde und gehe dann
mit meinen erworbenen Kenntnissen
in den Westen. Doch das kam mir nie
in den Sinn.

Dass Sie 1964 nach den Olympischen
Winterspielen in Innsbruck Ihre Kar-
riere mit erst 27 Jahren beendeten,
überraschte dann aber schon.
Da ich als Sechster von der Normal-
schanze und Siebter von der Großschan-
ze unter den Erwartungen geblieben
war, würdigte mich die Sportführung der
DDR keines Blickes mehr. Ich kam mir
vor wie ein dummer Junge. Ich war de-
nen nichts mehr wert, obwohl ich zwei
Jahre zuvor noch einmal Weltmeister ge-
worden war. Ich aber weiß sehr wohl,
was ich wert bin. Nein, so behandelt man
mich nicht. Und deswegen habe ich mich
vom Leistungssport verabschiedet.

Sie sehen noch immer so aus, als wür-
den Sie von den Schanzen dieser Welt
fliegen. Wie alt wollen Sie werden?
Ich war seit den Winterspielen nie wie-
der in Squaw Valley. Mein großer Traum
ist es, dorthin zu reisen und noch einmal
ohne Stress das Tal der Indianerfrau zu
besuchen. Vor dem 85. Lebensjahr
möchte ich die Ohren nicht anlegen.

PICTURE ALLIANCE/ DPA

„Am Tag vorher


habe ich einen


Spruch gemacht,


der ein


WAGNIS war“


Der DDR-Skispringer Helmut Recknagel trug


bei den Olympischen Winterspielen 1960


die Fahne der gesamtdeutschen Mannschaft


Jubel über den
Olympiasieg:
Helmut Reck-
nagel 1960 in
Squaw Valley
(oben) und 2018
in Baden-Baden

PICTURE ALLIANCE/ SVENSIMON

/ FRANKHOERMANNA

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2020-02-21-ab-22 59ba38aaefcc8858fe6ac1a37b2ad


UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf