geworden, da sind sich die Arbeiter einig.
Und sie selbst sind stolzer. Selbstbewuss-
ter. Auch fordernder.
Sieben Jahre nach Baubeginn ist der
Teleférico von El Alto und La Paz das
größte urbane Seilbahnnetz der Welt mit
einer Streckenlänge von 32 Kilometern. Es
wurde erbaut vom österreichischen Unter-
nehmen Doppelmayr, verfügt über 1398
Gondeln und zehn Linien – in Farben von
Kaffeebraun bis Himmelblau. Jede einzel-
ne Gondel ist mit dem Schriftzug „Estado
Plurinacional de Bolivia“ versehen und
trägt Bild und Namen des gerade abgesetz-
ten Staatspräsidenten: Evo Morales Ayma.
Dem Beispiel folgen
Der erste indigene Staatspräsident der
Welt trieb die Idee einer „Metro der Anden“
voran und finanzierte das Projekt mit Ein-
künften aus der verstaatlichten Erdgasge-
winnung. Jede neue Linie weihte Morales
persönlich ein, immer nach indigenen
Traditionen: mit einem toten Lama-Fötus,
Schnaps und Coca-Blättern, um die Götter
um Beistand zu bitten.
Auch Boliviens Hauptstadt Sucre und
Mexico City bauen jetzt Teleféricos für
den Massentransport. Andere bergige
Städte des Kontinents wie Medellín, Cali
und Bogotá betreiben längst Seilbahnen,
vor allem um den Verkehr zu mindern.
Einer der Passagiere, Ernesto Cruz, ein
ehemaliger Bergarbeiter, drückt sein Ge-
sicht ans Glas und starrt gebannt hinab. Er
sichert sich immer einen Platz am Fenster,
um einen guten Blick zu erwischen und die
Ruhe zu genießen. Vom Lärm der Groß-
stadt kriegt man in der Gondel nichts mit.
Kein Hupen wie sonst überall. Kein Moto-
renknattern. Keine Schreie. Es ist eine ech-
te Auszeit, findet er, alltägliche Erholung.
Die Geschwindigkeit beträgt nur fünf
Meter pro Sekunde, genug Zeit für jede
Menge Detailbeobachtungen, dennoch
braucht er nur noch 30 Minuten zu seiner
Arbeit als Sicherheitsmann in einem
der neuen Bürotürme – fast 700 Meter tie-
fer an der Station Irpawi.
Für ihn, den ehemaligen Kumpel, ist es
zudem eine Fahrt, auf der sich die sozialen
Klassen treffen wie sonst nur selten in 4
Unten die Feiern zu Allerhei-
ligen auf dem Zentralfriedhof
von La Paz – oben die
allgegenwärtigen Gondeln
AUCH DIE
GUT SITUIERTEN NUTZEN
DIE BAHN
UND ENTGEHEN SO
DEM VERKEHRSCHAOS