Die Welt - 05.03.2020

(Joyce) #1

Sprunghafter Anstieg bei Kurzarbeit


Quelle: Bundesagentur für Arbeit


Zahl der Kurzarbeiter, in Tausend


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Mehr Arbeitslose, weniger Jobs


Quelle: Bundesagentur für Arbeit


Arbeitslose und offene Stellen bei Metall- und Elektroberufen


saisonbereinigt in Tausend























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Arbeitslose


Offene Arbeitsstellen


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Von immenser Bedeutung: Der Außenhandel mit China


Quelle: Statistisches Bundesamt


Aus- und Einfuhren von Gütern der Metall- und Elektroindustrie
in Mrd. Euro

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liver Zander ist besorgt.
Der Hauptgeschäftsfüh-
rer des Arbeitgeberver-
bands Gesamtmetall sag-
te zwar am Mittwoch in
Berlin, dass das genaue Ausmaß der Fol-
gen des Coronavirus noch unklar sei. Ab-
sehbar ist für ihn aber, dass die Metall-
und Elektroindustrie stark betroffen sein
wird. Der Absatz bricht ein, etwa in Chi-
na. Zudem befürchtet er, dass Betriebe
zum Schutz der Beschäftigten schließen
müssen und Vorprodukte fehlen.

VON CHRISTINE HAAS

„Solche Fälle werden wir Ende März
sehen“, sagte Zander mit Verweis darauf,
dass dann letzte Containerschiffe mit
Produktionsmitteln und Waren aus Chi-
na zu erwarten seien. Die Volksrepublik
hat als Handelspartner stark an Bedeu-
tung gewonnen – gerade in der Metall-
und Elektroindustrie. Bei Vorprodukten
ist sie größter Lieferant. Es geht aber
auch um andere Regionen, etwa Nordita-
lien als Maschinenbaustandort. Gesamt-
metall hat deshalb ein Positionspapier
erstellt. Der Titel: „Umgehende Reakti-
vierung der Sonderregeln zu Kurzarbeit
nötig“. Die zentrale Forderung an die Po-
litik: Die Bundesagentur für Arbeit (BA)
soll bei Kurzarbeit die vollen Kosten
üüübernehmen, und zwar ab Tag eins. „Dasbernehmen, und zwar ab Tag eins. „Das
wäre eine vernünftige Krisenvorsorge“,
sagt Zander.
ZZZwar gibt es klare Regeln zur Kurzar-war gibt es klare Regeln zur Kurzar-
beit: Unternehmen können sie bei
schwieriger wirtschaftlicher Entwicklung
oder einem unvorhersehbaren Ereignis
fffür maximal ein Jahr beantragen. Bun-ür maximal ein Jahr beantragen. Bun-
desarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
hat klargestellt, dass die aktuelle Lage ein
solches Vorgehen rechtfertige. Grund-
sätzlich ist das Ziel von Kurzarbeit, dass
Beschäftigte vorübergehend weniger
Stunden leisten, um nicht gekündigt zu
werden. Die Arbeitslosenversicherung
zahlt bis zu zwei Drittel des Verdienst-
ausfalls. Die Unternehmen tragen nor-
malerweise weiter die Sozialabgaben.
Nur bei Verbindung mit Weiterbildung
oder nach Verstreichen einer gewissen
Frist übernimmt die BA alle Kosten. Das
geht Gesamtmetallnicht weit genug. Die

BA sollnicht nur das Kurzarbeitergeld
zahlen, sondern den Arbeitgebern auch
den Sozialaufwand erstatten. Damit wür-
de eine Krisenregelung aus 2008/2009 in
verschärfter Form reaktiviert.
Damals übernahm die BA den Sozial-
aufwand erst ab dem siebten Monat. Zu-
dem soll die Bezugsdauer auf 24 Monate
verlängert werden. Der geforderte Kri-
senmechanismus für Kurzarbeit sei eine
praktische Hilfe für die Firmen, für die
die BA mit Reserven von über 25 Milliar-
den Euro auch gerüstet sei. Der grund-
sätzliche Ruf nach Kurzarbeiterleichte-
rungen ist nicht neu. Schon vor dem Aus-

bruch des Coronavirus waren sie auf-
grund von Strukturwandel und konjunk-
tureller Eintrübung zum großen Thema
in der deutschen Wirtschaft geworden.
„In den letzten Monaten des Jahres 2019
zählte man schon wieder 90.000 Kurzar-
beiter, so viele wie zuletzt 2013“, sagt Hil-
mar Schneider, Chef des Instituts zur Zu-
kunft der Arbeit (IZA). Der Anstieg hän-
ge vor allem mit Absatzschwierigkeiten
der Automobilindustrie zusammen. Ar-
beitsminister Heil hat bereits das „Ar-
beit-von-morgen“-Gesetz entworfen, das
unter anderem eine längere Dauer und
niedrigere Zugangshürden vorsieht. In

den nächsten Wochen soll es ins Bundes-
kabinett, im Anschluss folgt das parla-
mentarische Verfahren. Darauf könne
man aber nicht warten, teilte Gesamtme-
tall mit. Zudem sei es notwendig, die ak-
tuelle Sondersituation vom langfristigen
Strukturwandel zu trennen. „Eine Diffe-
renzierung nach Weiterbildung der Be-
schäftigten ist angesichts des Krank-
heitsgeschehens nicht praktikabel“, heißt
es in dem Positionspapier.
Der nun geforderte Krisenmechanis-
mus sollte nach Vorstellungen von Ge-
samtmetall bundesweit und für alle
Branchen bis Ende 2020 gelten. Produk-

tionsausfälle träfen nämlich nicht nur die
Metall- und Elektroindustrie. „Die Mes-
sebauer werden dieses Jahr kein Ge-
schäft haben, weil es keine Messen gibt.
Wir werden also nicht die Einzigen sein“,
sagte Zander. Als erster Dax-Konzern
hatte die Lufthansa angekündigt, die
Möglichkeit von Kurzarbeit in verschie-
denen Bereichen zu prüfen.
VVVom Arbeitsministerium hieß esom Arbeitsministerium hieß esauf
Anfrage, dass man die Entwicklungen be-
obachte, bezüglich etwaiger Änderungen
der Regelungen zum Kurzarbeitergeld
derzeit allerdings nichts mitteilen könne.
„Auch bleibt der Kabinettsbeschluss zum

Arbeit-von-morgen-Gesetz abzuwarten.“
Dass Kurzarbeit in der Vergangenheit ein
hilfreiches Mittel war, um Krisen abzufe-
dern, stößt auf breite Zustimmung bei
Ökonomen und Arbeitsmarktexperten.
„Die überwiegende Mehrheit der Studien
fffindet einen positiven Effekt von Kurzar-indet einen positiven Effekt von Kurzar-
beit und führt einen Großteil des ausge-
bliebenen Anstiegs der Arbeitslosigkeit
während der Finanzkrise 2008/2009 auf
deren Einsatz zurück“, sagt Timo Woll-
mershäuser, Konjunkturforscher am
Münchner Ifo-Institut. So werde ge-
schätzt, dass etwa 400.000 Arbeitsplätze
erhalten geblieben sind.
Oliver Holtemöller, stellvertretender
Präsident des Leibniz-Institut für Wirt-
schaftsforschung Halle (IWH), weist
aaaber auf die Unterschiede zu damals hin.ber auf die Unterschiede zu damals hin.
Die Finanzkrise sei für Deutschland ein
reiner Nachfrageschock gewesen. „Jetzt
haben wir eine andere Situation“, erklärt
Holtemöller. „Die Corona-Epidemie ist
eine Mischung aus Angebots- und Nach-
fffrageschock. Hinzu kommt, dass die zurageschock. Hinzu kommt, dass die zu
erwartenden Gewinnausfälle tendenziell
eher kurzfristig sein dürften. Die vorhan-
denen automatischen Stabilisatoren soll-
ten grundsätzlich ausreichend sein.“ Als
unklar betrachtet er, in welchem Umfang
die Nachfrage inDeutschland wegen ver-
unsicherter Konsumenten wegbricht.
Dieses Problem könne man nicht mit
KKKurzarbeitergeld lösen. Kurzfristige Li-urzarbeitergeld lösen. Kurzfristige Li-
quiditätsprobleme von Unternehmen
sollten zunächst von Banken aufgefan-
gen werden. Nur dort, wo systemrelevan-
te und länger anhaltende Probleme bei
Unternehmen auftreten, könnten Unter-
nehmenssubventionen sinnvoll sein.
AAAuch IZA-Experte Schneider betont,uch IZA-Experte Schneider betont,
dass dem Kurzarbeitergeld angesichts
des Coronovirus wieder eine wichtige
Funktion zukomme. Den Vorstoß von
Gesamtmetall sieht er als „Maximalfor-
derung, die so sicher nicht realisiert wer-
den wird“. Die betroffenen Unterneh-
men hätten Puffer, die ihnen erlaubten,
einen Teil der Probleme aus eigener
Kraft zu bewältigen. Als Beispiele nennt
er Arbeitszeitkonten und betriebliche
VVVereinbarungen zur Krisenbewältigung.ereinbarungen zur Krisenbewältigung.
„Diese zu aktivieren ist unerlässlich“,
sagt Schneider, „ansonsten droht ein
hemmungsloser Subventionswettlauf.“

WWWeniger Krise,eniger Krise,


mehr Geld


Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall fordert


noch großzügigere Hilfen für Kurzarbeit als in


der Finanzkrise. Die Politik beschwichtigt,


Experten nehmen Unternehmen in die Pflicht


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05.03.20 Donnerstag,5.März2020DWBE-HP


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