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05.03.20 Donnerstag,5.März2020DWBE-HP
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DWBE-HP
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10 WIRTSCHAFT *DIE WELT DONNERSTAG,5.MÄRZ
N
achdem die Entscheidung
endlich gefallen war, woll-
te Volkswagen am späten
Dienstagabend dann doch
noch mit einem lange kol-
portierten Gerücht aufräumen. Gegen
eine Ausrichtung der Internationalen
Automobilausstellung (IAA) in Mün-
chen, dem Standort des Konkurrenten
BMW, sei der Wolfsburger Konzern nie
gewesen, ließ die Volkswagen-Zentrale
wissen. Und Konzernchef Herbert Diess
sagte: „Ich finde das Konzept von Mün-
chen sehr überzeugend.“ Die Stadt sei
ein „Innovationsstandort mit großer
Technologieorientierung“. Dazu kom-
me die gute Infrastruktur und interna-
tionale Erreichbarkeit: „Wir freuen uns
auf die IAA in München 2021.“
VON CARSTEN DIERIG UND OLAF PREUSS
Die erste große Hürde hat München
genommen und den Wettbewerb um die
Austragung der nächsten IAAim Herbst
2021 gewonnen. Mit dem ausrichtenden
Automobilverband VDA wird München
nun über die genauen Bedingungen ver-
handeln. Ursprünglich hatten sich sie-
ben Städte um die einst wichtigste Au-
tomobilmesse der Welt beworben, in
der engeren Auswahl blieben neben
München auch Berlin und Hamburg.
Die bayerische Landeshauptstadt war
nicht als Favorit in den Wettbewerb ge-
startet. Besonders Berlin hatte sich in
dieser Hinsicht geschickt vermarktet
und sein Prestige als Bundeshauptstadt
mit einer großen Automobilhistorie an-
geführt. Die allerdings liegt schon eini-
ge Jahrzehnte zurück, genau genommen
in der Vorkriegszeit.
München muss die IAA nun mit neu-
em Leben füllen. In der Stadt gibt es –
anders als vor allem in Berlin – eine ho-
he Affinität zum Automobil, nicht nur
wegen BMW, sondern auch wegen vieler
Zulieferunternehmen und der starken
Digitalwirtschaft, die immer enger auch
mit der Automobilbranche zusammen-
arbeitet. „Es gibt nirgends so viele Au-
to-Arbeitsplätze wie in München“, hatte
die Messegesellschaft in ihrer IAA-Be-
werbung geschrieben. Über das Stadt-
gebiet verteilt seien es rund 130.
Jobs in der Branche. Berlin dagegen
komme auf gerade mal 1200 und Ham-
burg auf lediglich 900. Dazu habe auch
die Allianz ihren Sitz in München, der
größte Kfz-Versicherer der Welt.
Trotz eines modernen Verkehrssys-
tems leidet allerdings auch München an
den Beengungen des Individualver-
kehrs. Im aktuellen Stau-Ranking des
Portals Statista und des Navigationsge-
räteherstellers TomTom belegt Mün-
chen Rang vier, hinter Hamburg, Berlin
und Wiesbaden. Die Stadt München hat
deshalb angeboten, eine „Transfer-
Route samt Vorrangspuren für umwelt-
freundliche Fahrzeuge“ zwischen den
einzelnen Messestandorten einzurich-
ten, Sonderspuren für den Messever-
kehr jeweils im September.
Denn die künftige Automobilschau
soll nicht nur in den Messehallen statt-
finden, sondern vor allem auch in Au-
ßenbereichen neue Technologien wie
das autonome Fahren demonstrieren
und die Wirkung vernetzter Verkehrs-
systeme zeigen: „Der VDA wird die IAA
auf die Straßen, in die Stadt und direkt
zu den Menschen bringen“, heißt es. Die
künftige Automobilmesse wird dadurch
jedoch auch anfälliger für Protestaktio-
nen von Kritikern. Jahrzehntelang hatte
Frankfurt am Main die IAA ausgetragen.
Das Aus für den Standort im Jahr 2019
gründete nicht nur auf den immer wei-
ter gesunkenen Besucherzahlen, son-
dern auch auf den massiven Protesten
gegen die Veranstaltung– gegen die sich
die Frankfurter Politik anfangs nicht
eindeutig abgegrenzt hatte.
Auch die Münchner Messe wird mit
Protesten rechnen müssen. Die Reakti-
on des Verkehrsclubs Deutschland
(VCD) an der Auswahl des neuen Mes-
sestandorts lässt daran keinen Zweifel.
„Nach den Protesten des VCD und an-
derer Umweltverbände gegen die auto-
fixierte Verkehrspolitik und für eine
Verkehrswende hat hoffentlich auch die
Autoindustrie endlich die Zeichen der
Zeit erkannt“, teilte der VCD am Mitt-
woch mit. „Wichtig ist nicht, in welcher
Stadt die IAA, der zuletzt auch viele
Hersteller fernblieben, stattfindet – sie
muss sich komplett neu erfinden. Mit
Imagekorrekturen und grünem An-
strich ist es nicht getan. “
Linksextreme, zum Teil gewaltberei-
te Milieus wie in Hamburg oder Berlin
gibt es in der konservativen süddeut-
schen Metropole München eher nicht.
Mögliche Krawalltouristen wiederum
würden in Bayerns Hauptstadt voraus-
sichtlich auf eine sehr niedrige Tole-
ranzschwelle der Polizei treffen. Für die
nächste IAA wäre auch das kein gutes
Beiprogramm. Münchens Messechef
Klaus Dittrich jedenfalls macht klar,
dass die Neuaufstellung der IAA längst
kein Selbstläufer ist. „Im Gegenteil: Das
ist eine der schwierigsten Aufgaben in
der internationalen Messewelt“, sagte
der Manager im WELT-Gespräch. Zu-
mal es keine Garantie gebe und auch
nicht viel Zeit.
„Der erste Aufschlag muss sitzen,
sonst war es das für die IAA“, sagte Dit-
trich. Die Messe München sei dennoch
bereit, das unternehmerische Risiko zu
tragen – weil es um einen wirklichen
Neuanfang gehe. „Ich war überrascht
und beeindruckt vom Anforderungspro-
fil in der Ausschreibung des VDA.“ Das
habe er in der gezeigten Radikalität
nicht erwartet. Aber genau das stimme
ihn hoffnungsvoll: „Vor einem Dreivier-
teljahr hätte ich noch gesagt: Die IAA
erleidet das gleiche Schicksal wie die
Cebit“, führt Dittrich aus.
Die angesprochene IT- und Compu-
termesse, die einst mehr als 800.
Besucher auf das Messegelände in Han-
nover gelockt hatte, wurde Ende 2018
nach langem Niedergang eingestellt.
Die IAA zeigte zuletzt ähnliche Tenden-
zen, mit einem massiven Besucher-
schwund und eben auch mit heftigen
Protesten gegen die Autoschau. Mit
Blick auf mögliche Proteste in München
allerdings ist Dittrich optimistisch:
„München ist die Garantie dafür, dass
keine Autos brennen und alles in geord-
neten Bahnen verläuft. Das ist hier die
sicherste Großstadt der Welt.“
Über Details wird nun in den kom-
menden Wochen weiterverhandelt.
Spannend ist dabei die Frage, wer Ver-
anstalter der IAA ist. Bislang gehört die
Messe dem VDA, der damit einen Groß-
teil seiner Einnahmen bestreitet, wie in
Branchenkreisen immer wieder zu hö-
ren ist. In Frankfurt hatte sich der VDA
als Gastveranstalter eingemietet und
der Messegesellschaft für Standflächen
und Serviceleistungen gezahlt. Wenn
die Messe nun aber wie angekündigt
stärker in die Stadt und damit in den öf-
fentlichen Raum getragen werden soll,
stellt sich die Frage der Verdienst- und
damit Refinanzierungsmöglichkeiten.
Die eine oder andere Messegesell-
schaft hat sich genau deshalb gar nicht
erst beworben, heißt es in der Branche.
„Über Details sprechen wir noch mit
dem VDA“, sagte Messechef Dittrich.
„Klar ist aber: Stadt und Land werden
die Veranstaltung nicht subventionie-
ren.“ Das Land Bayern allerdings hat be-
reits angeboten, die Austragung der IAA
mit 15 Millionen und im Zweifel mit
noch mehr Euro zu unterstützen – und
auch bei der Vermittlung von Top-Aus-
stellern wie Tesla zu helfen, wenn nötig.
Das bisherige Neutralitätsprinzip bei
der Austragung der IAA jedenfalls ist
mit der Entscheidung für München au-
ßer Kraft gesetzt. Messechef Dittrich
sieht kein Problem darin, am Hauptsitz
von BMW eine Automobil- und Mobili-
tätsschau abzuhalten. „Es gibt genug
Orte in München, wo die Zentrale des
Wettbewerbers nicht zu sehen ist“, sag-
te er. Sein Team habe bereits Szenarien
entwickelt, um dem Thema aus dem
Weg zu gehen. In der Autobranche dis-
kutiert man bereits darüber, die BWM-
Türme zur Messezeit zu verhüllen, sei
es mit einem VDA-Logo oder mit Dar-
stellungen von Sonnenblumen – um die
Autogegner zu beschwichtigen.
Deutschlands neue Auto-Hauptstadt
München punktet als neue Heimat für die internationale Automesse IAA mit großen Stärken,
muss allerdings auch viele Schwächen angehen – vor allem das hohe Verkehrsaufkommen
Münchner verbringen viel Zeit
im Stau. Für eine Automesse ist
das kein gutes Aushängeschild
PICTURE ALLIANCE/ DPA/ AMELIE GEIGER
Dies sind die stauauffälligsten Städte in Deutschland
Quelle: Statista/TomTom
Längere Fahrzeit gegenüber staufreiem Verkehr im Jahr ���� in Prozent
Hamburg
Berlin
Wiesbaden
München
Nürnberg
Stuttgart
Bonn
Kassel
Bremen
Frankfurt a.M.
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gruppe. Er ist sich daher sicher: „Da
entwickelt sich ein relevanter neuer
Markt.“ Noch allerdings ist dieses Ge-
schäftsfeld nahezu nicht existent. „Die
Nische ist so klein, die kann man der-
zeit gar nicht messen“, sagt Dahm. „Im-
mer mehr Menschen müssen aber in ih-
rer Ernährung auf Gluten verzichten
oder wollen es im Zuge einer gesund-
heitsbewussten Ernährung.“
Gluten ist ein Protein, das von Natur
aus in vielen Getreidesorten enthalten
ist – also auch in Braugerste. Experte
Meyna spricht von 50 bis 60 Milli-
gramm pro Kilo. Über ein spezielles
Meyna spricht von 50 bis 60 Milli-
gramm pro Kilo. Über ein spezielles
Meyna spricht von 50 bis 60 Milli-
Brauverfahren baut Bitburger das soge-
nannte Klebereiweiß im neuen Lager-
bier nun durch das natürliche Enzym
Protease auf einen Restgehalt unterhalb
des gesetzlichen Grenzwerts von 20
Milligramm pro Kilo ab. Und das er-
möglicht vielen Konsumenten wieder
das Bier. Rund ein Prozent der Bevölke-
rung hierzulande leidet unter einer Glu-
tenunverträglichkeit, der sogenannten
Zöliakie, meldet die Deutsche Zöliakie-
Gesellschaft. Dazu kommen Schätzun-
gen zufolge fünf bis acht Prozent der
Verbraucher, die freiwillig auf das auch
Klebereiweiß genannte Gluten verzich-
Z
ehn Versuche hat Stefan Meyna
gebraucht. Dann war der Leiter
Bierherstellung der Bitburger
Braugruppe endlich zufrieden. Und die
Testtrinker auch. Also hat das Familien-
unternehmen aus der Eifel nun ein neu-
es Produkt im Sortiment und auf dem
Markt: glutenfreies Bier. Gut eineinhalb
Jahre Arbeit liegen hinter Meyna und
dem Team der Versuchsbrauerei von
Bitburger. „An diesem Bier haben wir
sehr viel rumgebastelt“, beschreibt der
promovierte Braumeister. Das Ergebnis
ist ein helles Lagerbier, unfiltriert, et-
was weniger gebittert und mit mehr
Stammwürze und damit auch mehr Al-
kohol als die klassische Variante. „Eine
Weltrevolution ist das nicht“, gibt Mey-
na zu. „Aber schon noch etwas Beson-
deres.“
VON CARSTEN DIERIG
Und tatsächlich ist die Aufmerksam-
keit offenbar riesig, seit Bitburger glu-
tenfrei zu Monatsbeginn in die Regale
des Handels gekommen ist. „Unser Ver-
braucherservice hat noch nie so viele
Nachfragen bekommen“, berichtet Axel
Dahm, der Geschäftsführer der Brau-
ten. „Die nehmen wir jetzt ernst als
Brauerei“, sagt Brauerei-Chef Dahm,
der langfristig auf einen Marktanteil
von einem bis drei Prozent im zuletzt
92 Millionen Hektoliter großen deut-
schen Biermarkt hofft. „Das wäre dann
schon eine ordentliche Menge.“
Zuspruch kommt vom Deutschen
Brauer-Bund. „Glutenfreie Biere sind
ein interessantes Segment, das an Be-
deutung gewinnen kann“, betont
Hauptgeschäftsführer Holger Eichele.
Die Konkurrenz dürfte daher die Ent-
wicklung der kommenden Monate im
Blick haben. „Wir beobachten den
Markt sehr genau“, bestätigt zum Bei-
spiel ein Sprecher von Krombacher. Mit
dem Thema glutenfrei habe man sich
dabei bereits beschäftigt. „Wir haben
aber kein fertiges Produkt in der Schub-
lade.“ Die zentrale Frage sei zuerst, wie
groß der Markt ist. Für Branchenführer
Radeberger offenbar nicht groß genug.
„Glutenfreie Lebensmittel sind ganz
grundsätzlich ein spannender Markt“,
heißt es bei der Oetker-Tochter. Das
Segment Bier halte mit den seit Jahren
prozentual zweistellig wachsenden Um-
sätzen in diesem Bereich aber nicht mit.
Die Radeberger-Gruppe hat daher ihr
2016 gelaunchtes Produkt „Pionier glu-
tenfreies Pilsener“ zum Jahresende
2019 wieder eingestellt. „Am Ende hat
sich die Zielgruppe für dieses besondere
Produkt doch als zu klein erwiesen.“
Dahm hält dagegen, dass Bitburger
das Spezialbier anders als Radeberger
unter dem eigenen Markennamen an-
bietet. Das habe eine ganz andere
Strahlkraft und sorge für viel mehr Auf-
merksamkeit. Gleichzeitig hat der Ma-
nager aber auch einen anderen Effekt
im Hinterkopf: „Wir zeigen unsere
Braukompetenz.“ Mit Pils und Weißbier
ist es nämlich längst nicht mehr getan
im deutschen Biermarkt. Der Verbrau-
cher verlangt Vielfalt. Gefragt sind da-
bei vor allem Spezialitäten wie Helles
und Zwickl oder Landbier und Keller-
bier, die dann auch deutlich mehr kos-
ten dürfen als die klassische Pils-Kiste
aus dem Angebot. Bitburger zum Bei-
spiel hat 2019 großen Erfolg mit Winter-
bock erzielt. Die Spezialität sei binnen
weniger Wochen ausverkauft gewesen,
berichtet Firmenchef Dahm. „Wir
mussten deswegen bereits gebuchte
Werbung zurücknehmen, um die Ver-
braucher nicht weiter zu verärgern.“
Wobei derlei Ärger noch zu den positi-
ven Begleiterscheinungen im Markt ge-
höre.
Tatsächlich kämpfen die Brauereien
seit vielen Jahren gegen sinkende Ab-
satzzahlen. Auch 2019 war „herausfor-
dernd“, wie Dahm es nennt. Um zwei
Prozent oder umgerechnet knapp 1,
Millionen Hektoliter ist der Markt ge-
schrumpft. Bitburger hat sich dabei
leicht besser entwickelt. Um 1,1 Prozent
auf gut 6,5 Millionen Hektoliter sind die
Verkaufszahlen der Gruppe zurückge-
gangen, zu der neben der Stammmarke
Bitburger auch Köstritzer, Wernesgrü-
ner, König Pilsener und Licher gehören.
Neue Impulse will Dahm nun über Pro-
duktinnovationen wie aktuell das glu-
tenfreie Lager setzen, aber auch durch
Kooperationen. Dafür hat sich das Un-
ternehmen aus Rheinland-Pfalz jüngst
mit dem amerikanischen Craft Bier-Pio-
nier Sierra Nevada zusammengetan und
ein Triple Hop’d Lager gebraut, das in
limitierter Auflage in 0,33-Liter-Dosen
in Deutschland und den USA verkauft
wird. Zudem steht seit Anfang des Mo-
nats ein Cider in den Supermarktrega-
len, das auf eine Kooperation von Bit-
burger mit der Kelterei Heil aus dem
Taunus zurückgeht.
Große Wette auf eine kleine Nische
Bitburger bringt glutenfreies Bier auf den Markt. Bei schrumpfender Nachfrage sind solche Differenzierungen mittlerweile extrem wichtig
RRRegierung stopptegierung stoppt
Export von
Schutzkleidung
Weltweit hohe Nachfrage
wegen Coronavirus
D
ie Corona-Epidemie entwickelt
sich zur Bewährungsprobe für
die europäische Solidarität: Der
gemeinsame Krisenstab der Bundesre-
gierung hat am Mittwoch ein Export-
verbot für Atemschutzmasken, Schutz-
kleidung, Handschuhe und weitere me-
dizinische Schutzausrüstung verhängt.
VON MICHAEL GASSMANN
In der Veröffentlichung der Anord-
nung beruft sich die Bundesregierung
unter anderem auf die am Vortag von
Paris verhängten Maßnahmen. Frank-
reich habe „laut Aussage des französi-
schen Präsidenten vom 3. März 2020
sämtliche Vorräte sowie die Produkti-
onsanlagen von Atemschutzmasken für
französisches Gesundheitspersonal so-
wie mit dem Virus infizierte französi-
sche Staatsbürgerinnen und Staatsbür-
ger beschlagnahmt“ und trage damit
zur „faktischen Verschärfung der Ange-
botssituation im Inland“ bei, heißt es in
der Begründung des Ausfuhrverbots.
Das Gesundheitsministerium werde
medizinische Schutzausrüstung künftig
zentral für Arztpraxen, Krankenhäuser
und Bundesbehörden beschaffen, kün-
digte der Krisenstab an. Deutsche im
europäischen Ausland, die sich auf An-
weisung lokaler Behörden in Quarantä-
ne begeben müssen, sollten diese zu En-
de führen, lautet eine weitere Empfeh-
lung. Das Auswärtige Amt werde zudem
einen Reisehinweis veröffentlichen, wo-
nach auf Kreuzfahrtschiffen ein erhöh-
tes Quarantäne-Risiko besteht.
Die einschneidendste Maßnahme ist
aber der Ausfuhrstopp. Aufgrund der
Epidemie habe sich der globale Bedarf
an medizinischer Schutzausrüstung be-
deutend erhöht, so die Bundesregie-
rung. Das Exportverbot diene dem
Schutz von Leben und Gesundheit der
Menschen und stehe damit im Einklang
mit den Regeln der EU, sagt Wirt-
schaftsstaatssekretär Ulrich Nussbaum,
der die formelle Anweisung unter-
schrieben hat. „Die Deckung des Be-
darfs mit den genannten Gütern ist für
die Aufrechterhaltung eines funktionie-
renden Gesundheitssystems in der Bun-
desrepublik Deutschland unerlässlich.“
Ausnahmen seien nur unter eng be-
grenzten Voraussetzungen möglich,
beispielsweise im Rahmen konzertier-
ter internationaler Hilfsaktionen.
Offensichtlich geht der Ausfuhrstopp
davon aus, dass in Deutschland große
Bestände an Schutzausrüstung existie-
ren, die nicht ins Ausland abfließen sol-
len. Das ist allerdings derzeit nicht zu
erkennen. Atemschutzmasken der vom
Verbot betroffenen Schutzklassen FFP
und FFP3 seien ebenso wie Desinfekti-
onsmittel zurzeit weitestgehend aus-
verkauft, sagte ein Sprecher des Phar-
ma-Großhändlers Phoenix Group, ei-
nem führenden Unternehmen der Bran-
che. Die Hersteller seien durchweg
nicht lieferfähig. „Es kommt vor, dass
kleinere Restmengen zur Verfügung
stehen, aber die sind schnell vergrif-
fen.“Ähnlich ist die Situation beim
Konkurrenten Gehe. „Wir sind im Be-
reich der Atemschutzmasken zum jetzi-
gen Zeitpunkt – wenn überhaupt – nur
sehr sporadisch lieferfähig“, hieß es.
Die Firma Dräger, einer der wichtigs-
ten Anbieter von Atemschutzmasken,
fertigt diese nach eigenen Angaben
nicht im Inland, sondern in zwei Fabri-
ken in Schweden und Südafrika. In
Frankfurt bestehe zwar ein Ausliefe-
rungs- und Logistiklager. Da die Nach-
frage derzeit aber die Liefermöglichkei-
ten weit übersteige, würden große Teile
der Produktion direkt von den Werken
aus geliefert, erklärte eine Sprecherin.
Andere wichtige Hersteller sind die US-
Konzerne 3M, McKesson, Kimberley-
Clark und Honeywell.
Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) erklärte, die Engpässe sei-
en durch weltweite Vorratskäufe und ei-
ne gesunkene Produktion in China ent-
standen. Kurzfristig würden sich nun
Bund, Länder und die Institutionen des
deutschen Gesundheitssystems um
Nachlieferungen bei Schutzausrüstung
kümmern und entsprechende Vorräte
anlegen. Ärzte und Pflegekräfte benö-
tigten Desinfektionsmittel und Schutz-
ausrüstungen. „Alle anderen brauchen
diese im Alltag nicht“, sagte Spahn.
Fachleute raten nur Infizierten und
Kranken dazu, die Masken anzulegen.
Zur Vorsorge für nicht Erkrankte seien
sie nicht geeignet, sagte kürzlich Chris-
toph Vetter von Vesch Technologies, ei-
nem Hersteller von Filteranlagen für
den pharmazeutischen Bereich.
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