Der Spiegel - 07.03.2020

Foto: Victor Llorente / NYT / Redux / Laif (l.) 39

JÓHANN

JÓHANNSSON

& YAIR ELAZAR

GLOTMAN

LAST AND

FIRST MEN

CD & DIGITAL ǩ OUT NOW

VINYL ǩ 27.03.2020

ROGER ENO

AND

BRIAN ENO

MIXING

COLOURS

20.03.2020

PREǨORDER NOW

AGNES

OBEL

MYOPIA

OUT NOW

store.deutschegrammophon.com

AVAILABLE ON CD, VINYL & DIGITAL FORMATS

tdth h

MASTERS

OF

SOUND

HIP-HOP

Aus Sicht des Mörders
Eminem: Music To Be Murdered By.
Interscope (Universal Music).

Wie rappt man über einen Massenmord?
Für viele Musiker hieße die Antwort wahr-
scheinlich: gar nicht. Für einige vielleicht:
aus Sicht der Opfer, der Angehörigen. Aber
doch nicht aus Sicht des Mörders. Genau
das macht Eminem auf seinem elften
Album mit dem programmatischen Titel
»Music To Be Murdered By«, eine Anspie-
lung auf Alfred Hitchcock, der vor mehr als
60 Jahren eine gleichnamige Platte veröf-
fentlichte. Eminem versetzt sich im Song
»Darkness«, recht detailversessen, in Ste-
phen Paddock hinein, der 2017 von einem
Hotelzimmer in Las Vegas aus 58 Men-
schen erschoss. Der 47-jährige Rapper
macht damit das, was er schon immer ge-
macht hat: Er versucht, das Provokations -
level noch ein kleines bisschen höher zu
drehen. Doch Eminem wäre nicht Eminem,
wenn er den Tabubruch nicht noch mal
brechen würde: Zum Schluss von »Dark -
ness« überlappen sich Berichte über
Shootings in den USA, der Song lässt sich
auch als Kritik an Waffengewalt lesen.
Anderes Beispiel: Eminem, der immer
wieder mit homophoben Zeilen auffiel, hat
auf seinem neuen Album die lesbische
Rapperin Young M. A zu Gast und ent-
schuldigt sich bei dem Rapper Tyler,
the Creator, für eine Verbalattacke. Man-
ches klingt gestrig, so, wenn er wirkt, als
müsse er immer noch allen beweisen, wie
schnell er rappen kann. Eminem kommt
dann – in schluffigen Trap-Zeiten, trotz
der Massenmordfantasien – fast wie ein
Streber daher.Jurek Skrobala

Rapper Eminem