Der Spiegel - 07.03.2020

(Ben Green) #1

SPIEGEL:Auch mit ihrem chinesischen Groß -
aktionär, dem Geely-Eigentümer Li Shufu?
Källenius:Die Zusammenarbeit beim
Smart ist ein guter Anfang. Wenn wir wei-
tere spannende Zukunftsthemen finden,
die wir gemeinsam anpacken sollten, wa-
rum nicht? Vergessen Sie auch nicht unse-
ren langjährigen chinesischen Joint-Ven -
ture-Partner BAIC, diese Partnerschaft ist
für uns extrem wichtig.
SPIEGEL:Im Frühjahr 2021 soll Ihr Vor-
gänger und Förderer Dieter Zetsche zu-
rückkommen und den Aufsichtsratsvorsitz
übernehmen. Halten Sie das für eine gute
Idee?
Källenius:Ich habe super mit Dieter Zet-
sche zusammengearbeitet. Aber über Auf-
sichtspositionen entscheidet nicht der Vor-
stand, sondern der Aufsichtsrat und am
Ende die Hauptversammlung.
SPIEGEL:Mehrere Investoren machen Zet-
sche für Daimlers aktuelle Probleme ver-
antwortlich. Sie fürchten, seine Rückkehr
könnte Ihren Reformeifer bremsen.
Källenius:Unsere Handlungsfreiheit ist un -
eingeschränkt, wir gestalten die Zukunft.
SPIEGEL:Tauschen Sie sich mit Herrn Zet-
sche noch aus?
Källenius:Nein, er ist in der Abkühlphase.
SPIEGEL:Kehren wir aus der Vergangen-
heit in die Zukunft zurück: Sie haben drei


Kinder. Fahren die später noch Mercedes?
Oder nutzen sie Carsharing-Angebote wie
Share Now?
Källenius:Wahrscheinlich beides. Und
wenn sie selbst ein Auto besitzen, dann
sollte es ein Mercedes sein. Oder von mir
aus auch ein Smart.
SPIEGEL:Welche Rolle wird eine Marke
wie Mercedes für die jüngeren Generatio-
nen überhaupt noch spielen?
Källenius:Individuelle mobile Freiheit ist
ein extrem hohes Gut. Alle Studien bele-
gen, dass Menschen sich in Zukunft nicht
weniger bewegen wollen, sondern mehr.
Das kann in der Stadt über Mobilitäts-
dienste funktionieren. Wenn ich aber aufs
Land schaue, wo zwei Drittel der Deut-
schen leben, ist das eigene Auto nach wie
vor unverzichtbar. Vor sechs, sieben Jah-
ren hieß es noch: »Die Generation Y ist
anders, die macht viel später den Führer-
schein, kauft keine Autos.« Jetzt ist die
Generation Y fast Establishment, und ich
bin schon beinahe Rentner. Und siehe da,
sie kaufen alle Autos!
SPIEGEL:Am liebsten Teslas?
Källenius:Das werden wir sehen. Vor al-
lem wenn du kleine Kinder hast, willst du
den Kindersitz nicht von Uber zu Uber
schleppen. Der Automarkt wird also wach-
sen, und mit zunehmendem Wohlstand

wird es eine Verschiebung in Richtung Lu-
xussegment geben. Wenn Menschen mehr
Geld haben, kaufen sie teurere Sachen. Es
gibt weltweit einen Megatrend hin zu
Wohlstandswachstum. Das ist für uns eine
große Chance.
SPIEGEL:Ist die Greta-Bewegung also nur
eine Modeerscheinung?
Källenius:Nein. Die Wissenschaft ist welt-
weit einig darin, dass der Klimawandel
real ist und CO²reduziert werden muss.
Unser Job ist es, Technologien zu ent -
wickeln, die diese Probleme lösen. Daran
arbeiten wir.
SPIEGEL: Und dafür haben Sie, trotz Krise,
die nötigen Mittel?
Källenius:In der Transformation muss
man beides machen: massiv investieren –
und zugleich schwäbischer sein als jemals
zuvor, was die Kosten betrifft.
SPIEGEL:Schwäbischer oder schwedischer?
Källenius:Es gibt auch sparsame Schwe-
den, aber selbst die sind kein Vergleich zu
den Schwaben.
SPIEGEL: Herr Källenius, wir danken Ih-
nen für dieses Gespräch.

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