CORONA-KRISE
Meine Seife,
deine Seife:
Sich häufig
die Hände zu
waschen hilft
gegen eine
Infektion
Wir gegen das Virus
Mediziner arbeiten an Medikamenten und Impfungen. Nun werden Unis geschlossen. Und immer mehr Menschen werden unter Quarantäne gestellt.
Sechs Fragen zum aktuellen Stand des Kampfes gegen Sars-CoV-2, beantwortet von HARRO ALBRECHT, ULRICH BAHNSEN UND KATHARINA MENNE
1
Zuerst hieß es, Corona sei
nicht so schlimm wie eine
Grippe. Was stimmt nun?
Jedes Jahr im Winter wird Deutschland
von Grippeviren heimgesucht. Wie
diese kann das aktuelle Coronavirus
(Sars-CoV-2) Fieber, Husten und Atem-
beschwerden hervorrufen, und beide
können tödlich sein. Trotzdem ist die
Aufregung über Sars-CoV-2 ungleich
größer. Das hat vor allem zwei Gründe:
Erstens verläuft die Infektion mit diesem
Virus häufiger tödlich als die gewöhnli-
che Grippe, und zweitens befällt Sars-
CoV-2 weltweit viel mehr Menschen,
weil noch niemand gegen diesen neuen
Erreger immun ist. (Außerdem erregt die
durchschnittliche Wintergrippe kaum
das Interesse der Medien.) Grippeviren
erscheinen zwar auch jedes Jahr in etwas
anderer Gestalt. Doch der Impfstoff lässt
sich relativ einfach anpassen, seine Pro-
duktion ist Routine. Und für den Fall,
dass sich das Influenzavirus extrem ver-
ändert hat, steht das antivirale Medika-
ment Tamiflu bereit. Gegen das Corona-
virus existiert weder ein schnell produ-
zierbarer Impfstoff noch ein spezifisches
Medikament. An beidem wird jedoch
gearbeitet (siehe Fragen 4 und 5). Jeder
Tag, um den die Ausbreitung des Virus
verzögert werden kann, erhöht die
Chancen, das es eingedämmt und die
In fek tion behandelt werden kann.
3
Nützt die Schließung
von Kitas, Schulen
und Universitäten?
Der Virologe Alexander Kekulé fordert
allgemeine, zweiwöchige Corona-
Ferien. Italien hat genau dies angeord-
net. Die Idee dahinter ist plausibel.
Kinder infizieren sich mit Sars-CoV-2,
erkranken aber zumeist nicht schwer.
Kommen infizierte Kinder ohne
Symptome in Tagesstätten und Schu-
len mit anderen zusammen, können
sich diese infizieren und den Erreger in
ihre Familien tragen. Allerdings hätten
landesweite Schulschließungen be-
trächtliche Auswirkungen. Deshalb
hält Peter Walger, Sprecher der Deut-
schen Gesellschaft für Krankenhaus-
hygiene, dies nicht für sinnvoll. Da-
durch könnten viele Eltern nicht mehr
ihrer Arbeit nachgehen, medizinisches
Personal würde fehlen und die Produk-
tion von überlebenswichtigen Gütern
könnte einbrechen. Ob die positiven
Effekte von allgemeinen Schulschlie-
ßungen die negativen überwiegen, ist
schwer zu beantworten. So ist umstrit-
ten, wie ansteckend infizierte Kinder
sind. Andererseits treffen sich Eltern,
wenn sie ihre Kinder zur Kita bringen
oder von dort abholen – eine weitere
Gelegenheit zur Ansteckung. Eine
ganz andere Frage ist es, ob es nützlich
ist, wie jetzt auch in Österreich, die
Universitäten zu schließen. Diese
Maßnahme kann als Bremse sinnvoll
sein, weil sich das Virus in Menschen-
ansammlungen besser verbreitet und
weil an Universitäten oft Studenten aus
unterschiedlichen Ländern zusammen-
treffen – das Risiko eines Virusimports
ist also höher.
2
In Deutschland gibt es
jetzt die ersten Toten.
Wer ist besonders bedroht?
Anfang der Woche starben die ersten
beiden Menschen in Deutschland an der
Infektion mit dem Coronavirus: ein
78-jähriger Mann aus dem nordrhein-
westfälischen Gangelt und eine 89-jäh-
rige Frau aus Essen. Beide hatten offen-
bar an Vorerkrankungen gelitten, was das
Risiko für einen tödlichen Verlauf der
Infektion deutlich erhöht. Das Robert-
Koch-Institut (RKI) rechnet mit einem
»stetig steigenden Risiko für schweren
Verlauf ab etwa 50 bis 60 Jahren«. Doch
das Alter allein bestimmt nicht das
Risiko. Es kommt offenbar auch darauf
an, ob die Menschen an einer anderen
Krankheit leiden und an welcher. Einer
chinesischen Analyse von 140 Corona-
Patienten zufolge waren schwere Krank-
heitsverläufe häufiger bei Patienten mit
Vorerkrankungen wie Bluthochdruck
und Diabetes oder mit bestimmten ano-
malen Laborwerten. Ein aktueller Report
aus China kam zu einem ähnlichen
Ergebnis. Das RKI stuft außerdem
Patienten mit Lungenerkrankungen wie
Asthma oder chronischer Bronchitis als
gefährdet ein sowie Menschen mit einem
geschwächten Immunsystem wie Krebs-
kranke, die eine Chemotherapie durch-
machen. Wer zu einer Risikogruppe ge-
hört, sollte jetzt besonders vorsichtig sein:
Hände sorgfältig waschen und Men-
schenansammlungen meiden.
5
Der erste Impfstoff
wird getestet. Wann
wird er fertig sein?
Derzeit gibt es mindestens 19 Impfstoff-
Projekte von Firmen und Forschungs-
instituten in den USA, Frankreich,
China und Deutschland. Die Coalition
for Epidemic Preparedness Innovations
fördert die Entwicklung an der Univer-
sität Oxford und bei dem deutschen
Unternehmen CureVac sowie den
amerikanischen Firmen Moderna,
Novavax und Inovio. Doch vor Ende
dieses Jahres wird vermutlich keine
Impfung gegen Sars-CoV-2 bereitstehen.
Bis eine neue Vakzine tatsächlich ein-
gesetzt werden kann, müssen Wissen-
schaftler klären, welche Eiweißbestand-
teile des Virus eine Immunreaktion
hervorrufen und welche Substanzen zur
Verstärkung der Immunisierung benutzt
werden können. Impfstoff-Kandidaten
werden zunächst in Tierversuchen und
danach an Freiwilligen geprüft – zuerst
auf Nebenwirkungen, danach auf die
immunisierende Wirkung. Anschlie-
ßend muss die Vakzine in großen Men-
gen produziert werden. Im Moment
könnte das US-Unternehmen Moderna
die Nase vorn haben: Es hat bereits
seinen Impfstoff an das National Insti-
tute for Allergies and Infectious Diseases
(Niaid) geliefert. Schon im April soll
dort eine Studie an freiwilligen Proban-
den beginnen. Vor Jahresende sind
jedoch auch vom Niaid keine Ergebnis-
se zu erwarten.
4
Ein Medikament weckt
Hoffnung. Gibt es bald ein
Mittel gegen das Virus?
Noch gibt es keine Wirkstoffe, die für
die Behandlung von Patienten mit
Covid-19 zugelassen sind. Weil die Er-
forschung ganz neuer Präparate lange
dauert, prüfen Wissenschaftler in
China und anderen Staaten, ob bereits
bekannte Mittel gegen Virusinfektio-
nen auch gegen das neuartige Coro-
navirus wirken. Besonders der noch
nicht zugelassene Wirkstoff Remdesi-
vir, entwickelt gegen das Ebolavirus,
weckt Hoffnungen. Ein schwerkran-
ker Patient in den USA erlebte eine
schnelle Besserung, nachdem die Ärzte
ihm das Mittel verabreicht hatten.
Remdesivir ist ein Medikament des
US-Unternehmens Gilead Sciences, es
wird in drei unterschiedlichen Studien
an Patienten mit Covid-19 in den Ver-
einigten Staaten, in China und ande-
ren stark betroffenen Regionen der
Welt getestet. Weitere Studien unter-
suchen die Wirksamkeit von verschie-
denen HIV-Medikamenten, von Virus-
blockern gegen Hepatitis B und C
oder Influenza und von Mitteln, die
gegen die Coronaviren entwickelt
wurden, die 2002 die Sars- und 2012
die Mers-Epidemie auslösten. Im April
sollen erste Studienergebnisse vor lie gen.
Und laut Lothar Wieler, dem Prä-
sidenten des Robert-Koch-Instituts,
sind die Fachleute optimistisch, bald
ein wirksames Mittel zur Verfügung zu
haben.
6
Wie wirkt sich eine
häusliche Quarantäne
auf die Psyche aus?
Solange keine Impfungen oder Medika-
mente gegen das Coronavirus existieren,
bleibt den Behörden meist nur eine
Möglichkeit, um die Ausbreitung ein-
zudämmen: eine verpflichtende 14-tägige
häusliche Quarantäne für alle, die mit
Infizierten in Kontakt waren. Was in den
ersten Tagen noch verlockend erscheinen
mag, kann schon bald zur Belastungs-
probe werden. Eine von außen angeord-
nete Isolation könne zu Depressionen,
Angst, Wut, Schlaflosigkeit und sogar zu
einer posttraumatischen Belastungs-
störung führen, schreiben Forscher vom
King’s College in London in einer ak-
tuellen Übersichtsstudie. Typische Stress-
faktoren sind demnach eine unerwartet
lange Quarantänedauer, Infektions-
ängste, Frustration, Langeweile, unzurei-
chende Versorgung und Informationen,
finanzielle Verluste und Stigmatisierung.
Besonders betroffen ist, wer allein auf
engem Raum ausharren muss. Aber auch
für Familien ist die Quarantäne eine Aus-
nahmesituation, die eskalieren kann. Wie
lässt sich der Lagerkoller verhindern? »Es
ist wichtig, der Zeit einen Sinn zu geben«,
sagt Barbara Lubisch, die stellvertretende
Vorsitzende der Deutschen Psychothera-
peuten Vereinigung. So solle man auf
jeden Fall einen strukturierten Tagesab-
lauf beibehalten, soziale Kontakte über
Telefon und Internet pflegen und sich
mit schönen Dingen beschäftigen, für die
man sonst zu wenig Zeit hat: malen,
bewusst Musik hören, alte Fotos durch-
schauen oder auch ein Regal aufräumen.
»Auf jeden Fall aber sollten die Behörden
eine psychologische Betreuung der
Betroffenen einplanen«, sagt Lubisch.
Foto: Christopher Nunn
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- MÄRZ 2020 DIE ZEIT No 12 WISSEN 35
Im Zentrum des diesjährigen Nachhaltigkeitskongresses stehen
die Themen Müll und Recycling: Müll ist ein wachsendes Problem.
Das zeigt die intensive Diskussion über Plastikverpackungen.
Müll kann aber auch eine große Chance sein, nämlich als Ressource.
Das Stichwort lautet Urban Mining. Benötigt werden Lösungen für
sinnvolle Wertstoffkreisläufe und ein funktionierendes Recycling.
Darüber sprechen und diskutieren namhafte Expertinnen und
Experten, unter anderem Barbara Unmüßig, Vorständin der
Heinrich-Böll-Stiftung, Prof. Dr. Christina Dornack, Professorin
und Direktorin des Instituts für Abfall- und Kreislaufwirtschaft der
Technischen Universität Dresden und Prof. Dr. Rüdiger Siechau,
Geschäftsführer der Stadtreinigung Hamburg.
Anbieter: Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Buceriusstraße, Hamburg
NACHHALTIGKEITSKONGRESS
Ressourcen &
Recycling
Hamburg, 24. März 2020
Informationen und Anmeldungen: http://www.convent.de/nachhaltigkeit
Mut zur Nachhaltigkeit
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Dr.Stefan ia Tesc ari,Diplom-Physikerin
undpromovierte Inge nieu rwis senschaft-
lerin, ProjektleiterinamDLR-I nstitutf ür
Solarforsc hung.
Heutebin ich
Forscherin beim DLR.
Weil ic hbin,
wieich bin.
DLR.de/jobs
©Fotos:DLR/Rober
tFun ke,Getty Imag
es/Westend61
DLR.de/job s/Forscher in_E nergie
Immerder Sonnenach, daswarschonalsKind
mein Mott o. Deshalbempfindeich meine
Arbeit beim DeutschenZentrumfür Luft- und
Raumfahrtnic ht nurals Beruf,sondern auch
alsBerufung:Mit intern ationalenKolle ginnen
undKollegenerfor scheic h, wiemanSolar-
energiefür industriel le An wendungeneffizient
nutz enkann.Solässt sich jedeMengeCO 2
einsparen. UnddankflexiblerArb eitszeiten
bleibt mirgenugFreiraum,umdie Sonneauch
privatzugenießen.