von klaus hoeltzenbein
N
iemand hat diese Entwicklung vor-
hersagen können. Wer anderes be-
hauptet, ist ein Hochstapler. Oder
einer, der über Jahrzehnte Crash!, Crash!,
Crash! brüllt – und natürlich irgendwann
recht bekommt. Denn der Crash kommt,
immer, zuverlässig, nur kennt niemand
das Datum, an dem er eintritt. Vor allem
aber erkannte niemand diese toxische,
globale Mixtur, die jetzt alle Bälle ruhen
und alle Räder zum Stillstand kommen
lässt: ein Virus, in die Welt gesetzt auf ei-
nem Fischmarkt in Wuhan; ein Streit um
den Ölpreis zwischen Muskelmännern
aus Russland und Saudi-Arabien; der
wachsende Zweifel der Finanzmärkte an
der Wiederwahl von Donald Trump.
In dieser globalen Kettenreaktion wur-
de auch dem Spitzensport der Saft abge-
dreht; er ist sehr abhängig von diesen Län-
dern, er hängt an deren Tropf. Corona
bringt deshalb auch den Weltsport zum
Stillstand: Die Sommerspiele in Tokio
könnten auf 2022 verschoben werden,
die Fußball-Europameisterschaft, die
am 12. Juni in Rom beginnen sollte, steht
vor der Absage. Die Formel 1 wird am
Sonntag in Melbourne wohl nicht gestar-
tet; ebenfalls lässt die populäre nordame-
rikanische Basketball-Profiliga NBA vor-
erst niemanden in die Hallen. Die Fußball-
Champions-League 2019/20 könnte
nach den Corona-Fällen bei Juventus Tu-
rin und Real Madrid in Kürze mitten im
Achtelfinale für beendet erklärt werden.
Und die deutsche Bundesliga wird noch
versuchen, sich am 26. von 34 geplanten
Spieltagen ohne Publikum übers Wochen-
ende zu moderieren, aber bei den ersten
Corona-Diagnosen dürfte nicht mal dies
mehr gelingen. Spätestens zu Wochenbe-
ginn ist mit einer Unterbrechung auf un-
bestimmte Zeit zu rechnen.
Ist der FC Bayern dann Meister? Gibt
es überhaupt einen? Wer steigt auf, wer
ab, wer qualifiziert sich für den nächsten
Europacup, der ja irgendwann mal wie-
der gestartet werden könnte? Das sind
Statutenfragen, über die heute schon ge-
grübelt wird, die aber mit etwas Abstand
auch in Wochen und Monaten gelöst wer-
den könnten. Akuter sind andere Fragen,
die jenseits des Rasenrechtecks drängen:
Können Kreditlinien noch bedient, Gehäl-
ter noch bezahlt werden, nicht nur für die
Profis, für alle Angestellten? Wo drohen
Entlassungen? Droht gar die Insolvenz?
Quervergleiche sind in der Krise selten
tröstlich, aber in dieser müssen sie zwin-
gend gezogen werden, denn: Prekärer ist
es anderswo! Der Sport ist zwar lahmge-
legt, aber er hat einen existenziellen Vor-
teil zum Beispiel gegenüber der verarbei-
tenden Industrie. Er muss seinen Kun-
den nix verkaufen, der Kunde muss nur
wiederkommen. Er muss seine Stamm-
kundschaft auch nicht stets aufs Neue
überzeugen wie der Kulturbetrieb, in
dem jeder Film, jedes Theaterstück, je-
des Buch meist schlecht bezahlter Auto-
ren vor dem Risiko des Scheiterns steht.
Ein Sportverein kann schneller wieder
hochgefahren werden als jeder andere
Mittelstandsbetrieb. Denn der echte Fan
behält seine Dauerkarte, das emotionale
Band reißt auch in der härtesten Prüfung
nicht. Vereinstreue ist Geschäftsgrundla-
ge, bis runter in die vierte Liga. Wer’s
nicht glaubt, der höre beim TSV 1860 in
München zu: Einmal Löwe, immer Löwe!
Liverpool– Was sonst hätte den FC Liver-
pool besser aus der Champions League ver-
abschieden können als das legendäre
„You’ll never walk alone“? Mit letzter Stim-
me mühten sich die eigenen Fans am Spie-
lende, diese unverwechselbare Vereins-
hymne noch mal zu singen, aber diesmal
verstummte sie schon nach wenigen Lied-
zeilen. Die Fans erinnerten sich an diesem
Mittwochabend vermutlich zurück an die
jüngsten Sternstunden ihres Klubs mit
dem deutschen Trainer Jürgen Klopp im
Europapokal. An die Heimsiege über Man-
chester City und die AS Roma vor zwei Jah-
ren, und natürlich an die Mutter aller Fuß-
ballwunder, die Aufholjagd zuhause in An-
field gegen den FC Barcelona im Halbfina-
le der Vorsaison (Hinspiel 0:3; Rückspiel
4:0), die den Weg zum begehrten Henkel-
pott in der Champions League ebnete.
Aber den Fans dürfte bei ihrem gemein-
samen Schweigen bewusst geworden sein,
dass Anfield halt doch kein Schutzengel
ist, auf den immer und ewig Verlass sein
kann. Die Reds wirkten in ihrem Achtelfi-
nal-Rückspiel gegen Atlético Madrid lange
drückend überlegen, so, als könnten sie die
Partie gar nicht verlieren – eine trügeri-
sche Fehleinschätzung. Und diese Fehlein-
schätzung sorgte wieder mal für ein drama-
tisches Spiel in der mythischen Spielstätte
am River Mersey, nur diesmal hätte Liver-
pool auf das 3:2 nach Verlängerung für Atlé-
tico gern verzichtet. DerGuardiantitelte
treffend: „Klopp gehen die Wunder aus.“
In der regulären Spielzeit hatte Georgi-
nio Wijnaldum (43.) mit seinem Treffer
zum 1:0 für Liverpool das 0:1 aus dem Hin-
spiel in Madrid ausgeglichen. Nach dem
zweiten Tor in der Verlängerung durch Ro-
berto Firmino (94.) geriet das Stadion au-
ßer Rand und Band, die Fans wirbelten ih-
re Schals durch die Luft und verehrten in
Dauerschleife ihren Torschützen. Und ver-
mutlich hätte das bis dahin nahezu chan-
cenlose Atlético bald aufgesteckt, hätte
nicht Liverpools zweiter Torwart Adrián,
der die verletzte Nummer eins Alisson ver-
trat, drei Minuten später einen zu ihm zu-
rückgepassten Ball nach links statt nach
rechts weitergespielt. So landete der Ball di-
rekt beim Gegner und einen Spielzug wei-
ter durch Marcos Llorente im eigenen Tor
(97.). Später trafen erneut Llorente (105.+1)
und Álvaro Morata (120.+1).
Der Patzer von Adrián setzte Liverpool
unter Schock: Erinnerungen kamen hoch
an den Fauxpas des Ersatzkeepers in der
Vorwoche beim FA-Cup-Aus gegen Chel-
sea. Und natürlich kamen einem auch die
zwei kapitalen Fehlgriffe des mittlerweile
zu Besiktas Istanbul ausgeliehenen deut-
schen Torwarts Loris Karius ins Gedächt-
nis, der die Niederlage im Champions-
League-Finale 2018 mit zu verantworten
hatte. „Adrián ist ein gestandener Mann
und wird damit umgehen können. Wir wer-
den ihn keine Sekunde lang beschuldigen“,
sagte Klopp und bat um „respektvollen
Umgang“ mit dem 33 Jahre alten Keeper.
Nach dem Abpfiff lief der Torwart allein
übers halbe Spielfeld zu seinen Teamkolle-
gen, am meisten Trost spendete ihm Jan
Oblak, der gegnerische Torhüter, dessen
erstklassige Paraden dazu führten, dass
am Ende der erste Europacupsieg einer
Gastmannschaft in Liverpool seit fünfein-
halb Jahren aktenkundig wurde. Sekun-
denlang blickte Klopp konsterniert die ju-
belnden Gästefans an, seinen Profis erging
es ähnlich, auch sie wussten nicht, wie sie
mit der Situation umgehen sollten. Woher
auch? Nur Kapitän Jordan Henderson, De-
jan Lovren und Adam Lallana waren ja da-
bei, als Liverpool zuletzt bei einem Europa-
pokal-Heimspiel das Nachsehen hatte.
Klopps Frust entlud sich später an der
destruktiven Spielweise seines Gegen-
übers Diego Simeone, an dessen gewiefter
Defensivtaktik sich der Titelverteidiger
die Zähne ausbiss. „Die Art, wie sie spielen
- ich kapiere es nicht, aber so ist das Le-
ben“, grantelte Klopp. Atletico sei „mit
Weltklassespielern gespickt, hat sich aber
entschieden zu spielen wie jemand, der um
den Klassenerhalt kämpft. Ich verstehe ein-
fach nicht, dass sie mit der Qualität, die sie
haben, diesen Fußball spielen.“ Der Gewin-
ner habe immer recht, aber „wenn ich Spie-
ler wie Koke, Saul, Llorente sehe – sie könn-
ten richtigen Fußball spielen“. Er akzeptie-
re das Ergebnis, sagte Klopp, „aber es fühlt
sich heute Abend nicht richtig an, um ehr-
lich zu sein. Und mir ist klar, dass ich ein
sehr, sehr schlechter Verlierer bin“.
Nach dem Erreichen der Finals in der Eu-
ropa League (2016) und Champions League
(2018, 2019) scheitert Klopp mit Liverpool
nun zum ersten Mal vorzeitig in einem eu-
ropäischen Wettbewerb. „Wir hatten so
ziemlich Party nach Party nach Party in der
Champions League. Von jetzt an schauen
wir sie eben, statt sie zu spielen“, sagte
Klopp und richtete noch schnell einen
Gruß an die Konkurrenz aus: „Wir werden
wiederkommen!“ Ob Klopp in dieser Sai-
son aber wirklich noch mal Champions
League schauen kann, ist wegen der Coro-
na-Krise bekanntlich unsicher.
In der Premiere League dagegen zieht Li-
verpool an der Tabellenspitze einsam sei-
ne Kreise, den Reds fehlen bloß noch zwei
Siege zum ersten Meistertitel seit 30 Jah-
ren. Sofern das zweitplatzierte Manches-
ter City am Wochenende verliert, könnte Li-
verpool bereits am Montag beim Stadt-
nachbarn Everton alles klarmachen – und
dann als frühester englischer Meister in
der Geschichte die längste Titelparty über-
haupt feiern. Falls bis dahin überhaupt
noch gespielt wird. sven haist
„Mir ist klar, dass ich ein sehr, sehr schlechter Verlierer bin“
Nachdem Aus im Achtelfinale übt Liverpools Trainer Jürgen Klopp heftige Kritik an der Spielweise von Atlético Madrid. Seinen Torwart nimmt er in Schutz
von javier cáceres
und oliver meiler
Rom/Berlin –Noch vor einigen Tagen
stand der Fußballer Daniele Rugani stän-
dig im Schatten, immer nur am Rand der
Bühne. Die Italiener nennen ihn einen „Gre-
gario“, einen Mitläufer, einen Wasserträ-
ger. Bei Juventus Turin, seinem Arbeitge-
ber, ist der 25-jährige Innenverteidiger aus
Lucca in der Toskana nur fünfte Wahl.
Trotzdem verlängerten sie seinen Vertrag
neulich bis 2023, auch aus goodwill, denn
Rugani ist im Nachwuchs von Juve groß ge-
worden, das stärkt die Banden. In der Zwi-
schenzeit war auch seine Freundin, eine
frühere Fernsehjournalistin, prominenter
geworden als er: Michela Persico ist ein
Star in den sozialen Medien.
Nun prangt sein Foto in allen Zeitungen.
Als Fall. Gut möglich, dass dieser Fall den
gesamten europäischen Fußball zum Still-
stand bringt – in einer Kettenreaktion.
Am Mittwoch wurde Daniele Rugani, sie-
benfacher italienischer Nationalspieler,
als erster Profi aus einer großen europäi-
schen Liga positiv auf das Coronavirus ge-
testet. Die ganze Mannschaft steht nun un-
ter Quarantäne – für mindestens 14 Tage,
so wollen es die Vorschriften. Damit stand
im Grunde schon fest, was am späten Don-
nerstagnachmittag bestätigt wurde: dass
das Champions-League-Spiel der Juven-
tus gegen Olympique Lyon, das für den
kommenden Mittwoch terminiert war, ver-
legt werden muss. Noch ehe die Partie ganz
offiziell abgesagt war, musste die Champi-
ons League der europäische Fußball-Uni-
on Uefa in der spanischen Hauptstadt Ma-
drid einen weiteren Einschlag hinnehmen,
der endgültig den ganzen Wettbewerb in-
frage stellte (und, doch dazu später, die
deutsche Nationalmannschaft betrifft).
Denn: Weil ein Spieler der Basketballab-
teilung von Real Madrid positiv auf das Co-
ronavirus getestet worden war, wurde
auch die Fußballmannschaft des spani-
schen Rekordmeisters für 14 Tage unter
Quarantäne gestellt. National hatte das so-
fort Folgen: Spaniens Ligaverband LFP,
der sich zunächst – wie Deutschlands DFL
- mit so genannten „Geisterspielen“ durch-
hangeln wollte, setzte den Spielbetrieb der
ersten Liga aus. Bis April ruht in der Prime-
ra División der Ball. Englands Premier
League droht seit Donnerstag ein ähnli-
ches Szenario, drei Spieler von Leicester Ci-
ty zeigten Corona-Symptome und bega-
ben sich in Selbst-Quarantäne. Und für die
Champions League ergaben sich ebenfalls
Konsequenzen. Denn durch die Quarantä-
ne von Real Madrid war auch klar, dass die
Spanier am kommenden Dienstag nicht
bei Manchester City zum Rückspiel antre-
ten können. Am Abend bestätigte City,
dass das Spiel verschoben wird. Die örtli-
chen Behörden hatten schon erwogen, die
Madrilenen nicht ins Land zu lassen. Der
Grund: In Spanien steigen die Fälle rapide.
Dafür machten nach der Visite von Atlético
Madrid in Liverpool umgehend Nachrich-
ten von einem Anstieg der Fälle an der Mer-
sey die Runde. Atlético war an der Anfield
Road von 3500 Fans begleitet worden. Was
angesichts dieser Meldungslage aus dem
aktuellen Champions-League-Wettbe-
werb wird?
Gute Frage.
In der Branche wird nun nicht mehr von
Spiel zu Spiel, sondern von Stunde zu Stun-
de gedacht. Sicher ist gar nichts mehr. Au-
ßer: Alle Fußballwettbewerbe hängen in
der Luft. Unter anderem wegen der Beteili-
gung der Mannschaften Italiens, dem euro-
päischen Land, das von der Pandemie am
härtesten betroffenen ist. Inter Mailand
sollte am Donnerstag in der Europa
League gegen Getafe spielen, daheim, im
San Siro, vor leeren Rängen. Doch Getafes
Präsident Ángel Torres untersagte die Rei-
se – zu gefährlich. Der AS Rom wiederum
war in Sevilla erwartet worden, und eine
Weile sah es sogar so aus, als würden die
Römer eine Odyssee auf sich nehmen, um
nach Andalusien zu kommen: Da die Spani-
er Flüge aus und nach Italien gestrichen
hatten, wäre ein Umweg über das portugie-
sische Faro nötig gewesen. Dann setzten
auch die Portugiesen den Flugbetrieb mit
Italien aus. Am Donnerstag meldete dann
die spanische SportzeitungMarca, dass
auch Champions League und Europa
League vorerst ausgesetzt werden sollen.
Eine Bestätigung gab es nicht. Stattdessen
kündigte die Uefa für kommende Woche ei-
nen kontinentalen Fußballgipfel an.
Am kommenden Dienstag wollen dem-
nach die 55 Mitgliedsverbände, die Vor-
stände des Europäischen Klubverbands
ECA, der Europäischen Ligen und ein Ver-
treter der Fußballergewerkschaft Fifpro
per Videokonferenz über die Lage spre-
chen. Auch die EM 2020 steht inzwischen
zur Disposition. Sie soll Mitte Juni in Rom
beginnen und, nach einer Reise quer durch
den europäischen Kontinent, Mitte Juli in
London enden. Die Uefa hatte sich massiv
gewehrt, die paneuropäische Easyjet-Meis-
terschaft zu verschieben; laut AP steht die
Entscheidung, das Turnier in den Sommer
2021 zu verlegen, inzwischen aber unmit-
telbar bevor. Dies würde Luft schaffen, um
die nationalen und kontinentalen Klub-
Wettbewerbe zu Ende zu führen. Und die
Klubs haben ein wichtiges Pfund, mit dem
sie wuchern können: Sie sind es, die die Na-
tionalspieler abstellen. Nicht erst bei der
EM im Sommer, sondern bereits Ende
März. In der kommenden Länderspiel-Peri-
ode also, in der das Team des Deutschen
Fußball Bundes (DFB) einen Trip nach Ma-
drid geplant hatte. Ausgerechnet.
Mehr noch: Bundestrainer Joachim Löw
wollte auf dem Vereinsgelände von Real
Madrid trainieren und dort auch Presse-
konferenzen abhalten, in Vorbereitung auf
das Freundschaftsspiel gegen Spanien im
Stadion von Atlético Madrid (26. März) und
das Freundschaftsspiel gegen Italien in
Nürnberg (30. März). Die Partie gegen die
Italiener soll nun, wenn überhaupt, nur
hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Was mit der Partie in Spanien passieren
wird, war an diesem Donnerstag noch
nicht abzusehen. Der DFB musste erst ein-
mal die Nachricht verdauen, dass die Sport-
stadt Valdebebas, wo alle Mannschaften
Real Madrids trainieren und mitunter
auch nächtigen, bis auf Weiteres verriegelt
ist. Verriegelt wie Italien. Wie die Heimat
von Juve-Profi Rugani.
Dessen Erkrankung hatte am Mittwoch-
abend noch für nachgerade plastisches An-
schauungsmaterial zur Verwundbarkeit
auch hochgezüchteter Fußballerkörper ge-
sorgt. Anhand eines Fotos, das am vergan-
genen Sonntagabend entstanden war,
nach dem Spiel gegen Inter Mailand, dem
Derby d’Italia im zuschauerlosen Juventus-
Stadium; ein Foto, das nach der Bestäti-
gung der Diagnose Ruganis „viral ging“,
wie man neudeutsch sagt.
Die Aufnahme erinnerte stark an Bilder,
die normalerweise nach gewonnener Meis-
terschaft entstehen: alle auf einem Hau-
fen, die vorne liegend, die hinten jubelnd,
manche halb nackt, andere in ihren ver-
schwitzten Unterhemden. Nur der Cham-
pagner fehlte. Die Turiner hatten 2:0 ge-
wonnen, man stand nun wieder an der Spit-
ze der Tabelle, einen Punkt vor Lazio Rom.
Alle wussten, nach diesem Spieltag würde
die Serie A ruhen, wegen Corona, mindes-
tens bis zum ersten Aprilwochenende.
Oben rechts im Bild: Rugani, im modi-
schen T-Shirt, unverschwitzt. Er hatte wie-
der nicht gespielt, saß aber auf der Bank,
man kann ja nie wissen. Ihm zur Seite: der
frühere deutsche Nationalspieler Sami
Khedira. Links unten, gerade noch knapp
im Bild, sitzend: Cristiano Ronaldo mit
nacktem Oberkörper. Ein bisschen abseits.
Aber nicht ganz so abseits wie jetzt.
Denn kurz nach dem Spiel gegen Inter
setzte sich Ronaldo in einen Privatjet und
flog nach Madeira, in die Heimat. Der Klub
hatte ihm eine Bewilligung für zwei Tage
zugestanden, damit er seine Mutter Dolo-
res besuchen konnte, die eine Woche davor
einen Schlaganfall erlitten hatte. Es geht
ihr besser, doch nun ist absehbar, dass der
Sohn nicht so bald nach Italien wieder zu-
rückkommen wird. Die Gazzetta dello
Sportglaubt zu wissen, Ronaldo habe seine
ganze Familie in Funchal versammelt, um
die Krise dort auszusitzen, auf der Azoren-
Insel, weit weg von allem. Seine Partnerin
Georgina hat in den sozialen Medien Fotos
vom Swimming Pool gepostet, das Haus
soll erst kürzlich fertig geworden sein.
WELTSPORT
Prekärer ist es
anderswo
DEFGH Nr. 61, Freitag, 13. März 2020 HF2 31
Vier Spiele fehlen noch
Achtelfinale– Resultate und Ansetzungen
„End of the Match“ steht über einem geschlossenen Tor am Juventus-Stadion in Turin.
Nach dem Corona-Befund bei Juve-Profi Daniele Rugani (unten links) droht der Champions
League das vorzeitige Saisonende. In Spanien steht Toni Kroos (unten ganz rechts, neben
Barcelonas Lionel Messi) wie alle Spieler von Real Madrid unter Quarantäne.
FOTOS: MASSIMO PINCA / REUTERS, UPPA / FACE TO FACE, MANU FERNANDEZ / DPA
„Die Art, wie sie spielen – ich kapiere es nicht“: Jürgen Klopp (links) musste sich
wiederganz arg aufregen am Dienstagabend. FOTO: CARL RECINE / REUTERS
Europas Fußball geht viral
DieTeams von Juventus Turin und Real Madrid stehen unter Quarantäne, ihre Champions-League-Partien werden abgesagt.
Beim Krisengipfel am Dienstag will die Uefa entscheiden, ob die Königsklasse ausgesetzt wird – und die EM könnte ins Jahr 2021 verlegt werden
SPORT
Paris St. Germain– Dortmund# 2:0 (2:0)/ 1:2
Paris: Navas – Kehrer, Marquinhos, Kimpembe, Bernat
- Paredes (90.+2 Kouassi), Gueye – Di María (79. Kurz-
awa), Neymar – Sarabia (64. Mbappé), Cavani. – Trai-
ner: Tuchel.
Dortmund: Bürki – Piszczek, Hummels, Zagadou – Haki-
mi (87. Götze), Can, Witsel (71. Reyna), Guerreiro – San-
cho, Haaland, Hazard (69. Brandt). – Trainer: Favre.
Tore: 1:0 Neymar (28.), 2:0 Bernat (45.+1). – Schiedsrich-
ter: Taylor (England). – Rote Karte: Can (89.), Tätlichkeit
gegen Neymar. – Gelbe Karten: Bernat (2), Neymar (2),
Marquinhos, Di Maria (3), Mbappé – Haaland (2), Hum-
mels (2). – Ohne Zuschauer.
FC Liverpool –Atlético Madrid n.V. 2:3
(2:2, 1:0, 1:0) / 0:1
Liverpool: Adrian – Alexander-Arnold, Gomez, van Dijk,
Robertson – Wijnaldum (106. Origi) – Henderson (106.
Fabinho), Oxlade-Chamberlain (82. Milner) – Salah, Ro-
berto Firmino (113. Minamino), Mané. – Trainer: Klopp.
Madrid: Oblak – Trippier (91. Vrsaljko), Savic, Felipe, Lo-
di – Saul, Thomas – Koke, Correa (106. Gimenez) – Di-
ego Costa (56. Llorente), João Felix (103. Morata). – Trai-
ner: Simeone.
Tore: 1:0 Wijnaldum (43.), 2:0 Firmino (94.), 2:1 Llorente
(97.), 2:2 Llorente (105.+1), 2:3 Morata (120.+1). –
Schiedsrichter: Makkelie (Niederlande). – Gelbe Karten:
Alexander-Arnold – Morata (2), Saul (2). – Torschüsse:
38:11. – Zuschauer: 45 000 (ausverkauft).
RB Leipzig– Tottenham Hotspur 3:0 (2:0)/ 1:0
1:0 Sabitzer (10.), 2:0 Sabitzer (21.), 3:0 Forsberg (87.). –
Zuschauer: 42 146 (ausverkauft).
Valencia –Atalanta Bergamo# 3:4 (1:2)/ 1:4
0:1 Ilicic (3./Foulelfmeter), 1:1 Gameiro (21.), 1:2 Ilicic
(43./Handelfmeter), 2:2 Gameiro (51.), 3:2 Torres (67.),
3:3, 3:4 Ilicic (71., 82.). – Ohne Zuschauer.
Fettgedruckte Mannschaften im Viertelfinale.
Hinspielergebnisse rechts außen.
DIENSTAG, 17. März(21 Uhr)
Manchester City – Real Madrid** /2:1
Juventus Turin**– Olympique Lyon# / 0:1
MITTWOCH, 18. März(21 Uhr)
FC Bayern München – FC Chelsea# / 3:0
FC Barcelona – SSC Neapel# / 1:1
# = Geisterspiele ohne Zuschauer
** = Mannschaft unter Quarantäne
Daniele Rugani,positiv getesteter Juve-Profi,
dem es nach eigenen Angaben gut geht.
Angel Torres ,Präsident des FC Getafe, über den
Entschluss, in der Europa League nicht anzutreten
„Ich fordere alle auf, die Regeln
zu beachten, denn dieses Virus
macht keinen Unterschied!“
„Wenn wir deshalb
dasDuell verlieren,
verlieren wir es halt.“