Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.02.2020

(Jacob Rumans) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen DIENSTAG, 18.FEBRUAR2020·NR.41·SEITE 21


FIRMENINDEX Seite
3M ................................................. 17
Airbus ............................... 17, 19
Alstom ....................................... 19
Amazon .................................... 20

Audi ............................................. 21
BASF ................................... 21, 22
Bayer .................................. 21, 22
Berenberg ............................... 20
Blackstone ............................. 20

Boeing ........................................ 18
Bombardier .......................... 19
Can. Pension Plan ............ 20
Carlyle ....................................... 20
Commerzbank .................... 20

Daimler ..................................... 20
Deutsche Bahn .................... 19
DeutscheLufthansa ........ 18
DeutscheTelekom ........... 20
Digital+Partners ................ 25

Ethiopian Airlines ............ 18
Foxconn ................................... 17
Frankf.Volksbank ............. 19
GrenkeAG ............................... 25
Jägermeister ........................ 19

KenyaAirways ..................... 18
Kone ............................................ 20
Max Bögl .................................. 20
RovosRail ............................... 20
RWE .............................................. 22

Siemens ........................... 19, 20
SAA ............................................... 18
Taunus-Sparkasse ............. 19
Tesla ............................................. 22
Thyssen-Krupp ................... 20

ToyotaMotor ....................... 17
Union Investment ............ 19
Unitymedia ............................ 20
Varta ........................................... 21
VW ................................................ 22

D


er Pharma- undAgrarchemie-
konzernBayer musssichne-
ben den Glyphosat-Prozessen
mit einemweiterenRechtsrisi-
ko herumschlagen, das durch den Kauf
des amerikanischen Monsanto-Konzerns
im Portfolio gelandetist.Sosoll ein Pfir-
sichbauer aus Missourivon den deut-
schenKonzernen Bayerund BASF insge-
samt 265 Millionen Dollar bekommen.
Dazu hat ein amerikanisches Geschwore-
nengericht dieUnternehmen in einem
Rechtsstreit um den Unkrautvernichter
Dicambaverurteilt.
Die Jury, die wie in solchenFällen üb-
lichaus Laien besteht, lag mit den 15 Mil-
lionen Dollar Schadenersatz zwar unter
der Forderung der Anklage, schlug dann
aber zusätzlich250 MillionenStrafscha-
denersatz auf. Diese „punitivedamages“
genannteStrafeverhängen Jurys,wenn
die beklagten Unternehmen arglistiges
Verhalten an denTaglegen.
Der Pfirsichbauer Bill Bader hattedie
Unternehmen dafür verantwortlichge-
macht, dasserdurch den EinsatzvonDi-
camba auf benachbartenFeldernErnte-
verluste erlitten habe.Teile desUnkraut-
vernichterssollen auf seine Plantagenge-
weht word en sein. Den Schaden beziffer-
te er auf 21 Millionen Dollar.BASF teilte
mit, dassesvon der Entscheidung der
Jury„überrascht“ sei undkündigtean,
„alleuns zurVerfügungstehendenRechts-
mittel zu nutzen“.
Bayerzeigtesichmit demUrteil eben-
falls nicht einverstanden,gar„sehr ent-
täuscht“gabman sichineiner Stellung-
nahme.„Wir werden gegendie Entschei-
dung zügigRechtsmitteleinlegen“,teilte
Bayermit. Der Landwirthabe keine quali-
fiziertenBeweise dafürvorgelegt, dass
die Produktevon Monsanto für dieVerlus-
te verantwortlichseien. In derVerteidi-
gung hatteBayer denStandpunktvertre-
ten, dassvielmehr ein Pilz im Erdboden,
der schonvorher mehrerePfirsichplanta-
geninMissouribefallen hatte, auchfür
die ErnteausfällevonBader verantwort-
lichsein könnte.

Der Aktienkursvon Ba yerlag am Mon-
tagzeitweisegut 2Prozent im Minus und
gehörte damit zu denVerlierer nimDax.
Auch die Papiere vonBASF notierten
schwächer,wenngleichsie nicht sostark
davonbeeinflusst wa ren. Das dürfteauch
damit zusammenhängen, dassInvestoren
bei Rechtsrisiken durchden Monsanto-
Kauf besondershellhörigwerden. Bayer
steht in Amerikamehr als 42 000 Klägern
gegenüberwegender angeblich krebserre-
gendenWirkung desUnkrautvernichters
Glyphosat.Das Unternehmen hattebis-

lang alledreiverhandelten Prozesseverlo-
renund wurde zu hohenGeldstrafenver-
urteilt.Bayer wehrtsichauchdortgegen
jede Entscheidung undgeht in Berufung.
Auch dortgab es schonFälle vonStraf-
schadenersatz,sogar in Milliardenhöhe.
Diese Strafewurde inzwischenvonRich-
tern deutlichgesenkt, insgesamt sind es
nochgut 190 MillionenDollar.Gleichzei-
tig verhandeltBayermit den Klägeranwäl-
tenüber einenVergleich–Analystenzufol-
ge könnteerdas Unternehmen zwischen 8
und 12 Milliarden Dollarkosten.

Der Fall rund um Dicamba istetwas an-
dersgelagertals bei Glyphosat.Erstens
geht es dortnur um Ernteausfälle und
nicht um Krankheiten, die zumTodfüh-
renkönnen.Zudem istdas Mittel als Gly-
phosat-Ersatz zwar wichtig fürUnterneh-
men wieBASF und Bayer, macht aller-
dings nur einengeringen Anteil aus.Von
den rund 5Milliarden EuroUmsatz, die
Bayer2018 mit Herbizidengemacht hat,
entfällt der Großteil auf das umstrittene
Herbizid Glyphosat.
Die meistenKlagen zu Glyphosatkom-
men vonPrivatanwendern, Dicamba darf
nur vongeschultenFachkräf teneinge-
setzt werden. Die amerikanischeUmwelt-
behörde EPAhattedas Mittel 2018 noch
einmal für zwei Jahrezugelassen, dabei
aber schärfere Auflagen erteilt.Somüs-
sen dieFarmer anFeldrändernbestimm-
te Abstände einhalten, selbstdie Uhrzeit,
wann dasUnkrautvernichtungsmittelver-
sprühtwerden darf, wirdreguliert. Im
Fall vonDicambasind noch etw a170 K la-
genmit gleichenVorwürfeninden Verei-
nigtenStaaten anhängig.
„Das Themakann so wohl in der öffent-
lichenWahrnehmung als auchunmittel-
bar finanziell für Bayerzueiner ArtGly-
phosat 2.0werden“, sagt Daniel Wuhr-
mann, Rechtsanwalt in der Kanzlei
Reuschlaw. „Selbstwenn es nachden der-

zeit bekannten Argumenten–juristisch
gesehen–womöglichbesser für Bayerge-
lager tist“, sagt derFachmann für Produkt-
haftung. „Eskönnteein Desasterwerden,
wenn dieUnternehmen das nicht ordent-
lichrechtlichund kommunikativ betreu-
en. In denVereinigtenStaatenkommt
man nur schwer aus dem Sumpf heraus,
wenn man einmal der böse Bube ist“, ist
der Anwalt überzeugt.
Gleichwohl erscheint auchWuhrmann
die juristischeVerteidigungslagefür Bay-
er deutlichstabiler als imFall vonGlypho-
sat.Eskönne daher schnell in Berufungs-
verfahren zu anderen Entscheidungen
kommen. Daswäre der Fall, wenn die
nächs te Instanz etwa kein Fehlverhalten
bei Bayerund BASF sieht und somit zu ei-
ner anderenÜberzeugung als die Juryin
der ersten Entscheidungkommt.Damit
würde dieFahrlässigkeit als Grund ausfal-
len. Das istdas ZielvonBayer in der Beru-
fung.Wahrscheinlichist,dasses–selbst
bei gleicher Einschätzung–den Stra fscha-
denersatz für zu hochhält.
Der Strafschaden darfjenachJurisdik-
tion eigentlichnur einemFünf-bis Sie-
benfachen der Schadenersatzsumme ent-
sprechen, die dem Kläger zugesprochen
wurde. DaswärenimFalle des Pfirsich-
bauernalso höchstens 75 Millionen Dol-
lar.(Kommentar Seite22.)

AngegriffeneFrüchte:Pfirsichbauer Bill Bader inspiziertseine PlantageinMissouri. Fotos PictureAlliance

hpe. MÜNCHEN.Bis sic hder frühe-
re Audi-ChefRupertStadler im Die-
sel-SkandalvorGerichtverantwor-
tenmuss, werden nocheinigeMona-
te vergehen. Denvonihm und drei
weiteren früheren Audi-Managern
verursachten Schaden beziffert die
StaatsanwaltschaftMünchen auf bis
zu 3,3 Milliarden Euro.AufStadler
entfalle dabei die kleinereSumme
von27,5 Millionen Euro. Das berich-
tetjedenfalls das „Handelsblatt“ und
beruf tsichauf die 429 Seiten lange
Anklageschrift. Der heute 56 Jahre
alteStadler,der vier Monate inUnter-
suchungshaftsaß, soll sich wegenma-
nipulierterAbgassysteme bei Diesel-
fahrzeugen in Deutschlandstrafbar
gemacht haben. Er soll nachBekannt-
werden des Betrugs bei der Mutterge-
sellschaftVolkswagen im September
2015 es beiAudi geduldethaben,
dassweiter manipulierte A udis ver-
kauftwurden.Audi musste120 398
Fahrzeugeindie Werkstättenrufen.
Der Rückrufkostete laut Staatsan-
waltschaft228,82 EurojeAuto, insge-
samt 27,5 Millionen Euro.

Der nächste Monsanto-Fallf ür Ba yer


Reuters.FRANKFURT. Der Batte-
riehersteller Vartahat seine eigene
Prognosefür dasvergangene Jahr
übertroffenund den Betriebsgewinn
fast verdoppelt.Der Umsatz sei in
den abgelaufenen zwölf Monaten um
rund 34 Prozent auf 364 Millionen
Eurogewachsen,teilteVartaam Mon-
tagauf BasisvorläufigerZahlen mit.
Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit-
da) sei um 95 Prozent auf 98 Millio-
nen Euroindie Höhegeschossen.
Vartahattedie Prognose für das Jahr
2019 schon drei Mal angehoben und
zuletzt einenUmsatz vonbis zu 340
Millionen Euround einen Betriebsge-
winn vonbis zu 88 Millionen inAus-
sicht gestellt. Die Aktiestieg am Mon-
tagzeitweise um fünf Prozent.
Vorallem das Geschäftmit Batte-
rien fürkabelloseKopfhörer brummt
und hatVartabeflügelt.Dochdroht
dem Unternehmen hierUngemach
durch chinesischeKonkur renten, de-
nen das schwäbischeUnternehmen
Anfang des JahresPatentverletzun-
genvorgeworfen hatte. Analystenzu-
folgegriff en anscheinendKopfhörer-
Hersteller aufchinesische Batterien
zurück, da Vartadie hoheNach frage
nicht habe bedienenkönnen.
Der Varta-Finanzchef Steffen
Munz zeigtesichamMontag zuver-
sichtlichfür das laufende Jahr.„Dank
des sehr hohen Auftragsbe stands wer-
den wir das hoheUmsatz- und Ergeb-
niswachstum in 2020 nochmals be-
schleunigen“, sagteMunz. Denvoll-
ständigen Jahresbericht für 2019 und
eine konkretePrognose für das lau-
fende Jahr willVartaam31. Märzprä-
sentieren.

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HoherSchaden


im Diesel-Skandal


In einem Prozessin


Amerikawirdder


Konzer nabermals zu


einer Strafe verurteilt –


undwieder geht es um


Monsanto.Der Fall


taugt aber nurbedingt


alsGlyphosat 2.0.


VonJonas Jansen,


Düsseldorf


Varta


verdoppelt


den Gewinn


BASF


17.2. im Tagesverlauf.
Quelle:Bloomberg F.A.Z.-Grafik Heß

in Euro ISIN DE000BASF111

61,3

61,5

61,7

61,9

62,1

62,3

9:00Uhr 15:50Uhr

Bayer

17.2. im Tagesverlauf.
Quelle: Bloomberg F.A.Z.-Grafik Heß

in Euro ISIN DE000BAY0017

74,7

75,0

75,3

75,6

75,9

76,2

9:00Uhr 15:5 0Uhr
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