Frankfurter Allgemeine Zeitung - 18.02.2020

(Jacob Rumans) #1
SEITE 22·DIENSTAG, 18.FEBRUAR2020·NR.41 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

N


un is tdas passiert,wovor
(fast) alle gewarnthaben:
Die Rodungsarbeiten auf
dem Gelände dergeplantenTesla-Fa-
brik in Brandenburgruhen. Das Ober-
verwaltungsgericht will prüfen, ob
die Einwände vonUmweltschützern
berechtigt sind, ob die Landesregie-
rung Tesla zu sehr entgegenkommt.
Prom pt meldeten sichdie üblichen
Verdächtigen zuWort,die vordem
Untergang des Standorts Deutsch-
land warnen. Ob BerlinsPannenflug-
hafen BER oder der BahnhofStutt-
gart 21 –nichts gehe mehrvoran, je-
der wirtschaftlicheFortschrittwerde
vonUmweltschützernausgebremst.
Das passt in ein eZeit, in derinöffent-
lichen Debattenfast nur nochdie Ex-
treme gepflegt werden. Gut oder
Böse, Schwarzoder Weiß –Zwischen-
töne gibt eskaum noch. Das isteine
bedenkliche Entwicklung, auchim
Fall Tesla. Noch handelt es sichnur
um eine kleine zeitliche Verzöge-
rung, nochist der Produktionsbeginn
für Elektroautos imkommenden Jahr
nichtgefährde t. Es is trichtig, dass
dieses Projektsoaufmerksam beob-
acht et wird. Undesstimmt auch, dass
es für BauvorhabeninDeutschland
höhereHürden gibt als andernorts.
Aber nochstehen die Chancen gut,
dassgroße Industrieansiedlungen
wie dievonTesla in Deutschland sehr
wohl möglichsind.

D

ie Moralapostelsind wieder
unter wegs. Oje, so schreck-
lichsei dasFußballgeschäft,
immer nurgehe es um Millionen und
Milliarden. Dassnun die Besitzervon
ManchesterCity ausAbuDhabi mit
ihrenFinanztricksereien aufgeflogen
sind, bestätigt mancheinen Moralis-
ten. Dabei sind es dochvor allem die
vielenFans, welche mit ihrer Begeis-
terung, Leidenschaftund vorallem
ihrem Geld dieFußballindustrie be-
feuerthaben. Längsthandelt es sich
um eine global beliebteUnterhal-
tungsbranche, diewach sen muss, um
den Ansprüchen ihrerKunden zuge-
nügen.Werwill schon schlechten
Fußball sehen?Aber statt sichrichtig
anzustrengen undetwasaus denfi-
nanziell schon mehr als ausreichend
guten Möglichkeiten zu machen, kla-
gennicht wenigeselbstgefälligeKlub-
manager aus der Bundesligaüber
Wettbewerbsnachteile undfehlende
Millionen, die unbedingt hermüss-
ten. Dochseit Jahrenfließt den deut-
schenVereinen immer mehr Geld zu,
ohne dass sie mitAusnahmevonBay-
ernMünchen oder Borussia Dort-
mund daraus nachhaltigetwa sma-
chen. Der 15.UmsatzrekordinFolge
hat nicht dazugeführt, dasssichalle
Bundesligaklubs demglobalenWett-
bewerb mit Offenheitstellen. Dafür
fehlt einigen Vertretern der Blick
über den eigenenTellerrand.

E


sist sehr unwahrscheinlich,
dassder Name Dicamba bei
den Deutschen inZukunftdie
gleichen Assoziationen hervorruft
wie Glyphosat.Dochsind beideNa-
men, dieUnkrautvernichtungsmittel
bezeichnen, mit demNamen Monsan-
to verbunden. Den hat derAgrarche-
miekonzernBayer zwar direkt ausra-
diert, als er denamerikanischen Saat-
guthersteller übernommen hat, doch
klebt der schlechteRuf an den Lever-
kusenernwie das Pflanzenschutzmit-
telanden Blätternder Sojapflanze.
In den Gerichtsprozessen um das Her-
bizid Dicambageht es nicht um Le-
ben undTodwie in manchen Glypho-
sat-Fällen, in denen krebskrankeKlä-
gerauftre ten. AuchistesimVer-
gleichzu den 42 000 KlägernimGly-
phosat-Umfeld nur ein sehr kleiner
Teil: Unddochist jeder noch so klei-
ne Gerichtsprozess, der mit Monsan-
to zu hat, für dieReputationvonBay-
er ein Problem. Das wirdvor allem da-
durch verstärkt, das sinden Vereinig-
tenStaaten zunächstLaienjurys über
die Strafeentscheiden und häufig hor-
rende Summenverhängen. Das bleibt
in denKöpfen, selbstwenn Gerichte
die Strafespäterreduzieren. Bayer-
Chef Werner Baumann, der bald erst
das Jahresergebnis und dann die
Hauptversammlungvorsichhat, dürf-
tenunruhigeZeiten bevorstehen.

Elektrisiert


VonJuliaLöhr

Herr Halfmeier, am Freitag ist ein Ver-
gleich zwischen Volkswagen und den Ver-
braucherzentralen über 830 Millionen
Euro geplatzt. Nun bietet VW eine eigene
Lösung an. Wie verwirrend ist das für den
Dieselfahrer, der seit Jahren auf eine Ent-
schädigung wartet?
Der Verbrauchersteht voreiner schwie-
rigenSituation. Er musssichzwischen
dem Spatz in der Hand und derTaube auf
dem Dachentscheiden. Das Angebotvon
VWwirdsichimBereic heiner Einmalzah-
lung von2000 EurojebetroffenemFahr-
zeug bewegen. Das Angebotfinde icherst
mal schwach. Die Erfolgsaussichten der
Individualklagen sindrech thoch, wie die
mittlerweile überwiegendenUrteile der
Gerichtezeigen. DerVerbraucherkann
dieses Angebotannehmen, mussaber
dann mit hoherWahrscheinlichkeit auf
alle weiteren Ansprücheverzichten. Oder
er wartet und hofft,dassder Bundesge-
richtshof am 5. Mai ein verbraucher-
freundliches Urteil fällen wird. Dann
muss derKunde aber mit dem Risikole-
ben, dasseseine Entscheidung zugunsten
vonVolkswagengibt und damitkünftig
keine Ansprüche mehrrealisierbar sind.

Dürfen Verbraucher, dieinder Muster-
feststellungsklage angemeldet sind, ei-
nen eigenen Vergleichschließen?
Die Anmeldung zur Musterfests tellungs-
klagehindertmeiner Meinung nachnie-
manden daran, einen außergerichtlichen
Vergleichmit VW zu schließen.Natürlich

wirdseine Anmeldung dadurch sinnlos.
Sie kann nicht zurückgenommenwerden.
Das istein großer Webfehler dieser neuen
Klageart. Eskönntezueiner Situation
kommen, in derZehntausende Dieselfah-
rernochimKlageregister stehen, die
durch den Vergleichkeinen Anspruch
mehr haben.Undesgibt diejenigen, die
weiter ausharren. Aber nurVolkswagen
weiß dann, wie viele es letztendlichsind.

Dasschwächt die „Einer-für-alle-Kla-
ge“. Der Verbraucherverband VZBV
weiß nicht, wie vieleDieselfahrer ihn
noch unterstützen.
Genau.Neben derfehlenden Möglich-
keit einerAbmeldung istein Fehler der
Musterfeststellungsklage, dasseskeinen
Anwaltszwang für die Anmeldung gibt.
Gäbe es diesen,könnten dieVerbraucher
jetzt vernünftig beratenwerden.

Rechtsdienstleister und Prozessfinanzie-
rerwie My Right werbenmit einem So-
fortbonusvon bis2000 Euro,umVer-
braucher aus der Musterklage zu locken.
Wieseriös sind solche Angebote?
Es is tnicht ausgeschlossen, dassVer-
braucher ihreAnsprüche an My Right ab-
treten. Allerdingswäre der Empfänger
dann ebenfalls an dasVerfahren in Braun-
schweiggebunden. DieFehlkonstruktion
istaber,dassmit der Musterfeststellungs-
klageeine kommerzielle Rechtsverfol-
gung ausgeschlossenwerden sollte.Wir
brauchen eine Klageindustrie. Das istdie
Lehreaus der EntwicklungvomFreitag.

Denn nur in der Klageindustrie haben wir
einen Gleichlauf der Interessen. Der
Dienstleisterbekommt seine Provision
nur im Erfolgsfall. Es besteht ein Interes-
se,so hartwie möglichgegen VWvorzuge-
hen, um für dieKundschaftmehr rauszu-
holen–und den eigenen Anteil zuvergrö-
ßern. Dagegenkann der VZBVaußer Re-
putation nichtsgewinnen. Es besteht kein
finanzielles Interesse amAusgang desVer-
fahrens. Die Anwältedes VZBVhaben
kein Interesse an einem langenVerfahren,
weil sie dafür nicht bezahltwerden. Ihr Ho-
norar beträgt zwischen 6000 und 7000
Europauschal.Wenn man das auf die
schongeleiste te Arbeit umlegt,kommt
man aufganz bescheidene Stundensätze.
Das Geld istschon langeverbraucht.

Haben Sie alsoVerständnisfür die an-
geblich 50 Millionen Euro Honorarfor-
derung der Klägeranwälte?
Absolut .Wir haben eine untragbare Si-
tuation. Aufder einenSeitewirdvon VW
undinv ergleichbaren anderenFällen ein
sehr hoherfinanziellerAufwand für die
besten Anwälte betrieben.Weil es für die
Unternehmenum sehr vielgeht, re chtfer-
tigtdas die hohen Stundensätze der
Großkanzleien.Aber auf derGegenseite
soll hingenommenwerden,dassAnwälte
für10Eurodie Stunde arbeiten?Das
kann einfach nicht richtigsein. Wirbrau-
chen die Qualität aufder Klägerseite.
Die erreichen wir nur durcheine vernünf-
tigeHonorierung.

Nun finanziert sich der Verbraucherver-
band eigenen Angaben nach zu 97 Pro-
zent durch Mittelaus demBundesminis-
terium der Justiz und für Verbraucher-
schutz. Wo soll das Geld herkommen?
Der Marktmussdas selbstregeln. Jede
Gruppe vonBetroffenen solltebestim-
men,vonwem sie sichvertr eten lässt
oder werdie Klagefinanziert. Der Grup-
penklage-Vorschlag der Grünen sah doch
vor, dassdiese etwa durch einen einzel-
nen finanzstarken Klägervorangetrieben
werden könnte, und dieser dann andere
Betroffene hinter sichschart. Die Wirt-
schaftspolitik isthier sehr widersprüch-
lich.Sonstsetzt sie sehrstarkauf Marktlö-
sun gen. In den Musterklagen will sie den
Markt aberkomplett ausschalten.

NebenallerKritikamGesetz wurden
jüngst auch Vorwürfegegengeldgierige
Anwälte laut.Sehen SieeinenReputati-
onsschaden fürdie Anwaltschaft?
An derAnwaltschafterhebe i ch keine
Kritik.ImGegen teil,Kläger anwälte soll-
tenauchgut be zahlt werden.Esgibtkei-
nen Grund,warumnur die Beklagte nan-
wälteMillion ärewerd en sollen.Warum
solldas nicht auch den Anwälten aus
kleinerenKanzleiengelingen,die eine
guteLeistung abliefern? Einsolches
Groß verfahren er folgreichzuführenist
einehoch komplexe Angelegenheit. Und
das muss auchvernünftig bezahltwer-
den.

Die Fragen stellteMarcus Jung.

Schlechter Ruf haftet


VonJonasJansen

Fußball-Moralapostel


VonMichaelAshelm

DerWesten im Osten?Die Rodung für den Bau derTesla-Fabrik nahe Berlin istvorerstgestoppt. Erinnerungen an den HambacherForstwerdenwach. Fotodpa

Axel HalfmeieristProfessor für Bür-
gerlichesRecht,Rechtsvergleichung
sowie Internationales Privat- und
Verfahrensrecht an der Leuphana
UniversitätLüneburg. Er istFach-
mann fürkollektivenRechtsschutz
und fürFragen zur Musterfests tel-
lungsklage.

M


ehr als 600 Kilometerliegen
zwischen dem Hambacher
ForstinNordrhein-Westfa-
lenund demWaldstückan
der A10 in Grünheide südöstlichvonBer-
lin. Trotzdem istder HambacherForstin
dem 8300-Einwohner-OrtinBranden-
burgschon seitWochen ein Thema.Wird
der amerikanische Elektroautohersteller
Tesla hiertatsächlichwie geplant schon
im Sommerkommenden Jahres seine vier-
te Fabrik in Betrieb nehmen? Oderwer-
den Umweltschützer diesesVorhaben kip-
pen, so wie sie auchschon den Hamba-
cher Forstgegen die Braunkohle-Bagger
vonRWE verteidigt haben? Es istein
Wettlaufgegen dieZeit –für beide Seiten.
Undder gewinntgerade enormanTem-
po. Vergangenen Donnerstagerteilte das
Landesumweltamt Tesla die Erlaubnis,
trotzder nochausstehenden Baugenehmi-
gung schon mal mit derRodung zu begin-
nen. Denngefälltwerden dürfendie Bäu-
me nur nochbis EndeFebruar ,danach be-
ginntdie Brutperiode derVögel, und dann
sind solcheArbeiten lautdem Bundesna-
turschutzgesetztabu. Tesla legtesofor tlos:
Bis Samstagabend warmehr als die Hälfte
der gut 90 Hektargroßen Fläche, die für
denerstenBauabschnittvorgesehen ist, ab-
geholzt. Dochdann stoppte das Oberver-
waltungsgericht Berlin-Brandenburgdie
Arbeiten. Die Richterwollen inRuhe prü-
fen, wie berechtigt dieEinwände desUm-
weltverbands Grüne LigaBrandenburg ge-
gendie Rodung sind.AmMontag nutzten
zwei Kapitalismuskritikerinnen die Gunst
der Stunde und klettertenmit einem „Kon-
zerne entmachten, Profit-Logikverachten“
-Plakat auf Bäume. DiePolizeirückt ean.
Nunist siewieder da, diegroßeFrage:
Sind inDeutschland Bauvorhaben wie
das vonTesla überhaupt nochmöglich?
An Beispielen,wie Umweltschutzaufla-
genBauprojekteverzögern, mangelt es
schließlichnicht .Der Ba udes Bahnhofs

Stuttgart 21 schlepptesichzunächst
wegender Rettungdes Juchtenkäfersda-
hin. Neuerdings bereitet die Umsiedlung
Tausender Mauereidechsenden Planern
Sorgen.Auchdie Elbvertiefung in Ham-
burg taugt als Beispiel für denStillstand
in Deutschland. Dort wurde der seltene
Schierlingswasserfenche lentdeckt, auch
er musserstmal umgesiedeltwerden, be-
vormehr Platz für Containerschiffe ge-
scha ffen werden kann.Den Bau desFeh-
marnbelt-Tunnels unter der Ostsee brem-
senMolche un dFrösche.
Klar istaber auch:Noch istdie Tesla-Fa-
brik weit da vonentfernt, zu einemweite-
renBeispiel in derReihe der unendlichen
Bauprojektezuwerden. Bis Ende derWo-
che, spätestens AnfangkommenderWo-
chewirdmit einer Entscheidung des

Oberverwaltungsgerichtsgerechnet. Soll-
tendie Richter zu dem Ergebnis kommen,
dassimTesla-Wald alles mitrechten Din-
genzugeht –wovon dieStaatskanzlei
überzeugt ist–würde es nurwenigeTage
dauern, bis dierestlichen Bäumegefällt
sind. Das Areal istschon seit zwei Jahr-
zehnten als Gewerbegebietausgewiesen,
der Bürgermeistervon Grünheidespricht
von„minderwertigem, erntereifem Kie-
fernwald“. Zwar wirddie of fizielle Bauge-
nehmigung, unter anderem wegender
Fristenzur Bürgerbeteiligung,wohl er st
im Märzkommen.Aber das Immissions-
schutzgesetz erlaubt ausdrücklichauch
schon Arbeiten davor. Deshalb weist
Brandenburgs WirtschaftsministerJörg
Steinbach (SPD) auchden Vorwurfder
Grünen Ligazurück, dassesfür Tesla

eine Sonderbehandlung gebe. „Geneh-
migt werden wird nur das,wasden Spiel-
regeln entspricht.“
Die PotsdamerStaatskanzlei verbreit ete
am MontagZuversicht.Man sei davon
überzeugt, dassdie Behörden „einen gu-
tenJob“ gemacht hätten und das Oberver-
waltungsgerichtdies anerkennenwerde.
Andernfalls werdegeprüft, ob derWald
auchgerode twerdenkönne,nachdem die
Vegetationsperiode schon begonnen habe.
Steinbac hrechnetmit einemZeitverlust
vonallenfalls drei bis vierWochen. Auch
BundesumweltministerinSvenja Schulze
(SPD) hofft auf grünes Licht:„Ichwün-
schemir,dassesraschRechtsklarheitzu
den Arbeiten amTesla-Standort in Grün-
heide gibt,damit dieZukunftsin vestition
in die Elektromobilität in Brandenburgge-
lingenkann“, schrieb sie aufTwitter.
Der ZeitplanvonTesla warvon Anfang
an ehrgeizig. Erst im November hat Grün-
der Elon Musk die Entscheidung für den
StandortBerlin-Brandenburgverkündet.
Im Märzsollen die Bauarbeiten begin-
nen, im Sommer 2021 soll dieFabrik er-
öffnen. Damitstrebt Tesla in Deutsch-
land ein ähnlichesTempo an wie in Chi-
na,wokeine Einwände vonUmweltschüt-
zerndie Bauarbeiten stören. Spatenstich
für die „Gigafactory“ in Schanghaiwar
im Januarvergangenen Jahres, Produkti-
onsstartim Dezember.Die brandenburgi-
sche Landesregierung, die eigens eine
Taskforce für das Projekt eingerichtet hat,
will beweisen, dassauchhierzulande ein
ähnlichstraf ferZeitplan möglichist –so-
garimSpeckgürtelvon Berlin, einer
Stadt, die dafür bekanntist,Investorenlie-
ber mal auszubremsen als zu ermuntern.
Sollten die Gerichteoder Umweltschüt-
zer dasVorhaben dagegen länger blockie-
ren, dann wirdunweigerlichdie Diskussi-
on aufkommen, wie vielFortschritt in
Deutschland nochgeht. Zwar hat die Bun-
desregierung schon Ende 2018 ein Pla-
nungsbeschleunigungsgesetz auf denWeg

gebracht, das denVerkehrsbereichbe-
trif ft.Fachleute bezweifeln aber,dasses
seinemNamen tatsächlichEhremachen
wird. Das Bundesverkehrsministerium hat
zudemkürzlichfür zwölfStraßen- und
Wasserstraßenprojektedie Möglichkeitge-
schaf fen, statt über einenVerwaltungsakt
die Baugenehmigung per Gesetz zu ertei-
len. Dochauchbei diesen Modellvorha-
ben is tfraglich, ob sichdie Planungszeiten
spürbarbeschleunigenwerden.
Ein großer Wurfistbislang nichtgelun-
gen. Das zeigt sichauchdaran, dasssich
mehrereAbgeordnete der Regierungspar-
teiCDU,darunter Generalsekretär Paul
Ziemiak und derVorsitzende der Mittel-
standsvereinigung, Carsten Linnemann,
im Herbst berufe nfühl ten, e inen11-Punk-
te-Plan für schnelleres Bauenvorzulegen.
Die weitreichendste Forderung besteht
darin, das Klagerecht fürVerbände einzu-
schränken.Auchin Grünheidewarenes
nicht Anwohner,sondernVerbände, die
vorGericht zogen–darunter auchein in
Bayern ansässigerVerein, welcher der
Energiewende kritischgegenübersteht.
Nach den Plänen der CDUsollenUm-
weltverbänd enur noch dann klagen
dürfen, wenn die Belangedes entsprechen-
den Verbands direkt betroffensind oder
eineordnungsgemäßeBeteiligungder Um-
weltverbände im Genehmigungsverfahren
nicht gegeben war. In der Koalitio nmit der
SPD gibt esbislangaber keine Beschlüsse,
die in diese Richtunggehen .Linnemann
untermauert dieForderung jetzt mitBlick
auf dieTesla-Baustelle.„Unterdem Vor-
wand desUmweltschutzeswerd en durch
Klagenwichtig eProjekte,die ja oftsogar
dem Umwelt- oder Klimaschutz dienen,
verhindert“, sagteerder F.A.Z. Das müsse
die große Koalitionjetzt schnell angehen.
An Reformvorschlägenmangelt es nicht.
Auch derNormenkontrollrat hatimvergan-
genenJahrein Gutachte nveröf fentlicht, in
dem zahlreiche Forderun genenthalten
sind–angepackt wurdensie bislangnicht.

„Wir brauchen eine Klageindustrie“


Die Musterfests tellungsklage hat Konstruktionsfehler.Das hat zum Scheiterndes VW-Vergleichs geführt, behauptetJuraprofessor Axel Halfmeier


Axel Halfmeier FotoLeuphanaUniversität

Der Aufstand


im Tesla-Wald


Erst stoppenUmweltschützer dieRodungsarbeiten,


dann kletternKapitalismuskritiker auf die


Bäume: Sind Großprojektewie dieTesla-Fabrik


in Deutschland überhauptnochmachbar?


VonJulia Löhr,Berlin

und JohannesPennekamp,Frankfurt


Zur Person

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