Handelsblatt - 17.02.2020

(Ann) #1
Carlos Ghosn

Der Unbelehrbare


C

arlos Ghosn, der frühere Chef der
Autobauerallianz Renault, Nissan
und Mitsubishi, will seine alten Ar-
beitgeber verklagen, „weil sie mir Aktien
schulden, eine Abfindung und meine Er-
folgsprämie“. Es gehe um mehr als 15 Millio-
nen Dollar, sagte der Manager dem „Spie-
gel“. Er habe „viele Jobangebote“ vorliegen,
ergänzte er, ohne konkreter zu werden.
Der 65-Jährige wurde im Herbst in Japan
verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, sich auf

Konzernkosten bereichert zu haben. Im De-
zember ließ er sich in einer Kiste in den Li-
banon schmuggeln. Das Land hat kein Aus-
lieferungsabkommen mit Japan. Dort sei er
wie ein Schwerverbrecher behandelt wor-
den, sagte er dem Magazin. „Japan fürchtet,
Nissan an Renault zu verlieren. Dafür muss-
te man mich aus dem Weg schaffen.“
Ghosn fing 1999 bei Nissan an. Er sanierte
den hochverschuldeten Autobauer und ver-
doppelte den Umsatz. Sein Führungsstil gilt
als diktatorisch, er selbst bezeichnet sich als
„entschiedener Manager“. Seit der Verhaf-
tung habe ihm keiner seiner ehemaligen
Kollegen geholfen, beklagt Ghosn im Inter-
view. Allein der frühere Daimler-Boss Dieter
Zetsche habe ihn angerufen. M. Scheppe

BusinessLounge


Basketballspieler gehuldigt: Der frühere US-Prä-
sident Barack Obama würdigte auf einer Veran-
staltung die NBA-Legende Kobe Bryant. Der US-
Basketballspieler kam Ende Januar bei einem
Helikopterabsturz ums Leben.

Zu Gast in Mün-
chen: Er war der
Stargast der dies-
jährigen Münchner
Sicherheitskonfe-
renz: Facebook-
Chef Mark
Zuckerberg. Spä-
testens seit den US-
Wahlen 2016 steht
das Netzwerk unter
Druck, weil dort Lü-
gen verbreitet wur-
den. „Wir haben un-
sere Lektion ge-
lernt“, versprach
der Facebook-Chef
bessere Kontrollen
auf seinen Plattfor-
men.


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Gemeinsames Dinner: Ursula von der Leyen
(CDU), Präsidentin der Europäischen Kommissi-
on, isst bei der Münchner Sicherheitskonferenz
gemeinsam mit dem Bayerischen Ministerpräsi-
denten Markus Söder (CSU) zu Abend.

GemeinsamesDinner:UrsulavonderLeyen

Ein Treffen für die Frauen: Die frühere englische
Premierministerin Theresa May war zu Gast beim
„Global Women‘s Forum“ in Dubai. Das Treffen,
an dem auch Ivanka Trump, die Tochter des US-
Präsidenten, teilnimmt, endet am Montag.

EinTreffenfürdie Frauen:Diefrühere englische

dpa, REUTERS, action press, imago images/Sammy Minkoff

Der ehemalige Boss von Renault,
Nissan und Mitsubishi beklagt im
„Spiegel“, wie ein Schwerver-
brecher behandelt worden zu sein.

Paul Achleitner

Rückzug von Daimler


A

m 1. April wird Paul Achleitner zum
letzten Mal bei der Daimler-Haupt-
versammlung auf dem Podium sit-
zen. Sein Kontrollratsmandat bei dem Auto-
bauer läuft nach zehn Jahren aus und wird
auch nicht verlängert, wie das Handelsblatt
aus dem Aufsichtsrat erfahren hat. We-
der Daimler noch Achleitner wollten
dazu Stellung nehmen.
Der 63-jährige Österreicher fo-
kussiert sich damit noch stär-
ker auf sein Amt als Chefauf-
seher bei der Deutschen
Bank. Sein Abgang markiert
eine weitere Lockerung der
Bindung zwischen der Bank
und dem Autobauer. Das Fi-
nanzinstitut war über viele
Jahre hinweg größter Aktio-
när der Stuttgarter, heute ist es
nur ein Partner unter vielen.
Der große Umbruch bei Daimler
steht erst im kommenden Jahr an,
wenn das Mandat von Aufsichtsratschef
Manfred Bischoff ausläuft. Der 77-Jährige
empfiehlt den früheren Daimler-Chef Dieter
Zetsche als seinen Nachfolger. Das Problem:
Eine Reihe von Investoren lehnt eine Rück-
kehr von Zetsche mittlerweile ab, weil sie
ihn für den massiven Gewinneinbruch bei
Daimler mitverantwortlich machen.
Im bestehenden Daimler-Aufsichtsrat gibt
es zu Zetsche allerdings kaum eine Alterna-
tive, heißt es in Unternehmens- und Finanz-
kreisen. Das Durchschnittsalter der zehn Rä-
te auf der Kapitalseite liegt bei stolzen 67,5
Jahren. Einzig der scheidende Siemens-Chef
Joe Kaeser (62) hätte das nötige Alter und
die Erfahrung für die Spitze des Gremiums,
meinen Insider. Der öffentliche Geltungs-
drang des umtriebigen Managers ist aber
nicht allen in Stuttgart geheuer.
Sofern 2021 weder Zetsche noch Kaeser
als Aufsichtsratschef infrage kämen, braucht
es einen anderen Kandidaten für die Bi-
schoff-Nachfolge. „Mit dem Abgang von Ach-
leitner besteht jetzt die Chance, eine Person
in den Aufsichtsrat zu holen, die auch in der
Lage ist, das Gremium zu leiten“, konstatiert
ein Insider. Konkrete Namen nannte er
nicht. Als eher unrealistisch gilt, dass ein
Vertreter der chinesischen Aktionäre Geely
oder BAIC Achleitners Mandat übernehmen
könnte. Franz Hubik, Martin Murphy

Paul Achleitner:
Nach zehn Jahren im
Aufsichtsrat von
Daimler ist Schluss.

action press

Der Banker verlässt im April den Aufsichtsrat des Autobauers.
Sein Nachfolger könnte zur Konkurrenz für Dieter Zetsche werden.

Carlos Ghosn:
Flucht in den Libanon.

AFP


Mit Achleitners Abgang


besteht die Chance, eine


Person in den Aufsichtsrat


zu holen, die auch in der


Lage ist, das Gremium zu


leiten.


Ein Daimler-Insider

Namen des Tages


MONTAG, 17. FEBRUAR 2020, NR. 33
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