Berliner Zeitung - 19.03.2020

(vip2019) #1

Tagesthema


2 Berliner Zeitung·Nummer 67·Donnerstag, 19. März 2020 ·························································································································································································································································································


Kassen


garantieren


Finanzierung


D


ie gesetzlichen Krankenver-
sicherungen haben zuge-
sagt,unbegrenztalleAusgabenzu
finanzieren, die im medizini-
schenKampfgegendieCoronavi-
rus-Pandemie entstehen. Die
Kassenachtetendarauf,dassKli-
nikenundÄrztemitdererforder-
lichen Liquidität versorgt wür-
den, sagte die Chefin des GKV-
Spitzenverbandes,Doris Pfeiffer,
dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland.So wolltendieKas-
sen denMenschen, die sich jetzt
invordersterReiheumdiePatien-
ten kümmern, den Rücken frei-
halten. Übernommen würden
auch zusätzliche Kosten, etwa
wennetwaÄrzteoderPflegeraus
dem Ruhestand zurückkehren,
umdasmedizinischePersonalzu
unterstützen.Zielmüssesein,Si-
tuationenzuverhindern,inde-
nendieÄrztezurRettungdesLe-
benseinesPatientendenTodei-
nes anderen in Kauf nehmen
müssten. Glücklicherweise ver-
fügederGesundheitsfondsüber
Reserven,dienundringendge-
brauchtwürden,betontePfeiffer.
ReichedasGeldnichtaus,müsse
möglicherweise der Bund ein-
springen.


WennBetreuung ausPolen fehlt

Patientenschützer fordernder-
weilvonBundundLändernRege-
lungen auch für private und am-
bulante Pflegedienste in derCo-
ronakrise .DerVorstandderDeut-
schen Stiftung Patientenschutz,
Eugen Brysch, verwies auf zahl-
reiche offeneFragen fürBetrof-
fene undBetreuer .„Werspringt
ein, wenn jetzt Hilfskräfte aus
Mittel- undOsteuropa das Land
verlassen?Wasist zu tun,wenn
der ambulante Pflegedienstwe-
gen einer Quarantänebestim-
mung daheim nicht mehr kom-
men will?“Hier müsstenNotfall-
pläneAntwortenliefern.
Brysch forderte Krisenstäbe
vorOrt,die etwa entscheiden
könnten,„obHilfskräftedesKata-
strophenschutzes einspringen“.
Zudem sei ein milliardenschwe-
rerPflegehilfsfondsnötig.Esgehe
um3,4 MillionenHilfsbedürftige,
die vonAngehörigen, ambulan-
tenPflegekräftenoderinHeimen
betreutwürden.„Wennsichunter
ihnen dasVirusausbreitet und
eine medizinische Intensivver-
sorgung erforderlich wird, dann
istdie Katastropheda.“(AFP)


Kosten


RKI:Impfstoff


nicht


vor


D


as Robert-Koch-Institut hat
Hoffnungenaufeinenbaldi-
gen Impfstoff gegen dasCorona-
virus gedämpft. „Ich persönlich
schätzeesa lsrealistischein,dass
es im Frühjahr 2021 sein wird“,
sagtePräsidentLotharWieleram
Mittwoch.Alles,wasbürokratisch
machbar sei, müsse getanwer-
den. KlinischeTestphasen aber
könnemannichtverkürzen.„Wir
müssen einSicherheitsprofil ha-
ben.ImpfstoffekönnenjaNeben-
wirkungenhaben.“
Zuvo rhatte Dietmar Hopp,
Miteigentümer des Tübinger
Pharmaunternehmens CureVac,
davon gesprochen, möglicher-
weise bereits im Herbst einen
Impfstoff liefernzuk önnen. Bei
einempositivenVerlaufderImpf-
stoff-EntwicklungkönnedasUn-
ternehmen „ungefähr im Früh-
sommer mit klinischenTests be-
ginnen“,sagteHoppder Bild-Zei-
tung.
„Jeder wirdgenauso glücklich
sein wie ich,wenn es denImpf-
stoff früher gibt“, sagte dagegen
RKI-ChefWieler.Die Epidemie
werdenoch vieleWochen und
MonateimLandunterwegssein.
MarylynAddo,LeiterinderIn-
fektiologieanderUniklinikHam-
burgEppendorf, sagte dem
Deutschlandfunk,fürdieaktuelle
Corona-Infektionswelle werde
ein Impfstoff noch nichtverfüg-
bar sein. Es seien viele wissen-
schaftlicheGruppenweltweitmit
der Entwicklung einesImpfstof-
fes gegen dasCoronavirus be-
schäftigt. Eine so dynamische
Entwicklung wie beimCorona-
Virussei selten.Dieinternatio-
nale Zusammenarbeit sei sehr
gut,auchForschungsmittelseien
kein limitierender Faktor.Wie
langedieEntwicklungeinesImpf-
stoffes dauere, sei schwer zu
schätzen.BeieinzelnenHeilver-
suchenhabeeinMedikamentge-
gendas CoronavirusguteVerträg-
lichkeit gezeigt und auch schon
Therapieerfolge.Das werdenun
in systematisch kontrollierten
Studien nochweiter untersucht.
„Mankönntesichvorstellen,dass
die nächstenStudienzudiesem
Impfstoff Ende des Jahres in der
Weiterentwicklungsind,unddass
manesflächendeckendeinsetzen
kann,würdeichsagen,istfrühes-
tens Ende 2021. Wirmüssen
schon noch bis 2021 warten, bis
esüberhauptverfügbarist.“(dpa)

Infektion


VieleBetten,


wenigPflege


I

nden KrankenhäusernNord-
italiens spielen sich derzeit
Szenen ab,die man sonst aus
Kriegsgebietenkennt.Neuein-
geliefertePatientenmitderLungen-
krankheitCovid-19werdenauf Feld-
pritschen gelagertund mitWärme-
folien zugedeckt,weil die regulären
Bettenvollsind. In StädtenwieBer-
gamo undBrescia, wo dasVirusam
schlimmsten wütet, wurdenZeltkli-
niken errichtet. Ärzte und Pflege-
kräftehabeninMedienundsozialen
NetzwerkenNotrufe abgesetzt.Sie
sind nicht nur völlig entkräftet.Weil
Beatmungsgeräte undIntensivstati-
onen belegt sind, müssen sie ent-
scheiden,wensie behandeln und
wensieeinfachsterbenlassen.Jeäl-
terein Patientundjeschwererseine
Vorerkrankungen, desto geringer
seine Chance,Covid-19 zu überle-
ben.

JederZehnte einIntensivpatient
SolcheSchreckensszenariensollund
wirdesinDeutschlandnichtgeben,
versichernPolitik undVerantwortli-
che desGesundheitssystems.Weil
auchbeiunsdieZahlder Neuinfek-
tionen starkansteigt, habenBund
und Länder amDienstagabend ei-
nen Notfallplan beschlossen. Die
stationäreVersorgungsollausgewei-
tet,die Betten-undBehandlungska-
pazität möglichst verdoppelt wer-
den. Vorallem soll gesichertsein,
dass es für schwerErkrankte Inten-
sivplätzegibt. In China brauchen
etwafünfProzentallerCovid-19-Er-
kranktenintensivmedizinischeBe-
handlung.InItaliensindeswegen
des höheren Durchschnittsalters
zehnProzent.Ähnlichhochkönnte
derAnteilbeiunssein.Undmussein
Patientkünstlichbeatmetwerden,
dannkanndasWochendauern.
InganzDeutschlandsollennun
Hallen,HotelsundReha-Klinikenzu
provisorischenBehandlungszentren
umgerüstet werden. Leichter er-
kranktePatientensollenzurEntlas-
tungdorthinverlegtwerden.Unter-
stützungfürdieZentrenkönntevon
DRKundTHWkommen,heißtesim
„Grobkonzept Infrastruktur Kran-
kenhaus“, das Kanzleramtschef
Helge Braun (CDU), dieStaatskanz-
leichefsderLänderunddasBundes-
gesundheitsministerium beschlos-
sen. DieKrankenhäuser sollen sich
ganz darauf konzentrieren, ihreIn-
tensivmedizin auszubauen. Das
Land Berlin hat angekündigt, eine
1000-Betten-Klinik auf demMesse-
gelände eigens fürCorona-Fälle zu
errichten. Versorgt werden sollen
dortleicht Erkrankte wie auchNot-
fallbeatmungspatienten.
Derzeit gibt es inDeutsc hland
28000 Intensivbetten. Reinhard
Busse,ProfessorfürManagementim
Gesundheitswesenvonder Techni-
schen Universität Berlin, sagt,
Deutsc hland habe damit bezogen
auf 1000 Einwohner zweieinhalb

VonRegina Kerner

WAS BEDEUTET COVID-19?

Die Sippe:Zur großen Fami-
lie der Coronavirengehören
verschiedeneVirusarten. Ei-
nigedavon kursieren schon
länger bei den Menschen
und lösen Erkältungskrank-
heiten aus.Andere sind neu
für den Menschen.

Die neuenViren:Diese für
den Menschen neuen Coro-
naviren stammen aus dem
Tierreich und können beson-
ders krankmachend sein.
Beispiele sind Sars und
Mers, 2019 tauchte in China
dasVirusSars-CoV-2 auf.

Die Krankheit:Die vonSars-
CoV-2verursachte neuartige
Infektionskrankheit wurde
vonderWeltgesundheitsor-
ganisation Covid-19ge-
nannt. DieAbkürzung steht
für CoronaVirusDisease
2019.

mal so viele wieItalien. Auch wenn
nicht an jedem einBeatmungsgerät
stehe,sos eimandochgutausgestat-
tet.
Intensivbetten verfügen über
Überwachungssysteme und -moni-
tore, die den Zustan ddes Patienten
kontrollieren.Siebrauchensehrviel
mehrPersonal,dasauchspeziellge-
schult sein muss.„Aufein Intensiv-
bettkommendreiPflegekräfte“,sagt
Michae lPfeifer,Präsident derDeut-
schen Gesellschaft fürPneumologie
undBeatmungsmedizin.
Genau da liegt das Problem.
Schon vorder Coronakrise mussten
KrankenhäuserIntensivbetten still-
legen und Eingriffe absagen,weil
selbst im normalen Klinikbetrieb
Pflegerfehlten.LauteinerStudieder
Hans-Böckler-Stiftungvon2019 be-
treut in Deutsc hland ein Pfleger im
Schnitt13Patienten.InderSchweiz
sind es acht, in denNiederlanden
knappsieben.DasPersonalistnicht
nur überlastet, sondernauch
schlechtbezahlt.ImDezemberhatte
die Deutsc he Krankenhausgesell-
schaft(DKG)von17000unbesetzten
Stellen gesprochen. DerArbeits-
marktfürPflegekräfteseileergefegt,
hießes .Esw urdehänderingendum
Pflegekräfte aus dem Auslandge-
worben.JetztsinddieGrenzendicht.
UmPlatzfür Corona-Patientenzu
schaffen, sind die Krankenhäuser
angewiesen,nichtdringlicheOpera-
tionen undBehandlungen zuver-
schieben.VieleKlinikenschulenbe-
reitsPersonalausanderenAbteilun-
genintensivmedizinisch,sagtPfei-
fer,ChefarzteinerLungenklinikin
Donaustauf.Bundesgesundheitsmi-
nister Jens Spahn hatteangeregt,
auchMedizinstudentenundpensio-
niertePflegekräfte zurekrutieren.
DieKrankenhausgesellschaft hat
vondenGesundheitsämterngefor-
dert,ausländischePflegekräfte,die
schoninDeutsc hlandsindundnoch
aufZulassungwarten,Ad-hoc-Ge-
nehmigungenzuerteilen.

BerlinnochohneKonzept
Doch wirddas alles ausreichen?
SchonjetztfallenPflegeraus,weilsie
keinen Notdienst zurKinderbetreu-
ung finden. Chefarzt Pfeifer sagt,
man müsse auch kalkulieren, dass
biszu15Proz entdesKlinikpersonals
selbst mit demVirusinfiziertwird
oderanderweitigerkrankt.
Gesundheitsmanagement-Ex-
perte Busseversucht zuberuhigen.
Deutsc he Krankenhäuser hätten 50
Proz ent mehr stationärePatienten
alsimEU-Durchschnitt.Eristüber-
zeugt:WennallenichtnötigenKran-
kenhausaufenthaltereduziertwer-
den,gibtesauchgenugPflegekräfte.
DerBerliner Gesundheitssenat
hat der weil noch keinKonzept vor-
gelegt, wie die neueCorona-Klinik
personell aufgestellt wird.„Wir sind
uns derHerausforderung bewusst“,
sagteeinSprecher aufA nfrage.

Doppelschichten und Schutzmontur:Pflegerin einer Klinik in Brescia. AFP/RUCIATTI

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGEREISEWETTER

Heute gibt es etliche
Wolken am Himmel. Zwischendurch
scheint die Sonne, und dieTempera-
turen kletternamTage auf8bis
19 Grad. Nachts sinken dieWerte
dann auf 10 bis2Grad.Der Wind
weht schwach ausWest. Morgen hat
die Sonne oft dasNachsehen. Man-
cherorts sind Schauer unterwegs.
DieTemperaturen sind bei maximal
7bis 19 Grad anzutreffen, undder
Wind weht schwach aus Nord.

Deutschland:

Freitag


Witten berge

Cottbus

6°/10°

BERLIN
7°/13° Frankfurt(Oder)

Prenzlau
5°/8°

5°/16°

5°/13°

Heute bestimmenmeist dichteWolken denHimmel, lokal begleitetvon
Regen.Dabeisind Höchstwertevon8bis 16Grad zu erwarten, undder
Wind wehtnur schwach ausWest.Inder Nacht fallendie Tiefsttemperatu-
renauf 4bis 2Grad.Dazu ist der Himmelhäufigbedeckt. Gebietsweise
regnetes.


Sonnabend

4°/8° 2°/7° -2°/6°


Sonntag

Mondphasen: 24.03. 01.04. 08.04. 14.04. Sonnenaufgang: Sonnenuntergang: Mondaufgang: Monduntergang:


Rügen
Rostock 3°/8°
3°/9°

Hamburg
6°/11°

Sylt
5°/9°

Dresden
9°/16°

Köln
6°/18°

Hannover
8°/12° Magdebu7°/14°rg
Erfurt
7°/14°

Frankfurt/Main
Saarbrücken 9°/18°
8°/17° Nürnberg7°/16°

Stuttgart
8°/18°
München
7°/17°

Konstanz
7°/19°

LasPalmas
20°

Oslo
10°
Dublin

Reykjavik


London
10°

Kopenhagen

Stockholm
11°

St. Petersburg

Moskau
12°


Berlin
13°
Paris
18°
Bordeaux
22°

Lissabon
23°

Madrid
20°

Nizza
18°

Palma
19°

Mailand
22°

Rom
19°

Palermo
Algier 17°
20°

Tunis
19°

Athen
15°
Iraklio
13°

Antalya
15°

Ankara

Istanbul
10°

Varna
12°
Dubrovnik
18°

Warschau
15°
Wien
20° Budapest
19°

Odessa
12°

Wilna

Kiew
17°

Archangelsk

Oulu

Kiruna
-5°

Trondheim

Acapulco 32° sonnig
Bali24° Gewitter
Bangkok 34 °heiter
Barbados27° heiter
Buenos Aires 28° sonnig
Casablanca 19 °wolkig
Chicago 18 °Regen
Dakar 26 °heiter
Dubai30° bewölkt
Hongkong 24° bewölkt
Jerusalem 10 °bewölkt
Johannesburg30° wolkig
Kairo19° wolkig
Kapstadt 23 °sonnig
Los Angeles 13° Schauer
Manila 33° sonnig
Miami28° heiter
Nairobi 28° wolkig
Neu Delhi33° heiter
NewYork 10 °Regen
Peking 17 °wolkig
Perth 27 °bewölkt
Phuket 35° heiter
Rio deJaneiro 34°heiter
San Francisco14° wolkig
SantoDomingo26° wolkig
Seychellen 30° wolkig
Singapur 33° Schauer
Sydney 30°sonnig
Tokio 22°sonnig
Toronto 9° bewölkt

Brandenburg
6°/13°
Luckenwalde
6°/14°

06:10 Uhr

GefühlteTemperatur:maximal13Grad.


Wind:leichter Wind ausWest.


Regen wolkig sonnig


Min./Max.
des 24h-Tages

EinWolkenband mit zeitweiligemRegenreicht von Südengland über dasnördli-
cheMitteleuropa bisWestrussland. Es trennttrockene FrühlingsluftimSüden
von polarerLuft im Norden.ImTagesverlauf verlagern sich dieWolken langsam
südwärts, sodass auchin Frankreich undSüddeutschland Schauerniedergehen.

18:18 Uhr 04:42 Uhr12:45 Uhr

Ostsee:
Nordsee:
Mittelmeer:
Ost-Atlantik:

6°-8°
7°-9°
13°-19°
10°-15°

Meerestemperaturen:

Bluthochdruck
Kopfschmerzen
Schlafstörungen
Rheumaschmerzen
Atemwegsbeschwerden


mäßig
mäßig
mäßig
mäßig
mäßig

Pappel
Weide
Erle
Esche


mäßig
mäßig
mäßig
schwach

Biowetter:


Pollenflug:


Belastung

DeutschlandsKrankenhäuserbereitensichaufeinestarksteigendeZahlvonCorona-InfektionenundErkrankungenvor.


Dochesbleibtunklar,woherdasnotwendigePersonalkommensoll.


Gesundheit

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