Berliner Zeitung - 18.03.2020

(Axel Boer) #1

T a gesthema


2 * Berliner Zeitung·Nummer 66·Mittwoch, 18. März 2020 ·························································································································································································································································································


Luftbrückefür


gestrandete


Urlauber


B


undesaußenminister Heiko
Maas (SPD) will gestrandete
BundesbürgernachHausefliegen
lassen. „Wirwerden alles dafür
tun, die Tausenden deutschen
Reisenden,diegestrandetsind,in
dennächstenTagenzurückzuho-
len“, sagte er amDienstagmor-
gen.DieBundesregierunghatda-
für bis zu 50Millionen Euro in
Aussicht gestellt.Mitden Rück-
flügen soll dieLufthansa beauf-
tragt werden.


Aufder Straße beschimpft

BesondersbetroffeneLändersind
nach Auskunft desAuswärtigen
AmtesMarokko,dieDominikani-
scheRepublik,Ägypten,dieMale-
divenunddiePhilippinen.Allein
inMarokkoundinderTürkeisol-
len 4000 bis 5000 deutscheUrlau-
berfestsitzen.DerFernsehsender
Phoenix sprach amNachmittag
perSkypemiteinerjungenUrlau-
berin, deren Flug gestrichen
wurde.Sieerklärte,manhabekei-
nerleiInformationdarüber,wiees
weitergehe,obwohlmansichan
diedeutscheBotschaftgewandt
habe.DieUnterkunftkönntensie
nichtmehrverlassen,weilsieauf
der Straße mit„Corona,Corona“-
Rufenbeschimpftwürden.
DieverschärftenEin-und Aus-
reisebestimmungenvielerLänder
haben denFlugverkehr zumEr-
lahmen gebracht.DasAußenmi-
nisteriumhatdaheramDienstag
eineweltweite Reisewarnung„für
nicht notwendige,touristische
Reisen“ ausgesprochen. „Das Ri-
siko,dassSieIhreRückreisenicht
antreten können, ist sehr hoch“,
sagte Maas.Die Rückholaktion
sollsoschnellwiemöglichanlau-
fen, kann insgesamt aber einige
Tagedauern,hießesweiter.
DerTourismusbeauftragteder
Bundesregierung, Thomas Ba-
reiß(CDU),hatsichunterdessen
für einenNotfallfonds für die
Reise- und Tourismusbranche
ausgesprochen. „Wir dürfen
nicht zulassen, dass die vielen
Restaurants,Hotels undUnter-
nehmen mit über dreiMillionen
Beschäftigten verschwinden“,
sagte der Parlamentarische
StaatssekretärimWirtschaftsmi-
nisterium amDienstag der dpa.
Auch der Reiseverband DRVfor-
dertestaatlicheHilfen.AmMon-
tag hatte derReisekonzernTUI
seine Aktivitäten bereitsweitge-
hendeingestellt. (cd.)


Tourismus


Versorgung


wird


ausgeweitet


A


ngesichts steigender Zahlen
an Corona-Infizierten wollen
Bund und Länder die stationäre
Krankenhausversorgung auswei-
ten.UmKlinikenzuentlasten,die
sichaufdenAufbauvonIntensiv-
kapazitäten konzentrieren, müss-
tenananderenKlinikenundgege-
benenfalls provisorischenweite-
renStandortenzusätzlicheBetten-
undBehandlungskapazitäten–bis
hinzur Verdoppelung–aufgebaut
werden.Das geht aus einem
„GrobkonzeptInfrastruktur Kran-
kenhaus“ hervor, aufdas sich
Bund und Länder am Dienstag
verständigthaben.

Hotels undHallen
DanachsollenunteranderemRe-
habilitationseinrichtungen, Ho-
tels oder Hallen umgerüstetwer-
den, um dortleichtere Behand-
lungsverläufe zuversorgen.Not-
fallssollen dazuDeutsches Rotes
Kreuz,TechnischesHilfswer koder
auch andereDienst eheran gezo-
gen werden.„Dies entlastet dann
die Krankenhäuser für schwerere
Verläufe“,heißtesindemPapier.
ZurSteigerung der Beat-
mungskapazität plane dasBun-
desgesundheitsministerium mit
den Gesundheitsministernder
Länder bisA nfang nächsterWo-
che,wanndie vomBundbe-
schafften Beatmungsgeräte wo
eingesetztwerden kö nnen.„Wei-
tereBeschaffungen seitens der
Länder undKliniken sind davon
ausdrücklichunbenommen.“
DieLänder sollten mit ihren
Kliniken,dieüberIntensivkapazi-
täten verfügen, Pläneerarbeiten,
umdiesesZieldurc hdenAufbau
provisorischer Intensivkapazitä-
tenzuerreichen.JedeKliniksollte
auch voraussc hauendePersonal-
planung betreiben undvorhan-
denesP ersonal zusätzlich für ei-
nen Einsatz imIntensivbe reich
schulen.Auch solltenKonzepte
entwickeltwerdenfürd enEinsatz
vonMedizinstudenten höherer
Semester ,sowie vonÄrztenund
Pflegekräften, die sich aus dem
RuhestandzurUnterstützungzur
Verfügungstellen.
DieLändersollten zudem
Kontakt zu den Medizinischen
Diensten der Krankenversiche-
rung aufnehmen und gemein-
same Konzepte entwickeln, wie
dortbesch äftigte Ärzte und Pfle-
gekräfteinderakutenVersorgung
unterstützenkönnten. (dpa)

Kran kenhäuser


KeinGrund


zuhamstern


D

ie deutschen Verbrau-
cherinnen undVerbrau-
cher haben es nun auch
amtlich: Hamsterkäufe
sind unnötig.Dasbekräftigte Land-
wirtschaftsministerinJulia Klöckner
(CDU)amDienstagbeieinerPresse-
konferenz gleich mehrfach. Um
diese beruhigendeEinschätzung zu
untermauernhatte Klöckner die
wichtigstenVertreter der deutschen
Nahrungsmittelindustrie an ihrer
Seite,die ihrerseits versicherten,
dass derNachschub an Lebensmit-
telnin DeutschlandzujederZeitund
an jedem Ortgesichertist.„Die Su-
permärkte bleiben offen“, sagte
Klöckner.„Alles andereist unrich-
tig“.EsgebekeinenGrund,Lebens-
mittelzuhorten,vorallem,weilvie-
lesdavondannoftimMülllande.
Klöcknersetztesichdafürein,dass
auchdieMitarbeiterinnenundMitar-
beiter in der Landwirtschaft und der
Ernährungsbranche als systemrele-
vant eingestuft werden. „Alle Be-
schäftigten im Lebensmittelhandel
gehörenzurkritischenInfrastruktur“,
sodie Politikerin.Demnachmüssten
deren KinderebensowiedievonMe-
dizinernund Sicherheitskräften in
die Notbetreuung aufgenommen
werden,dienachdenmittlerweileer-
folgtenSchul-undKitaschließungen
angebotenwerden.

Lieferketten sind intakt
Dasforderte auch der Hauptge-
schäftsführerdesHandelsverbandes
Deutschland(HDE),StefanGenth.
„EinesolcheHerausforderunghatte
unsereBranchenochnicht“,sagte
Genth.„AberesgibtkeineEngpässe,
auchwenndurchHamsterkäufeRe-
galeleerwerden.“Erempfahlden
KundinnenundKunden,auchdie
TageamAnfangderWochezunut-
zen,umeinkaufenzugehen.Erbe-
richtetevonKunden,diemitKlein-
lastwagenund Autoanhängernzu
Supermärktenkämen.Dasseivöllig
überzogen.Genth verwiesdarauf,
dassbeispielsweiseausItalienkeine
Hamsterkäufe bekannt seien.
Grundsätzlich gelte aber für
Deutschland:„DieZentrallagerund
Lieferketten funktionieren.“Dass es
zu Marktschließungen kommen
werde, seien absoluteFalschnach-
richten.Manwerdeabervermutlich
auch nicht die jetzt anvisierten
Sonntagsöffnungenbenötigen.
AuchfürdenWarenverkehrsehen
dieVerantwortlichenkeinegrößeren
Probleme.Esg ebe mittlerweile län-
gereWarte zeiten an denGrenzen,
weshalbmanüberlegenmüsse,eine
Sonderspur für Lastwagen einzu-
richten, die Lebensmittel transpor-
tieren,sagteKlöckner.Besondersbei
Tiertransporten und Frischware
seienlangeWartezeitennichtakzep-
tabel.SienanntevorallemProbleme
anden GrenzenimSaarlandundBa-
den-Württembergsowie zur Grenze
nachPolen.

VonChristine Dankbar

SENIOREN

Supermärktein Belgien,
Irland, Großbritannien, Nor-
wege nund Österreich begin-
nen, dievomCoronavirus
besondersgefährdeten Se-
nioren mit Extrakassen oder
Sonder-Öffnungszeiten beim
Einkaufen zu unterstützen.

Der DiscounterLidl in
Nordirland etwa behandelt
Ältere zwischen9und 11
Uhr bevorzugt, auch an einer
Schnellkasse. Den Schwä-
cheren müsse es ermöglicht
werden, Lebensmittel und
Vorräte einzukaufen.

DeutscheKettenwie
Rewe,Lidl, Kaufland, Real
oder Aldi haben dagegen ei-
ner Umfrageder Deutschen
Presse-Agentur zufolgebis-
her keine besonderen Ange-
bote für Senioren in ihren
Märktengeplant.

DieKrise zeige,dass es sinnvoll
sei, in Deutschland flächendeckend
Landwirtschaft zu betreiben, sagte
Klöckner.„Auchin Deutschlandwer-
den Lebensmittel in ausreichender
Menge hergestellt und auchverar-
beitet.“ Es sei gut, dass man sich in
dieser Hinsicht auch ein bisschen
Unabhängigkeitbewahre.
Probleme sieht die Lebensmittel-
branche eher bei denBeschäftigten.
SoverwiesBauernverbandspräsident
Joachim Rukwied darauf, dass man
spätestens abAprilviele Erntehelfer
aus demAusland brauche,umd ie
Spargel-undspäterdieErdbeerernte
nicht zu gefährden.Im verg angenen
JahrbeschäftigtediedeutscheLand-
wirtschaftrund 300000Erntehelfer
vorallemausdenöstlichenNachbar-
ländern.IndiesemJahristunklar,ob
sie aufgrund der umfangreichen
Quarantäneregeln und Einreisebe-
schränkungen kommen können.
Klöcknersagte,maner wäge ,dieSai-
sonarbeiter per Flugzeug nach
Deutschland zu holen. Entspre-
chende Gespräche seien aber noch
nicht abgeschlossen.Siekönne sich
auch eine inländischeJobbörse zur
Vermittlung vonSaisonkräftenvor-
stellen, sagte Klöckner.Das kö nne
auch jenenMenschenhelfen,dievon
der Coronakrise akut wirtschaftlich
betroffen seien und übergangsweise
eineVerdienstmög lichkeitsuchten.

Verbände fordernSchnelltest
DieLebensmittelverbände verlan-
genangesichtsderKriseauchLocke-
rungenimArbeitsrecht.DerVize-
präsident der Bundesvereinigung
derdeutschenErnährungsindustrie,
ChristianvonBoetticher,forderte,
die Regelung der maximalen Ar-
beitszeitvonzehnStundenproTag
zulockern.AuchbeiSonntagsarbeit
undderZuverdienstgrenzevonMi-
nijobbernmüsseesmehrFlexib ilität
geben.
BeiVerdachtsfällenwünschtsich
dieBrancheeineneinheitlichenUm-
gang derGesundheitsämter.Diese
handelnaufgrundvonFestlegungen
der einzelnen Bundesländer.„Es
kannnichtsein,dassdannsofortder
Betrieb geschlossen wird,wenn ein
Verdachtsfall auftritt“, sagte von
Boetticher.Für Ministerin Klöckner
istdasauchbeilandwirtschaftlichen
BetriebeneinProblem.Tieremüssten
nun einmalversorgt werden, sagte
sie.Zudem gebe es keinerleiHin-
weise,dassdas VirusvomMenschen
aufein Tierübertragenwerdenkann.
DiedringendsteBittederLebens-
mittelbrancheanMedizinerundBe-
hörden im Umgang mit demCoro-
navirus hattevonBoett icher: „Wir
braucheneinenSchnelltest.“

Vorsorgen ja, hamsternnein: Das Anhäufen vonVorräten ist unnötig. DPA

Christine Dankbardachte
kurz daran, fürs Homeoffice
Kaffee zu hamstern.

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGEREISEWETTER

Bluthochdruck
Kopfschmerzen
Rheumaschmerzen
Atemwegsbeschwerden
Herzbeschwerden


schwach
schwach
schwach
schwach
schwach

Weide
Pappel
Erle
Esche


stark
mäßig
mäßig
schwach

Biowetter: Heute gibt es oft Son-
nenschein,aber mancherorts auch
dichteWolken, und dieTemperaturen
steigen amTage auf 12 bis18Grad.
Nachtsgehe ndie Wertedann auf
8bis 3Grad zurück. Der Wind weht
schwachaus Südwest. Morgen
scheint bei streckenweisewolkigem
Himmelauchdie Sonne. DieTempe-
raturen steigenauf Wertevon 8bis
19 Grad, undder Wind wehtnur
schwach aus Nord.


Deutschland:

Donnerstag


Witten berge

Cottbus

5°/15°

BERLIN
6°/16° Frankfurt(Oder)

Prenzlau
6°/13°

4°/17°

4°/15°

Heute lösen mitunterWolkendie Sonne ab. Dabei erwärmt sichdie Luft
auf 13 bis17Grad, undder Wind weht schwach bismäßig ausSüdwest.
In der Nacht gibtesstellenweiseeinige Wolken. Sonst sind die Sternezu
sehen, undesist mitTemperaturenvon 7bis 5Gradzurechnen.


Freitag

7°/12° 5°/7° 2°/7°


Sonnabend

Mondphasen: 24.03. 01.04. 08.04. 14.04. Sonnenaufgang: Sonnenuntergang: Mondaufgang: Monduntergang:


Rügen
Rostock 6°/12°
6°/13°

Hamburg
6°/15°

Sylt
6°/13°

Dresden
7°/17°

Köln
6°/17°

Hannover
6°/15° Magdebu5°/17°rg
Erfurt
4°/16°

Frankfurt/Main
Saarbrücken 6°/17°
5°/17° Nürnberg5°/17°

Stuttgart
6°/18°
München
7°/17°

Konstanz
6°/18°

Las Palmas
19°

Oslo
10°
Dublin

Reykjavik


London
14°

Kopenhagen

Stockholm
10°

St. Petersburg

Moskau
10°

-1°

Berlin
16°
Paris
18°
Bordeaux
21°

Lissabon
22°

Madrid
20°

Nizza
17°

Palma
20°

Mailand
21°

Rom
19°

Palermo
Algier 16°
22°

Tunis
18°

Athen
17°
Iraklio
16°

Antalya
16°

Ankara

Istanbul

Varna

Dubrovnik
19°

Warschau
16°
Wien
18° Budapest
18°

Odessa

Wilna
12°
Kiew
11°

Archangelsk

Oulu

Kiruna

Trondheim

Acapulco 32° sonnig
Bali23° Gewitter
Bangkok 34 °heiter
Barbados28° heiter
Buenos Aires 29° wolkig
Casablanca 17 °heiter
Chicago 9° Regen
Dakar 26 °sonnig
Dubai30° heiter
Hongkong 23° bewölkt
Jerusalem 8° Regen
Johannesburg27° wolkig
Kairo19° wolkig
Kapstadt 23° wolkig
Los Angeles 16° wolkig
Manila 32 °heiter
Miami28° heiter
Nairobi 28 °wolkig
Neu Delhi32° sonnig
New York 11 °wolkig
Peking 22 °wolkig
Perth 24 °heiter
Phuket 36°sonnig
Rio deJaneiro 31°heiter
San Francisco12° bewölkt
SantoDomingo25° wolkig
Seychellen 29° heiter
Singapur 34 °Gewitter
Sydney 26° heiter
Tokio 18°wolkig
Toronto 4° bedeckt

Brandenburg
4°/16°
Luckenwalde
3°/16°

06:12 Uhr

GefühlteTemperatur:maximal16Grad.


Wind:schwachaus Südwest.


starkbewölkt bedeckt wolkig


Min./Max.
des 24h-Tages

Der hoheLuftdruck hat sich mitreichlichSonnenschein zwischender Biskaya,
dem südlichen Mitteleuropa und Südosteuropa festgesetzt.Unterdessenbreitet
sich von Nordenein Regenbandaus, dasvon Irland über Dänemark bisinsBalti-
kum reicht. Nördlichdaran schließen sich Polarluft und Schneeschauer an.

18:16 Uhr 04:00 Uhr11:42 Uhr

ThüringerWald
Harz
Erzgebirge
Bayerische Alpen

Schneehöhen:
0cm
0cm
bis 30cm
bis 35cm

Pollenflug:


Belastung

LandwirtschaftsministerinJuliaKlöcknerlobtdieLebensmittelbranche.Diewiederumversichert,


dasseskeineEngpässebeimNachschubgibt.DasAuswärtigeAmtveröffentlichteineweltweiteReisewarnung.


Coronakrise

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