Wirtschaft
6 * Berliner Zeitung·Nummer 72·Mittwoch, 25. März 2020 ·························································································································································································································································································
NACHRICHTEN
Krankschreibung perTelefon
jetzt bis zu 14Tage möglich
DieMenscheninDeutschlanddür-
fensichbeileichtenAtemwegser-
krankungennunzweiWochenam
Telefonkrankschreibenlassen.In
derCorona-KrisebestanddieMög-
lichkeitbereitsfürsiebenTage.Nun
vereinbartendieKassenärztliche
Bundesvereinigung(KBV)undder
Krankenkassen-Spitzenverbanddie
Verlängerung,wiedieKBVam
Dienstagmitteilte.Dietelefonische,
14-tägigeBescheinigungderAr-
beitsunfähigkeitseimöglich,wenn
derVerdachtaufeineInfektionmit
demCoronavirusbesteht.„Voraus-
setzungistimmer,dassessichum
leichteBeschwerdenderoberen
Atemwegehandelt.“(dpa)
Bahn gibt Mitarbeiternmehr
Flexibilität
DieBeschäftigtenderDeutschen
Bahnmüssenkeinebetriebsbeding-
tenKündigungenausAnlassderCo-
rona-Krisefürchten.DerKonzern
unddie Gewerk schaftenhabendies
jetztineinerVereinbarungausge-
schlossen,diederDeutschenPresse-
Agenturvorliegt.Sieregeltauchzu-
sätzlicheArbeitsbefreiungenfürBe-
schäftigtemitKindern, Entgeltfort-
zahlungen,flexiblenAusgleich
versäumterArbeitszeitenundsi-
chertdieMitsprachederBetriebs-
rätebei Kurzarbeit.(dpa)
Kurzarbeit für 80 000
Beschäftigte VW-Arbeiter
BeiVolkswagensollenwegenderLie-
ferproblemeundAbsatzschwächein
derCorona-Kriserund 80000 Be-
schäftigteinDeutschlandinKurzar-
beitgehen.Diesverlauteteam
DienstagausKonzernkreisen.(dpa)
Ryanair stelltVerkehr
bis Maikomplett ein
EuropasgrößteBillig-AirlineRyanair
hatam Dienstagwegender Corona-
PandemiealleFlügefürmindestens
zwei Monategestoppt.DasUnter-
nehmengehederzeitdavonaus,dass
keineFlügeim AprilundMaistattfin-
denwerden,teilteRyanair-ChefMi-
chaelO’LearyinD ublinmit.(dpa)
Steakhauskette Maredo
muss Insolvenzantrag stellen
Es soll geprüftwerden, ob Maredo An-
spruch auf Staatshilfen hat. IMAGO-IMAGES
Wegen derAuswirkungenderCo-
rona-Krisehatdieangeschlagene
RestaurantketteMaredoeinenInsol-
venzantraggestellt.„LetztlichAuslö-
serwarendiemassivenAuswirkun-
gender Corona-Krise ,diezuerstzu
einemgravierendenUmsatzein-
bruchunddannzurSchließungaller
Restaurantsgeführthaben“,teilte
dasUnternehmenamMontagabend
mit.ManhabedeshalbEndeverg an-
generWocheeinenInsolvenzantrag
beimAmtsgerichtDüsseldorfge-
stellt.DasGerichtbestätigtedenEin-
gangdesAntrags.Gleichzeitigwolle
manprüfen,obdieSteakhaus-Kette
Staatshilfenerhaltenkönne,hießes
beiMaredo.Solltediesmöglichsein,
könnedaseingeleiteteVerfahren
wiederzurückgenommenwerden.
MaredohatinDeutschland35Res-
taurantsundrund900 Beschäftigte.
(dpa)
KollapsinderEurozone
DieVolkswirtschaftenlaufennurnochaufSparflamme.KönnenCorona-Bondshelfen?
VonMichael Maier
D
ie Wirtschaft inEuropa
befindet sich im freien
Fall:DieamD ienstagver-
öffentlichtenZahlen des
Einkaufsmanagerindexes vonIHS
MarkitzeigeneinenhistorischenAb-
sturzum2 0,2Punkte.FrankreichsFi-
nanzministerBrunoLe Mairesprach
imRadiosenderFranceinfovoneiner
Wirtschaftskrise,wie es sie„ohne
Zweifelseitjenervon1 929 nichtmehr
gegebenhat“.Le Mairesagte,die
französischeWirtschaftlaufeaktuell
nurnochauf 25 Prozentihrernorma-
lenLeistung.VorallemdieAutomo-
bilindustrieseifaktischzumErliegen
gekommen.LeMairekündigtean,
manwerdeallestun,umdieWirt-
schaftzuretten–inklusivedermögli-
chenVerstaatlichungvonstraucheln-
denIndustrien.
DieEurozone verzeichnete im
MärzeinenbeispiellosenKollapsder
Wirtschaftsaktivitäten. Dies ergab
der am Dienstag veröffentlichte
Flash Eurozo ne CompositeIndex
Produktion des Londoner IHS-
Markit-Instituts.DerIndexbrachim
MärzimVergleich zumFebruar um
20,2Punkteauf31,4ein–sos tarkwie
niezuvorseitUmfragebeginnimJuli
1998.
KonsumnaheBranchen leiden
AmstärkstenwardemnachderSer-
vicesektor betroffen, vorallem in
den konsumnahen Branchen wie
der Reise- undTourismusbranche
sowieimGaststättengewerbe.
ZwarwurdedieIndustrieproduk-
tion weniger drastisch reduziert,
doch auch hier war der Rückgang
ausgesprochen stark.Derentspre-
chende Index brach um über neun
Punktevon48,7auf39,5einundsi-
gnalisiertedamitdashöchsteMinus
seitApril2009.DieseMessungistin-
teressant,weil sie belegt:DerCrash
wurde zwar durch dieMaßnahmen
imZugeder Corona-Kriseausgelöst,
hat seine Ursache jedoch in der
durch die massiveschuldenfinan-
zierte völlig abgehobene Aktien-
Rückkauf-Politik zahlreicherUnter-
nehmen.Dasvon den Zentralban-
ken billig in denMarktgepumpte
Geld wurdevonden Managernver-
wendet,umdenAktienkursdereige-
nenUnternehmendurchRückkäufe
künstlichindieHöhezutreiben.Da-
durcherwuchsendenManagernAn-
sprüche auf hoheBoni. DieMilliar-
den wurden nicht inInnovationen
gesteckt oder zurRestrukturierung
verwendet.
Nunrufen die Unternehmen
nachneuenKrediten.DochdieZen-
tralbanken wollen nun die Rück-
Leerer Strand: Besondersder Tourismus leidet unter der Corona-Krise. AFP
käufe verbieten.Künstliche Höhen-
flüge wären damit für eineDekade
unmöglich, wieSteen Jakobsen von
derSaxoBankauf Twitterschreibt.Er
hofft, dass die Krise auch ihrGutes
habenwerde:Sodürfteesnacheiner
brutalenBereinigungendlichwieder
möglichsein,realePreisefürAktien
aufzurufen.
Auch Chris Williamson, Chief
BusinessEconomistbeiIHSMarkit,
siehtdieaktuelleKriseineinerhisto-
rischenDimension.Erschreibt:„In
der gesamtenEurozo ne brach die
Wirtschaftsleistung im Märzine i-
nem Ausmaß ein, das nochweitaus
größer war als während des Höhe-
punktsderglobalenFinanzkrise.“
EU setztDefizitregeln außer Kraft
FrankreichvermeldeteimMärzden
stärkstenKonjunktureinbruchinder
knapp 22-jährigen Umfragege-
schichte.Der CompositeFlash PMI
von52,0PunktenimFebruarauf30,
im März.Rekordeinbußen imSer-
vicesektor gingen einher mit dem
stärksten Rückgang der Industrie-
produktionseitMärz2009.
Mitaktuell 37,2 Punkten nach
50,7 im Februar signalisierte der
deutscheCompositeFlashPMIzwar
einen etwas weniger gravierenden
RückgangderWirtschaftsleistungals
inFrankreich,derIndexwer twarje-
doch der niedrigste seit Februar
2009.HierverzeichnetendieDienst-
leister einen Rekordrückgang der
Geschäftstätigkeit.DieIndustriepro-
duktionwurdesostarkreduziertwie
zuletztimJuli2012. Im RestderEu-
rozo ne ging esvorallem in Italien
und Spanien bergab.Die Industrie-
produktionwurdesostarkzurückge-
fahrenwiezuletztvorknappelfJah-
ren–unddas vordenradikalenCo-
rona-Maßnahmen.
Weil auf die Euro-Staaten nun
massiveRettungsprogramme zu-
kommen, dürften die apokalypti-
schen Aussag en vonPolitikernund
Ökonomen ihreWirkung auf EU-
Ebenenichtverfehlen:AmDonners-
tagtreffensichdieEU-Spitzenzuei-
ner Videokonferenz.Nachdem am
MontagbereitsdieDefizitregelnau-
ßer Kraft gesetzt wurden, wirdnun
die historischeVergemeinschaftung
der Euro-Staatsschulden erwartet.
Deutsc hland hat, so schreibenBe-
obachter ausmehrerenLändernEu-
ropas übereinstimmend, hinter den
Kulissen denWiderstand gegen die
Einführung gemeinsamer „Corona-
Bonds“ aufgegeben.Damit wir ddie
Eurozo ne,wenn dasVirusver-
schwunden ist, eine völlig andere
Struktur haben –mit erheblichen
Haftungsrisiken für den deutschen
Steuerzahler.
Eurozone
65
60
55
50
45
40
35
30
25
1999 2001 ’03 ’05 ’07 ’09 ’11 ’13 ’15 ’17 ’19 ’
Einkaufsmanagerindex (PMI)
Bruttoinlandsprodukt
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60
55
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45
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35
30
25
BLZ/GALANTY; QUELLEN: IHS MARKIT, EUROSTAT
Analogunddigitalerfolgreich
DerMedienkonzernBertelsmannlegtbeiUmsatzundGewinnzuundsiehtsichinderCorona-Krisegutgerüstet
VonKai-Hinrich Renner
I
nden eher bedrückendenZeiten
der Corona-Pandemie hat Tho-
masRabe,Chefdesgrößteneuropäi-
schen Medienunternehmens Ber-
telsmann,immerhinnocheineposi-
tiveNachricht zuverk ünden: „Die
Menschen haben derzeit ein großes
Bedürfnis nach Information und
Unterhaltung“,sagteeramDienstag
bei derVorstellung derGeschäfts-
zahlenfür2019.
Davo nprofitiertder Medienkon-
zern mit Sitz im ostwestfälischen
Gütersloh ganz gewaltig.Ihmgehö-
rendieSendergruppeRTL,der Zeit-
schriftenverlagGruner+Jahr(Stern,
Geo), der Film- undFernsehprodu-
zent Ufa(„Charité“, „Unserewun-
derbarenJahre“,„Deutschlandsucht
den Superstar“), der Buchverlags-
gruppe PenguinRandomHouseund
derMusikrechteverwerterBMG.
Mankannallerdingsnichtsagen,
dass dieCorona-KriseBertelsmann
gänzlich unbeeindruckt ließe.Denn
Medien finanzieren sich auch ganz
wesentlich auch ausWerbung. Und
das Werbegeschäft stehtwegen der
drohendenRezession,ausgelöstvon
derPandemie,schonjetzterheblich
unterDruck. Konkretheißtdies,dass
dieWerbeerlösevonRTLund Gruner
+Jahr im erstenQuartal nochrecht
befriedigendausgefallensind,wobei
es –zumindest beiRTL–bereits im
laufendenMonat ersteCorona-be-
dingteBremsspurengegebenhat.
NationalerTV-Champion
DieCorona-Krise trifftBertelsmann
auch noch an andererStelle: Einige
Ableger der Dienstleistungstochter
Arvato haben bereitsKurzarbeit an-
geordnet.Betroffen ist–wegen der
behördlichverfügtenSchließungvon
Buchläden–beispielsweisedieBuch-
logistik. AndereBereiche könnten
hinzukommen.Derzeit schätztRabe
die Zahl der Kurzarbeiter imUnter-
nehmen auf „einigewenige Hun-
dert“. Insgesamt hat derKonzern
über126000Mitarbeiter.
TV-Konzerne individuell adressier-
bareWerbungfürdasanalogeFern-
sehen entwickelt.Dervon ProSie-
benSat.1 gewünschtenKooperation
bei der Streaming-PlattformJoyn
verweigertsich RTLjedoch –auch
aus kartellrechtlichenGründen, wie
Rabesagte .Andererseitswiederholte
der Konzern-Chef seineForderung,
inDeutschlandmüsseesangesichts
derKonkurrenzvonUS-Plattformen
wie Netflix und AmazonPrime „ei-
nen nationalenTV-Champion“ ge-
ben.DassdiesRTLseinsoll,dasnach
einer Änderung desWettbewerbs-
rechtsbe iProSiebenSat.1einsteigen
könnte,verstehtsichvonselbst.
Trotz aller Kraftmeierei:Aufeine
Prognose für 2020verzichtete Rabe
angesichts der sich abzeichnenden
weltweitenRezessionv or demH in-
tergrund der Corona-Pandemie.
Wettbewerber Axel Springer hatte
seine erst am 11. Märzveröffent-
lichte Prognose am Montagabend
nach Börsenschlusswegen der her-
aufziehendenKrisewiederkassiert.
Dennoch: UntermStrich sind
wohl nurwenige großeMedienun-
ternehmen so gut für die bevorste-
henden hartenZeiten gerüstet wie
Bertelsmann. WährendWettbewer-
berbereits2019rückläufigeUmsätze
undErgebnisse verzeichneten,ver-
lief das abgelaufeneGeschäftsjahr
lautKonzernchefRabeerfolgreich.
DieErlöselagenerstmalsseit
wieder bei über 18Milliarden Euro.
Dasoperativ eErgebnis vorSteuern,
ZinsenundAbschreibungen(Ebitda)
erreichte mit 2,9Milliarden Euro ei-
nen neuen Rekordwert. Unterm
Strich blieben 1,1 Milliarden Euro
hängen.StarkwuchsendieDigitalge-
schäfte,auf die nun 51Proz ent der
Bertelsmann-Erlöseentfallen.Erfolg-
reich ist offenbar die Bündelung der
Werbe-Aktivitäten desKonzerns in
derneugegründetenWebAlliance.
Vielschichtig ist dasVerhältnis
der Bertelsman n-Tochte rRTL zum
KonkurrentenProSiebenSat.1.Zwar
arbeitetmanbeidemUnternehmen
D-Force zusammen, das für beide
MÄRKTE
27.12.19 24.3.
DAX-30in Punkten
▲9510,42(+8,80%)
27.12.19 24.3.
Rohölje Barrel Brent in US-Dollar
▲29,88(+0,23%)
27.12.19 24.3.
Euroin US-Dollar
▲1,0843(+0,56%)
Stand der Daten: 24.03.2020 (16:46 Uhr)
Alle Angaben ohne Gewähr Quelle
Euro Stoxx 50 (EU) +7,
3867/2303 2665,
CAC4 0(FR) +6,
6111/3632 4165,
S&P UK (UK) +6,
1562/988,4 21 073,
RTS (RU) +9,
1652/808,7 99 68,
IBEX (ES) +5,
10100/581 56 565,
Dow Jones (US) +8,
29569/18214 20187,
Bovespa(BR)+2,
119593/61691 64759,
Nikkei (JP) +7,
24116/16358 18092,
Hang Seng (HK) +4,
30280/21139 22650,
Stx Singap. 20 (SG) +5,
1674/1095 1162,
ausDAXund MDAXvom24.03. zumVortag
thyssenkrupp 4,73 +21,33WWWWWWWWWWW
CTS Eventim 36,08 +20,27WWWWWWWWWW
Münch. Rück vNA 182,55 +18,23WWWWWWWWWW
Daimler NA 26,91 +16,95WWWWWWWWW
Hann. Rückvers. NA129,90+16,71WWWWWWWWW
Volkswagen Vz. 107,52 +16,55WWWWWWWWW
Gewinner
ausDAXund MDAXvom24.03. zumVortag
52-Wochen Hoch/Tief 24.03. ±% z. 23.03.
Symrise Inh. 82,32 W–0,
Fresenius M. C. St. 56,30 +0,11W
UnitedInternet NA 25,07 +0,28W
Rheinmetall 57,52 +0,42W
Sartorius Vz. 204,40 +1,19WW
Qiagen 36,10 +1,89WW
Verlierer
ERLÄUTERUNGENWechselnde Darstellung:Ta gesgeld (Dienstag),Raten-
kredit (Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag),Edel-&NE-Metalle (Freitag),
Baudarlehen (Samstag). Quelle: FMH-Finanzberatung
Leitbörsen im Überblick
Ratenkredite10.000Euro
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3Zins
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon.60Mon.
Deutsche Skatbank
skatbank.de 2,89 2,89 2,
EthikBank
ethikbank.de 2,95 2,95 2,
DKB Deutsche Kreditbank
dkb.de 3,49 3,49 3,
SWK Bank
couchkredit.de 3,49 3,49 3,
netbank
netbank.de 3,59 3,59 3,
Commerzbank
commerzbank.de 2,62 2,62 2,
Ta rgobank
targobank.de 3,75 3,75 3,
Postbank
postbank.de 3,79 3,79 3,
Deutsche Bank
deutsche-bank.de 3,95 3,95 3,
ING
ing.de 3,99 3,99 3,
BBBank
030 202480 2,99 2,99 2,
PSD Berlin-Brandenburg
psd-bb.de 2,99 2,99 3,
Pax-Bank
pax-bank.de 3,99 3,99 3,
ABK Allgemeine Beamten Bank *
030/28535200 4,29 4,29 3,
Mittelbrandenburgische Sparkasse
0331/898989 8,99 8,99 8,
Mittelwertvon 70 Banken3,75 3,83 3,
*Konditionengelten für Beamte/Angestellte im öffentlichen Dienst.