Frankfurter Allgemeine Zeitung - 08.04.2020

(Ann) #1
AndemTag, alsin Wuhan dieAufhebung
der Ausgangssperre angekündigtwurde,
verfasste Fang Fang den letzten Eintrag
in ihremTagebuch. 60Tage lang hat die
Schriftstellerin in einem Blog das Leben
und Sterben in der abgeriegeltenStadt
dokumentiert. In ganz China lasen und
kommentiertenHunderttausende ihre
täglichen Beobachtungen aus dem Epi-
zentrum der Epidemie.Viele Chinesen
fanden Trostdarin, dassFang Fangs Tex-
te dem Leiden in Wuhan ein menschli-
ches Gesichtgaben. Dasssie über mutige
Ärzt eund freiwilligeHelfer schrieb wie
über Leutevon nebenan–und eben nicht
so, als seien sie unerreichbareHelden, zu
denen die Regierungspropaganda sie
überhöhenwollte. FangFanggabderWut
vieler Bürgereine Stimme,weil sie Auf-
klärung über die politischenVersäumnis-
se in der Anfangsphase des Corona-Aus-
bruchsforderte.„Als Zeugen, die wir die
tragischenTage vo nWuhan miterlebt ha-
ben, sind wirverpflicht et,für diejenigen
Gerechtigkeit einzufordern, diegestor-
ben sind,“, schrieb sie in ihrem letzten
Tagebucheintrag. Andernfallswerdedie
Stadt mit „der Schandedes Vergessens“
befleckt sein.
AndiesemMittwochendetdieAbriege-
lung. Jene, die seit dem 23. Januar in der
Stadt gefangen waren, dür fenWuhan nun
verlassen.Auch innerhalb derStadt wer-
den dieStraßensperrenabgebaut, so dass
die Bürgernun wieder ohnePassierschei-
ne ihreWohnviertelverlassenkönnen.
Dochdie Er fahrungen dervergangenen
elfWochenwerdentief eSpurenhinterlas-
sen. „Das Phänomen, dassdie Leute
Angstvor Menschen aus Hubei oderWu-
han haben, wirdnocheinigeZeit anhal-
ten“, sagtFang Fang in einem Online-In-
terviewmit dieserZeitung. „Und auchdie
Wuhanerwerden sichwohl fürchten,
wenn sie einander begegnen.“
SelbstihreNachbarnund Kollegen,die
weder krank nochinfizie rt seien, würden
sichderzeit nochnicht trauen, einander zu
tref fen. Die Schriftstellerin selbstwill das
Haus vorerstnicht verlassen. Mit ihren 64
Jahren istsie stärkergefährdetals Jüngere.
„Es scheint, alswirdesnocheinige Zeit
dauern,bevor es zu Endeist“, sagt sie.
Wenn es nachFang Fang geht, müsste
nun inWuhan dieZeit der politischen
Aufarbeitung dessen beginnen,wassie
die „menschengemachteKatastrophe“

nennt. Aber wirddas auchgeschehen?
„AngesichtsdergroßenBedeutung desEr-
eignissesistesunwahrscheinlich,dassdie
Regierung dieFrageder Verantwortung
ignoriertund ihr nicht auf den Grund
geht“, sagt die Schriftstellerin. Sie hofft
zumindest,dassjeneParteiführerderPro-
vinz Hubei, der Hauptstadt Wuhan und
derörtlichenGesundheitsbehörde, diebe-
reits ihrer Ämter enthoben wurden, nun
auchzur Rechenschaftgezogenwerden.
„Natürlichglaube ich, dassnochhöhere
Leutebestraf twerden sollten.Wiesonst
solldieRegierungdenTausendenVerstor-
benenund denWuhanern, die mehr als
zwei Monatelangin ihrenHäuserngefan-
genwaren, gerechtwerden?“ Eine „weise
Regierung“ würde das nun tun, sagt sie.
Wegenschonungsloser Sätze wie die-
sem hat sichdie Schriftstellerin nicht nur
Freundegemacht .IhreschärfstenKriti-
kergehören dem ultralinken Spektrum
an, den tiefroten Nationalisten. Unzähli-
ge Schmähschriftenhaben sie im Internet
veröffentlicht. Darin wirdFang Fang als
Verräterin und willfährigeHelferin der
Feinde Chinasverunglimpft. Ein Mann
namens ShiWeibeispielsweise wirft ihr
vor, dasssie mit derAussage, am Ende
dieser Krisekönne kein „Sieg“stehen,
dem obersten Führer widersprochen
habe.Und dasssie mit ihrerForderung
nachTransparenz und „durch die Dekon-
struktion des Heldentums“ ihre mangeln-
de Liebegegenüber demVaterland offen-
barthabe. „Ichverstehe nicht,warumsie
michsosehr hassen, als hätteich in mei-
nem früheren Leben ihreVätergetötet “,
sagt Fang Fang. Sie habe sichandie An-
griffe gewöhnt und fürchte si enicht.
„Selbst wenn ic hnichts sage,werden sie
die Intention meiner Arbeitverdrehen.“
InihremletztenBlogeintraghatsie die-

sen ultralinken Kritikerneinen spötti-
schen Dank zugeworfen. Ohne sie hätte
sie ihreAufgabe, das öffentlicheTage-
buchzuschreiben, weniger ernstgenom-
men undwohl auchwenig er Leserge-
habt.Besondersglücklichsei sie darüber,
dassdiese Leuteder Öf fentlichkeit ihre
„deformiertenGedanken“ und „perver-
tiertenWerte“offenbarthätten.
Es is tnicht so, dassFang Fang denUm-
gang derRegierung mit demVirusgrund-
sätzlich kritisiert. Im späterenVerlauf der
Epidemie sei vielesrichtig gemachtwor-
den. „Neunzehn Provinzen kamen Wuhan
zu Hilfe“, sagt sie. Krankenhäuser und
Quarantänelager seien errichtetworden.
„Mit diesen Methoden wurde die Epide-
mie inWuhan ef fektiv unterKontrollege-
bracht.“ Im Laufeder Zeit hätten die Sor-
gender Wuhaner nachgelassen. Dochdie
TausendenTotenwürden sichtief in die
Geschichte derStadt einschreiben, glaubt
die Schriftstellerin, die ihreKarriereals
Drehbuchschreiberin beim Staatsfernse-
hen begann.DieTausendenTotenwürden
schon deshalb nichtvergessen,weil sie
HunderttausendeFreunde undVerwandte
in Wuhan zurückgelassen hätten.
Dazuzählt auchder AugenarztLiWen-
liang, der zu den Ersten gehörte,die vor
dem Viruswarnten, und der später selbst
an denFolgen derLungenkrankheit Co-
vid-19verstarb.DieKommunistischePar-
teihat ihnunter „ferner liefen“ in die Rie-
ge der Märtyrer aufgenommen, um ihn so
demVergessenanheimzugeben.Dochchi-
nesische Internetnutzerhaben seinWei-
bo-Kontoinein virtuelles Grabmalver-
wandelt, an dem viele ihren Emotionen
freien Lauf lassen.„Vielleichtwerden es
nacheiner Weile weniger Menschen sein,
aber es wirdimmer Leutegeben, die das
weiter tun“, sagtFang Fang. Der Online-
Schrein sei auchein Zeichen dafür,dass
viele nachder Krise psychologischeUn-
terstützung brauchten.
Fang Fangs kritischer Blickrichte tsich
nicht alleingegendie Verantwortlichen in
China. DieTatsache, dassdas Virussich
aufderganzenWeltverbreitethabe,zeige,
dassdie Menschheit„zuarrogant“ sei.Auf
die Frage, wasdie Europäervonden Wu-
hanernlernen könnten, sagtsie: „Ichhabe
gehört, dassdie Leuteinvielen Ländern
keine Masken tragen mögen. Schutzmas-
kensindeinsehreffektivesMittel,die Aus-
breitung desViruszuverhindern.“

A


uf das neue „OspedaleFiera“,
dasKrankenhausauf demMes-
segelände,ist man mächtig
stolz in Mailand. Am Montag
wurdendiebeidenersten Patienteneinge-
liefert, eine 63 JahrealteFrauund ein 72
Jahrealter Mann, beide mit schweren
Symptomen der Lungenkrankheit Co-
vid-19. Bis Ostern soll mindestens die
Hälfte der zurVerfügungstehenden
Betten belegt sein. Errichtetwurde das
Hospital in den Hallen1und 2der Messe
„Fieramilanocity“ imStadtteilPortello.
Bei Baubeginn am 18. Märzhatteman
verkündet, manwerdedas Behelfskran-
kenhausschnellererrichtenalsdieChine-
sendas ihreinWuhan, derUrsprungspro-
vinz des Coronavirus,gebaut hatten.
Am Ende hat es dochetwas längerge-
dauertmit dem Krankenhausbau in den
Mailänder Messehallen. Dafür istaus
dem geplantenNothospital für Covid-19-
Krank ejetzt einevoll ausgestatteteKlinik
geworden, einschließlichOperationssä-
len, Labors, Intensivstationen, Spezialab-
teilungen. Später soll das Krankenhaus,
auf zweiStockwerke der Hallenverteilt,
eine Kapazitätvongut 200 Betten haben.
Betrieben wirdesvom „Policlinico di
Milano“,einem Universitätskrankenhaus
mit 900 Betten, das aus der ältestenKran-
kenanstalt der Stadt, dem 1456gegründe-
ten„OspedalaCa’GrandadiMilano“,her-
vorgegangen ist.
BeiVollbetriebsollenim„OspedaleFie-
ra“ rund 500 Ärzte, dazu guttausend Pfle-
gerund weiteres Personal tätig sein. Die
RekrutierungdurchdiePoliklinikläuftauf
vollen Touren. Es zeigt sichaber,dasses
einfacher istund auchschnellergeht, von
Ingenieuren, Techniker nund Handwer-
kern in Arbeitsschichtenrund um die Uhr
eine Klinik in einer Messehalle errichten
zu lassen, als anschließend das erforderli-
chemedizinischePersonal zufinden.

Der StadtteilPortello imNordwesten
Mailandswarfrüher ein Industriestand-
ort, AlfaRomeo bautedortseine schöns-
tenAutos .Heutewächs tPortello zum
Wohnquartier fürgehobene Ansprüchein
grüner Randlageheran.Neunzig Jahre
lang wardas ViertelauchSitz der Messe
Mailand. Bis 2005vorden Torender Stadt
danndas neue,größereMessegelände ein-
geweiht wurde. Dortfand zehn Jahrespä-
terauchdie er folgreiche Weltaus stellung
„Expo 2015“statt.Vom altenStandort
bliebeininnerstädtischerAblegerderneu-
enMailänderMessefürkleinereVerkaufs-
ausstellungen. Das „OspedaleFiera“ hat
nichtsmiteinemeiligaufgestellten Feldla-
zarettzutun, nichts isthier improvisiert.
Die getrenntenEingängefür das Pflege-
personal und für die Mitarbeiter der Haus-
technik sind mit Schildernausgewiesen,
die dezent in dergrünen „Nationalfarbe“
derLombardeigehaltenundmitdemWap-
pen derRegion versehen sind. Container
und Trennwände stehen exakt in derRei-
he. DieWände sindgeweißelt.
FürCovid-19-Patienten wurde ein eige-
ner Zugang zur Isolierstation geschaf fen.
IndemneuenKrankenhaussollenauchPa-
tientenmit „he rkömmlichen“ Erkrankun-
genbehandeltwerden. Zuroffiziellen Er-
öffnung desKrankenhauses am Montag
voreinerWocheunternahmRegionalpräsi-
dent Attilio Fontana eineletzte Inspektion
der Räumlichkeiten, begleitet wurdeer
vomMailänder Erzbischof Mario Delpini.
Der Bischof priesdieversammelten Arbei-
ter. Dann spendete Delpini der Einrich-
tung seinen Segen. Der frühereMinister-
präsidentSilvioBerlusconi,derseinenAuf-
stiegvomlokalenBau-zumnationalenMe-
dienunternehmerinMailandbegann,spen-
dete zehn MillionenEuro. Dengleichen
Betraggabendi eGründerderSupermarkt-
kette Esselunga,des BrillenkonzernsEssi-
lor Luxottica und des Bekleidungsunter-
nehmens Moncler.Der Arzneimittelher-
stellerLuca Rovati aus Monza beschaffte
260 chinesische Beatmungsgeräte.
Fürdiegut70ArbeiterindenMessehal-
len bereiteteder Fernseh- undStarkoch
Carlo CraccoFrittatas und Risotto. Als
Berater für dieViruskrise und als Mana-
gerfür den Krankenhausbau hatteRegio-
nalpräsidentFontona denweithin geach-
tete nfrüherenZivilschutzchefGuidoBer-
tolasoausdemRuhestandinSüdafrikazu-
rücknachMailandgeholt.Bertolaso infi-
zierte sicheine guteWoche nachseiner
Rückkehr aber selbstmit demVirusund
musste die Eröffnung „seiner“ Klinik
vomSan-Raffaele-Krankenhaus ausver-
folgen. Am Montag wurde er aus dem
Krankenhaus entlassen.
Für dieWirtschafts-, Mode- und De-
signmetropole Mailand, für den potenten
Industrie- undAgrarstandortLombardei
hat das Prestigeprojekt „OspedaleFiera“

neben demgroßen praktischenWert eine
vielleicht nochgrößeresymbolische Be-
deutung. DieVerlegungvonCovid-19-
Intensivpatienten aus den überlasteten
Krankenhäusernder vonder Pandemie
besondersbetroffenen Lombardei in an-
dereRegionen Italiensund auchnach
Deutschland wurde am Montagvorerst
einges tellt.Seit einer halbenWochegeht
die Zahl der auf den Intensivstationen be-
handeltenCovid-19-Patientenzurück–in
Italien insgesamtundauchinderLombar-
dei. Auch die Zunahmeder Neuinfektio-
nen mit demVirusverlangsamt sichste-
tig. DieZahl dertägl ichgemeldetenTo-
desfälle bleibt jedochauf hohem Niveau,
sie schwankt zwischen gut 500 und knapp


  1. Bis Dienstagwaren es imganzen
    Land rund 17 000Todesopfer,gut die
    Hälfte davonallein in der Lombardei.
    Die Dunkelheit desTunnels, an dessen
    Ende sichein Lichtschimmer zeigt, liegt
    nochimmer bleischwer auf Mailand. Am
    Donnerstag verfügtedas Krematorium
    des FriedhofsimStadtteil Lambrate, dass
    bis Ende Aprilkeine Särge mehr ange-
    nommenwerden. Die durchschnittliche
    Wartezeitbiszur Einäscherung betragein-
    zwischen 20Tage.Särge aus Mailand und
    anderenStädten in der Lombardeiwer-
    den vonden Beerdigungsunternehmen
    zur Einäscherung bis in dieToskanage-
    bracht.Jetzt aber will das leidende Mai-
    land der Nation selbsteine helfende
    Hand reichen. Nicht nur aus den Provin-
    zenBergamoundBrescia,wo dasCorona-
    virus nochschlimmer wüteteals in Mai-
    landselbst, sollen Covid-19-Patienten zur
    Entlastung der dortigen Krankenhäuser
    ins „OspedaleFiera“verlegt werden.
    Sondernauchaus anderen Regionen
    des Landes,vorallem aus dem Süden,wo
    die Gesundheitsversorgung der Bevölke-
    rung schlechter istals in denwohlhaben-
    deren norditalienischenRegionen. „Zu
    Zeiten desWiederaufbauswarenwir Ita-
    liener immer amstärksten, und wirwer-
    den es wieder sein“, sagteStaatspräsident
    Sergio Mattarella in seinerFernsehan-
    sprache an dieNation letzteWoche. Als
    dasLand zuletzt, nachdemZweitenWelt-
    krieg, am Boden lag und sichselbstwie-
    der aufrichten musste, warenesdie Lom-
    bardeiunddie benachbartennorditalieni-
    schenRegionen, die den maßgeblichen
    Schubgaben. Im Dreieckder Metropolen
    Mailand–Turin–Genua wurdeindenfünf-
    ziger und sechziger Jahren der Grund-
    stein für das italienischeWirtschaftswun-
    dergelegt, mitWachstumsratenvonmehr
    als fünf Prozent jährlich.
    WerdendieBankenunddieFinanzhäu-
    servonMailand,dieFabrikenunddieFar-
    men der Lombardei den Wiederaufbau
    Italiens nachder Rezession, die nachder
    Pandemiekommenwird, abermalsvoran-
    treibenkönnen? „Mailand gibt nie auf.


Das gehörteinfac hnicht zu unseren Erb-
anlagen“, ließ Pirelli-Chef MarcoTron-
chetti Pr overaschon MitteMärzwissen –
kurz nachdem sein Sohn Giovanni und
seine Schwiegertochter Ni cole positiv auf
das Coronavirusgetestet worden waren.
Beide haben die Infektion inzwischen
überwunden.
NurdassItalien zu einemZeitpunkt
vonder beispiellosenPandemiegetrof fen
wurde, zuwelchem man denkbar schlecht
auf eine Krise diesesAusmaßesvorberei-
tetwar.Die Staatsschulden liegen schon
jetzt bei mehr als 135 Prozent derWirt-
schaftsleistung,undsiewerdenweiter stei-
gen, weil sic hRom das Geld für denWie-
deraufbau leihen muss.Fürdieses Jahr
wirdmiteinemRückgangderWirtschafts-
kraf tumbis zu sechs Prozentgerechnet,
die privaten Investitionen dürften um
mehr als zehn Prozent schrumpfen. „Dies
isteinegefährlicheSituation“,sagtderHis-
torikerGiuseppe Bertavonder privaten
Bocconi-Universität in Mailand.
Undsie wir dgefährlicher,jelänger sie
andauert. DieLombardei mit ihren gut
zehn Millionen Einwohnernwar die erste

Region desLandes,überwelchedieRegie-
rung in Romvor genau einem Monat eine
Ausgangssperre verhängte. Zwei Tage
später wurde der „Lockdown“ dann auf
das ganze Land ausgeweitet.Wenig spä-
terfolgteaus Romdann das Dekret zum
„Shutdown“ dergesamtenWirtschaf t–
mit Ausnahme lebensnotwendigerWirt-
schafts- und Dienstleistungszweige.
Eine sachliche Debatte darüber,obdie
MaßnahmenimKampf gegendie Pande-
mie ungenügend, ausreichend oder über-
zogenwaren, wir dnoch nichtgeführt. Al-
lenfallskommt es zu Scharmützeln mit
Argumenten entlang der befestigten poli-
tischenFrontlinien. Hätteman verhin-
dernkönnen, dassBergamo und Brescia
zu besonderstödlichen Brutstätten für
das Coronaviruswerden, indem man die
betrof fenen Gebietezur „r oten Zone“ er-
klärtund vollständig abgeriegelt hätte?
Undhättedies vonRom odervonder
Regionalregie rung in Mailandveranlasst
werdenmüssen?WerträgtzudemdieVer-
antwortung dafür,dassindem städti-
schen Alten- und Pflegeheim „Pio Alber-
go Tivulzio“ in Mailand seit Anfang März

hundertSeniorengestorben sind? Inzwi-
schen untersucht dieStaatsanwaltschaft
die Vorgängeindem Heim. Mailand in
der Karwoche steckt in einer bleiernen
Gegenwart.Was warumgeschehen ist,
versteht niemand wirklich.Undauchdar-
über,was wann andersgemachtwerden
soll, gibt eskeine Einigkeit.
Seit Samstag gilt in dergesamten Lom-
bardei in der Öffentlichkeit Masken-
pfli cht. WerkeinederknappenMaskener-
gatter nkonnte, darfauchmit einemTuch
Mund undNase bedecken. Dochinder
Straßenbahn siehtman nochimmer viele
Leute,vorallem jüngere, ohne Atem-
schutz und zudem nahe beieinandersit-
zen. Wegeneiner befürchteten Reisewelle
zuOs ternhatdiestädtischePolizeiinaller
Eile fünf Dutzend zusätzliche Beamteein-
gestellt, um die wichtigsten Ausfallstra-
ßenzukontrollieren. Gesundheitsminis-
terGiulio Gallerabekräftigt zwarAbend
um Abend bei seiner Pressekonferenz den
positivenTrend derZahlen, warntaber
voreiner verfrühten Lockerung der drasti-
schen Einschränkungen: „Bleiben Sie zu
Hause,gerade an Ostern!“

Die Chronistin vonWuhan


DasTagebucheiner Schriftstellerin /VonFrieder ikeBöge, Peking


Schonungslos:Fang Fang FotoGetty

In aller Eile aus dem Bodengestampft:Das Krankenhaus auf dem Messegelände in Mailand Fotodpa

Es gibt Situationen, die kann auch ein hoch
entwickeltes Land wie unseres nur gemeinsam
meistern. Die Flut von 2013 war so ein Ereignis,
das Corona-Virus ist es heute. In diesen Momenten
hilft die Bundeswehr und setzt sich Seite an
Seite mit Helferinnen und Helfern sowie Behörden
für die Sicherheit Deutschlands ein–mit all
ihren Fähigkeiten.

Vonder Virusbestimmung in spezialisierten
Laboren über die direkte Amtshilfe im Krisenfall
bis zur medizinischen Betreuung in unseren
Krankenhäusern und mobilen Einrichtungen.

Mehr erfahren Sie unter

EinsatzGegenCorona.de

#FürEuchGemeinsamStark


Dr. med.vet.KatharinaM.
arbeitet am Institutfür Mikrobiologie
der Bundeswehr anTestsystemen zur
Corona-Diagnostik.

Mailands ganzer Stolz


In Mailand sind die


ersten Patienten in


das neugebaute


Notkrankenhaus


gebrachtworden. Es


fehlt nicht an Geld,


sondernanP ersonal.


VonMatthiasRüb,


Mailand


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Politik MITTWOCH, 8.APRIL 2020·NR.84·SEITE 3

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