Frankfurter Allgemeine Zeitung - 06.04.2020

(WallPaper) #1

SEITE 24·MONTAG,6.APRIL 2020 ·NR.82 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Rainer Beaujean hattevom Fernsehge-
schäftnicht viel Ahnung, als ervorknapp
einem JahrvomVerpackungshersteller
Gerresheimerals Finanzvorstand zum
MedienkonzernPro Sieben Sat1wechsel-
te.Das verbandihn mit demdorti genVor-
standsvorsitzenden Max Conze, dervor-
her bei einem britischenStaubsaugerher-
stellergearbeitet hatte.Viel mehr Ge-
meinsamkeiten lassen sichüber die Bran-
chenneulingeConze und Beaujeankaum
feststellen.Während Conzes mitunter
ruppigeArt und seine derbeAusdrucks-
weise („Getthat shit done!“) so manchen
Mitarbeiter verstörte, bevorzugt Beau-
jean die leisenTöne.
Ende dervergangenenWoche istCon-
ze nachnicht einmal zwei Jahren „mit
sofortiger Wirkung“ ausgeschieden.
DeutschlandsgrößteSendergruppe wird
nunvonBeaujeangeführt, der erst seit
vergangenem Juli an Bordist.Nun könne
in UnterföhringRuhe einkehren, heißt es
im Konzern–wasangesichts der Corona-
Krise ohnehin schon derFall ist, da am
Stammsitzvorden TorenMünchens nur
nocheine Notbesetzungvon200 für den
Senderbetrieb unverzichtbaren Mitarbei-
tern vorOrt istund die übrigen 3000 im
Homeoffice arbeiten.
Beaujean,Vatervon drei Söhnen und
Fußballfan vonBorussia Mönchenglad-

bach, arbeitet ebenfallsvondaheim in
Düsseldorf. Es sind schwierigeZeiten,
erst rechtbei dem schlingernden Medien-
konzern. AusgerechnetindiesenTagenei-
nen Führungswechsel samt Strategie-
schwenk einzuleiten, zeigt dieganze Not,
in der ProSieben Sat1steckt. Statt diege-
samteBelegschaftauf den neuenKurs
persönlicheinzustimmen, musssichBeau-
jean mittägl ichenVideokonferenzen mit
denFührungskräftenbegnügen. „Dieses
Unternehmen hatweit mehrPotential,
als ihm derzeitextern beigemessen wird“,
sagteder 51 JahrealteRheinländer nach
seiner Beförderung zumVorstandsspre-
cher.„Wirwerden uns jetzt wiederstärker
auf unserKernsegment Entertainment
und auf nachhaltig profitables Geschäft
konzentrieren.“
Weil Beaujean einNeuling in derFern-
sehwelt ist, wurde ihmUnterhaltungschef
Wolfgang Link an die Seitegestellt, zu-
dem rücktePerso nalchefin Christine
Scheffler in denVorstand ein. Mit diesem
VorstandsumbauwollteAufsichtsratschef
Werner Brandt zeigen, dasserwillens ist
zu handeln. Dennvorher hatteertatenlos
zugesehen, wie es unter ConzesRegie
steil bergabging –mit den Geschäftszah-
len und mit dem Aktienkurs. Einiger-
maßenkonstant blieb allein dieNetto-
verschuldungvonzuletzt 2,25 Milliarden

Euro. Obendrein suchtenetliche Füh-
rungskräfte wegenConzes Habitus das
Weite. AlsvorzweiWochen auchnochVi-
zechef Conrad AlbertöffentlichConze
kritisierte, garvon einer„Vorstands-Soap-
opera“ sprach, in der erkeine Rolle mehr
spielenwollte, warConze nicht mehr zu
halten. Hättealso Brandt nicht selbstdie
Reißleinegezogen, hätten esvermutlich
die Großaktionäregetan.
Die italienische Berlusconi-Holding
Mediaset,die knapp einFünftel der Antei-
le unter ihreKontrolle gebracht hat,
drang nachall den Conze-Querelen vehe-
ment auf einenFührungs- undKurswech-
sel. DerKonkurrent aus Mailand wird
vonder Familie des früheren Ministerprä-
sidenten Silvio Berlusconi regiertund
will eine europäischeFernsehallianz un-
terBeteiligung vonPro Sieben Sat 1
schmieden. Conze hat diese Plänestets
abgelehnt. Auch die Metro-Investoren um
den tschechischen Milliardär Daniel
Křetínskýhaben denKursverfall der Pro-
Sieben-Sat-1-Aktiegenutzt und ihren An-
teil auf inzwischen 10 Prozent ausgebaut.
Die CzechMedia Invest,hinter der auch
der Investor Patrik Tkáčund der Slowake
RomanKorbačka stehen,warerstimver-
gangenen Herbsteingestiegen. Ihr wird
am ehestenzugetraut, einÜbernahmean-
gebotfür den Pro-Sieben-Sat-1-Konzern
abzugeben.
BeideGroßaktionärewerden nun peni-
bel darauf schauen, wie Beaujean die
schwierigeLagemeistert.Immerhinkann
er auf eine jahrelangeVorstandserfah-
rung verweisen. Sowohl bei Gerreshei-
mer wie zuvor auchbei T-Onlinewarer
vomFinanzvorstand zumVorstandsspre-
cher aufgestiegen. Jetzt musserinvirtuel-
len Antrittsbesuchen bei Mediasetund
CzechMedia Invest erklären, wie er das
Kerngeschäft, also dieFernsehsender Pro
Sieben,Sat 1und Kabel 1inDeutschland,
Österreichund der Schweiz überWasser
hält,wenn wichtigeWerbekunden in der
Krise ihre Budgetsreduzieren. Die junge
StreamingplattformJoyngewinnt zwar
stetig neueNutzer,kann aber dieVerluste
im klassischenFernsehgeschäftnicht aus-
gleichen.
Nicht zuletzt deshalb haben die Sender
vieleZuschauerverloren,weil zuwenig
in eigeneStoffe investiertoder mitTrash-
Shows wie „Promis unterPalmen“ auf die
falschenFormategesetzt wurde. Die Pro-
duktionvonFilm- undFernsehformaten
bei denRedArrow Studios undStudio71,
die Conzeverkaufenwollte, bleibt nun
bei Pro Sieben Sat 1.Stattdessen sollen
die in derNucomgebündeltenInternetbe-

teiligungenabgegebenwerden. Gut ein
Dutzend Internetfirmen wurden nochun-
terFührungvonConze-Vorgänger Tho-
mas Ebeling mitFernsehwerbung auf den
eigenenKanälen aufgehübscht.Allein die
Datingportale derParship-Elite-Gruppe
wären–ergänzt um den für 500 Millionen
Dollar erworbenenamerikanischen App-
Entwickler MeetGroup–großgenug, um

einesTagesauchandie Börsegebracht zu
werden.
Beaujean stehtvoreinerAufgabe, um
die ihn sicher niemand beneidet. Er gilt
als ein akribischer Arbeiter,einer,der die
Dingeanpackt .Über ihn wirderzählt,
dasserseine Flügeselbstbucht und mit
der S-Bahn zum Flughafen rausfä hrt.
Wenn er demnächstaus dem Homeoffice
nachUnter föhring zurückkehrt, dürfen
sichdie Mitarbeitervon ProSieben Sat 1
über die freundliche,bodenständigeArt
des neuen Chefs freuen. Beaujean selbst
weiß, dassernur ein Chef auf Bewäh-
rung ist. HENNINGPEITSMEIER

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D


ie BedeutungvonLieferketten
haben die Gründervon Ing-
puls aufdie harte Tour ge-
lernt.Ingpulsstellt Formge-
dächtnislegierungen(FGL)her,also
etwa Federn, die sich durchErhitzenver-
formen, aber sichnachdem Abkühlenin
ihrenUrsprungszustand zurückverwan-
deln .Was ineinerMaschine in einem
kleinenLabor an der BochumerRuhr-
Universität begonnen hatte,ist durch ei-
nenAuftrag einesAutomobilzulieferers
sehrschnellgewachsen: Für die Benzi-
ner vonDaimler brauchteder Kunde
eineFederfür einVentil,das denKühl-
kreislaufregulieren sollte. 14 Monatela-
genzwischen Vertragsunterzeichnung
undSerienfertigung, in denen die drei
GründervonIngpuls eineganze Produk-
tionaufgebaut haben.Vorher produzier-
tensie wenigeKilogramm Material im
Jahranihrer Maschine an derUniversi-
tät, plötzlichwaren einigeTonnenge-
fragt.„Wirhabenuns zugetraut, dasswir

das können“,sagtBurkhard Maaß, einer
derdreiIngpuls-Gründer.
Dochweil mitten in der Produktion
eine Maschinekaputtgegangen ist,fehlte
ein wichtiges Glied in derKette. Weshalb
sie die Produktion plötzlich händischund
mit massivemPersonalaufwandsteuern
mussten. Alle halfen mit,Familie,Freun-
de, Nachbarn, damit die Produktion nicht
stillsteht.Jede Stunde haben die Gründer
einePerson in den ICE nachSüddeutsch-
landgesetzt, damit dieTeile zumKunden
kommen.„Was die dabei in der Hand hat-
ten, warwenigerwert als das Bahnti-

cket“, sagt Maaß. Dochein Stillstand der
Bänder beimKundenwäre das früheAus
für dasStart-upgewesen. Ein paarWo-
chen lang Ende 2016stand Ingpuls auf
der Kippe. „Daswardie heißeste Phase
im Unternehmen“, sagt Maaß heute.
Nicht viel späterkamder gleicheKun-
de mit dem nächstenAuftrag. „Der hatge-
sagt, dasswir unsqualifiziertund gezeigt
hätten, unter höchstemDruck Probleme
lösen zukönnen“, sagt Maaß. Durch die
Diesel-Affäre solltedannkurz danach
nocheinmal eine Produktionserweite-
rung anlaufen,weil plötzlich viel mehr
Benziner nachgefragt wurden. Mehr als 2
MillionenFedernhat Ingpuls seit 2016
schongeliefert.Inzwischen laufen dieVer-
trägeaus derAutomobilindustrieteilwei-
se schon bis 2030,wasauchdaran liegt,
dassdie drei Ingenieuremit ihren inzwi-
schen gut 50 Mitarbeiternrecht schnell

darin sind, Musterfür Aufträge zu entwi-
ckeln. „DieZeit, die eureMitbewerber
brauchen, um eineAbsagezuformulie-
ren, braucht ihr für das Muster, hören wir
vonden Kunden“, sagt Maaß.
Der starke Forschungsanteil kommt
demUnternehmen zugute. Daraus istdas
Start-up überhaupterstentstanden.Ken-
nengelernt haben sichChristian Groß-
mann, BurkhardMaaß und AndréKort-
mannimMathematik-Vorkurs an derUni-
versität .Ineinerrecht eingeschworenen
Lerngruppe aus gut zehn Leuten haben
sichdie Ingenieuregegenseitig durchsStu-
dium und die Promotiongebracht.Die
drei hingegenwollten nicht ingroße Un-
ternehmengehen oder Professorenwer-
den, sondernselbstein Unternehmen
gründen.Formgedächtnislegierungen hat
Ingpuls freilichnicht erfunden,weshalb
die Gründer zunächstMaterial einge-

kaufthaben. An ihrer Maschine an der
Unihaben sie dannfestgestellt, dassviele
Rollen Draht am zweiten Meter andereEi-
genschaftenhaben als am ersten Meter.
„Wir haben deshalb eigene Legierungen
entwickelt, weil das Material am Markt
qualitativ nicht gut genug war“, sagt
Maaß. Durch die zunächstsehr kleinen
ChargenimForschungsumfeld hat sich
das BochumerStart-up in einemUniversi-
täts-Umfeld, das für FGL-Forschung sehr
bekannt ist, einenNamengemacht.„Uns
hattejeder abgenommen, dasswir das
Technologische hinbekommen im Labor.
Aber inzwischen haben wir bewiesen,
dasswir es qualitativ ingroßenAufträgen
schaffen“, sagt Maaß nicht ohneStolz.
Gut 2Millionen EuroUmsatz schreibt
Ingpuls derzeitimJahr,nochbedeutet je-
der weiter eAuftrag automatischgroßes
Wachstum. Gleichwohl sei dasUnterneh-

men seitder Gründung im Jahr 2009 seit
dem ersten Jahrprofitabel.Neben der
Produktionshalle am StandortinBo-
chum planen die Gründer inzwischen
eine zweiteHalle.
Als Kinder desRuhrgebietskommen
die Unternehmergarnicht auf die Idee,
woandershinzugehen. In einerRegion,
die in denvergangenen Jahrenstarkge-
beuteltwarvon einem Niedergang der In-
dustrie,vernetzt sichIngpuls mit anderen
Gründern. „DieStärke der Region liegt
darin, dasswir so vielfältig sind“, ist
Maaß überzeugt.„Wirglauben, dasssich
das Ruhrgebietüber die Masse an vielen
Start-ups erholenkann.“ EineStrahlkraft
wie Opel (einstinBochumtätig)wirdIng-
puls eher nicht bekommen, dochmit vie-
len anderen GründernkönnteWachstum
in dieRegion zurückkehren. „Selbstwenn
wir uns verzehnfachen, brauchen wir
nicht die zehnfachen Mitarbeiter“, sagt
Maaß.„Aber es sähe andersaus, wenn es
vielleicht zehnmal mehrStart-ups gibt.“
An eineWachstumsgeschichtevon Ing-
pulsglauben indes auchKonzerne. Die
ersten Angebote vonInvestorenaus der
Automobilindustrie haben die Gründer
nochabgelehnt,weil sie sichnicht auf
eine Branchefestlegen wollten. Inzwi-
schen sind mit den BrüdernSchroeraus
der Brand-Gruppe, dieFedernetwafür
Kühlschränke,Autositze oder Garagento-
re herstellt, ersteGeldgeber an Bord. Die
Mehrheit amUnternehmen halten aber
weiterhin die drei Gründer.
Als nächstenMarkt hat sichIngpuls
eine Branchevorgenommen, in der FGL
schon sehrverbreitet ist–und große Kon-
kurrenten daher auchetabliertsind. In
der Medizintechnikwerden sicherinnern-
de Materialien seit Jahren eingesetzt,
etwafür Stents bei Herzklappen, damit
die Gefäße offengehaltenwerden. „Das
istein wachsender Markt, in dem man gu-
tesGeld verdienenkann –wir müssen be-
weisen, dasswir uns da auchhaltenkön-
nen“, sagt Maaß. Gleichzeitigarbeit et Ing-
puls an Entwicklungsprojekten für Haus-
gerätehersteller,Kernkraftoder Energie-
technik.Immobilienentwickler intere ssie-
rensichdafür,wie man Gebäude autark
verschattenkann, dassetwaRollos bei be-
stimmterTemperaturrunter fahren oder
das Fensterautomatischzugeht.Energie-
effizienz istquer durch die Branchen ein
Wachstumsfeld auchfür Ingpuls. „Unser
Material istwie eine Schraube, daskann
man überall einsetzen“, sagt Maaß. „Im
Auto,Wasserkocher oder einem Licht-
schalter.Woeseine Temperatur gibt,
schaltetes. Das macht dem Material
nichts aus.“ JONASJANSEN

MENSCHEN UNDWIRTSCHAFT


Novität
Kameras ersetzenRückspiegel

MORGEN IN


TECHNIKUND MOTOR


Schutzmasken aus China
In Berlin sind zwei MillionenAtem-
schutzmasken und 300 000 Schutzkit-
telaus China angekommen. Die
Schutzmasken und Kittel sollen unter
anderem an Kliniken, Pflegeheime
und diePolizeiverteilt werden. Nach
Senatsangabenwarzuvor eine Liefe-
rung von200 000 Schutzmasken auf
dem Flughafen der thailändischen
Hauptstadt Bangkokverschwunden.
Die Maskenwaren für dieBerlinerPo-
lizei bestimmt. Innensenator Andre-
as Geisel (SPD) hatteamFreitag mit-
geteilt, die Masken seien auf Betrei-
ben derVereinigtenStaaten „konfis-
ziert“worden. DasPortal t-online.de
zitierte einen hohen amerikanischen
Regierungsbeamten mit derAussage,
die Vorwürfe aus Berlin seien „kom-
plettfalsch“. dpa

Airbus-Luftbrücke
Im Rahmen seiner speziellfür dieCo-
rona-Krise eingerichteten „Airbus-
Luftbrücke“ hat der europäische Flug-
zeugbauer erneut Tausende von
Schutzmasken aus ChinanachEuro-
pa gebracht.Die amVortag inTou-
louse in RichtungTianjin zumTest-
flug gestarteteMaschine vomTyp
A350-1000 sei am Samstagabend mit
rund vier Millionen Gesichtsmasken
an BordinHamburggelandet. Ein
Teil der Masken bleibe in Deutsch-
land, derRest werdenachToulouse
geflogen. dpa

LSG-Verkauf mitAuflagen
Die EU-Kommission hat denVerkauf
der Lufthansa-Catering-Gesellschaft
LSGanden Konkurrenten Gate-
group unterAuflagengenehmigt.Um
grünes Licht zu bekommen, musste
sichdie Gategroup verpflichten, Ge-
schäftsteile zuverkaufen,wo sichTä-
tigkeiten überschneiden. DieÜber-
nahme hättebei Bordverpflegungs-
dienstenanden Flughäfen Brüssel,
Berlin-Tegel, Köln, Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, Hannover, Mün-
chen, ParisCharles de Gaulle und
RomFiumicino zu einem Quasi-Mo-
nopolgeführt. dpa

Die Väter der schlauen Federn


BurkhardMaaß FotoEdgar Schoepal
F.A.Z. FRANKFURT. Felix Hufeld,
der Präsident derFinanzaufsicht Ba-
fin, hat in einem Interviewmit der
FrankfurterAllgemeinen Sonntags-
zeitung klargestellt, dassBanken
trotzdes großen Ansturms aufFinan-
zierungenweiter sorgfältig Risiken
prüfen müssten. Es seikeineswegs so,
dassdie Banken Kreditenun mög-
lichs tschnell durchwinken sollten. In
dem Maße, wie eine Bank Kreditrisi-
keneingehe, müsse sie auchein Min-
destmaß an Prüfung vornehmen.
„Niemand, auchnicht diePolitik,er-
wartet,dassdie Banken nun über-
hauptnicht mehr hingucken“, sagte
der Bafin-Präsident derF.A.S. „Et-
wasanderesvonder Finanzaufsicht
zu erwarten wäre etwaso, als ob Sie
die Kirchen auffordernwürden, den
Glauben an Gottvorübergehend aus
dem Glaubensbekenntnis zu strei-
chen. Ansonstenwürden Sie imÜbri-
gendie nächste Banken- undFinanz-
krisetodsicher programmieren.“ Hu-
feld sieht zudem die Gefahr,dassein-
zelne Banken angesichts der herauf-
ziehendenRezession „kritischen Be-
lastungsproben“ ausgesetzt werden
könnten.

AFP.BERLIN.Durch die Corona-
Krise wird sichder Filialabbau bei
deutschen Banken einemZeitungsbe-
richtzufolgebeschleunigen. Corona-
bedingt dürften bis zum Jahr 2025 zu-
sätzlich3 500 Filialenwegfallen,
schreibt die„Welt am Sonntag“ unter
Berufung auf eineStudie der Bera-
tungsgesellschaftInvestors Marke-
ting. Die Anzahl derKundenanlauf-
stellenwerdedamit insgesamt um
10 700 aufrund 16 000fallen. „Die
Krise zeigt mitNachdruc k, wie anfäl-
lig diestationären Geschäftsmodelle
sind“, sagteder ChefvonInvestors
Marketing, Oliver Mihm, dem Blatt.
Institute würdenfeststellen, dasssie
weniger Zweigstellen brauchen, als
sie dachten. Laut Mihms Prognose
wirddie Zahl der Bankfilialen damit
um durchschnittlichmehr als acht
Prozent im Jahr sinken. Bereits in
den vergangenen Jahren sind zahlrei-
cheKundenanlaufstellengeschlossen
worden. Zuletztgabesdem Bericht
zufolgenoch26700 Bankfilialen in
Deutschland, imVergleichzu34 000
im Jahr 2015.

Rainer Beaujean FotoUnte rnehmen

Die Gründer


Voreinem halben Monat nochhatte
Lufthansa-Finanzvorstand Ulrik
Svensson große Hoffnungen geäu-
ßert. Der deutscheLuftfahrtkonzern,
der aktuellüber Staatshilfen bis hin
zur direkten Beteiligung des Bundes
verhandelt,werde„auchnachCorona
nochfliegen und als Gewinner aus
der Krise hervorgehen“.Nunist klar,
dassSvensson diesenKurs nicht mit-
begleiten wird.Lufthansakommt mit-
teninder größten Krise der Branche
der Finanzvorstand abhanden.Erhat
nachKonzernangaben den Aufsichts-
rat informiert, „dasseraus gesund-
heitlichen Gründen gezwungen ist,
sein Mandat niederzulegen“–und
zwar schon an diesem Montag.
Mit dem 58 Jahrealten Svensson
verliertder KonzerneinenVorstand,
dessen Auftritteauffielen. Das lag
schon daran, dassder Schwede der
Einzigeinder Führung derLufthansa
gewesen ist, derReden stetsnicht auf
Deutsch, sondernEnglischgehalten
hat.Das sorgte auchfür dengewoll-
tenEindruckder Internationalität.
Mehr nochhat Svensson die Gabe,
komplexe Sachverhalteinwenigen
Worten zu erläutern, ohne dasshinter-
her der Eindruckentsteht, er lasseet-
wasweg. DasruhigeAuftr eten stützte
seinenRufals besondererFinanzfach-
mann mit BlickfürsWesentliche.
Nach seinerZeit 2003 bis 2006 als
Finanzchef der SchweizerLuftfahrt-
toch tergesellschaftSwisswar Svens-
son zehn Jahrelang Vorstandsvorsit-
zender der schwedischen Investment-
gesellschaftMelker Schörling. An-
fang 2017kehrte Svensson alsVerant-
wortlicher für dieKonzernfinanzen
zu Lufthansa zurück. Schonvoran-
derthalb Jahrenkursierte dort, dass
der Schwede seinen bis Ende 2019 lau-
fenden Drei-Jahres-Vertragnicht ver-
längernwolle. Entgegenaller Spekula-
tionen über Spannungen imKonzern
sollen aber schon damalsrein private
Gründe für denAbschiedswunschdes
Vaters vondreiKindernausschlagge-
bend gewesen sein. Er ließ sich
schließlichdochzueiner weiteren
Amtszeit überreden,wasinFrankfurt
erlei chtertaufgenommen wurde.
DochZweifel blieben,obernicht
dochauf absehbareZeit ausscheiden
werde. NunbeendetSvensson dieVer-
längerungmit Blickauf seine Gesund-
heit vorzeitig. Einen offiziellenNach-
folgekandidaten gibt es nicht,der Auf-
sichtsratwerdedazu „zeitnah“ bera-
tenund entscheiden, heißt es. tko.

Kurzmeldungen


Kreditenicht


durchwinken


Bafin will, dassBanken


Ausfallrisiken prüfen


10 000Filialen


weniger


Stationäres Geschäft


besondersanfällig


Ein Neulinginder Fernsehwelt steht unter Beobachtung


Die Ingenieurevon


Ingpuls, Bochum,haben


sich auf Legierungen


mit„Gedächtnis“


spezialisiert.Das freut


namhafte Hersteller von


Autos–undhat doch


sehrvielmehr


Möglichkeiten der


Anwendung.


Weggang

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