FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport MONTAG, 6.APRIL 2020·NR.82·SEITE 29
Im Alltag normalerWettkampfzeitenwer-
den dieVorschriften undRegulierungen
des DeutschenFußball-Bundes (DFB) oft-
mals als einengend und beschränkend
wahrgenommen, zuletzt wurde bekannt-
lichintensiv über diestrikter eAhndung
vonkritischenReaktionenauf Schiedsrich-
terentscheidungen diskutiert. Nunjedoch
hat derVerband umfassende Änderungen
seiner Spielordnungverfügt, dievonei-
nemvollkommen anderen Geistgeprägt
sind. Dasgroße Motiv hinter den Beschlüs-
sen zumweiterenUmgang mit derruhen-
den Saison im Amateur-und Freizeitfuß-
ballbetrieb istdie Befreiung aus denFes-
seln derParagraphen. Ziel der amFreitag
beschlossenen Anpassungen sei die Schaf-
fung einer „größtmöglichen Flexibilität in
der aktuellen Krisensituation“gewesen,
sagtPeterFrymuth, der für den Spielbe-
trieb zuständigeVizepräsident des DFB.
Es handle sichumeinen der „weitrei-
chendstenEingriffeindie Spielordnung
und Jugendordnung in der Geschichte des
DFB“.
Andersals in England,wo die Saison
unterhalb der sechstenLigakomplett an-
nulliertwerden soll, wurden in Deutsch-
landWege für fast alle denkbaren Szena-
rien geebnet. DieRegional-und Landes-
verbändekönnen nun eigene Herange-
hensweisen entwickeln, dergroße Vorteil:
Noch i st alles möglich. „Kein Arzt,keine
Ärztin, kein Virologe,keine Virologin,
kein Politiker undkeine Politikerin“kön-
ne in dieser Situation „Klarheit schaffen“,
sagt der mächtigeDFB-FunktionärRainer
Koch in seinerFunktionals Präsident des
Bayerischen Fußball-Verbandes. „Wir
müssen deshalb mitfinalen Entscheidun-
gennochabwarten.“ Also wurden zahlrei-
cheBeschlüssegefasst, die dieFreiheit im
Umgang mitRegeln ausweiten. Zumin-
destvorübergehend.
So is tfür einenZeitraumvon15Mona-
tender Grundsatz aufgehobenworden,
dassein Spieljahr zum 1. Juli eines Jahres
beginnt und zum 30. Juni desfolgenden
Jahres endet. „Das bedeutet,die laufende
Saisonkann, sofernnötig undkein Ab-
bruc hgewollt ist, in allen Spielklassen
über den 30. Juni 2020 hinausverlängert
werden“, sagt Koch.Das Spieljahr
2020/2021könne überdies „zu einem spä-
terenZeitpunkt beginnen oder notfalls so-
garganz oderteilweise entfallen“. DieVor-
schriftenfür Spielerwechselkönnen an
die jeweiligeVorgehensweise der Landes-
und Regionalverbände in der Saison-Fort-
setzungsfrageangepasst werden.
Damit istsogar ein Aussetzen derPar-
tien für einganzes Jahr möglich, so dass
im März2021 einfachdortweiter gespielt
werden könnte,wo die Wettbewerbe im
vergangenen Monat unterbrochen wur-
den.Wenn einVerband die Saison lieber
jetzt abbrechen möchte,kann ervondem
Grundsatz abrücken, dassdie Mannschaft
mit den meisten Punkten Meister istund
der Klub mit denwenigsten ZählernLetz-
terwirdund gegebenenfalls absteigt. Die
Tabellenbilder sind derzeit ja oftsehr
schief,weil Teams unterschiedlichviele
Spiele absolvierthaben. Alternativkönn-
te die Hinrundentabelle überAuf- undAb-
stiegeentscheiden oder einRanking mit
dem jeweiligen Punktedurchschnitt aus
der oftmals unterschiedlichen Anzahl ab-
solvierterPartien.Weil die Entscheidun-
gen, die für manchen Klub, für manche
Mannschaftund manchen Spieler
schmerzlichwerdenkönnten, nun an die
regionalenVerbände abgegeben wurden,
herrschtweiterhin einegroße Unklarheit,
die aberwohl leichter erträglichist als voll-
endete Tatsachen. „Durch die Anpassun-
gender DFB-Spiel- und -Jugendordnung
verfügen derFußball- und Leichtathletik-
VerbandWestfalen und alle anderen Lan-
des- undRegionalverbände über eine ma-
ximale Flexibilität.Das haben wir unsge-
wünscht“, sagt Manfred Schneiders, der
Vizepräsident desFußball- und Leichtath-
letikverbandesWestfa len. Offenbar haben
die Fußballer ausVorgängen in anderen
Sportartengelernt.
Über den Deutschen
Tischtennis-Bund ist
in der vergangenen
Wocheein Shitstorm
hereingebrochen,weil
beschlossen wurde,
einfach„die Tabelle
zumZeitpunkt der je-
weiligen Aussetzung
der Spielzeitals Ab-
schlusstabelle“ zuwerten. Das führtezubi-
zarrenKonstellationen, plötzlichwaren
Teams nur Dritter,die bislang allePartien
der Saisongewonnen haben,weil ir gend-
ein Konkurrent aufgrund vonmehr absol-
vierten Spielenmeh rPunktehatte. Solche
Szenarien will der DFB unbedingtverhin-
dern.
Finanzielle Schädenwerden sichjedoch
auchmit derflexibelstenLösung nichtver-
hindernlassen. DaherfordertKochinei-
nem Gesprächmit der „Sportschau“um-
fassende Hilfen für dierund 25 000Fuß-
ballvereine in Deutschland, die „in ihrer
Existenz gesichert“werden müssten. Der
Juris tformulierteine „klareAufforde-
rung: Hier mussauchdie Politik, hier müs-
sen die Länder,hier müssen dieKommu-
nen unterstützend eingreifen. Alleinwer-
den es vielegemeinnützigeVereine nicht
schaffenzuüberleben.“Vordiesem Hinter-
grund wurden auchdie Regeln für denUm-
gang mit Insolvenzen angepasst.Inden Re-
gionalligen wirdauf den bishervorgesehe-
nenAbzugvonneun Punkten für insolven-
te Vereine verzichtet,auchinden beiden
höchstenFrauenligenwerden nacheinem
Insolvenzantragkeine Punktemehr abge-
zogen. Manwolle insolventeKlubs in die-
ser außergewöhnlichen Lage„nicht noch
zusätzlich mit demVerlustvon neun Punk-
tenbestrafen“, sagtFrymuth. In Spielklas-
sen unterhalb derRegionalligader Män-
ner und der zweitenFrauen-Bundesliga
wurde die klassenhöchste Mannschaftim
Insolvenzfall bisher automatischans Ende
der Tabellegesetzt, auchhier können die
Regional- und Landesverbände nunkulan-
teragieren.
Es is tein hochkomplexesVorgehen, für
das der deutscheFußball sichentschieden
hat, wobei auchdie vermeintlicheinfache
Lösung der Engländer mit ihrer Annullie-
rung der Saison nicht sokomplikations-
frei ist, wiedie Funktionäre sichdas vorge-
stellt haben. Mehr als 150 Klubs haben
sicheiner Initiativeangeschlossen, die am
Freitag einen neunseitigen Brief an dieFA
schickte, um auf andereLösungen hinzu-
wirken. Tatsächlichhat derVerband nun
angekündigt, seinen Annullierungsbe-
schlussinder kommendenWochenoch
einmal zu überdenken.
Foto dpa
D
er FC Liverpool hat amWo-
chenende seinem Imageerheb-
lichen Schaden zugefügt.Der
Klub des TrainersJürgen
Klopp hat angekündigt, zahlreiche Mitar-
beiter außerhalb des Profikaderszubeur-
lauben, so langedie Premier-League-Sai-
son wegender Coronavirus-Pandemie
nichtfortgesetztwerden kann. In dieser
Zeit bezahlt die britischeRegierung im
Zuge ihrer Maßnahmen zur Erhaltungvon
Arbeitsplätzen 80 Prozent der Gehälter
der Betroffenen, der Klub deckt bloß noch
die Differenz. Auch Tottenham,Newcast-
le, Bournemouth undNorwichmachen da-
vonGebrauch. Manchester City teilteam
Sonntag mit, darauf zuverzichten. Ange-
sichts der Summen, die in Englands Spit-
zenfußball umgesetztwerden, fehlt dafür
vielen dasVerständnis. Die früheren Liver-
pool-Spieler Jamie Carragher und Stan
Collymorekritisiertenden Klub scharf.
Carragher nanntedas Vorgehen „armse-
lig“,während Collymoreannahm, dass
viele Liverpool-Fans „angewidert“ sein
dürften, weil ihrVerein vonetwas profitie-
renwolle, das zur Erhaltung kleinererUn-
ternehmengedacht sei: „Das istschlicht-
wegfalsch.“
Überhaupttritt der englischeFußball in
der Krise bislang nicht souverän auf. Die
Saison der Amateurligenvonder siebten
Ligaabwärts istEnde Märzvon derFoot-
ball Association für null und nichtig er-
klärtworden. Schonfes tstehendeAufstei-
gerund andereKlubs erwägendeshalb
eine Klage.Wieesinden oberen Ligen
weitergeht, istoffen: Die zunächstange-
peilteWiederaufnahme des Spielbetriebs
Ende April istohne neuenTermin ausge-
schlossenworden; es soll erst d ann weiter-
gehen,wenn die Situation es erlaubt.Soll-
te es jedochnichtweiter gehenkönnen
und die Saisonabgebrochenwerden, dro-
hen der Premier Leaguefinanzielle An-
sprüche der Fernsehrechteinhaber von
mehr als 860 Millionen Euro. Hinzukä-
menAusfälle bei Sponsoren- und Spieltag-
einnahmenvonmehreren hundertMillio-
nen Euro.Vordiesem Hintergrund hat die
Premier League den 20 Klubs nunvorge-
schlagen, die Gehälter der Profisvorüber-
gehend um 30 Prozent zukürzen. Doch
während Gehaltskürzungen bei einigen
europäischen Spitzenklubs bereits be-
schlossen sind–mal mehr,mal weniger
freiwillig –, hat in England eine Machtpro-
be begonnen. Die Premier League ist
nicht befugt,die Kürzung vorzuschreiben.
Die Entscheidung obliegt den Klubs inAb-
sprachemit den Spielernund Trainern.
Die Profiswerden vonder Professional
Footballers’ Association (PFA)vertrete n,
die sichnach einerVideokonferenz mit
der LigaamSamstagzunächstgegen eine
solche zentrale Maßnahme ausgespro-
chen hat.InTeilender Öffentlichkeit
kommt die Haltung der PFAnicht gut an.
Gesundheitsminister Matt Hancockhatte
gefordert, dieFußballprofis mit ihren üppi-
genGehälternmüssten ihrenTeil zur Be-
kämpfung der Pandemie beitragen. Aus
demFußball wurden dagegenStimmen
laut, die sichfür dasVorgehen der Gewerk-
schaftaussprachen. Der ehemaligeProfi
Jermaine Jenas sagte, die zumTeil scharfe
Kritik an denFußballprofis sei „ein absolu-
terWitz“. Siewollten bloß sicherstellen,
dassihr Geld dortankomme,wo es ge-
brauchtwerde. Wenn die Spieler blind ei-
ner Gehaltskürzung zustimmten, profitier-
tendavon nur die Klubs beziehungsweise
deren Eigentümer.Die Kapitäne der 20
Erstligaklubs sind, angeführtvon Liver-
pools Jordan Henderson, damit beschäf-
tigt, einen Spendenfonds für dasstaatliche
Gesundheitssystem NHS aufzulegen.
„Alle Premier-League-Spieler wollen
undwerde nihrenTeil beitragen“, hieß es
in einemStatementder PFA. Es seijedoch
zu bedenken,dass sich eine Gehaltskür-
zung überein Jahr bei denSteuern nieder-
schlagenwerde ,von denenwiederum
Dienstleistungen wieder NHSfinanziert
würden. „Dievorgeschlagene Kürzungder
Gehälterum30Prozententspricht über
zwöl fMonate mehr als 500Millionen
Pfund(567 Millionen Euro) undeinemVer-
lustvon Steuerbeiträgenvon über200 Mil-
lionenPfund(227 MillionenEuro)“,hieß
es in demKommuniquéweiter .„Welchen
Effekt hätteder VerlustdieserEinnahmen
fürden NHS? Is tdas imVorschlag derPre-
mierLeagu eberüc ksichtigtworden, und
hat GesundheitsministerHancock daran
gedacht, al serdie Spieleraufgeforderthat,
einerGehaltskürzungzuzustimmen?“Zu
den vonder Premier Leaguevorgeschlage-
nenMaßnahmenzähle nauch eine Spende
von20MillionenPfund(22,7 Millionen
Euro) fürden NHSsowie einVorschuss
von125 MillionenPfund (142 Millionen
Euro) für dieKlubs in den unterenLigen,
wo durch fehlendeEinnahmen erheblicher
Schadendroht. Die20Millionenfürden
Gesundheitsdienstseienzwar„will kom-
men“,der Betragkönnte lautPFA aber
deutlich größer ausfallen.In dieserWoche
wirdein Gegenvorschlag der Interessenver-
tretungerwartet. NationalspielerDanny
Rose sprachdavon,dassdie Profis derPre-
mierLeague schonüberihren Beitragge-
sprochen hätten, bevorder Druckvon au-
ßen dazugekommensei:„Es warunnötig,
dassLeute,die mitFußballnichtszu tun
haben, Fußballern sagen,was si emit ih-
remGeldtun sollen.“
FürCrystal-Palace-Spieler Andros
Townsend sind Fußballprofis inZeiten
wie diesen ein „einfaches Ziel“. Dem
„Talksport“-Radio sagteer: „Gesternauf-
zuwachen und zu sehen, dassFußballer
als Bösewichtedargestellt werden, hat
michüberrascht.“ DassHancockversu-
che, den Profis eine Mitschuld an den
Schwierigkeiten Großbritanniens imUm-
gang mit demViruszugeben, sei falsch:
„DieVerantwortungfürNHS-Mitarbeiter
istsein Job. NHS-Mitarbeiter sind seit Jah-
renunterbezahlt.“Die BBC schrieb in ei-
ner Analyse: „In einer bisher nichtgekann-
tenKrise haben die bestenFußballer des
Landes ihreStimmegefunden wie nie zu-
vor.“Klopp und eine GruppevonSpielern
um Jordan Henderson, James Milner und
Virgil vanDijksolle nschon früh intern an-
gekündigt haben,falls nötig über Gehalts-
kürzungengewährleistenzuwollen, dass
Klubangestelltenicht ihreJobs verlieren.
In dervergangenen Saison hat der Klub im
Besitz der amerikanischenFenway Sports
Group einenUmsatzvonmehr als einer
halben Milliarde Pfundgemacht–bei ei-
nem GewinnvorSteuernvon 42 Millio-
nen Pfund (48 Millionen Euro).
Lotto: 9, 12, 17, 24, 41, 43.–Superzahl: 1.
Spiel 77: 5, 2, 6, 5, 5, 5, 8.
Super 6: 4, 0, 5, 7, 6, 0.
Eurojackpot: 3, 21, 26, 40, 41.
Eurozahlen: 8, 10.
Glücksspirale, Wochenziehung: 3ge-
winnt 10,00 Euro, 07gewinnt 25,00, 892ge-
winnt 100,00, 2834 gewinnt 1000,00,
76 859gewinnt 10 000,00, 001 208gewinnt
100 000,00, 999 070gewinnt 100 000,00. –
Prämienziehung: 4502 678 gewinnt
10 000,00 Euromonatlich20Jahrelang.
Hilferuf der Fußball-Amateure
Die Politik soll die Geldnotlindern, derVerband löstdie Fesseln derParagraphen / VonDanielTheweleit,Köln
JürgenKloppverschanzt sichnicht –der FC Liverpool aber erleidet einen Imageschaden. FotoEPA
Fußball und Geld –Gegenstand hitziger Debatten, auchinEngland Fotofiro
Gewinnzahlen
dpa.BELGRAD.Der serbischeFuß-
ball-Nationalspieler Aleksandar Prijo-
vic istwegen desVerstoßes gegendas
Ausgehverbotwährend der Corona-
Krise in Belgradzudrei Monaten
Hausarrest verurteilt worden. Das be-
richtetenlokale Medien am Sonntag.
Der 29 JahrealteSpielerwaramFrei-
tagvon derPolizei in Gewahrsamge-
nommenworden, nachdem er sich
mit 19 anderenPersonen entgegen
den Bestimmungenineinem Hotelge-
trof fenhatte. Prijovic stammtaus St.
Gallen, spielt aber inzwischen für das
Heimatlandseiner Vorfahren. Auf
Vereinsebenesteht er bei Al Ittihad
in Saudi-Arabien unterKontrakt.
„Armseliger“
Klopp-Verein
dpa.FRANKFURT.Nachder Kritik
des Deutschen Fußball-Bundes
(DFB) an einer Beitragserhöhung hat
die Verwaltungs-Berufsgenossen-
schaft(VBG) abermals auf mögliche
Entlastungen hingewiesen. Eswerde
im Rahmen dergesetzlichen Möglich-
keiten allesgetan, um die Belastun-
genfür die Mitgliedsunternehmen,
darunter auchdie Sportunternehmen
und Verbände, sogering wie möglich
zu halten, hieß es in einerStellung-
nahme am Samstag. Diese Maßnah-
men umfassten Stundung undRaten-
zahlungen.
DFB-SchatzmeisterStephan Osna-
brüggewarnt ezuvorvorden drohen-
den massiven Auswirkungeninder
jetzigen Phase der Corona-Krise,vor
allem für Vereine aus der dritten
Ligasowie denRegionalligen und
der Frauen-Bundesliga. MehrereVer-
einsvertreter aus denRegionalligen
hättenihm gesagt:„Danngeht bei
uns das Licht aus!“ „Und ichkann
mir vorstellen,dassesbei dem ein
oder anderenVerein derdritten Liga
ähnlicheAuswirkungenhätte“, wird
Osnabrüggeauf derHomepagedes
Verbandes zitiert.
DieVerwaltungs-Berufsgenossen-
schaftverwies darauf, dassder Bei-
tragsfußüber zehn Jahrestabil gewe-
sen sei. „Bereits im letzten Jahr zur
Umlage2018 sind die Mitgliedsunter-
nehmen der VBG frühzeitig über die
Erhöhung des Beitragsfußes 2019 in-
formiertworden. Die aktuellenAus-
wirkungen der Corona-Pandemiewa-
renfür niemandensovorhersehbar“,
hieß esweiter.
dpa.FRANKFURT. Mit deutlichen
Worten und auchWarnungenver-
sucht Aleksander Ceferin, Präsident
der Europäischen Fußball-Union
(Uefa), den europäischenFußball auf
einengemeinsamenWeginder Coro-
navirus-Pandemieeinzuschwören.
Die Champions League soll spätes-
tens imAugustbeendetsein, bei ei-
nemvorzeitigenAbbruc hdes Ligen-
betriebs droht der Europapokal-Aus-
schluss, und im Dauerstreit mit dem
Internationalen Fußball-Verband
(Fifa) gibt es die nächste Kritik.
Die Pläne zurVerteilung einerge-
plantenfinanziellen Hilfe für Verbän-
de, Vereine und Spieler in bislang un-
bekannter Höhe durch die Fifalehnt
der Uefa-Chefab. „Die Erklärung der
Fifa dazuwar, sie wollen es für die
nutzen, die es dringend brauchen.
Wirsollten dem zustimmen, so dass
die Fifa-Administration dann ent-
scheidenkann, werwie viel Geld be-
kommt.Das is tnachmeinerAuffas-
sung und dervonnoch ein paar ande-
renLeutenetwasseltsam“, sagteCe-
ferinim„Aktuellen Sportstudio“ des
ZDF.Die Fifahattezuvor die Hilfsak-
tion angekündigt, ohne konkrete
Summen und Details zu nennen.
Es könne niemandkontrollieren,
an wendie Summenfließen, sagteCe-
ferin, der bereits mehrmals in Opposi-
tion zuFifa-Präsident Gianni Infanti-
no ging. „Es braucht dochstrikt eRe-
gularien dafür,und mankann nicht
einfachder Fi fa-Administration über-
lassen, werdie meiste Hilfebraucht.
Das istdochzueinfac hgedacht.“ Mit
einer Arbeitsgruppe auchunter Betei-
ligung derKonföderationen will die
Fifa derzeit zudemdie dr ingend benö-
tigteKlarheit für Richtlinien auf dem
Transfermarkt schaffen. So istweiter-
hin ungeklärt,wasmit Verträgen und
Wechseln zum 30. Juni passiert, soll-
tendie derzeitfast weltweit unterbro-
chenen Saisons über diesenStichtag
hinausverlängertwerden.
Diesist auchein Szenario fürden
Europapokal:Um die Sieger in Cham-
pionsLeague und EuropaLeaguezu
krönen, sieht CeferinAugust als ulti-
mative Frist. „Im Septemberoder Ok-
tober können wir dasnicht mehr aus-
spielen“, betonte der Slowene. Dass
nachBelgienweiter eLigen ihreSai-
son eigenmächtig abbrechen, will er
hingegen unbedingtverhindern.
Dies sei „nicht derrichtigeWeg“, sag-
te Ceferin undwarnte,dassmit ei-
nem solchen Schritt dieTeilnahme
am Europapokal der nächstenSaison
riskiertwerde .Der belgischeFußball
versucht eamWochenende zu be-
schwichtigen:Verbandspräsident
Mehdi Bayathabe Ceferingetroffen
und mit ihm über alle Möglichkeiten
beraten,teilteder nationaleVerband
am Samstag mit.Eine konstruktive
Lösung sei in Sicht.
Die deutschen Klubs hoffenhinge-
genweiterhin auf einenNeustart.Ce-
ferinbezeichnete das Vorhaben der
Bundesliga,von Mai an wieder Spiele
ohneZuschauer austragenzuwollen,
als richtig. „JederWegist der richti-
ge,wenn die Gesundheit der Spieler
im Vordergrund steht“, sagteer.
In derCorona-Krise sei es „defini-
tiv eineÜberlegung“, dieRegeln des
FinancialFairplayder Uefa auchlän-
gerfristig zu lockern.„Wirmüssen
flexibel sein,vieleVereine sindin
schweren Situationen“, sagte Cefe-
rin. „Wir sitzen dasjetzt ersteinmal
aus undschauen, wie die Saisonzu
Endegeht.“
Serbe Prijovic
unter Hausarrest
RainerKoch
Während auchder FC Liverpool dasstaatliche
Hilfsprog ramm in Anspruchnimmt,
sper rensichdie Pr ofis gegenGehaltskürzungen.
Sie wollendas Geld lieber spenden.
VonMarcus Erberich, Brighton
Zwistzwischen
DFB und VBG
„Etwas
seltsam“
Uefa-Chef Ceferin:
Kritiker und Mahner