Handelsblatt - 06.04.2020

(Martin Jones) #1
Larissa Holzki Düsseldorf

I

m Kampf gegen das Coronavi-
rus teilt Google nun Erkennt-
nisse aus anonymisierten Da-
ten seiner Nutzer mit der gan-
zen Welt. Die Informationen
sollen Behörden helfen, Entschei-
dungen im Zusammenhang mit Co-
vid-19 zu treffen: „Wir haben von Ver-
tretern des öffentlichen Gesundheits-
wesens gehört, dass diese Art von ag-
gregierten, anonymisierten Daten
hilfreich sein kann“, schreiben die
Google-Managerinnen Jen Fitzpatrick
und Karen DeSalvo in einem Blog.
Seit Wochen schon wird diskutiert,
wie Google und andere Internetkon-
zerne helfen könnten, die Pandemie
zu stoppen – sei es mit Daten, Tra-
cking-Apps oder Vorhersagemodel-
len. Weil so viele Menschen ihre
Dienste bereits nutzen, könnten sie
schnell Daten liefern. Selbst aus
Europa werden Stimmen lauter, dass
die Gesundheit nicht hinter dem Da-
tenschutz zurückstehen darf. Wann,
wenn nicht jetzt, könnte Big Data je-
dem Einzelnen und vor allem den be-
sonders Schutzwürdigen helfen?

Daten für Krisenmanager
Wohl kaum eine Institution weiß so
viel über das Verhalten und die Sor-
gen von Milliarden Menschen wie
Google. Deshalb hat unter anderem
die US-Regierung Gespräche mit dem
Konzern gesucht. Über seine Such-
maschine und den Kartendienst
Maps kann das Unternehmen unzäh-
lige Daten sammeln, die aktuell für
Behörden und Gesundheitsorganisa-
tionen interessant sind: Wie viele
Menschen an einem Ort recherchie-
ren die Symptome der Lungenkrank-
heit Covid-19? Wie viele suchen nach
einer Arztpraxis? Wer trifft wen, und
wo kommt es gerade zu gefährlichen
Menschenansammlungen in Warte-
zimmern und an Bahnhöfen?
Nun hat Google mit den „Covid-19-
Gemeinschafts-Mobilitätsberichten“
für 131 Staaten reagiert. Google-Geo-
Managerin Fitzpatrick und die
Gesund heitsbeauftragte DeSalvo
schreiben dazu: „Die Informationen
könnten beispielsweise helfen, Ver-
änderungen bei essenziellen Wegen
zu verstehen. Sie könnten Empfeh-

lungen für Öffnungszeiten ausspre-
chen und Lieferdienste in Kenntnis
setzen.“
Die Frequentierung von Verkehrs-
knotenpunkten könne zeigen, dass
zusätzliche Busse oder Züge benötigt
werden, damit Menschen auf Reisen
Abstand halten könnten.

So wirken Coronaregeln
Die Covid-19-Mobilitätsberichte zei-
gen, wie sich Ausgangsbeschränkun-
gen und die Verbreitung des Corona-
virus darauf auswirken, wo Men-
schen ihre Zeit verbringen. Es sind
die ersten Daten dieser Art, die der
Allgemeinheit zugänglich gemacht
werden. Google gibt dabei Einblick in
sechs Kategorien: Aufenthalt am Ar-
beitsplatz, an Bahnhöfen, in Super-
märkten und Drogerien, bei Einzel-
händlern und in Restaurants, in Park-
anlagen, in Wohnungen. Für
Deutschland sind diese Verhaltens-
trends auf Länderebene einsehbar
und vergleichbar.
Google betont, für die Berichte
würden ausschließlich anonymisierte
Daten von Smartphone-Nutzern ver-
wendet, die in ihrem Google-Konto
aktiv den Standortverlauf eingestellt
haben. Als Ausgangsbasis für die Be-
rechnungen dient das Verhalten im
Januar und Februar. Die Trends sind
in Diagrammen dargestellt, die die
Entwicklung vom 16. Februar bis
zum 29. März abbilden.
Eine erste Erkenntnis: Trotz des
guten Wetters am letzten Märzwo-
chenende hielten sich die Deutschen
laut Google weniger auf öffentlichen
Plätzen und in Parks auf als noch vor
den Ausgangsbeschränkungen. Das
gilt für alle Bundesländer – mit einer
Ausnahme: Hamburg.

Nationale Unterschiede
In der öffentlichen Diskussion ent-
steht schnell der Eindruck, dass mitt-
lerweile fast jeder von zu Hause aus
arbeite oder in Kurzarbeit sei. Aber
stimmt das auch? Die Google-Daten
zeigen zumindest eine deutliche Ver-
änderung: Die Menschen in Deutsch-
land verbrachten demnach Ende
März knapp 40 Prozent weniger Zeit
an ihrem Arbeitsplatz als im Januar

und Februar. Insgesamt verhalten sie
sich beim Rückzug aus den Unter-
nehmen damit ähnlich wie Men-
schen in den USA, wo Präsident Do-
nald Trump vorgeworfen wird, zu
spät auf die Virusgefahr reagiert zu
haben und auf Kosten der Gesund-
heit die Wirtschaft am Laufen halten
zu wollen. Zum Vergleich: Nachdem
in Italien alle nicht strategisch rele-
vanten Firmen schließen mussten,
hielten sich die Menschen 63 Prozent
weniger am Arbeitsplatz auf.
Große Unterschiede zeigen die
Standorttrends für die drei Staaten
mit Blick auf Geschäfte und Restau-
rants – wobei die Kategorien von
Land zu Land unterschiedlich defi-
niert sein können. In den USA gibt es
noch immer keine flächendeckenden
Ausgangssperren. Die aggregierte
Aufenthaltszeit der Amerikaner in
Shoppingcentern, Restaurants und
Kinos ging bis Ende März nur um 47
Prozent zurück, in Deutschland um
77 und in Italien gar um 94.

Überraschende Fakten
Die Google-Daten legen zudem nahe,
dass Kunden in Deutschland Lebens-
mittel und Hygieneartikel in Corona-
zeiten sehr viel zügiger einkaufen:
Menschen verbrachten hierzulande
Ende März 51 Prozent weniger Zeit im
Supermarkt und in Drogerien. In Ber-
lin ging die Aufenthaltszeit in Super-
märkten am stärksten zurück, näm-
lich um 55 Prozent. Grund dafür
dürften auch die fehlenden Touristen
und Geschäftsreisenden sein.
Viel weniger Zeit verbrachten Men-
schen nun auch an deutschen Bahn-
höfen – zum Leid derer, die dort
Brötchen verkaufen wollen. Um 68
Prozent hat sich die Aufenthaltsdauer
reduziert. Wer die Menschen sucht,
findet sie in ihrem Zuhause. Dort ver-
bringen die Deutschen nun elf Pro-
zent mehr Zeit als vor der Krise. Das
erscheint wenig, liegt aber daran,
dass sie dort generell relativ viel Zeit
verbringen – was manch einer nun
bereuen dürfte.
Google bietet einige überraschen-
de Erkenntnisse, wie beispielsweise
diese: Auf die Präsenz am Arbeits-
platz hat die Kontaktbeschränkung in

Google-Standortdaten


Wo sind all


die Menschen


hin?


Google hat viele Informationen, die in


der Pandemie nützlich sein könnten.


Aber der US-Konzern kann nur wenig


davon teilen – aus Datenschutzgründen.


Wo sind denn alle?
Änderung der Aufenthaltsdauer* an ausgewählten Orten
seit 16.2.2020 in Prozent

Am Arbeitsplatz

Im Einzelhandel

HANDELSBLATT Quelle: Google

Deutschland -39 %

USA -38 %

Italien -63 %

16.2.2020 29.3.

±0 %

-20 %

-40 %

-60 %

-80 %

Deutschland -77 %

USA -47 %

Italien-94 %

16.2.2020 29.3.

+20 %

±0 %

-20 %

-40 %

-60 %

-80 %

-100 %

In Deutschland

Haltestellen im Nahverkehr -68 %

Supermärkte und Drogerien -51 %

Zu Hause +11 %

16.2.2020 29.3.

+40 %

±0 %

-40 %

-80 %

*Anonymisierte Standortdaten von Google-Nutzern, Basis: Medianwert im
Zeitraum Januar bis Februar

Unternehmen & Märkte
MONTAG, 6. APRIL 2020, NR. 68
22

Medienbranche

Mehr Abos, weniger Anzeigen


Die Coronkrise trifft das
Anzeigengeschäft vieler
Medienhäuser hart. Die ersten
Verlage beantragen
Kurzarbeit.

Catrin Bialek Düsseldorf

H


ähnchen-Brokkoli-Auflauf,
Curry-Reis-Eintopf oder
Rührei mit Wildlachs – was
kommt auf den Tisch? Eine Frage, die
die App „Chefkoch“, die zum Ham-
burger Verlagshaus Gruner + Jahr ge-
hört, täglich neu beantworten muss
und damit in Zeiten des Coronavirus
und der Ausgangsbeschränkungen ei-
nen wahren Ansturm erlebt. Die Zahl
der Nutzer der Chefkoch-App hat sich
im Vergleich zum Vorjahr teilweise
verdoppelt, heißt es bei Gruner + Jahr.
„Jede Krise bringt eine Verände-
rung der Mediennutzung“, beobach-
tet Andrea Malgara, Managing Di-
rector bei Mediaplus. Die Agentur hat
die Reichweiten Ende März gemessen
und festgestellt: Digitale Wirtschafts-
seiten haben einen Zuwachs an Reich-
weite von im Schnitt 30 Prozent, Un-
terhaltungsseiten verzeichnen eben-
falls ein Plus von 30 Prozent. Digitale
Nachrichtenseiten sowie Kochseiten
gehören ebenso zu den stärksten Ge-
winnern.
Nicht nur die Reichweite der On-
linemedien habe sich erhöht, auch die
Nutzung der klassischen Printmedien


  • vor allem, was die Lesedauer be-
    trifft. Doch trotz der Rekordhöhen,
    die manche Publikation erreicht, ist
    die Stimmung in den Medienunter-
    nehmen alles andere als euphorisch.
    Immer mehr erwägen Kurzarbeit:
    Nach der Südwestdeutschen Medien-
    holding (SWMH) hat auch die Funke
    Mediengruppe Hilfen bei der Bundes-
    agentur für Arbeit beantragt.
    Das Anzeigengeschäft stockt. Nach
    Angaben der Funke-Geschäftsführung
    vor allem bei den Regionalmedien.
    Die Redaktionen, die meist unter
    Hochdruck arbeiten, sind bislang von
    Kurzarbeit ausgenommen. Auch bei
    der SWMH hieß es in einem Schrei-
    ben der Geschäftsführung an die Mit-
    arbeiter: Die wirtschaftlichen Folgen
    der Coronakrise träfen das Unterneh-
    men „mit großer Wucht“.
    Der „Spiegel“ prüft ebenfalls, Kurz-
    arbeit einzuführen. Zugleich plant das
    Nachrichtenmagazin einen Sparkurs,
    um den drohenden Anzeigenein-
    bruch abzufedern. „Wir werden unse-
    re Etatplanung für das Jahr 2020 kor-
    rigieren und nehmen uns in einem
    ersten Schritt vor, zehn Millionen
    Euro einzusparen“, teilte das Hambur-
    ger Medienhaus am Freitag mit.
    „Gleichzeitig werden Erlösprojekte,
    die für dieses Jahr geplant waren,
    priorisiert und vorangetrieben.“
    Zunächst wolle man sich darauf
    konzentrieren, dort einzusparen, wo
    es ohne zusätzliche Kosten schnellen
    Erfolg bringe. „Wesentliche organisa-
    torische Veränderungen oder be-
    triebsbedingte Kündigungen stehen
    deshalb kurzfristig nicht auf dem
    Plan“, hieß es weiter.
    Die Bauer Media Group hat erste
    drastische Konsequenzen aus der Co-
    ronakrise gezogen. Das Medienhaus
    zieht sich aus dem Neuseeland-Ge-
    schäft zurück. Die Entscheidung trifft
    alle Titel von Bauer Media Neuseeland
    aus dem Entertainment-, Lifestyle-
    und Newsbereich – zusammen mit al-


len Digitalredaktionen. Betroffen sind
mehr als 300 Mitarbeiter. Das Ende ei-
nes jahrzehntelangen Engagements in
Neuseeland.
Bauers Rückzug hat einen Grund:
Magazine sind in Neuseeland als Teil
der Maßnahmen der Regierung gegen
die Coronakrise aktuell stillgelegt. In
Zeiten der verschärften Ausgangsbe-
schränkungen dürfen nur noch nach-
richtenrelevante Tageszeitungen ihren
Betrieb weiterführen. Bauer Media be-
kundete, dass man nichts unversucht
gelassen habe, Teile oder das ganze
Neuseeland-Geschäft zu retten.
In Hamburg, wo die Bauer Media
Group („Neue Post“, „Cosmopolitan“,
„Bravo“) ihre Zentrale hat, herrscht
noch Zuversicht. „Unser Publishing-
Geschäft in Deutschland unterschei-
det sich stark von dem in Neuseeland


  • insbesondere durch unseren Fokus
    auf den Vertriebsmarkt – und ist da-
    her wesentlich stabiler“, meint Sven
    Dams, CEO Publishing Germany bei
    der Bauer Media Group.


Kampagnen storniert
Die Titel der Bauer Media Group wer-
den bis zu 70 Prozent über den Le-
bensmitteleinzelhandel verkauft, der
gerade rege frequentiert wird. Dage-
gen ist der Verkauf im Bahnhofsbuch-
handel und an Flughäfen, die gemie-
den werden, kaum ausgeprägt.
Und doch: „In der Vermarktung ste-
hen wir vor deutlich größeren Heraus-
forderungen als im Vertrieb, der bis-
her sehr stabil ist. Viele Unternehmen
sind von der Coronakrise betroffen –
darunter auch unsere Kunden und
Partner. In welchem Umfang wir Ein-
bußen verzeichnen werden müssen,
ist aktuell noch nicht absehbar“, sagt
Dams weiter.
Das Anzeigengeschäft ist der Knack-
punkt für die Medienunternehmen.
„Die Coronakrise führt natürlich auch
zu Verunsicherung und kommunikati-
ven Herausforderungen vieler Unter-
nehmen und Werbekunden, die sich
teilweise auch in Stornierungen ge-
buchter Kampagnen ausdrücken“,
räumt ein Sprecher des Medienkon-
zerns Axel Springer auf Anfrage ein.
Das Berliner Unternehmen, das ei-
nen Jahresumsatz von 3,2 Milliarden
Euro erzielt, befindet sich inmitten ei-
nes radikalen Umbaus. 2019 stieg In-
vestor KKR ein, der Medienkonzern
verließ die Börse. Im Unternehmens-
bereich „News Media National“ sollen
50 Millionen Euro eingespart werden.
Noch laufen Freiwilligenprogramme,

die Mitarbeitern den Abschied von
Axel Springer erleichtern sollen. Das
Unternehmen hofft, auf betriebsbe-
dingte Kündigungen verzichten zu
können. Ob das gelingt, ist unklar.
„Gleichzeitig ist das Bedürfnis nach
verlässlicher und verantwortungsvol-
ler Information durch unabhängige
Medien nie größer gewesen, was die
Rekordreichweiten unter anderem
von ,Bild‘ und ,Welt‘ eindrucksvoll be-
legen“, sagt der Springer-Sprecher.
Ein Lichtblick, an dem sich viele Me-
dienschaffende gerade erwärmen.
Media Impact, der hauseigene Ver-
markter von Axel Springer, habe auf
diese Lage unter anderem mit neuen
Vermarktungsangeboten reagiert.
Parallel gibt es nach Angaben von
Axel Springer einen „deutlichen An-
stieg der Abo-Abschlüsse bei „Bild
plus“ und „Welt plus“. „Hier verkau-
fen wir teilweise doppelt so viele Abos
wie geplant“, sagt der Springer-Spre-
cher. „Dabei konvertieren vor allem
Hintergrundartikel zum Thema Coro-
nakrise sehr gut, wobei ein großer Teil
der aktuellen Artikel zur Coronakrise,
wie etwa auch die Liveberichterstat-
tung bei ‚Bild‘, frei zugänglich ist.“
Auch Gruner + Jahr stellt Gratis-Lese-
stoff zur Verfügung: Befristet zunächst
bis zum 30. April bieten das Unterneh-
men und sein Joint Venture, die Deut-
sche Medien-Manufaktur (DMM), digi-
tale Magazine kostenfrei an. In dem
Portfolio sind alle E-Paper von G+J, die
digitalen Bezahlangebote „Stern plus“
und „Stern Crime plus“ sowie ausge-
wählte Marken der DMM enthalten.
Bei Gruner + Jahr will man diese Akti-
on in Zeiten physischer Distanz als
Geste der Solidarität verstanden wis-
sen. Nutzer, die sich für den kostenfrei-
en Service registrieren, müssten nach
Ablauf der Zeit nicht extra kündigen.
Dabei ist auch bei Gruner + Jahr die
Situation alles andere als entspannt.
Die Tochter des Medienkonzerns Ber-
telsmann hatte erst vor einer Woche
die Zahlen für 2019 präsentiert, wo-
nach der Umsatz leicht auf 1,4 Milliar-
den Euro gesunken ist. Nach Angaben
des Unternehmens eine Folge der Di-
gitalisierungsmaßnahmen.
Nun muss das Haus so wie viele an-
dere Medienunternehmen die Coro-
nakrise verkraften. „Natürlich gehen
die Verkäufe an Bahnhöfen und auf
Flughäfen zurück, dafür steigen die
Absätze im Lebensmittelhandel und
die Abo-Abschlüsse“, sagt ein Fir-
mensprecher. „Für eine Gesamtbi-
lanz ist es zu früh.“

Kochen mit der Handy-App: Viele Medienangebote erleben in Zeiten der
Coronakrise einen wahren Ansturm. Doch zunehmend fehlen Anzeigen.

mauritius images / pa

Nordrhein-Westfalen die gleiche Aus-
wirkung wie der Rosenmontag. Wäh-
rend der Karnevalszeit war es aller-
dings die Abwesenheit vom Arbeits-
platz, die das Coronavirus sich
ausbreiten ließ. Sitzungen im Kreis
Heinsberg förderten die Pandemie
ebenso wie die Faschingsferien in
Bayern, die viele in die italienischen
und österreichischen Skigebiete
trieb.

Datenschutz geht vor
Doch die Berichte hinterlassen auch
Ratlosigkeit. So gut die Ideen der
Google-Managerinnen auch sind, so
wenig hilfreich erscheinen die prä-
sentierten Erkenntnisse als Grundla-
ge für Entscheidungen von Krisenma-
nagern in Bund, Ländern und Kom-
munen. Das Unternehmen, das
Stauzeiten an Kreuzungen prognosti-
ziert und Nutzern sagt, wann es
dienstags im örtlichen Schwimmbad
am vollsten ist, präsentiert in seinen
Covid-19-Berichten Trends auf Lan-
desebene und Veränderungen über
Wochen statt im Tagesverlauf. Zu er-
warten wäre stattdessen, dass Google
Angaben zur Überlastung einzelner
Buslinien macht.
Das Unternehmen verweist bei ent-
sprechenden Nachfragen auf den Da-
tenschutz. Bei den Berichten werde
mit derselben „Weltklasse-Anonymi-
sierung“ gearbeitet wie bei allen Goo-
gle-Produkten. Auch unter Hinzunah-
me anderer Datensätze müssten
Rückschlüsse auf einzelne Bürger
durch Behörden und Unternehmen
verhindert werden.
Google will aber auf Rückmeldun-
gen von Behörden und zivilgesell-
schaftlichen Gruppen reagieren. In
den kommenden Wochen sollen zu-
dem dort, „wo es möglich ist“,
Trends auf regionaler Ebene mitge-
teilt werden. In den USA werden be-
reits Trends auf Landkreisebene ver-
öffentlicht. Alle 48 bis 72 Stunden sol-
len die Covid-19-Berichte aktualisiert
werden. Sie werden jedoch immer
Daten zeigen, die schon mehrere Ta-
ge alt sind. So viel Zeit braucht Goo-
gle zum Anonymisieren.

> Kommentar Seite 29

Smartphone-
Nutzerin im Park:
Google kann Daten
für Covid-19-
Berichte nutzen,
wenn im Konto
der Standortverlauf
aktiviert ist.

ddp images/Xinhua

Wir haben von


Vertretern des


öffentlichen


Gesundheits-


wesens gehört,


dass diese


Art von


aggregierten,


anonymi -


sierten Daten


hilfreich sein


kann.


Jen Fitzpatrick und
Karen DeSalvo
Google-
Managerinnen

Unternehmen & Märkte
MONTAG, 6. APRIL 2020, NR. 68
23
Free download pdf