Für Kleinunternehmer wird
es zu spät sein
Jeder Tote mehr ist schlimm, keine
Frage. Allerdings dürfen wir auch
nicht vergessen, dass es auch in den
Jahren zuvor viele Tote durch andere
Krankheiten gegeben hat und auch
weiterhin geben wird. (...) Man kann
nur hoffen, dass nach Beruhigung
der Lage richtig analysiert wird und
Konsequenzen gezogen werden. Für
die meisten Kleinunternehmen wird
das allerdings zu spät sein.
Hanne D., via Facebook
Die moralische Seite
hat Vorrang
Es ist in unserem demokratischen
Staat unbenommen, eine konträre
Meinung zu äußern. Meines Erach-
tens hat allerdings die moralische Sei-
te in einem christlichen Land Vor-
rang, da muss auch die Stellung der
Bundesrepublik als Exportweltmeis-
ter vorübergehend zweitrangig sein.
Deutschland hat sich auch nach den
allergrößten Krisen (Wirtschaftswun-
der nach dem Zweiten Weltkrieg,
nach der Lehman-Pleite) wie ein Phö-
nix aus der Asche erhoben, also ist
das Glas halb voll!
Lothar P., via E-Mail
Die Krise kann nicht weiter
so gemanagt werden
Wenn der wirtschaftliche Shutdown
bis nach Juni gehen sollte, dann kann
kein Land es verantworten, diese Kri-
se weiter so zu managen. Es wird
eher darauf hinauslaufen, dass man
die paar Toten akzeptiert, um das
Gemeinwohl zu retten. Somit wird
die weitere Vorgehensweise davon
abhängen, ob man den Ausbruch mit
diesen harten Maßnahmen zeitnah in
den Griff kriegt oder nicht. Wenn
nicht, dann muss man zum Normal-
betrieb zurückkehren, um die Wirt-
schaft, somit auch die Gesellschaft,
vor weiteren Schäden zu retten.
Min Z., via LinkedIn
Eine noch größere Kata-
strophe ist möglich
Eine Katastrophe bekämpfen ist
wichtig, wird aber fragwürdig, wenn
eine andere Katastrophe heraufbe-
schworen wird, die in der Dimension
vielleicht noch größer wird.
Winfried B., via E-Mail
Rettungen und Milliarden
nützen nichts
Es ist doch wohl klar, dass gerettete
Firmen und Milliarden nichts nützen,
wenn die halbe Welt im Kranken-
haus, ein Viertel in Quarantäne und
ein Viertel in der Kiste liegt.
Michael E., via LinkedIn
Wie viel Verständnis
hätten wir?
Wie viel Verständnis hätten wir als
Passagiere in einem Flugzeug mit
zwei brennenden Triebwerken, und
der Pilot würde eine Diskussion mit
den Passagieren, der Fluglinie, den
Aktionären der Fluglinie und dem
Kabinenpersonal darüber beginnen,
was jetzt ein angemessener nächster
Schritt wäre?
Ralf N., via Facebook
Die Politik betreibt
planlosen Aktionismus
Warum verordnet man für die Risiko-
gruppe nicht Hausarrest und lässt al-
le anderen normal leben und arbei-
ten? Nachdem die Politik erst gar
nicht und dann sehr zögerlich auf Co-
rona reagiert hat, versucht sie jetzt
mit großem, aber leider planlosem
Aktionismus, den Anschein von
Handlungsfähigkeit zu erwecken. Im
Ergebnis rettet sie einige Ältere (zu
denen ich auch gehöre) auf Kosten
der Zukunft der Jüngeren.
Ralph H., via E-Mail
Die Prioritäten verschieben
sich schnell
Der Shutdown der Wirtschaft macht
mir mehr Angst als das Virus? Ja,
aber nur, solange man nicht mit
Atemnot im Krankenhaus liegt. Da
verschieben sich nämlich die Priori-
täten ganz schnell.
Klaus W., via Facebook
Nicht nur Virologen soll-
ten zu Wort kommen
Leider werden wir erst in einigen
Jahren wissen, welcher Umgang mit
dem Corona-Thema der richtige war
(...) Die weitere Diskussion um den
sinnvollsten Weg muss von verschie-
denen Seiten aus beleuchtet wer-
den. Neben den Virologen müssen
auch andere Fachrichtungen zu
Wort kommen.
Joachim H., via Facebook
Arbeitgeber müssen ihre
Hausaufgaben machen
Deutschland lernt in dieser ersten
Krise, und ich erhoffe mir ein weit-
aus professionelleres, konzertiertes
Vorgehen bei der nächsten Krise.
Bis dahin muss noch mancher Ar-
beitgeber seine Hausaufgaben ma-
chen, um ordentliches Arbeiten von
daheim zu ermöglichen.
Nele H., via E-Mail
Entscheidungen werden
zu wenig diskutiert
Grundsätzlich haben wir ja schon
seit Jahren keine Diskussionen mehr
zu von Frau Merkel als „alternativ-
los“ deklarierten Themen wie Ab-
schaltung der Kernenergie, Flücht-
linge etc. Ein grundsätzlicher Ein-
wand, dass solche weitreichenden
Entscheidungen zu wenig diskutiert
werden, erscheint richtig.
Harald P., via LinkedIn
Es darf keine Bewertung
der Meinungen stattfinden
Wichtig ist, dass ein möglichst offe-
ner Diskurs geführt werden darf
und nicht von vornherein eine Be-
wertung der Meinungen stattfindet
in vermeintlich ethisch korrekte
Aussagen auf der einen Seite und
auf der anderen Seite vermeintlich
utilitaristische Aussagen. Im Be-
reich dazwischen gibt es zahlreiche
Grautöne.
Thaddäus K., via E-Mail
Die größere Angst
erzeugt das Virus
Mir als Ärztin macht das Virus mehr
Angst als der Shutdown der Wirt-
schaft.
Sanna B., via Facebook
Die Politik hat zu spät auf
die Krise reagiert
Je später man auf eine sich expo-
nentiell verbreitende Seuche rea-
giert, desto schwerere Eingriffe
muss man in Kauf nehmen, um ih-
rer noch Herr zu werden. Unsere
Regierung hatte bereits drei Monate
Kenntnisse und Erfahrungen aus
China, dem Iran, später Italien, Spa-
nien etc. verschleppt und verzögert
und vermeidet nun jedes Kri-
sen(-präventions)-Management.
Götz M., via LinkedIn
Es kann nur eine richtige
Entscheidung geben
Im Zielkonflikt zwischen wirtschaft-
lichem Schaden und Erhalt von
Menschenleben (selbstverständlich
unabhängig vom Alter der Betroffe-
nen) darf es in einem demokrati-
schen, humanen Staat nur eine Ent-
scheidung geben. Dass diese Ent-
scheidung unter Unsicherheit gefällt
werden muss, liegt hier auf der
Hand.
Norbert M., via LinkedIn
Man kann sich für Jüngere
zurückhalten
Sobald die Abflachung bei den
Neuinfektionen erreicht wurde,
muss die Wirtschaft einfach wieder
anlaufen. Ich bin selbst 63 Jahre und
habe überhaupt kein Problem da-
mit, mich weiter zurückzuhalten,
damit jüngere Arbeitnehmer nicht
ihre Zukunft verlieren. Wem nützt
es, wenn so viel Arbeitslosigkeit ent-
steht, weil Unternehmen wirtschaft-
lich nicht überleben?
Thomas S., via E-Mail
Nächstenliebe ist jetzt
wichtiger als Geld
Die meisten Menschen machen sich
gerade Sorgen um die Menschen, die
sie lieben. Geld liebt niemand.
Sven H., via LinkedIn
Was werden die EU-Staa-
ten machen?
Ich befürchte, dass das Krisenjahr
2008 und die Finanzkrise klein sind
im Vergleich zu diesem Shutdown.
China und die USA werden sicherlich
die entsprechenden Maßnahmen
treffen, um ihre Wirtschaft so weit
wie möglich zu unterstützen. Was
werden die Mitgliedstaaten der EU
machen?
Konstantin Z., via LinkedIn
Es finden notwendige Dis-
kurse noch statt
Ich habe nicht den Eindruck, dass
keine notwendigen Diskurse mehr
stattfinden, nur derzeit eben mit an-
deren Gruppen (nun mit Fachleu-
ten, die von Virologie und Infektio-
logie was verstehen), als das in Nor-
malzeiten der Fall ist. Das erscheint
mir unter den Umständen dieser
pandemischen Situation sehr ange-
messen zu sein.
Maik M., via E-Mail
Die Zumutungen reichen
bereits jetzt
Das Auswerten von Mobilfunkdaten
kann unter keinen Umständen infra-
ge kommen. Die Zumutungen rei-
chen bereits jetzt. Auch hierzulande
sollten politische Entscheider be-
denken: Die Zustimmung der Bürger
kann schnell umschlagen, und ein
temporärer Held der Stunde kann
Wochen oder Monate später schon
der politische Paria sein. Das wäre
bekanntlich nicht das erste Mal.
Fred S., via E-Mail
Wenn alle Älteren zu
Hause blieben ...
Die Frage, ob es andere Möglichkei-
ten gibt, gefährdete Personen zu
schützen, muss gestellt werden kön-
nen. Wenn alle Älteren (bin selber
62) und Vorerkrankten zu Hause blie-
ben, mit staatlicher Unterstützung,
und die anderen weiter zur Arbeit
gingen: Wie würde es sich auswir-
ken? Solche Fragen müssen sensibel
von verschiedenen Forschern beant-
wortet werden, wenn man Akzep-
tanz für die Antworten erzeugen
möchte.
Bettina B., via E-Mail
Verwaiste Wall
Street, Corona-
Patienten in China:
Stresstest für Mensch
und Wirtschaft.
dpa (2)
Debatte
WOCHENENDE 27./28./29. MÄRZ 2020, NR. 62
15