Frankfurter Allgemeine Zeitung - 25.03.2020

(Joyce) #1

E


swar einegespaltene Botschaft,
die Bertelsmann-Chef Thomas
Rabe anlässlichder Vorstellung
der Konzernbilanz für 2019ver-
breite te.Dem Blick zurückauf das vergan-
gene Jahr mit neuen Bestwerten für das
operativeErgebnisfolgte dieUnsicherheit
darüber, wiestark dieCorona-Kriseindie-
se mJahrdie Geschäfte des Medien- und
Dienstleistungsunternehmenseintrüben
wird. „Wir stehen ganz am Anfang der

wirtschaftlichen Auswirkungen derCoro-
na-Krise“, sagteRabe am Dienstag in ei-
ner Telefonkonferenz mit Journalisten. Im
ersten Quartal seien dieWerbemärktefür
dieMediengruppe noch„im Rahmen der
Erwartungen“ geblieben. „Das zweite
Quartal wirdwegen Corona schwieriger.“
Der Bertelsmann-Chefkündigtean, dass
auchder GütersloherKonzerninseinen
Unternehmen das Instrumentder Kurzar-
beit einsetzen werde, um Entlassungenzu
vermeiden.Bislang gebe esKurzarbeit
aber nur „vereinzelt“ bei der Dienstleis-
tungstochterArvato.
Nach dem guten Geschäftsjahr 2019
sieht Rabe den Bertelsmann-Konzernins-
gesamtabertrotzderCorona-Krisegutge-
rüstetfür das laufende Jahr.Bertelsmann
sei sehr liquide und habe eine gute Boni-
tät.„Mit der breitenAufstellungunserer
Geschäfte sind wirweniger anfälligfür
konjunkturelle Schwankungen undkön-
nen weiter in unsere Zukunftinvestieren,
ohneandieSubstanzzu gehen.“DasCoro-
navirushatfürde nKonzerntrotzderwirt-
schaftlichen Risiken auchpositiv eEffek-
te.Die Menschen hättenein erhöhtes Be-
dürfnis nach Information und auchnach
Unterhaltung, sagteRabe. Die Sender-
gruppe RTLregistriereeine längereFern-
sehnutzung derKunden, aber auchder

Zeitschriftenverlag Gruner +Jahr,der
etwa die Magazine„Stern“ und „Brigitte“
in seinemPortfolio hat,verzeichne eine
steigendeNachfrageimVerkauf und nach
Abos. Der Digitalisierungsstrategie der
MediengruppekönntendievonderPolitik
verhängtenAusgangsbeschränkungen so-
gareinen Schubgeben. Dieganze Online-
Welt habein Corona-Zeiten klareVortei-
le,sagteRabe.Die VerlagsgruppePenguin
Random Houseverzeichne eine erhöhte
Nachfragenachdigitalen Büchern, und
bei dem Musikunternehmen BMG boome
das Musikstreaming.Schon im Jahr 2019
lag der Anteil der Digitalgeschäfte am
Konzernumsatz mit 51 Prozent erstmals
über der Zielmarke von50Prozent.
Die Kehrseite: Im Märzgab es imWer-
bemarkt ersteCorona-Effekte, die sich
Rabe zufolgeimzweiten Quartalverstär-
kenwerden.Wenn Lädengeschlo ssen ha-
ben undReisen ausfallen, mussfür de ren
Produkteauchnicht geworben werden.
Auch die Buchlogistik istvon den Aus-
gangsbeschränkungen betroffen. Viele
Buchläden sindgeschlossen,E-Book sund
Online-Handelkönnen dieseLückenur
teilweise schließen.
Die Medienunternehmen haben nach
Ansicht des Bertelsmann-Chefs aucheine
besonderegesellschaftlicheVerantwor-

tung. „Wir informieren seriös und unter-
halte nMillionenvonMenschen, die sich
zur Eindämmung der Coronavirus-Aus-
breitung nie dagewesenen Einschnittenin
ihr Privat- und Berufsleben ausgesetzt se-
hen.“Wie langekönnenWirtschaf tund
Gesellschaftdiesen Stillstand aushalten?
Der Bertelsmann-Chefrech netmit vier
bis sechsWochen, das entspreche inetwa
dem, wasinChina passiertsei. Dortzie-
hen nachseinen Angaben auchdie Ge-
schäf te vonBertelsmann wieder an.
„Die StrategievonBertelsmann bleibt
unverändert“, sagteRabe. Die Medien-
und Dienstleistungsgruppe sehesichinei-
ner neuenDimension desWettbewerbs
mit AmerikasTech-Plattformen. „Unser
Anspruch istes, das technologischführen-
de Medien-, Dienstleistungs- und Bil-
dungsunternehmen zuwerden.“ImJahr
2019erhöhten sichauchdankwachsender
Digitalgeschäfte die Konzernerlöse. Der
Gesamtumsatz betrug 18 Milliarden Euro
undlag damitum2Prozent über demVor-
jahreswertvon17,7MilliardenEuro.Orga-
nisch,alsoohneSondereffekte,lagderAn-
stieg bei 1,2 Prozent.Der Gewinnlag mit
1,09 Milliarden Euroleicht unter dem Er-
gebnis von2018 mit 1,1 Milliarden Euro –
aber zum fünftenMal bei mehr als einer
Milliarden Euro.(Kommentar Seite22.)

joja.DÜSSELDORF.Die Steakhaus-Ket-
teMaredohat „vorsorglich“ einenInsol-
venzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf
gestellt. DieGruppebetreibt 35Rest au-
rants in Deutschland und Österreichund
beschäftigtrund 1000 Mitarbeiter.„Letzt-
lichAuslöserwarendie massivenAuswir-
kungen derCorona-Krise, diezuerst zu ei-
nem gravierendenUmsatzeinbruchund
dann zur Schließung allerRestaurantsge-
führthaben“, schreibt dasUnternehmen
in einer Mitteilung. „Damitkann dasUn-
ternehmen aktuell keine Einnahmen
mehr erzielen,gleichzeitig müssen Mie-
tenund Gehälterweiterbezahltwerden.“
Mit dergleichen Argumentation hatte
auchdie Pasta-Kette Vapiano in derVor-
wocheihreZahlungsunfähigkeit begrün-
det. Ebenso wieVapianowill auch Mare-
do prüfen, ob Geld vomStaat helfen
kann. „SollteMaredo dieVoraussetzun-
genfür Staatshilfe erfüllen,könnte das
eingeleiteteVerfahren wieder zurückge-
nommenwerden“, heißtesvonder Steak-
haus-Kette. Ob es dazukommt, istaber
unklar. Denn ebenso wie beiVapiano

gabesauchbei Maredo lange vordem
Ausbruc hdes Coronavirus schongravie-
rende Schwierigkeiten.
Die Steakhaus-Kette hattesich auch
mit der Expansionverhoben. Gegründet
wurde die Marke schonvor47Jahren,
der Name setzt sich zusammen aus je-
weils zwei Buchstaben der drei Gründer
Manfred Holl,Karl-HeinzReinheimer
undUdoSchlote.DieGründerexpandier-
tendas Geschäft, Ende der achtziger Jah-
re eröffnetensie das 20. Maredo-Restau-
rantinDeutschland. Mitteder Neunziger
wurde dasUnte rnehmen anden b riti-
schen RestaurantbetreiberWhitbreadver-
kauft, dervorallem expandierenwollte.
Vor15Jahrenkauften die damaligenGe-
schäftsführer dasUnternehmen und ta-
tensichmit demFinanzinvestor ECMzu-
sammen. Die Steakrestaurants sollten
dann für höhereUmsätze bei niedrigeren
Kosten sorgen, wasallerdings misslang.
InzwischengehörtMaredo dem Münche-
ner FinanzinvestorPerusa ,unter dessen
Regie dieZahl derRestaurants nachder
teurenExpansionwieder gesunken is t. In
den vergangenen zehn Jahrenhat sich

der Umsatz mehrals halbiert, zuletzt lag
er nur nochbei rund 50 Millionen Euro.
Der Bilanzverlustder letzten Jahreliegt
in zweistelligerMillionenhöhe.
„Unternehmen, die so angeschlagen in
die Krisereingehen,werden diesewohl
kaum aus eigenenStückenüberwinden“,
sagt Michael Lidl, Partner der Hotel- und
Gastronomieberatung Treugast, mit
Blickauf Vapiano und Maredo. Das habe
auchdaran gelegen, dassmit zahlreichen
Burgerket tenstarkeKonkur renz er wach-
sen sei. „Gleichzeitig sind aucheinige
neue, individuelle Steakhaus-Konzepte
im Qualität ssegment neu entstanden“,
sagt Lidl. Zudem habenesWettbewerber
wie BlockHouse bessergemacht, die
nicht nur eineeigene Fleischerei, son-
dernaucheine Zentralk üch eaufgebaut
haben, aus deretwa Hotels beliefertwer-
den.„Maredohatin dergleichenZeit ver-
säumt, ihrAuftretenundih rKonzep twei-
terzuentwickeln“, sagt Lidl. Es sei zuwe-
nig in vestiertworden. „So fühlt sichder
Gang in ein Maredo-Restaurant an wie
eine Reise in dieVergangenheit“, sagt
Lidl.

tag. MAINZ.Die saarländischen Stahl-
unternehmen lehnen auchunter dem
Eindruck erheblicherVerluste einen Zu-
sammenschlussmit Wettbewerbernab.
Er sei vonder Sinnhaftigkeit einerFusi-
on nicht überzeugt, sagteTim Hart-
mann, der die Schwesterunternehmen
Saarstahl und Dillinger Hütteführt. Er
arbeit etrotz der Schwierigkeiten daran,
beideUnternehmen selbständig zu hal-
tenund so aufzustellen, dass„die mo-
dernste Stahlindustrie an der Saar ent-
steht“,sagteeranlässlichder Bilanzvor-
lageundverwiesaufdieguteEigenkapi-
talaus stattung derUnternehmen. Die
beiden Wettbewerber Thyssen-Krupp
und Salzgitterloten derzeit wieder ein-
mal ein Zusammengehen aus. Salzgitter
zog gesterndie gerademal eineWoche
altePrognose zurück, eine belastbare
Aussagesei nicht mehr möglich.
Wegender laufendenRestrukturie-
rung und der schwachenNachfrag evor
allemaus der Autoindu striehaben auch
dieDillingerHütteundSaarstahlimver-
gangenen Jahr bei knapp 4,3 Milliarden
EuroUmsatzeinenBetriebsve rlustvon
gemeinsam fasteiner viertelMilliarde
Euroeingefahren.Auch im laufenden
Jahr rechnetman mitVerlust. Die Pro-

duktion,vorallem bei der an der Auto-
indu striehängenden Saarstahl, laufe
starkgedrosselt.Die Hochöfenwerde
der Konzern aber nicht herunterfahren,
einneuerlichesAnfahrenseizulangwie-
rigund teuer.Saarstahl will die neue
Kurzarbeiterregelung in Anspruchneh-
men. Ob derKonzernweitereHilfen
vonder Bundesregierung nachfrage,
hängevom Geschäftsverlaufab.
Die schon im Herbstverabschiedete
Restrukturierung verläuftHartmannzu-
folgenach Plan.Fürden angekündigten
Abbau von1500 Stellen greifeder Kon-
zernauf Vorruhestandsregelungen zu-
rück, betriebsbedingteKündigungen
solles nichtgeben.Bis Endes des Jahres
werdedie Zahl der Beschäftigtenvon
13 500 unter die13 000er Marke sinken.
Die Unternehmenwollten aber nicht
nur sparen, sondernden Vertrieb regio-
nal und in neue Branchen ausweiten.
Die Corona-Krisewerdedas verzögern,
nicht verhindern.Hartmannlobtedas
vonIndustrie und Politik erarbeitete
„HandlungskonzeptStahl“ für bessere
Rahmenbedingungen für den Umbau
zurCO 2 -armenProduktion.DiesesKon-
zeptmüsse nun auchauf europäischer
Ebene durchgesetzt werden.

ash. FRANKFURT.Der Medienkon-
zernAxelSpringerhat wegender Coro-
na-Krise seine Prognose für das laufen-
de Jahr aufgehoben. In allen Geschäfts-
bereichen dürften Umsatz und operati-
verGewinn schlechter ausfallen alsge-
dacht,teiltedasUnternehmenmit.Den-
nochsollen die Aktionärefür das Jahr
2019 eineDividendevon1,16 Euroer-
halten. Darübermussdie Hauptver-
sammlung nochbeschließen–sie ist
vom22. April auf einen nochnicht fest-
gelegte nTag in der zweiten Junihälfte
verschoben worden. Für2020 hatte
Springer einenUmsatz aufVorjahresni-
veau angepeilt (3,1 Milliarden Euro).
AusSicht desVorstands sei eine belast-

bareneue Prognose nicht möglich. Das
Unternehmenrech netnachdem Ein-
stieg des GroßaktionärsKKR weiterhin
zum 4. Mai mit dem offiziellenBörsen-
rückzug. Ob dievonVorstandschef Ma-
thias Döpfner angekündigten „massi-
venInvestitionen“imvorgesehenenUm-
fangstattfindenkönnen,bleibtabzuwar-
ten. Zugleichforcier tSpringer im rück-
läufigen Printgeschäftein Kostensen-
kungsprogramm(50 Millionen Euro).
Mittlerweile kontrolliertKKR rund 45
Prozent desUnternehmens. DieVerle-
gerwitweFriede Springerkommt mit
Döpfner auf 45,4 Prozent.Die Springer-
Enkel Axel und Ariane Melaniewollen
ihreBeteiligungenbehalten.

Coro na beschleunigt Digitalisierung


Mediales Grundbedürfnis:In Zeiten der Krise sind den BürgernInformationen besonderswichtig. Fotodpa

ikop. FRANKFURT.Die Rhön-Klini-
kenaus BadNeustadt an der Saaleha-
ben derzeitviel eHerausforderungen zu
meistern:Die Häuser der privaten Kli-
nikkette rüsten nach einemPandemie-
plan um, damit sie bald möglichstviele
Corona-Patienten behandeln können.
Gleichzeitig erwartet der Vorstand rund
um denVorsitzenden Stephan Holzin-
gerindiesen Tagenden Eingang des
Übernahmeangebot svon Asklepios,
dasdie deutlichgrößereHamburgerKli-
nikkette Ende Februar unterbreitet hat-
te.„Wirerwarten den Erhalt der Ange-
botsunterlagebis spätestens zum 10.
April“, sagteHolzingerwährend einer
Telefonkonferenz zur Bilanzvorlage.
Dannwerdeman es prüfen und eine
Stellungnahme abgeben, sagteerwei-
ter.
Operativ treibt den Klinik-Konzern,
der an fünfStandorten Häuser betreibt,
dieCorona-Kriseum,derenAuswirkun-
genschwereinzuschätzen sind. Aktuell

würden zwölf Corona-Patienten behan-
delt, einigedavon auf der Intensivstati-
on. Insgesamtverfügeman über 469 In-
tensivbetten mit Beatmungsplätzen,vor
allem an denUniklinik-Standorten Gie-
ßenundMarburg.Manhabezudemwei-
tere 50 Beatmungsgerätegeordert.
Mit Blick auf diefinanziellen Auswir-
kungen sagteHolzinger:„2020wirdan-
gesichts derstarkergebnisbelastenden
Regulierung und einiger operativerHer-
ausforderungen an einzelnenStandor-
teneinschwierigesJahrwerden.Mit der
aktuellen Corona-Krise inmitten auch
nocheinesÜbernahmeprozesses haben
die Herausforderungen unstrittigzuge-
nommen.“
ObdiemilliardenschwerenHilfensei-
tens der Bundesregierung ausreichend
seien,wollteernicht abschließendbe-
werten. „Es isteher wie eine Schlitten-
fahrtinder Dämmerung, bei der man
nicht weiß, ob die legislativePistenrau-
pe Freund oderFeind ist.“

Nach Vapiano stehtauchMared ovor de mAus


Steakhaus-Kette meldetwegen Corona Insolvenz an.Schwierigkeitengabesjedoch schonvorher.


Trotzallem selbständig


Saarstahl und Dillinger Hütteschreiben Verlust


Springer streicht Jahresprognose


Aktionäresollenaber eine Dividendeerhalten


Die Menschen haben


aktuell ein erhöhtes


Bedürfnis nachMedien.


Trotzdem erwartet


Bertelsmann wegendes


Virus ein schwieriges


zweites Quartal.


VonCarstenGermis,


Hannover


joja. DÜSSELDORF.Der Lebensmit-
telhändlerRewe will die Beschäftigten
in seinen Supermärkten und den Dis-
counternvon Pennyfür den Einsatz in
der Corona-Krise belohnen.Für die
Mitarbeiter in den Märkten und der Lo-
gistik gebe es einen Bonusvoninsge-
samt mehr als 20 Millionen Euro, hieß
es am Dienstagaus demUnternehmen.
„Das sind schnelle und unbürokrati-
sche ersteSofortmaßnahmen, um unse-
renMitarbeiterinnen und Mitarbeitern
eine klareBotschaftzugeben: Wirsa-
gennichtnurDankefürihren unermüd-
lichen Einsatz in dieser schwierigen
Ausnahmesituation, sondernwir hono-
rieren ihr Engagement zugleichinfi-
nanziell spürbarer Weise“, sagteein
Rewe-Sprecher.
Die Rewe-Gruppe habe schonvor
zwei Wochen in unterschiedlichen Län-
dernbegonnen, ihreMitarbeiterüber
Sonderleistungen zu informieren. Das
ersteLand warItalien, auchinÖster-
reich in den MärktenvonBilla, Merkur,
Pennyund Bipa bekommen die 40 000
Mitarbeiter inFilialen, Lagernund der
Logistik einen Bonus auf die Mitarbei-
terkarte gebucht .InDeutschlan dsoll
das Geld auchvor Os tern unabhängig
vonder Gehaltszahlung auf denKarten
landen. Die Gutschriftwirddadurch
praktischzueiner Netto-Zahlung, die
Höhe hängt unter anderem vonder
Funktion abunddavon,obdieMitarbei-
terinVollzeit oderTeilzeit arbeiten.
Grundsätzlichmüsse nPersonalrabat-
te,wie die Gutschriftauf die Mitarbei-
terkarte oder die5Prozent, dieRewe-
Mitarbeiter in den eigenen Supermärk-
tenbeim Einkauf sparen, dannversteu-
ertwerden,wenn sie 1080 EuroimJ ahr

übersteigen.Wenn ein Bonus hingegen
zusammen mit dem Gehalt überwiesen
wird, mussder auc hversteuertwerden.
Der Präsident des Handelsverbands
HDE, Josef Sanktjohanser,hat deshalb
in einem Brief an Bundeskanzlerin An-
gela Merkelumeine Steuerbefreiung
vonSonderzahlungengebeten.„S owür-
de die finanzielle Entlohnung dafür,
dassunsereBeschäftigten in der Krise
den Laden am Laufen halten, unge-
schmälertbei den Betroffenen ankom-
men“, schreibt Sanktjohanser.
Es is twahrscheinlich, dassauchdie
anderen großen Lebensmitteleinzel-
händler ihren MitarbeiternBoni zahlen
werden. Gerade in den sozialenNetz-
werken is tder Druckauf die Händler
groß, ihren Dank an die Mitarbeiter
nicht nur mit Worten auszudrücken.
„Wir machen uns derzeit Gedanken,
wie wir uns bei unseren Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern für ihren Einsatz
erkenntlichzeigen können“, heißt es
etwa vonAldi Süd auf Anfrage.„Wir
wissen, dassunsereKolleginnen und
Kollegen in denFilialen und in der Lo-
gistik Außerordentliches leisten“, sagte
ein Sprecher.
Im Ausland sind schon in denvergan-
genen Tagenvon mehreren Handelsket-
tenPrämienausgelobtword en,in Frank-
reichetwazahltderfamilieneigeneAn-
bieter Auchan 1000 Euroanjeden der
65 000 Mitarbeiter,die Konkurrenten
Carrefour und Intermarchéhaben nach-
gezogen (F.A.Z.vom24. März).In Ame-
rika hatteder Drogeriemarktbetreiber
Walgreensangekündigt,seinenVollzeit-
besc häftigten 300 Dollarauszuzahlen,
diebritischeKetteTescozahltihrenMit-
arbeiterneinen Bonusvon10Prozent
auf den Stundensatz.

hpe./tp.MÜNCHEN/ROM.Ind er Me-
dienbranche bahnt sicheine Übernahme
an. Der italienischeFernsehkonzernMe-
diasethat seine Beteiligung an der deut-
schen ProSiebenSat 1MediaSEnochein-
mal erhöht.Für 61 Millionen Eurokaufte
diespanischeTochtergesellschaft4,25Pro-
zent.Die Gruppe Mediaset, dievonder
Familie Berlusconikontrolliertwird, er-
reicht damit nun eine Beteiligung von
19,5 Prozent an dem börsennotiertenUn-
ternehmen ausUnterföhring. Schon im
vergangenen Jahr hatteMediasetinsge-
samt 15 ProzentvonPro Sieben Sat1zum
Preis von531 Millionen Euroerworben.
Erklär tesZiel der Mediaset-Spitze ist
es, einen europäischen Fernsehkonzern
mit Sitz in den Niederlanden zugründen,
der anfangs über AktivitäteninItalien,
Spanien und Deutschlandverfügt. Das
solleineAntwortsein aufdiewachsenden

Marktanteile vonneuen Konkur renten
wie etwa dem kalifornischen Produktions-
unternehmenNetflix ,das seineAbruf-
videos (Videos-on-Demand) zumStr ea-
ming-Geschäftausgebaut hat.
Pier Silvio Berlusconi, Sohn desUnter-
nehmensgründersund Politiker sSilvio
und derzeitVizepräsident und Geschäfts-
führervonMediaset, hat dabeikeine poli-
tischen ProjekteimAuge, sondernver-
folgt alleingeschäftliche Ideen.Weil die
Familie Berlusconiwegendes politischen
Engagements des Gründershäufig in der
Kritikstand, hat sie ihreunternehmeri-
schen Aktivitäten indenvergangenenJah-
renimmerweiter konzentriertund auf
diese Weise in denFinanz holdings auch
Barreservenangesammelt,diefürweitere
Zukäufehilfreich seinkönnen.Die Reali-
sierung des europäischenPlansverhin-
dertbisher allerdings ein tiefreichender

juristischer Krieg mit dem französischen
MedienunternehmenVivendi, das mit al-
len Instrumenten denUmzug vonMedia-
setindieNiederlandeverhindernwill.Vi-
vendi hält 28,8 ProzentvonMediaset, die
Berlusconishalten41,3Prozent.DieFran-
zosen dürfenjedochnur 9,6 Prozent der
Stimmrechtedirekt wahrnehmen,weil ih-
nenin einemVerfahren Börsenmanipula-
tion beimKauf der Mediaset-Anteile vor-
geworfen wird. Die Entscheidung der
Hauptversammlung für denUmzug von
Mediasetindie Niederlande istfür den


  1. April angesetzt.
    Der steigende Einflussder Italiener
    könntefür den Pro-Sieben-Sat-1-Chef
    MaxConzeundseinenAufsichtsratsvorsit-
    zendenWerner Brandt zum Problemwer-
    den. Conze hatstetsbetont, mit den Me-
    diaset-Managernnur im bisherigenRah-
    men zusammenarbeiten zuwollen. Ge-


meintwarendie üblichenKooperationen.
Darüber hinausgehende Synergien seien
„überschaubar“, ein Zusammengehen
„kompl ex,langwierigundteuer“.Chefauf-
seh er Brandt sieht das offenkundigganz
ähnlich. Erstärkt edem seit nicht einmal
zwei Jahren amtierenden Conze denRü-
cken, als dieservomlangjährigenVor-
standsmitglied Conrad Albertöffentlich
kritisiertwurde. Albertmusstedas Unte r-
nehmen nach15Jahrenverlassen–wie
eine ganze Reihe anFührungskräftenvor
ihm. In derkommenden Hauptversamm-
lung werden sic hConze und Brandtvor
denAktionären zurechtfertigen haben, zu
denen mit Mediasetein machtbewusster
Investorzählt.GroßeErfolgehaben beide
nicht vorzuweisen,imGegenteil: Den
Fernsehsendernlaufen die Zuschauer da-
von, und die Pro-Sieben-Sat-1-Aktie istso
billig wievorzehn Jahren.

Marode:Maredo FotoMaximilianvonLachner

Rewe-Mitarbeiter bekommen


einenVirus-Bonus


Belohnung für Arbeit in Supermärkten und Logistik


Mediasetknöpft sichPro Sieben Sat 1vor


Der italienischeFernsehkonzernerhöht seinen Einflussaufden deutschenKonkur renten erheblich


Rhön-Klinikengerüstet


Übernahmeangebotnochnicht eingegangen


FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MITTWOCH, 25.MÄRZ 2020·NR.72·SEITE 19

Free download pdf