Der Standard - 20.03.2020

(Ann) #1

DERSTANDARD Inland FREITAG,20.MÄRZ2 02 0| 9


Holmich


vonder


Straße!


http://www.abfall.wien.at

Spardir die Strafe


vonmindestens€50,-


Gackerl

ins Sackerl!

BezahlteAnzeige

Wiener Genossen diskutierenDirektwahl


SPÖ-Parteichefin Rendi-Wagner lässtdie roten Mitglieder über ihreZukunft entscheiden.Währenddessenwünscht
sich so mancherWiener Bezirk mehr Mitbestimmung für die Basis bei derWahl des Bundesvorsitzes.

der oder die Gewählte eine Politik
vertritt, die die Wähler goutieren.
Höferl plädiert daher dafür, die
Mitglieder eher über den inhaltli-
chen Kurs abstimmen zu lassen.
Der Vorsitzende der SPÖ Her-
nals, Josef Cap, kann einer Direkt-
wahl wiederum durchaus etwas
abgewinnen. Auch in seinem Be-
zirk wurde kürzlich ein dahinge-
hender Antrag beschlossen. Cap
wünscht sich eine Arbeitsgruppe
in der SPÖ, in der ein konkreter
Plan dafür ausgearbeitet werden
soll. „Ohne ein Modell ist eine Di-
rektwahl sinnlos, es braucht aber
eines, das durchführbar ist“, sagt
Cap. Es dürfe nicht in „17 Kandi-
daten und sechs Monate“ Selbst-
beschäftigung ausarten, wie Cap
dieWahlderGenosseninDeutsch-
land überspitzt kritisiert.
Der ehemalige Parlamentarier
beobachtet vor allem den Versuch
des Linzer Bürgermeisters Klaus
Luger auf Kommunalebene. Auch
wenn er nun wegen der Corona-
Krise vorerst auf unbestimmte Zeit
verschoben wurde. Seit Montag
sollten die Linzer SPÖ-Mitglieder
eigentlich ihren Bezirksparteivor-
sitzenden sowie Kandidaten für
dieBürgermeister-Direktwahl
in Linz wählen können. Gesund-
heit soll nun vorgehen, aber die

D


asersteMalinderGeschich-
te der SPÖ lässt eine Partei-
chefin über sich selbst ab-
stimmen. In der trotz Corona-Kri-
se nach wie vor laufenden SPÖ-
Mitgliederbefragung geht es um
die Zukunft der Vorsitzenden Pa-
melaRendi-Wagner.Wienachhal-
tig sie sein wird, bleibt angesichts
der niedrigen Umfragewerte der
SPÖabzuwarten.Gleichzeitigwird
in einigen roten Wiener Bezirks-
parteien der Ruf nach einer noch
stärkeren Einbindung der Mitglie-
der lauter. Aus ihrer Sicht könnte
eine „echte“ Direktwahl des Bun-
desvorsitzes ein geeignetes Mittel
dafür sein. Dass der Wiener Lan-
desparteitag Mitte Mai–sofern er
in Zeiten von Corona stattfinden
kann–einen Konsens für diesen
Vorschlag bringt, glaubt niemand
ernsthaft. Aber es soll darüber dis-
kutiert werden, wünschen sich ei-
nige Genossen. Jedenfallsmehr als
früher.
Ein Bezirk, der einen Antrag
zweierroter Jugendorganisationen
unterstützt hat, ist Ottakring. „Ich
bin dafür“, sagt diestellvertretende
Bezirksparteivorsitzende und Ab-
geordnete Nurten Yilmaz. „Wenn
wir mehr Leute in der Partei ein-
binden möchten, müssen wir be-
denken, dass sie mehr Ansprüche
haben als vor 50 Jahren.“ Irgend-
wannmüssesichdieSPÖdaranan-
passen und etwas probieren. „Das
wirdunserer Bewegungnichtscha-
den.“ Der Vorwurf, dass Vorsit-
zende und Kandidaturen hinter
verschlossenen Türen ausgemacht
würden, sei zwar ein „gemeiner“,
weil diese Entscheidungen schon
jetzt demokratisch verliefen, sagt
Yilmaz, „die Direktwahl könnte
diesen Vorwurf aber zurückzu-
drängen“.
Etwasgespaltenersiehtmandas
in der Leopoldstadt. Dort wurde
ein Antrag auf Direktwahl „knapp“
angenommen, sagt Hannes Jaro-
lim, der Chef der Bezirkspartei.
Der frühere Abgeordnete steht
dem Thema zwar offen gegenüber,
hat aber in der Bezirkskonferenz
dagegen gestimmt. Er sieht den
Antrag der roten Jugend als eine
„Hauruckaktion mit Protestge-
halt“. Eine Direktwahl verlange


nach einer intensiven Diskussion,
damit am Ende die Sachlichkeit
im Vordergrund stehe und sich
nicht „die Egomanen mit ihren
Ellbogen und die Show durchset-
zen“, sagt Jarolim.
Die Diskussion über eine Direkt-
wahl des Bundesvorsitzes ist nicht
neu. Durch den Mitgliederent-
scheid bei der deutschen Schwes-
terpartei SPD 2019 wurde sie aber
wiederbefeuert.Dorthabesiefunk-
tioniert, argumentiereneinige Wie-
ner Genossen.

Linz probiert’s
Andere sehen die Erfahrung der
SPD als einen Grund gegen die Di-
rektwahl. „Soweit ich das sehe,
gibt es dort durch die neuen Vor-
sitzenden keinen deutlichen Zu-
spruch bei den Wählern“, sagt An-
dreas Höferl, roter Klubdirektor
im Rathaus und Bezirkschef in
Währing. Selbst die Parteimitglie-
der hätten sich wenig für die Vor-
sitzwahl interessiert. Nur knapp
mehr als die Hälfte der stimmbe-
rechtigten 425.630 SPD-Mitglie-
der stimmte ab. „Man kennt die
Leute oft zu wenig“, meint Höferl.
Das sei bereits im Bezirk schwie-
rig, auf Landes- und Bundesebene
umso mehr. Eine Direktwahl sei
auch keine Garantie dafür, dass

Idee bleibt: „Künftig sollen alle
Spitzenkandidaten aller Ebenen
durch die Mitglieder legitimiert
werden“, sagt die Linzer Bezirks-
geschäftsführerin Claudia Hahn.
Luger hat keinen Gegenkandida-
ten–noch, meintHahn: „Das müs-
sen wir alle gemeinsam als Orga-
nisation noch lernen.“ Vielleicht
gebe es beim zweiten oder dritten
Mal schon mehr Kandidaten. „Es
ist kein Fehler, wenn sich mehre-
re Kandidaten einer Vorwahl stel-
len und dadurch ihre Positionen
schärfen. Dann haben die Mitglie-
der eine echte Wahl“, sagt Hahn.
Mit der Direktwahl ist auch eine
Mitgliederabstimmungverbunden.
Sechs Fragen werden gestellt, die
meistenzuteilskontroversenstadt-
politischen Themen, etwa zu Vi-
deoüberwachung im öffentlichen
Raum.DieMitgliederwerdenauch
gefragt, ob sie das Linzer Modell
der Direktwahl auf Land und Bund
ausweiten wollen.
Der Zukunftskongress der Bun-
des-SPÖ, der über Rendi-Wagners
Zukunft entscheiden könnte,
kommt dem Ergebnis der Linzer
Befragung wohl zuvor. Ob er Coro-
na-bedingt stattfinden kann, wird
erst entschieden. Bis dahin bleibt
auchoffen,obdieCorona-Kriseder
Ärztin eher nützt oder schadet.

Davina Brunnbauer, Jan Michael Marchart

Erhofft sich eine Stärkung durch die roten Mitglieder: SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner.

Foto:APA

/J

ohannGroder

Fensterscheiben der
ÖVP-Zentralezerschlagen
Wien–Unbekannte haben die Au-
ßenscheiben der ÖVP-Bundespar-
teizentrale in der Wiener Lichten-
felsgasse offenbar mit Wurfge-
schoßen beschädigt. Die großflä-
chigen Glasscheiben im Erdge-
schoß sind teils stark zersprun-
gen. Die Tat sei Donnerstagfrüh
bemerkt worden und wurde zur
Anzeige gebracht. Generalsekre-
tär Axel Melchior hält den Vorfall
für „demokratiepolitisch höchst
bedenklich“. (red)

SPÖNiederösterreich will
älterenMitgliedern helfen
St. Pölten–Die niederösterreichi-
sche SPÖ startet eine Hilfsaktion
für ältere Mitglieder. Es geht zum
Beispiel um Hilfe beim Einkaufen.
Der Service steht nur Mitgliedern
der SPÖ offen. „Natürlich werden
wir auch bei anderen Notfällen,
die an uns herangetragen werden,
die Betreiber lokaler Hilfsaktio-
nenbzw.dieGemeindeninformie-
ren“, sagte SPÖ-NÖ-Chef Franz
Schnabl. (red)

KURZGEMELDET


CORONAVIRUS

Free download pdf