Frankfurter Allgemeine Zeitung - 09.03.2020

(singke) #1

SEITE 20·MONTAG,9.MÄRZ2020·NR.58 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


In den letzten Auftritten hatOlaf Berlien
stets sei ngutes Verhältnis zu Alexander
Ever ke hervorgehoben,als wärensie
ziemlichbeste Freunde;der eineVor-
standsvorsitzendervonOsram ,der ande-
re Vorsta ndschefdesösterreichischenSen-
sorhersteller sAMS,dervordemunmittel-
barenVollzugderÜbernahmedes Münch-
ner Lichttechnik konzernssteht. Erst auf
der HauptversammlungvordreiWochen
hob der seit 2015amtierendeOsram-
ChefBerlien das harmonische Arbeitskli-
ma hervor. Man duze sichund: „Alexhat
mir eine SMSgeschickt, heute Morgen“,
wie der57JahrealteManagersagte.
So prima scheint dasVerhältnis aller-
dings dann dochnicht zu sein. Esgeht
eher geschäftsmäßigkühl zu;wasnicht
verwundert, hat sichBerlien dochlange
und heftiggegenden Vorstoßaus Ös ter-
reich gewehrtund er st die Kehrtwende
gemacht, als es nicht mehr andersging.
Die Hinweise verdichten sich, dassBer-
lien nicht mehr vielZeit an der Spitze
desimJuli 2013vonSiemens an die Bör-
se gebrachtenTraditionsunternehmens
verbringen dürfte. Die anstehendeau-
ßerordentliche Hauptversammlung im
Sommer–denkbarwäre der August–
werdeernicht mehr mitmachen, heißt
es.Auf dem Aktionärstreffen sol lder B e-
herrschungs- und Gewinnabführungs-
vertrag zwischen AMS und Osram be-
schlossenwerden, wasdas Ende derUn-
abhängigkeitbedeutet.Das, sagt ein Be-
obachter,werde er sichnicht antun.
Nahrung haben die Gerüchtedurch
die amFreitagabend nachBörsenschluss
bekanntgegebene Personalie bekom-
men: Osram-Finanzvorstand Ingo Bank
wechselt am 1. Mai in dergleichenFunk-
tion zu AMS in Premstätten bei Graz. Er

ersetzt den imZuge der Übernahme mit-
unter überforderten MichaelWachsler-
Markowitsch, der 2022 in den AMS-Auf-
sichtsratgehen soll. Der 1. Mai, darauf
deutet einiges hin,könntedas Datum für
den Vollzug derÜbernahmevonOsram
sein. DervonbeidenUnternehmen mit-
geteilteWechsel istmit Blickauf die an-
stehende schwierigeIntegrationvon Os-
ram in AMS eine nachvollziehbareEnt-
scheidung. Denn mit dem 51 Jahrealten
Bank,der 2016 zu Osramkam, holen
sichdie Österreicher Expertise für die
Kärrnerarbeit in denVorstand.
Für Berlienist die Personalie zu die-
semZeitpunkt ein Affront.Die Entschei-
dung bedeutet,dasserkeine Chancen
hat, in den AMS-Vorstand einzutreten–

wasimÜbrigen ohnedies manche an-
zweifelten.Auchdas is teine nüchterne
und nachvollziehbareEntscheidung.
Denn Berlien hättenicht nurvomNa-
turell her Schwierigkeitengehabt, sich
als ehemaliger Chef dergrößeren Os-
ramdem neuenKollegen Everke von
der deutlichkleineren AMS unterzuord-
nen. Die Arbeitsatmosphärewäre–
trotzFreundschaftsbekundungen–we-
gender Vorgeschichtedauerhaftange-
spanntgewesen. Zudem istdem Osram-
Vorstand in der Übernahmevereinba-
rung, die Berlien nochimFebruar als
„Ehevertrag“ mit einem Zusammen-
schlussauf Augenhöhe lobte, nur ein
Sitz an der AMS-Spitzezugesichertwor-
den. Der istnun besetzt, Berlienraus.
Inden nächstenWochen wirddie Über-
nahmeabgeschlossen sein.ErstEndeFe-
bruar hatAMS seinen im Eigenbesitzbe-
findlichenAnteil von19,99auf 20,12 Pro-
zent aufgestockt und damitein Signalge-
geben.Die südkoreanischeKartellbehör-
de,die di egenehmigungspflichtigeHür-
de au f20Prozentfestlegt,hat demnach
dieAkquisitionbewilligt. Ande re Zustim-
mungenstehennochaus, stellenaber
wohl keineSchwierigkeiten dar.Mit den
ei genenAktien undden vonAktion ären
angedientenTiteln hat AMSZugriff auf
60 Prozentvon Osram,zugleic haberden
Kauf weiterer Aktien über dieBörse ange-
kündig t. Schon jetztreicht der Anteil für
denBeschlussdes Organvertragesmit Os-
ramauf de rHauptversammlung aus,der
75 Prozentder an wesendenStimmen er-
fordert. Olaf Berlien dürftedannnicht
mehrauf de mPodium sitzen. Erkönnte
deutlichfrühe rausscheiden–etw awenn
AMS denVollzug desErwerbs vonOs-
Olaf Berlien FotoAFP ramvermeldet. RÜDIGERKÖHN

S


eit 15 Jahren gibt es Youtube.
Wasmit einem banalenTiervideo
startete,entwickeltesichüber die
Jahrehinwegzueinem Milliarden-
geschäf tund einem dergrößtenPortale
der Unterhaltungswelt.Mit Youtubekön-
nen es die Gründerder in Mannheim an-
sässigen mehrsprachigenVideoplattform
Alugha GmbHnochlangenicht aufneh-
men. DochBernd Korz und Gregor Grei-
nertsind mit einer Idee angetreten, die
nachAngaben der beiden 50 Jahrealten
Gründer inder digitalenWelt bislang
weitgehend einmalig ist.

Die Softwaredes im April 2014gegrün-
dete nStart-upskann jedesVideo im Inter-
netinmehrsprachigeFormateumwan-
deln.PotentielleÜbersetzer liefertdas
jungeUnternehmen mit 38 Mitarbeitern
auf einer eigenen, offenen Vermittlungs-
plattformgleichmit.Auf die Idee für die
Softwareist Korz schonvorlängererZeit
geko mmen. Einstbauteerein altes Bau-
ernhaus in der Pfalz um undveröffentlich-
te dazu gleichfalls Erklärvideos über die
einzelnenArbeitsschritte. „Immer wieder
hat es Anfragengegeben, dieFilmeauch
in anderen Sprachen hochzuladen“, sagt
der ausgebildete Betonbauer.Dochdies
sei eingroßerAufwand. Denn bislang
mussinder Regeljeder einzelneFilm in
der entsprechenden Sprache insNetz ein-
gestellt werden. Unddann sei ihm der Ein-
fall geko mmen, eine Plattformzuentwi-
ckeln, die es ermögliche, ein einzigesVi-
deo in beliebig vielen Sprachen abzuspie-
len. EigentlichwollteKorzein entspre-
chendes Programm entwickeln lassen.
Dochdie veranschlagtenKosten vonda-
mals 800 000 Eurofür den Prototyp seien
nichtfinanzierbargewesen. Nunkommt
sein Sohn Niklas ins Spiel, dem ervonsei-
nem Vorhaben erzählte.WenigeTagespä-
terklapptder damaligeComputerfreak
beim Abendessen seinen Laptopauf und
präsentiertseinemverdutztenVaterei-
nen Protot yp des Programms.UndKorz
seniorstaunt nicht schlecht, als er sieht,
dassdieser funktioniert.
UndimJahr 2012kommt Gregor Grei-
nertins Spiel. Der Betriebswirtkommt
aus dergleichnamigenUnternehmerfami-
lie, die als Anteilseigner beimRöchling-
Konzernund dem Sanitärhersteller Dura-
vit bekannt ist. Greinertwartetnochein
Jahr ab, bis er sichentscheidet, bei dem
Unternehmen mitzumachen. Dann ister
so weit, um die Softwarevorzufinanzie-
ren. Über die Jahre hinwegseien 2,6 Mil-
lionenEuroindas Start-upinvestiertwor-
den, sagt er.Die Kosten umfassen aber

nicht nur die Entwicklung, sondern
gleichfalls Marketing, Videoproduktio-
nen, Messen sowieReisen. Greinertund
Korz,die sic hschon seit Jahrenkennen,
sind HauptanteilseignervonAlugha. Der
Name setztsichaus Arabisch „A“und Sua-
heli „lugha“ zusammen und bedeutet auf
Deutschübersetzt „eine Sprache“, wie
Korz berichtet,der dasUnternehmen zu-
erst eigentlich„Speak me“ nennenwoll-
te.„Docheine Suche in Google ergab,
dassesdortfür den Begriff schon mehre-
re MillionenTreffergab.“ Alugha hinge-
gensei nur zehnmal in der Suchmaschine
aufgetaucht.
In diesem Jahr plant dasUnternehmen
einenUmsatz vonrundeiner Million
Euro.Zu seinen Kunden zählen kleineUn-
ternehmen und auchgroße Konzerne. So
sei einKunde der ChemiekonzernBASF.
Er habe interne Schulungsvideos in zehn
Sprachen übersetzen lassen, sagt Greinert.
Die beidengeschäftsführenden Gesell-
schaf tersehen aber nicht nur beigroßen
Unternehmen einenwachsenden Markt,
sonderngleichfalls bei kleinenFirmen.
„Übersetzungen sind normalerweise sehr
teuer.Das können sichMittels tändler
oder der Selbständigenur selten leisten“,
sagt Greinert. Unddaüber ihrePlattform
gleichfalls derKontakt zu potentiellen
Übersetzernder Videos hergestellt wird,
macht es das Ganze erheblichbilliger.
„Wir wollen Übersetzung dekarbonisie-
ren“, sagtKorz.Erund sein Mitgründer
halten den Markt fürriesig. Sieverweisen
darauf, dassbei Youtube injeder Stunde
massenweise Videos hochgeladenwer-
den. Mehr als 500Stunden Materialwer-

den dortinjeder Minute vonNutzernein-
gestellt.
Als potentiellerÜbersetzerkommt bei
Alugha jeder inFrage, der die entspre-
chend nachgefragteSprache spricht und
seine Dienste anbietet. Inzwischen seien
mehr als 10 000 entsprechendePersonen
registriert.Wasdas Start-up für dieVer-
mittlungkassiert, istGeschäftsgeheimnis.
Darüber spricht das Gründerduo lieber
nicht öffentlich und betont:„Wirsind kein
Übersetzungsbüro.“Wichtigsei, dassMen-
schen diese Arbeit leistete n. Über den
Alugha-Playerwerden dieVideos automa-
tischabgespielt. Die Sprache des Browsers
diene dabei der Orientierung, erläutert
Korz,der vorseinem Einstieg in die Soft-
wareindustrie in derBaubranchebeheima-
tetgewesen war. Er warmit seinemUnte r-
nehmenetwa beim Bau desVolksparksta-
dions in Hamburgoder des Bundeskanz-
leramts in Berlin mitvonder Partie.
SpäterwarerVorstandschef eines Soft-
wareunternehmens, das ein Betriebssys-
temherstellte. „2005 habe ichalles verlo-
ren“, sagt er.Erhabe zehn Jahrege-
braucht, um dieganze Sache zu bewälti-
genund für sichdamit klarzukommen.
Damit hatKorz aber eine Erfahrung vie-
len Gründernvoraus, die des Scheiterns.
„Rüc kschlägeverd aut man einfacher,
wenn man wieder Erfolg hat“, fügt sein
Partner Greinerthinzu. Beide sehen in ih-
remGeschäftsmodell zugleichdie Chan-
ce, etwasfür das Klima zu tun. Mankön-
ne viel Serverplatz und Energie sparen,
wenn man nicht mehr für jede Sprache
ein Extravideo brauche, argumentieren
die beiden.

Aufder Plattformvon Alugha sind in-
zwischen 10 000Videos eingestellt.Im
Durchschnitt sind dieFilme mitdreibis
fünf Sprachenversehen –zumeistinEng-
lisch, Deutsch, Spanisch, Arabischund
Chinesisch. Bei den Clips handeltessich
überwiegend um solche aus dem Bereich
Erklär-und Bildungsvideos. Letzteresei-
en oftmals in Englischbereitgestellt.
„DochwoBildungfehlt, wirdnicht so oft
Englisch gespro chen“, gib tKurzzubeden-
ken. BetriebswirtGreinertsieht in mehr-
sprachigenVideo gleichfalls die Chan-
cen, dassUnternehmen sie nebenMarke-
ting auchzum Erklären ihrer Produkte
einsetzen können. Beispielsweise die
Pharmaindustrie, wie ein Medikament
richtig eingesetztwerde.
Korz istauchschon mehrmals in den
VereinigtenStaatengewesen –sowohl in
NewYorkals auchimSiliconValley, um
das Softwareunternehmen aus Mannheim
bei Gründerwettbewerben vorInvestoren,
Risikokapitalgebernund Vertretern der
großen IT-UnternehmenvonGoogle &
Co zu präsentieren. „Dabei ging es mir
darum, den amerikanischen Markt zuver-
stehen und Ideen für dieTechnik zu be-
kommen“, sagt er.Außerdem habe er da-
bei in SachenVertrieb einiges dazuge-
lernt .Die beiden Alugha-Macher sindvon
ihrer Idee überzeugt.Verkaufen wollen
sie ihreAnteile nicht.Eshabe schon ein
paar Angebote gege ben, sagenKorz und
Greinert. Eventuellkönnteaber langfris-
tig einmal einstra tegischerPartner hinzu-
kommen, um den amerikanischen Markt
erobernzukönnen. Das ist aberZukunfts-
musik. OLIVER SCHMALE

MENSCHEN UND WIRTSCHAFT


tag. MAINZ.Der Chemiekonzern
BASF weitet sein Engagement für Batte-
riechemikalien aus.Nach dem derVor-
stand MitteFebruar die Pläne für ein
speziell auf Batteriechemikalien ausge-
richtetesWerkimbrandenburgischen
Schwarzheide abgesegnethatte, kün-
digt er nun denAusbau des zweiten eu-
ropäischen Werkes im finnischen Harja-
valtaan. Dortsollen nachdem Willen
der BASF künftig Batterien recycelt
werden, so dassein „geschlossener
Kreislauf zurWiederverwendung der in
den Altbatterien enthaltenen kriti-
schen Metalle“ entstehe.
Eine entsprechende Absichtserklä-
rung habenBASF,der russischeRoh-
stofflieferantNornickelund der mehr-
heitlichstaatlichefinnische Energie-
konzernFortumgeschlossen. Ziel der
drei sei es,vorOrt ein Batterie-Recyc-
ling-Clusterzuschaffen. Die Höhe der
Investitionen nannteBASF nicht.Um
vondem erwarteten Anstieg derNach-
fragenachAntriebsbatterien und den
dafür ausgelotetenSubventionen zu pro-
fitieren, hatteder Konzernneben der
bestehenden Produktion in Amerika
und Asien auchzweiWerke in Europa
angekündigt.Beide sollen 2022 in Be-

trieb gehen und zunächstKathodenma-
terial für bis zu 400000 Batterien im
Jahr liefern. Dabei soll dasWerk in
BrandenburgVorprodukte aus Finn-
land verarbeiten. Als Gesamtinvestiti-
on hatteBASF dafür 400 Millionen
Eurogenannt.Spekulationen, allein im
brandenburgischen Werk könnteder
Konzerneine halbe Milliarde Euroin-
vestieren, kommentiertder Konzern
mit Verweis aufWettbewerber nicht.In
Finnlandwollen die drei Projektpart-
ner nachAngaben einerBASF-Spreche-
rinvor allem diefür Lithium-Ionen-Bat-
terien wesentlichen Metalle Nickel, Ko-
balt, Lithiumund Mangan aus alten Bat-
terien gewinnen und wieder in den Pro-
duktionskreislauf bringen.Fortum ist
nacheigenen Angaben in der Lage, die
Rück gewinnungsratevon aktuell 50
Prozentdurch neueTechnologien auf
mehr als 80 Prozentzuerhöhen. Durch
die Verwendungvonrecycelten Metal-
len kann dieCO 2 -BilanzvonElektro-
fahrzeugen nachEinschätzung der be-
teiligtenUnternehmen „erheblich“ver-
bessertwerden.Noch keine Angaben
machten sie dazu, wie die alten Batte-
rien eingesammelt und nachFinnla nd
transportiertwerden sollen.

Gregor Greinert(links) und BerndKorz,die Gründer des MannheimerVideoportals Alugha FotoMarcusKaufhold

mec. FRANKFURT. DasStadio ndes
aktuellen Tabellenzwölften der Bun-
desliga, Eintracht Frankfurt, könnte
scho nbald „Deutsche-Bank-Arena“
heißen.Der Vorstandschefder Deut-
schen Bank,Christian Sewing,verhan-
delt derzeitmit de mVerein übereine
tiefgehendeKooperation,Namensrech-
te fürdas Fußballstadion inklusive.
Das berichtet die FrankfurterAllgemei-
ne Sonntagszeitung. EineVereinba-
rung für das51500 Zuschauer fassen-
de Stadion, dasderzeit noch„Com-
merzbank-Arena“heißt, steht vordem
Abschluss, die Gespräche seienweit
fortgeschritten.Die Bankwolltesich
dazu nicht äußern,ebensowenig Ein-
tracht-Vorstand Axel Hellmann. Die
Namensrechtewerden zur neuenSai-
son neu vergeben, und so wieesaus-

sieht, hat dieDeutsche BankguteChan-
cen, die Konkur rentin auszustechen.
Diese istseit der Eröffnungdes Stadi-
ons 2005Namensgebergewesenund
soll zuletzt mehrals drei Millionen
EuroimJahrdafür gezahlt haben.
Verhandlungspartner isterstmals
der Verein, der dasStadionbetreibt
undverma rktet, und nicht mehr eine
zwischengeschaltetestädtische oder an-
dereEinrichtung. Den Fans wurde
schon versprochen,dasskünfti gdie
Vereinsfarben Schwarz-Weiß-Rotin
den Vordergrund rücken sollen undda-
mit die Betonungder Commerzbank-
Farbe Gelbendensoll. DieFrankfurter
Arenagehört zu den zehnStadien, in
denen im Jahr 2024die Fußball-Euro-
pameisterscha ft in Deutschland ausge-
tragenwerden soll.

ami. WIEN.Deutschland undFrank-
reich arbeiten daran,Polen undUngarn
haben sie schon, da will die Slowakei
nicht beiseitestehen, beim Bau einerFa-
brik fürBatterien, die demnächstMillio-
nen Autosumweltfreundlichund
CO 2 -arminEuropa antreiben sollen.
100 Millionen Eurosollen in einem ers-
tenSchritt in vestiertwerden. Bis Ende
2004 soll der Betrag dannauf ein eMilli-
arde Euroverzehnfachtwerden. Die
Zahlen zeigen, dassder Gründervon
Ino-BatAuto,Marian Bocek,als Fi-
nanzmanager und Technologie-Inves-
torgewohnt ist,mit großenZahlen zu
hantieren.
DochauchkleinereBeiträg esind Bo-
cek sehr willkommen, um dasgroße
Ziel zu erreichen, der „erstegroße euro-
päische ProduzentvonAutobatterien“
zu werden. Dafür mussernur nochden
2017 alsStart-up mit einer ähnlichenVi-
sion gegründetenschwedischen Batte-
riehersteller Northvolt überholen.Auch
damit darausetwaswird, hat sichimFe-
bruar die slowakischeRegierung mit 5
Millionen EuroamBoceksIno-Bat
Auto beteiligt.
Anfang Märzerklärte er nun, dieFi-
nanzierung für den Bau eines For-
schungs- und Entwicklungslaborswie
aucheiner Pilotanlagefür die Batterie-
fertigungstehe weitgehend. Begonnen
werdeimzweiten Quartal, Endekom-
menden Jahreswürdendie er sten Batte-
rien ausgeliefert. Im Gesprächmit der
F.A.Z. kündigt er an: „Danachwollen
wir mit dengroßen Anbietern auf dem
Niveau vonGigafabriken konkur rie-
ren.“
Das Ziel isteine Zehn-Gigawatt-Fa-
brik ,großgenug, um Batterien für
240 000 AutosimJahr auszustoßen.
Die geplanteGigafabrikwerde„Euro-
pa an die Spitze derweltweitenAuto-
batterie-Industriekatapultieren“, heißt
es vollmundig. Dabeiexistier tdie Batte-
rieproduktionvon Ino-BatAuto bisher
nur auf demReißbrett. Bocek irritiert
das bei seinen anspruchsvollen Plänen
offenkundig nicht.
Er is tzwarSlowake,aber Heimatver-
bundenheit istnicht der Grund für das
EngagementinTrnavaunweit vonBra-
tislava (Pressburg). „ImUmkreisvon
200 Kilometerngibt es neunAutoher-
steller,nirgendwoist die Konzentration
vonProduzenten undZulieferernhö-
her“,rechnet er vor. Undinkeinem
Land derWelt werden mehrAutosje
Einwohner produziertals in der Slowa-
kei. Für dieRegierung istesdeshalb
wichtig,dassdasLandbeimUmstieg
auf Elektromobilitätvornedabei ist.
Für Bocekdagegen wirdeswichtig
sein, Abnehmer für seine Batterien zu
finden.„Wir sind mit mehrerenHerstel-
lernaus dem Premium-Segment im Ge-
spräch“, sagt ervage.Sehr konkret,fast
vollmundig, sind dagegen dieVerspre-
chungen, die er seinenkünftigenKun-

den macht. Das istnicht weniger ,„als
dieMachtbalance zwischenAutohe rstel-
lernund Batterieproduzenten zuverän-
dern“.
Denn heutesei die Lagedoch so: 90
Prozent der in Europaverbauten Batte-
rien kämen aus Asien, meistaus China.
Da müsse sichder Autobauer nachder
Decke streck en und nehmen,waserbe-
komme. Heutemüssten dieKonzerne
ihreFahrzeugenachVorgaben der Batte-
rieherstellerplanen, Ino-BatAuto wer-
de dasVerhältnis umdrehen:„Wir wer-
den Batterien maßgeschneidertnach
den Spezifikationen der Hersteller lie-
fern.“ DazugehörtenkürzereLadezei-
tenund eine längereLebensdauer für
die Energiepakete.
Die technologische Basis dafür brin-
ge der amerikanische Energietechnik-
spezialistWildcat Discovery Technolo-
gies aus San Diego mit,Kapital steuere
der auf Infrastrukturtechnik spezialisier-
te Vermögensverwalter IPM Groupzu,
den Bocek mitgegründethat.Beide Ge-
sellschaftengehören direkt oder indi-
rekt zum Kreis der Ino-Bat-Auto -Gesell-
schaf ter. Weil dieweitgehend unbe-
kannt sind, setzt mangern auf dieWer-
bewir ksamkeitvonGreen-Tech-Milliar-
dären wie RichardBranson oder Bill
Gates, die dortauchengagiertseien.
Bocekverweistauchauf industrielle
Partner aus derRegion. Derstaatliche
tschechische EnergiekonzernCEZ,der
selbstüber eine Batteriefertigung in
Tschechien nachdenkt, sei mit an Bord.
Das gelte auchfür denstaatlichen unga-
rischen EnergiekonzernMOL. Ein stra-
tegischerPartner sei der deutsche Spezi-
almaschinenbauerManz,der Anlagen
zur HerstellungvonLithium-Ionen-Bat-
teriezellen und -Syste men undKonden-
satoren im Angebothat.
Allerdings istdie Wettbewerbslage
ein wenig unübersichtlich. InPolen und
Ungarn entstehen derzeit schongroße
Batteriefabrikenkoreanischer Investo-
renwie LG Chem oder SK Innovation.
Mit Unterstützungder EU-Kommissi-
on, die fürsErste 3, 2Milliarden Eurolo-
ckergemacht hat, machen sichderzeit
viele Staaten daran, Batteriefabriken
zu bauen: Italien, Spanien Belgien,Po-
len, Schweden,Finnland,Frankreich,
Deutschland.Volkswagen will derweil
in Salzgitter eine Batteriefabrik ohne
öffentliche Gelder errichten.
Auch die Slowakeiist Teil dieses „eu-
ropäischen Batterieverbunds“. Deshalb
hofft Bocek auf öffentliche Hilfenvon
der EU undvonFörderbanken für sein
Batterieprojekt in Trnava.Indem
65 000-Einwohner-Städtchen nordöst-
lichvon Bratislava will auchder franzö-
sische AutokonzernPSA Batterienfür
Elektro- und Hybridautos seiner Mar-
kenPeugeot, Citroën und DS montie-
renlassen. Die Zellen werden aller-
dings zugekauft, vonLGChem und
dem chinesischen AnbieterCAT.

Olaf Berlien zählt dieTage


Ein Video, viele Sprachen


Die Gründer


Der missglückteScherzhatteimösterrei-
chischen Blätterwald fürAufregungge-
sorgt. Hattedochder Präsident derWirt-
schaftskammer,Harald Mahrer,auf dem
Opernball in dieFernsehkameragesagt,
er trinkedortnur Mineralwasser,„weil
wir sorgsam mit den Mitgliedsbeiträgen
umgehen“. DieTatsache, dassdieseMine-
ralwassersause die Mitglieder 23 600
Euro alleinfür das Mietender Logegekos-
tethatte, suchteermit Repräsentations-
pflichten zu erklären.Keinen Monat spä-
terbleibt festzuhalten: Die Mitglieder ha-
ben ihm das nicht krummgenommen. Bei
den amFreitag beendetenWahlen hat
der 46 JahrealteBetriebswirtund Ge-
schäftsmann die Stimmenmehrheit sei-
nes konservativen „Österreichischen
Wirtschaftsbunds“ ausgeweitet:Statt 66
Prozent beträgt sie nun 70 Prozent,gemes-
sen an den Mandaten entfallenfast drei
vonvier auf denWirtschaf tableger der
Öster reichischenVolksparteivon Bundes-
kanzler SebastianKurz.Auf dieWahllis-
tender Sozialdemokratieund Grünenent-
fielen jeetwa 10 Prozent derStimmen,
die Freiheitlichen schrumpftenauf 6Pro-
zent.Von den 540 000 Zwangsmitglie-
dernnahm indes nur ein Drittel sein
Rechtwahr.Gleichwohl hat Mahrer,seit
2018 Präsident,ein starkesErgebnis ein-
gefahren.Wirtschafts- und Arbeiterkam-
mer,Letzter etraditionell SPÖ-nah, sind
Selbstverwaltungsorgane, die in Öster-
reich stärker als in Deutschland aktiv in
die politische Entscheidungsfindung ein-
gebunden sind. Mit Mahrer,dem früheren
Bundeswirtschaftsministerund Aufsichts-
ratschef derNationalbank,hat Kurz wei-
terhin einen treuen Bundesgenossen an
der Spitze derWirtschaftskammer. ami.

Deutsche Bank entdecktFußball


FrankfurtsStadion nicht mehr in Commerzbank-Gelb


Attackeauf Asiens


Batteriehersteller


Ein Tech-Investor in der Slowakeiplant Großes


Um einVideoglobal


zugänglic hzumachen,


muss man Versionen in


unterschiedlichen


Sprachen herstellen –


bisher.Bei Alugha ist


jedes einzelneVideo


vielsprachig.


Mahrer legt in


Österreichzu


Kreislauf für Metalle


BASF will Batterien inFinnlandrecyceln

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