Frankfurter Allgemeine Zeitung - 09.03.2020

(singke) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Unternehmen MONTAG, 9.MÄRZ 2020·NR.58·SEITE 21


M


itten im Gewerbegebietam
Stadtrand vonFrankfurt
fällt das Firmenlogo von
KroneFischkaum auf.Statt-
dessenverstellen die hohenFassaden der
umliegenden Supermärkte sowie derriesi-
ge Park platz für die Sattelschlepper den
direkten Blickauf dieZentrale im hessi-
schenSteinbach. So ernüchternd der ers-
te Eindruckausfällt, so lebendig istdas
Ambiente, in dem die 32 Mitarbeiter des
Fischg roßhändlersarbeiten.Vorbei an ei-
nem Aquarium mit buntenZierfischen er-
reicht der Besucher einen Flur,der zu hel-
len,luftigenBürosführt.Dabeischaffen
bunt dekorierte Gemeinschaftsräume so-
wie Poster vonFjordlandschafteneine lo-
ckereStart-up-Atmosphäre, in derein jun-
gesTeam den informellen Umgang
pflegt.
„Wir sind einFamilienbetrieb, der so-
fortentscheidenkann und seine Beschlüs-
se schnell umsetzt“, umschreibt Lars
Knoblochdie Dynamik seiner Beleg-
schaf t. Er is tzusammen mitRalph Ziegel-
meier einer der Mitinhaber der 1972ge-
gründetenKrone GmbH. Im Gegensatz
zum ehemaligen Geschäftspartner,der
sichMitte2018 aus privaten Gründen zu-
rückzog, istder 50 JahrealteUnterneh-
mer imTagesgeschäftvon Krone aktiv.
Dortsteuertermit Einkauf, Logistik und
Finanzen die Schlüsselressorts.
Als GroßhändlervonFischprodukten
versteht sic hKnoblochals eine ArtMitt-
ler zwischen mächtigen Handelskonzer-
nen und einer ScharvonFischzüchtern,
die meistimhohen Norden und in Skandi-
navien zufinden sind. Seineverarbeite-
tenFischproduktebezieht Kronevon16
Betrieben aus Ländernwie Litauen oder
Polen, in denen insgesamtetwa 5000 Mit-
arbeiter beschäftigt werden. Über den
Zwischenstopp in Steinbachwerden dann
bis zu 10 500Tonnen FrischwareimJahr
über Speditionen direkt angroße Abneh-
mer wie Aldi,Rewe &Co. sowie ins be-
nachbarte Au slandgeliefer t.
Im Zuge des jüngstenRevirements bau-
te Knoblochdie Chefetagemit weibli-
chen Führungskräftenaus. Seitdem istan

seiner SeiteauchEhefrau Mirjam alswei-
tere Geschäftsführerintätig. Die 39 Jahre
alteManagerin sammelte nachihrem
MBA-Studium in mittelständischenUn-
ternehmen sowie zuletzt beim Markenar-
tikler Coca-Cola Erfahrungen in der In-
dustrie, bevorsie in dieFührungsriege
vonKrone rückte. Dortverantwortetsie
Marketing undVertrieb. Flankiertwird
das familiäreDuo, dasgemeinsam eine
15 MonatealteTochter hat,vonMarina
Hamann. Die diplomierte Ökotropholo-
gin is tals dritteGeschäftsführerinvoral-
lem für Qualitätssicherung zuständig. „Ei-
gentlichbrauchen wir eine Männerquo-
te“, sagt Knobloch.
Dochseine flapsigeBemerkung ist
scherzhaftgemeint.Tatsächlich müssten
aus seiner Sicht viel mehr Mittelständler
in Deutschland dem Beispiel aus Hessen
folgen undweiblicheTalentegezieltför-
dern, indem entsprechende familien-
freundliche Arbeitsmodelle entwickelt
werden. „FähigeFrauen sind imVergleich
zu ihren männlichenKollegen viel zu be-
scheiden“, hat Knoblocherfahren. „Sie
müssen daher eher ermutigtwerden, ihre
Kompetenzen zu entfalten.“
Raum zur Entfaltung für die selbstbe-
wusste Führungsriegegibt es bei diesem
aufstrebenden Markenartikler der deut-
schen Ernährungsindustriereichlich. Ob
mit geräucher temund mariniertem
Lachs,Forellenfilets oder Garnelenspe-
zialitäten–die Produktedes Großhänd-
lerssind imVergleichzuMassen ware und
tiefgekühlten Produkten durchwegimhö-
heren Preissegment angesiedelt.Doch
das Angebottrifftoffenbar auf den Ge-
schmackanspruchsvollerVerbraucher.
Immerhin istesdem Unternehmenge-
lungen, sein Geschäftgezielt auszuwei-
ten. SetzteKrone FischMitteder 1990er
Jahregerade einmal 10 Millionen D-Mark
im Jahr um, so lag dieserWert im Ge-
schäftsjahr 2018/19 (30. Juni) bei 135 Mil-
lionen Euro. Dabei legten die Erlöse mit
den unter der Marke Kroneverkauften
Produktenkontinuierlichzu, während der
Absatz mit denfür di egroßen Handelsket-
tenbestimmten Eigenmarkenschrumpf-
te.„Wirhaben imvergangenenGeschäfts-
jahr erstmals mehr Produkteunter unse-
rerMarke verkauft“, sagt Marketing- und
Vertriebschefin Mirjam Knoblochstolz.
Sie und ihr Mann sind sicher,dassder An-
teil für die margenträchtigeWareaus dem
eigenen Hause zum Ende des laufenden
Geschäftsjahreswachsen wird.ImGegen-
zug dürftedas Geschäftmit der für die
Handelskettenbestimmten Ware wohl
weiter schrumpfen.
DassKrone Fischzunehmend mehr
Platz in denWarenregalen der deutschen
Supermärktefindet, istaucheine Folge
der jüngstenKonfliktezwischen dengro-
ßen deutschen Handelskonzernen und
den internationalen Markenmultis. Dabei
setzenetwa namhafte Vertreterwie Lidl,
Edekaoder Reweihrelangjährigen
Stammkunden wieNestlé, Unileveroder
Coca-Cola mit ihrenForderungen unter

Druc k,für dieAbnahme ihrer breitenWa-
rensortimentekünftig bessereKonditio-
nen und niedrigePreise zugewähren.
Besserndie Hersteller nicht mitRabat-
ten, Sondergebühren für dieRegalfläche
oder Zuschüssen für die lokaleWerbung
nach, droht ihnengewissermaßen Haus-
verbotinden Filialenvon Lidl,Rewe&
Co. Im Klartext:Ihreverkaufsschwachen
Produkteverschwinden dann aus denRe-
galen. Dochder so erzwungene Schwund
vonbekannten Marken der Multis eröff-
netrührigen Nischenanbieternwie Krone
die Chance, die heiß begehrtenRegalflä-
chen in denFiliale nmit ihrenVerkaufs-
rennernzubesetzen. „Wir profitieren

auchdavon, dasssichder Handel aufwe-
nigestarkeMarkenkonzentriert“, bestä-
tigt Knobloch, „und er setzt auf Qualitäts-
marken, diegefragt sind“. Hinzukommt:
Der Anbietervon hochwertigen Lebens-
mitteln istNutznießer eineswachsenden
Ernährungsbewusstseins in Deutschland.
Während derAbsatz vonFleischproduk-
tenimmer mehr unter Druckgerät, zieht
der Verkauf der Ersatzproduktean.
Das gilt auchfür Fisch oder Meeres-
früchte. Hierfürgaben deutsche Privat-
haushalteallein bis EndeNovember 2019
insgesamt 3,7 Milliarden Euroaus –ein
Zuwachsvon 5,6 Prozentgegenüber dem
Zeitraum desVorjahres,geht aus Anga-

ben desFisch-Informationszentrums her-
vor. Während unter den in Deutschland
gekauften„Lebensmitteln aus dem Meer“
der größteAnteil weiterhin auf die tiefge-
kühlten Produktemit einemAbsatz von
115 000Tonnen im Jahr entfällt,folgt der
frischeFisch mit jährlich63450 Tonnen
auf Platz zwei. Dortwaren über lange
Zeit die Fischkonservenzufinden,vonde-
nen im Schnitt immer noch63000 Ton-
nen im Jahrverkauftwerden.
„UmZuspruchund Vertrauen derVer-
braucher zu bestärken, sind hohe Quali-
tätsstandards unerlässlich“, istKnobloch
überzeugt undverweistauf die Maßnah-
men im eigenen Hause. In Ergänzung zu

den Kontrollen der Produzenten und
Händlerwerden die–von bis zu sechs
LastzügenamTag in Steinbachangeliefer-
ten–Fisch-Paletten zunächstüberprüft,
ob die ausgewiesenen Produktspezifika-
tionen mit den vereinbartenVorgaben
übereinstimmen. Danachtritt das haus-
eigeneTeam anVerkostern an. Sietesten
jeweils einmal amTagKonsistenz, Ge-
ruch und Geschmackder geliefer ten
Fischprodukte. „Mit unserem Anspruch
an Qualität, der schnellen Belieferung
und innovativen Produktenwerden wir
uns gegenüber Herstellernund dem Ein-
zelhandel behaupten“, is tder hessische
Unternehmer überzeugt.

Als gebürtigerSteinbacher ist Lars Knobloch in der hessischenRegion auchberuf-
lichfestverankert. Während seinerkaufmännischenAusbildungformulierte der 50
JahrealteUnternehmer sein Ziel, in der Arbeit viel Gestaltungsfreiheit zu haben.
Nach seinem Zivildienstsetzteerdas um. Erverantwortetheute als Mitinhaber der
Krone GmbH Einkauf, Logistik undFinanzen des Großhändlers,inder auchseine
Ehefrau Mirjam (Fotolinks) und Marina Hamannals Geschäftsführerinnentätig
sind. Darüber hinaus isterfür die FDP alsVize-Bürgermeistervon Steinbach aktiv.

Foto Wolfgang Eilmes

FIRMENINDEX Seite
Alugha ................................................................... 20
Ast&Science ................................................... 22

BASF ........................................................................ 20
Borealis ................................................................. 19
Clearview ............................................................. 22

Deutsche Bank ............................................... 20
DeutscheTelekom ....................................... 22
Globalstar .......................................................... 22

Inmarsat ............................................................... 22
Iridium ................................................................... 22
Krone Fisch ....................................................... 21

LVMH ...................................................................... 18
MOL ......................................................................... 20
Mubadala ............................................................ 19

Nokia ....................................................................... 22
OMV ......................................................................... 19
Osram .................................................................... 20

PSA .......................................................................... 20
Thuraya ................................................................. 22
VW ............................................................................ 18

DerUnternehmer

Als Großhändler für Lachsprodukte,Forellenfilets oder Krabbenspezialitäten belie-
fert die KroneGmbH Lebensmittelhändler sowie Cash-&-Carry-MärkteinDeutsch-
land, Österreichund der Schweiz. Das 1972 inFrankfurtvon GerritNiehausgegrün-
dete Unternehmen führtinzwischen seine Geschäfte vomhessischenSteinbachaus.
An ihm sind die Gesellschafter LarsKnoblochund Ralph Ziegelmeier je zur Hälfte
beteiligt.Nachdem Rückzug ZiegelmeierssteuertKnoblochdas Tagesgeschäft. Mit
seinen 32 Mitarbeiternsetzt der Großhändler 135 Millionen EuroimJahr um.

DASUNTERNEHMERGESPRÄCH:


„Der Handel konzentriertsichauf wenigeMarken“


DasUnternehmen


Wer


hatdas


Sagen?


Willkommen in der Gehirn-WG
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hirn-WG:WelcheMacht
habenunsere Emotionen?
Und wietref fen„die da
oben“eigentlic hunsere
Ents cheidungen?

WARUM
WIR TUN,
WASWIR
TUN

Lachs,Forelle, Krabben:

Krone, Großhändlervon

Feinkostfisch,will si ch

als Markenartikler

profilieren–während

Handelskonzerne und

Markenmultisstreiten.

VonUlric hFriese,

Steinbach
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