Frankfurter Allgemeine Zeitung - 09.03.2020

(singke) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Sport MONTAG, 9.MÄRZ 2020·NR.58·SEITE 25


A


uf die Frage, ob er Bedenken
habe, den 21 Jahrealten Saison-
aufsteigerFabian Kunze, der im
vergangenen SommervomRegionalliga-
klub SV Rödinghausen zu Arminia Biele-
feld kam, auchandiesem Montag im
Zweitligaspitzenspiel beim VfBStuttgart
einzusetzen, antworteteTrainer UweNeu-
haus vorein paarTagen: „Wieso? Istdas
ein besonderes Spiel?“ Eine typischeAnt-
wort für den 60 Jahrealten Fußballlehrer,
der sichsogut wie nie aus seinerinneren
Ruhe bringen lässt,jedes Spielgleich wich-
tig nimmt und auf markigeParolengern
verzicht et.Der gebürtigeBielefelderKun-
ze hat sichimdefensiven Mittelfeld zum
ersten Stellvertreter de sÖsterreichersMa-
nuel Prietl hochgearbeitet,der vorzwei
Wochen beim 1:0-Heimsieg desTabellen-
führersüber Hannover96eine Mittelhand-
frakturerlitt und beim nächsten 1:0-Heim-
erfolg über denSV Wehen Wiesbadenvon
Kunze unaufgeregt und nahezufehlerfrei
vertrete nwurde.
Mag sein, dassPrietltrotz Armman-
schetteandiesem Montag im Duell mit
dem sechs Punktehinter dem DSC Armi-
nia plazierten Aufstiegsfavoriten VfB
nochnicht wieder seinenPart als emsiger
Auf- undAbräumer spielenkann. Neu-
haus schläftdeshalbnicht unruhiger.Er
hat jaKunze oder auf Linksaußen Cebio
Soukou, der zuletzt den Platz des zehnma-
ligenTorschützen AndreasVoglsammer
einnahm, dem beim 0:0 inAueEnde Janu-
ar der Mittelfuß brach. Der Oberbayergalt
nebenFabian Klos, dem mit sechzehn
Treffern bestenTorschützen der zweiten
Bundesliga, als unersetzlich.Wäre Klos,
wasallerdings ein Bielefelder Albtraum
wäre, einmalfür längereZeit unpässlich,

könnteanseinerStelle womöglichSven
Schipplock, der frühereStuttgarter Mitte l-
stürmer,auflaufen, der amvergangenen
Sonntag seinen ersten verheißungsvollen
Kurzeinsatznacheinersechzehnmonati-
genVerletzungspause zurWerbung in eige-
ner Sachegenutzt hat.
Neuhaus hat auchdie Bielefelder Profis
im Schatten der Stammmannschaftso
sorgsam aufgebaut, so dassdiese Spieler
für denFall desFalles paratstehen. „Ich
weiß, dasswir gut eLeutehintendran ha-
ben“, sagt derTrainer,den großer Fleiß,
eine immense Beharrlichkeit und die Ge-
lassenheit auchinschwierigen Situatio-
nen auszeichnen. „Es istdie Kunst“, hebt
derausHattingen imRuhrgebiet stammen-
defrühereBundesligaprofider SGWatten-
scheid 09 hervor, „genau zu demZeit-
punkt, an dem mangebraucht wird, da zu
sein. Man mussimmer auf denZeitpunkt
warten, an dem die Chancekommt, damit
man sie dann auchfesthaltenkann.“ Es
geht UweNeuhaus dabeivorallem um die
Charakterfrageundde nauchzuschlechte-
renZeiten hochgehaltenen Glauben an
die eigeneStärke.
Mit diesen Ingredienzien hat derTrai-
ner,der zu vorRot-WeißEssen, UnionBer-
lin und Dynamo Dresden in die zweite
Ligahievt eund beim Hauptstadtklub und
denSachsen über mehrereJahreMann-
schaften mit P rofilformte, selbstKarriere
gemacht.ErstimAlter vondreißig Jahren
erlebt eder SpielerNeuhausseine Bundes-
liga-Premiere, der erweiter e101 er stklas-
sigeEinsätze alsWattenscheiderAbwehr-
organisatorfolgen ließ.Neuhaus istder
Blickfürsgroße Ganze angeboren. Der
Mann weiß auchaus seinerZeit als Assis-
tenztrainer bei Borussia Dortmund und

erster HelfervonFrontmännernwie Mi-
chael Skibbe, Bernd Krauss, Udo Lattek
und MatthiasSammer,dassdie Entwick-
lung vonSpieler nwie TrainernZeit
braucht.Deshalbwirkt der in sichruhen-
de Bielefelder Cheftrainer auchnicht so
ungeduldig oder überambitioniertwie so
mancherKollegeinseiner notorischunru-
higen Szene.
In Bielefeld is terseinemTraum vonei-
nem Bundesliga-Comebackauf der Bank
eines aufstrebenden Klubs so nah wie
nochnie gekommen. Die Arminia istin
den elf Jahren seit demvorerstletzten von
sieben Bundesliga-Abstiegen so gut wie

nie unterwegs und führtdie Tabelle vor
dem GipfeltreffeninStuttgartmit sechs
Punktenvordem HamburgerSVund dem
VfB an. Sie hat die meistenTore(49) ge-
schossen und diewenigstenGegentreffer
(23) hinnehmen müssen bei nur zwei Nie-
derlagen. Eine davongegen Stuttgart, als
der VfB nachKlos’Platzverweis eine halb-
stündigeÜberzahl in letzter Minutezum
1:0-Sieg nutzte. Diese Niederlageaber
schüttelten die Spieler desgrößten ost-
westfälischen Klubs so schnell ab wie an-
dereWidrigkeiten. „Ichglaube“, sagtNeu-
haus, „dassuns diewenigstenzugetraut
hätten,wie die Saison bisher für unsgelau-

fenist.Wir sindvonden Einzelspielernsi-
cherlic hnicht die amstärksten besetzte
Mannschaft. Aber der Erfolg und der Glau-
be darankann schon einiges bewirken.“
Der DSC Arminia Bielefeld tritt alsge-
schlossene Einheit miteinem oftdominan-
tenBallbesitzfußball auf, zu dem auchof-
fensivePressingelementegehören, wie sie
vorzugsweiseNeuhaus’ VorgängerJeffSai-
bene praktizieren ließ. „Beides kombi-
niertist eigentlicheine ganz guteMi-
schung“, sagtNeuhaus. Mit seinem Biele-
felder Einstand, einem 2:1-Sieg bei Hol-
stein Kiel im Dezember 2018, begann ein
stetiger ,dynamischerAufschwung, der bis
heuteanhält und die Arminia in nahezu al-
len messbarenKategorien als Spitzen-
team der zweiten Ligaausweist.
Der vom„Bündnis Ostwestfalen“,ei-
nem ZusammenschlussführenderUnter-
nehmen aus derRegion,vorzweiJahren
voneiner SchuldenlastinHöhe vonknapp
dreißigMillionen Eurobefreit eKlub sieht
längstnicht mehr nur Land in Sicht, son-
dernfasst nun auch, bereit zum achten
Aufstieg, aufsNeue die Bundesligains Vi-
sier.SteuermannNeuhaus, der seinenVer-
trag mit der Arminia bis 2022verlängert
hat, führteine reifeund jugendlichbeweg-
te Mannschaftmit Klos,Voglsammer,Tor-
wart Ort ega, denInnenverteidigernNils-
son und Pieper sowie Spielmacher Hartel
an de rSpitze, derenZusammenhalt und
Konzentration auf dasWesentlichegroß
sind. „EineReifeprüfung ist, dieganze Sai-
son konstant erledigenzukönnen“, sagt
Neuhaus.VondiesemWegnachoben ist
die Arminia bisher nicht abgewichen. Die
Perspektiveist erstklassig. Daran herrscht
auchbei den zur Grundskepsis neigenden
Applaus, Applaus: Arminen-Trainer UweNeuhaus Fotodpa Ostwestfalenkein Zweifel mehr.

Frauen imFinale


beim Algarve-Cup


Die deutscheFrauen-Nationalmann-
schaf that beim Algarve-Cup nachei-
nem überzeugenden Sieg über Titel-
verteidigerNorwegen dasEndspielge-
genItalien erreicht .Die auf allen elf
Positionen in derStartformation im
Vergleichzum 1:0gegenSchweden
verände rteDFB-Auswahlkamam
SamstaginLagos zu einemverdien-
ten4:0-Erfolg. DieTore erzielten Lea
Schüllervonder SGS Essen (21. Minu-
te), diePotsdamerin Johanna Elsig
(26.), IngridEngen per Eigentor (60.)
und die als Spielführerin aufgebotene
Marina Hegering aus Essen (71.). sid.


Drohungen gegen


Club-Spieler


SportvorstandRober tPalikucavom



  1. FCNürnberghat sich amTagnach
    der PlakatierungvonDrohungenge-
    genSpieler des Zweitligaklubs um
    eineRückkehrzur Normalität be-
    müht.„Das wardie TateinesVoll-
    idioten“,sagteernachder 0:3-Nie-
    derlagegegen Hannover. DieDroh-
    plakatehatten zuvorfür großeBe-
    stürzunggesorgt .Der 1. FC Nürn-
    berghattenachdem Spiel amFreitag-
    aben dbekanntgegeben, dassamMor-
    geninder Umgebung des Max-Mor-
    lock-Stadions sowiedes nahegelege-
    nen Vereinsgeländes Aufkleber in ei-
    ner Größevon DIN A4 mitklaren
    DrohungengegenzweiSpielergefun-
    den worden waren. Beidewarenvor
    dem Spiel über die Drohungen infor-
    miertworden. DerVerein verständig-
    te umgehend diePolizei, diesenahm
    Ermittlungen auf. sid.


E


sgibt ungeschriebene, aberallen
Profis wie Fußballfans tief einge-
schriebene Gesetze, an deren
Gültigkeit nachüber einem hal-
benJahrhundertBundesliga kaum gezwei-
felt wird. Am Samstagmachte einesdieser
FußballgesetzeimBerlinerOlympiastadi-
on dieRunde. Es la utet:Wer alsAbstiegs-
kandidat solche Spiele nichtgewinnt ,der
musssichnicht wundern,wenn er am
Ende absteigt. Die Spielervon Werder Bre-
men, die nachsechs Minuten 2:0gegen
Hertha BSCgeführthatten, abertrotzdem
nichtgewannen, durften si ch angespro-
chen fühlen. Für ihn seien es eher zweiver-
lorene Punkteals eingewonnener Punkt,
sagt edaher auchder BremerVerteidiger
Kevin Vogt.Und er sei sicher,dassalle sei-
ne Kollegen genausofühlten. Demwartat-
sächlich so.Und weil de rAbstiegskampf
eben keineGeheimwissenschaftist,konn-
te Vogt auc hinzwei,dreiSätzen die Schwä-
chen desTagesund dieses Jahres beiWer-
derBremen ziemlichexakt beschrei ben.
„Zunächst haben wirsehr einfach gespielt,
mit wenigenschnellenPässen.“ Das sei
nicht„Hacke,Spitze,eins, zwei,drei“ gewe-
sen, sondernzielstrebiger Fußball.Einer,
dereinem Planfolgte.„Doch dannhaben
wir e splötzlichkompliziert gemachtund
einenGegner ,der eigentlichschon totwar,
zurück ins Spiel geholt.“ Dieandere
schlichteWahrheitlaute te damitnachdem
2:2inBerlin fürWerder,den Tabelle nvor-
letzten derFußball-Bundesliga: DerWeg
zur Rettung wird immer schwieriger,die
zweit eLigarückt immer näher.

Die Defizite desTraditionsvereins aus
dem Nord en sind in dieser Saison,vor al-
lem aberin de rRückrunde mitHändenzu
greifen. Werder fehlt es trotzindividuell
erstligatauglicher Spieler an innererStabili-
tät. Die Bremer haben, wieStatistiker her-
ausgefunden haben, in dieser Saison im-
mer wiederguteAusgangspositionen
leichtfertig verspielt ,sooft wie kein ande-
resTeam.Wenn sieinFührung la gen, ga-
bensie diese viel zu oftwiede rab–undha-
ben, rein rechnerisch, so schon 22 Punkte
verloren. So viel wiekeine andereMann-
schaf t. Unddiese Schwäche,die imAb-
stiegskampfwenigHoffnung macht,ist in
der Rückrunde besondersoffensichtlich:
Zähltman die Halbzeitergebnisse derver-
gangenen sechsWerder-Spiele zusammen,
dann standeszurPause3:3 undinder zwei-
tenHalbzeit 0:11.ZumPausenpfiff hätte
Werder aus diesen SpielengegenHoffen-
heim (1.HZ0:0,2.HZ0:3), Augsbur g(1:0,
0:2),Union Berlin (0:0, 0:2)Leipzig (0:2,
0:1),Dortmund (0:0, 0:2)und Berlin (2:1,
0:1) neun Punktegeholt .DochinWahrheit
istdaraus nur eineinziger Punktgewor-
den, deramSamstag in Berlin.Der Bre-

mer Sport-Geschäftsführer Frank Bau-
mannstellte daher aus guten Gründenam
Samstagabendim„Sportstudio“fest:„Das
istdie schlechteste Saison derVereinsge-
schi chte.“ Trainer FlorianKohfeldtkann
sichdie Entwicklung seiner Mannschaft,
die in derVorsaison noch um die Europa-
pokalplätze spielenwollteund zeitweilig
auchspielte, weiterhi nnicht erklären:
„Warum wir das aus der Handgegeben ha-
ben,das treibt michwirklic hum.“Warum
also? Dass aus dem Bremer Spiel immer
wiedervorzeitig dieLuft entweichtund
Werder in derzweiten Halbzeit soverläss-
lichabbaut, dafür bietensichzweiErklä-
rungen an. Erstens: Der Mannschaftfehlt
es an denkörperlichenVoraussetzungen,
um imAbstiegskampf zu bestehen. Oder
es mangelt ih rannervliche rRobustheit.
Oder beides. Der Sport-Geschäftsführer ar-
gumentierte,was dasKörperliche angeht,
in eine ähnliche Richtung. „Eskommen
viele Faktoren zusammen.Esgibt nicht
den einenGrund dafür,der für dieSaison
verantwortlichist“, sagteBaumann.Aber
einer liegt fürihn in de rVorbereitung,an
der falschen Trainingssteuerung, auch

wenn er das nur indirekt undnicht wört-
lichsosagte.„Wirwaren aus meiner Sicht
zu eh rgeizig und haben deshalb einigeFeh-
lergemachtund zu vieleVerletztegehabt –
mitdem Ziel, nochbesser zuwerden. Aber
wir mussten dann zurückfahren.Zeitweise
warenelf Pro fisverletzt.“Kohfeldt istder
Bremer Systemabsturz, der scheinbarkein
Ende findet, natürlichauchinBerlin nicht
verborgen geblieben.Aber seine öffentli-
cheAnalysegingüber Beschreibungendes
Spiel verlaufs kaum hinaus.„Das warein
Spiel mitzweiverschiedenen Gesichtern.
Ichmussmeiner Mannschaftein sehrgro-
ßesKomplimentmachen, wie sieinden
ersten 20, 25 Minuten hieraufgetretenist.
Ichglaube,dasswar inunserer Situation al-
lesandereals se lbstverständlich.Wir ha-
bensehrguten Fußballgespielt ,sowohl of-
fensiv wie defensiv“, sagteKohfeldt.„Wir
hätten das anders zu Endespielen müs-
sen.“
Erstaunli ch bliebangesi chts de rregel-
mäßigen Bremer Einbrüche, wieKohfeldt
eineAlarmstimmungrund um denAbstieg
weiter vermeide tund stattdessen hübsche
Komplimenteandas ei gene Team verteilt,
obwohles derWerder-Generation2020 im-
mer wieder an psychischer undphysischer
Widerstandskraftmangelt.Werder hätte
sichauchnicht beschwerenkönnen,wenn
sie das SpielinBerli nsogar nochverloren
hätten. Danach saheszehnMinute nvor
Schlussauchschon aus. Doch der Schieds-
richter nahmeinenHandelfmeterfür Her-
tha nachAnsichtder Fernsehbilder wieder
zurüc k. MitanderenWorten: FürWerder
hätte alles noch vielschlimmerkommen
können.Undgenaudanachsieht es aus.

Nicht zufassen: Bremer Ernüchterung nachdem Ausgleichder Hertha FotoSvenSimon

Hiergeblieben: Der Leipziger Olmobremstden VorwärtsdrangvonVictor. FotoAFP


Kurz vorder Reifeprüfung


Arminia Bielefeldreistals souveränerTabellenführer derzwei tenLigazum Spitzenspiel nach Stuttgart /Von Roland Zorn, Bielefeld


Fußball-Notizen


Kohfeldt gehen dieErklärungen aus


W


as Peter Gulacsi zu sagen hat,
klingt immer herrlichauthen-
tisch. DerTorhüter vonRB
Leipzigwarunzufrieden.Kein Gegen-
torbekommen–das fühltesichganz gut
an. Aber seinTeam hatteeben auch
kein Torgeschossen–ein eher seltenes
Erlebnis. „Die entscheidenden Momen-
te warennicht da“, sagteder Leipziger
Schlussmann nachdem 0:0 beim VfL
Wolfsburg. Natürlic hwurden Gulacsi
und seine Teamkollegen mit Fragen
dazu konfrontiert, ob es imVergleich
zum FC BayernMünchen möglicherwei-
se an der nötigen Gierfehle. An der letz-
tenEntschlossenheit,die für denTitel-
kampfinder Fußball-Bundesliga nötig
sei.„Für unsgeht es darum, wieder Spie-
le zu gewinnen“, sagteder Rückhalt ei-
ner Mannschaft, die in diesenTagen
müde wirkt und der es an Schwung
fehlt.
Schon an diesem Dienstag soll wie-
der allesganz anderswerden. In der
Champions League hofft RB Leipzig
auf den Einzug in dasViertelfinale. Im
Heimspiel gegenTottenham Hotspur
(Anpfiff21Uhr) stehen die Chancen
gut, weil der Gegner angesichts eines
0:1 im Hinspiel auchwirklic hgewinnen
muss. Der VfLWolfsbur gwollteinsei-
nem Heimspiel bloß nicht wild anren-
nen und den Leipzigerndurch eigene
Fehler schnelle Angriffeermöglichen.
TrainerOliverGlasner hat der Bundesli-
ga mustergültig gezeigt, wie man die An-
griffswucht der Leipziger stop pen und
ins Leerelaufen lassenkann. SeinTeam
hattedas Zentrumkonsequent besetzt
und mit hartgeführten Zweikämpfen
tapferverteidigt.Schnelle Pässehinter
die Abwehrkettewurdenkaum gestat-
tet. Das geliebte, überfallartigeUm-
schaltenwarden Leipzigernsogut wie
garnicht möglich. Dassder VfLWolfs-
burgtrotz seiner eher defensiven Aus-
richtung auchnochzurichtig gutenTor-
chancenkam, ließ 27 195Zuschauer im
Stadionstaunen: Sie sahen eingerech-
tesRemis und einen am Ende ziemlich
ratlosenFavoriten. Diewohl beste Leip-
ziger Gelegenheit imgesamtenSpiel ver-
gabAngelino. Schussmit linksange-
täuscht, freie Bahn mit rechts: Dummer-
weise flog der Ballweit am Wolfsbur ger
Torvorbei. An gutenTagenund nach
Siegen lässt sichüber solche Fehler


auchein wenig lachen. Der Spanier aber
fand Nachfragen zu seinem Lapsusgar
nicht lustig.
Nach dem Remis am Ufer des Mittel-
landkanals warden Hauptdarstellern
vonRBLeipzigklar,dassihnen derzeit
etwa sfehlt,umganz große Tatenzuvoll-
bringen. „In vielen Bereichen lassen wir
die letzten fünf bis zehn ProzentKon-
zentrationvermissen“, erklärte Sportdi-
rektor MarkusKrösche. „Es plätschert
so dahin.Esf ehlen emotionale Situatio-
nen“, ergänzteCheftrainer JulianNa-
gelsmann. Er übernahm dasStre iten
und Fluchen an derAußenlinie. Seine
Mannschaftblieb auf dem Platzreser-
viertund fandkein Mittelgegeneinen
Wolfsbur gerRivalen, derkeinen Raum
zur Entfaltung anbotund seine eigenen
Risiken bewusst minimierte.
Die Hoffnungdarauf ,dasssichder er-
sehnteSieg inWolfsbur gdoch nochir-
gendwie erzwingen lassen könnte,
wuchs in der 60. Spielminutemit
der EinwechslungvonNationalspieler
Timo Werner.Erwar angesichts musku-
lärer Probleme zunächstgeschontwor-
den. Aber selbstermusstezur Kenntnis
nehmen, dassesder VfLWolfsbur gan
diesemNachmittag einfachnicht gestat-
tete,sichüberrennen oder austricksen
zu lassen.Wasauchimmer die Leipzi-
gerversuchten: Es sah wie eine Mi-
schung aus Einfallslosigkeit undFrüh-
jahrsmüdigkeit aus.Esf ehlteander nöti-
genAktivität, u mden Gastgeber aus der
Reserve zu lockenoder in Bedrängnis
zu bringen. Lediglichder bulligeDayot
Upamecano führte in gewohnt zuverläs-
siger Maniervor, wie sichkörperliche
Wuchtund Schnelligkeit verbinden las-
sen. Der hünenhafte Innenverteidiger
degradierte den Wolfsbur gerTorjäger
Wout Weghorst mehrmals zumStatis-
ten. WasUpamecano zeigte,wardeut-
lichmehr als Bundesliga-Niveau, son-
derneher Champions-League-Güte.
Der verdienteApplaus dafürgeht gern
unter ,weil RB Leipzigvorallem dafür
beurteilt wird, wie vieleTore die Mann-
schaf terzielt hat.62T oreinden bisheri-
gen25Bundesligapartien ergeben eine
beachtliche Quote. ZweiTrefferanden
vergangenen beiden Spieltagen deuten
darauf hin, dassdas ambitionierte RB-
Team im Moment dem eigenen An-
spruc hhinterherhechelt.

Beim 2:2in Berlin wir ddeutlic h: De rWeg


zurRettung wirdfür Werder Bremen immer


schwieriger,die zweiteLigarückt näher.


VonMichael Horeni, Berlin


Leipziger leiden


an Frühjahrsmüdigkeit


Aggr essiv e„Wölfe“ bietenRBkeinenRaum


zur Entfaltung / VonChristianOtto, Wolfsburg

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