Frankfurter Allgemeine Zeitung - 13.03.2020

(avery) #1

SEITE 20·FREITAG,13. MÄRZ2020·NR.62 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Europaabgeordneter, Industriepräsident,
IBM-Manager–der Blick zurückkurzvor
dem 80. Geburtstagandiesem Samstag
zeigt ein langes und an Höhepunktennicht
armes Arbeitsleben. Der späteAusflug
vonHans-Olaf Henkel in diePolitik ende-
te erst Mittevergangenen Jahres, als sein
EU-Mandat turnusgemäß auslief.Fürdie
AfDwarerfünfJahrezuvor in dasParl a-
menteingezogen. Als sich aber abzeichne-
te,dassfür Wirtschaftsliberale seines
Schlags dortkein Platzmehr war, istermit
anderen Mitstreiternaus derPartei ausge-
treten. Er wirkteanschließendweiter in
der Fraktion der EuropäischenKonservati-
venund Reformer mit, derenstellvertreten-
der Vorsitzender er bis zum Schlussblieb.
Den meistenDeutschen bekannt wur-
de Henkel als Präsident des Bundesver-
bandes der Deutschen Industrie, den er
drei Amtszeiten(sechs Jahre) so entschie-
den wie selbstbewusst vertrat.Mit seinen
markantenAussagen ärgerteernicht nur
die reformmüdeRegierung unter Helmut
Kohl, sondernauchdie KollegenvomAr-
beitgeberverband. So sparte er insbeson-
derenicht mit Kritik am Flächentarifver-
trag. Die Arbeit derrot-grünenKoalition
begleiteteerkritisch-konstruktiv.Ehren-
amtlichwirkte er anschließend als Präsi-
dent der Leibniz-Wissenschaftler.
So richtig begonnen hatteHenkel sei-
nen Berufsweg bei dem Computerherstel-
ler IBM. Im Laufeder Jahrestieg er auf bis
zum Deutschland-Chef, Vize Präsident
der IBM Corporation und Leiter der Euro-
pazentrale inParis. „Nicht einfach“ istver-
mutlich das Attribut, das am bestenzu
demkantigenNorddeutschen passt,der
seit einigen Jahren in Berlin seinen Le-
bensmittelpunkt hat.Espasst zu seinem
Startins Leben, Henkel wuchs früh ohne
Vaterauf, seine Mutter hattewenigZeit
für die Kinder.Und es passt zu seinemWe-
sen –das sichals stetsengagiertund zuwei-
len hartimTon charakterisieren lässt.Ei-
nigeBücher und viele Zeitungsbeiträge
zeugenvonseinersteten Einsatzfreude.

Seine Jazz-Leidenschaftfand langeAus-
druc kineiner sonntäglichen Jazzsendung
im Radio, die er moderierte.
Seit bald einemVierteljahrhundertist
er Mitglied derMensc henrechtsorganisati-
on Amnesty International. Henkelist Va-
tervon vier Kindern und in zweiter Ehe
verheirat et mit derUniversitätsprofesso-
rinBettina Hannover. Fotografen auf
dem Bundespresseball lieben seinenAuf-
tritt mit der Psychologin und ihrer Zwil-
lingsschwesterAlmut. mas.

Herr Engel, Sie reinigen Züge, Flugzeu-
ge und Gebäude vom Coronavirus. Gibt
Ihnen Ihr Nachbar noch die Hand?
Die Leutefragen michtatsächlich, ob sie
jetzt Angsthaben müssen, mit mir zure-
den. Dann antworte ich: „Ja, ichbin drau-
ßen undreinige, aberwenn einer unbe-
denklichist,dann bin ichdas.“


Wie das?
Wenn wir zu einem Corona-Objektfah-
ren, dann istder Wegdahin vielgefährli-
cher als unsereArbeit selbst. Wirbetre-
tendiese Einsatzorte ja nur involler
Schutzausrüstung,vorOrt passiertda
garnichts. Die Gefahr,dassich mich
beim Berühren des Einkaufswagens im
Supermarkt mit demVirusanstecke,ist
viel höher.


IhreFrau bekommt abends alsonoch
einen Kuss von Ihnen?
Ganzgenau.Undmeine Kinder auch.


Haben Sie selbst Angst vor demCoro-
navirus?
Nein, überhauptnicht .Ich hattevor vier
Jahren einerichtig heftigeGrippe. Da
hatteich hohesFieberund Halluzinatio-
nen. Ichdacht edamals, dassich sterbe.
Nachallem,wasich höre,verläufteine
Corona-Erkrankung in den allermeisten
Fällen wesentlichmilder.


Andere haben fast Panik vor demVi-
rus.Das halten Sie also für übertrie-
ben?
Nein, eskommt darauf an.Wereine Vor-
erkrankung hat, musssichdefinitiv
mehr Gedanken machen als eingesun-
der,sportlicher Menschwie ich.


Was kann jeder selbst tun,umsich zu
schützen?
Zunächsteinmal die Hände waschen.
Aber das macht man ja nicht alle fünf Mi-
nuten. Deshalb meiden Sie möglichst
Keimfallen,vorallem öffentliche Flä-
chen wieTürklinken oder Handläufe,
wo jeder dranfasst.Halten Sie zu ande-
renMenschenetwasAbstand. Siekön-
nen sichauchein anderes Begrüßungsri-
tual überlegen, beispielsweise den
„HeinsbergerGruß“, wo sichnur die El-
lenbogen berühren.Fassen Sie sichmög-
lichs tnicht ins Gesicht und desinfizieren
sie regelmäßig ihr Handy.Das liegt über-
all rumund kommt beimTelefonieren in
die Nähe der Schleimhäute.Undwenn
ichsage„desinfizieren“, dann meine ich
nicht nur einsprühen,sondernwirklich
mechanischreiben, das istganz wichtig.


Was desinfizieren Sie und Ihre Leute al-
les?
WasSie wollen: Gebäude, Züge, Flugzeu-
ge,Schiffe,Bahnhöfe. Gerade sind die
Umschlagpunkteder Logistiker einriesi-
gesThema.Wenn Zügeaus Italienkom-
men, dannwerden die Containervon
uns an denUmladepunktenvonaußen
desinfiziert, da will sonstkeiner mehr
dran.


Macht es einen Unterschied, ob Sie einen
Container oder ein Gebäude reinigen?


Ja, das macht einengroßenUnterschied,
denn ichmussmeine Putzmittel und mei-
ne Vorgehensweise anpassen. Im Flug-
zeug beispielsweise istdas Desinfizieren
nicht diegrößteSchwierigkeit sondern
die Materialverträglichkeit.Überall,wo
Elektronikverbaut ist, brauche ichein
anderes Desinfektionsmittel.

Angenommen, eine Firma hat einen Co-
rona-Verdachtsfall undhat deshalb
alleMitarbeiter nach Hausegeschickt.
Die Firmaerteilt Ihnen denAuftrag,
das Gebäudemöglichstschnell vomVi-
ruszubefreien.Wie gehenSie vor?
Unsereerste Fragelautet,obdie Schlie-
ßungvonden Behörden angeordnetwur-
de oder nicht.Als nächstenArbeits-
schritt brauchen wir einenPlan vomGe-
bäude.Danach klären wir,was für Inven-
tarinden Räumlichkeiten istund wie
die Oberflächen konditioniertsind.
Dann müssen wir klären, ob sichdie
Brandschutzanlageausschalten lässt,
sonstdürfenwir kein Putzmittelverne-
beln. Danachschickenwir derFirmaei-
nen Masterplan, wie die Desinfektion
durchgeführtwird. Am Ende desinfizie-
renwir immer zweifach. Im ersten
Schritt wirddas Desinfektionsmittelver-
sprüht oderverdampft, erst danachwer-
den diegängigenTouchflächengerei-
nigt, also alle Flächen,wo Menschen
ihreFinger drauf tun. Danachlüftenwir,
im Anschlusskönnen die Mitarbeiter
wiederrein.

Die können direkt wiederrein?
Nachdem die letzteFlächegereinigt wur-
de, lüftenwir.Das dauertnochmal eine
bis zweiStunden,dann geben wir das Ge-
bäude wieder frei.

Ein Arbeitstag istalso weg, mehr aber
auchnicht?
Ja, allerhöchstens zwei. Sie dürfennicht
vergessen: Das Coronavirus istfachlich
leicht zu knacken, dareicht ein alkohol-
basiertesProdukt.

Ich kannmeineWohnungalsomit ei-
ner Flasche Schnapsreinigen?
Wenn der Schnaps mindestens 60 Pro-
zentreinenAlkohol hat,könntedas klap-
pen. In unserenVorgaben sind sogar 75
Prozentvorgesehen.

Gibtes auch Dinge,die Sie nichtreini-
genkönnen, die man wegwerfenmuss?
Wirkönnen alleVire nund Bakterientö-
ten, die Frageist nur:Wie sieht die
behandelteOberfläche danachaus?
Manchmal mussman auchetwas aufrei-
ßen, um überallranzukommen.Wirrei-
nigen ja auchTator te.Wenn da eine Lei-
cheinder Ecke liegt, dann sickert Flüs-
sigkeit in den Fußboden und in die
Dämmschichten darunter.Dann müssen
wir den Oberflächenbelag entfernen.
Reinigen lässt sichdas alles, nur istda-
nacheben einRückbau erforderlich.

WennSie genauwissen: An diesem
Computer hatjemand gearbeitet,der
sichmit Coronainfiziert hat–reinigen
Sie die Tastatur, oderschmeißenSie
die weg?
Die wirdinjedemFall gereinigt,das kos-
tetjahöchs tens 50 Cent, und danachist
die Tastatur wieder 100 Prozent sicher,
das verspreche ich.

Was kostet die Desinfektion eines Ge-
bäudes?
Das kommt auf seine Größe an undwas
genau drin ist. Ein Büromit 100 Quadrat-
metern und wenig Ausstattungreinigen
wir für 500 bis 800 Euro.Vorkurzem ha-
ben wir ein Gebäude einerVersiche-
rungsgesellschaftgereinigt, das hatte
3500 Quadratmeter. Das hatgrob 10 000
Eurogekos tet.

Wie läuft Ihr Geschäft derzeit?
Sehrgut!ImMomenthabenwir20-Stun-
den-Tage.Natürlichnicht alle Mitarbei-
ter, aber der innereKernarbeitet so viel.
UnsereAuftragsbücher sindvoll, derzeit
rufenuns 1200 MenschenjedenTagan.

Die könnenSie mit ihren300 Mitarbei-
tern dochnicht allezurückrufen?
Dasstimmt, wir haben das an ein Call-
center ausgelagert. Dortwirdjeder An-
rufangenommen.

Was fragen die Leute?
Die meistenFirmenanruferwollen prä-
ventiv wissen:Können Sie uns helfen,
falls unser Unternehmen geschlossen
wird? Esrufenaber auchviele Privatleu-
te an. Diewollen wissen,wassie zu Hau-
se tunkönnen. Dann schickenwir ihnen

einen Leitfaden zu,wo die wichtigsten
Fragen und Antwortenbeantwortetwer-
den.

Haben Siedie Preise für Desinfektio-
nen erhöht?
Nurdie Preise für das Material,weil wir
selbsthöhereEinkaufspreise haben. Al-
lerdings sind Desinfektionen nicht unser
renditestärkstes Geschäft, Chemieunfäl-
le oder die Giftbeseitigung sind lukrati-
ver. Beispielsweisewenn sichjemand
mit Zyankali umgebracht hat, da sind
schon Milligramm brandgefährlich. Des-
halb bieten das nicht vieleFirmen an.

Was verdienen Ihre Mitarbeiter?
Wirsind in der Gebäudereinigungsbran-
che. Bei unskann jeder anfangen, er
braucht keine Qualifikation.Natürlich
freuen wir uns,wenn einer schon einen
Gesellenbrief oder einen Meisterinunse-
rerBranche hat. Auch Schädlingsbe-
kämpfernehmen wirgerne. Wenn nicht,
bilden wir ihn aus. Am Anfang liegen sie
dann bei 1600 bis 2000 Euronetto im
Monat.Mit einer guten Qualifikation
können sie bis zu 3500 Euroverdienen.

Zum Schluss noch zwei praktischeFra-
gen an den Reinigungsspezialisten:
Worauf muss ichachten, wenn mein
Kindmit Grippe im Bettliegt und ich
michnicht anstecken will?
Wenn sie es wirklichwollen,können sie
ihrem Kind eine Mundschutzmaskewie
in China anziehen. Ansonstenhabe ich
nur denStandard-Tipp: Alles einmal des-
infizieren und diekörperlichenKontak-
te reduzieren.Achten Sie auchauf sich
selbst: Treiben Sie Sport, essen Siever-
nünftig, das hält Ihr Immunsystem fit.

Angenommen, ich habeRotwein oder
Erbrochenesauf dem Teppich: Wiebe-
komme ich das weg?
Das sind die Flecken, nachdenen icham
häufigstengefragtwerde. Am bestenist
es, Siekaufen sicheinen Spezialreiniger,
der genau für das Problem entwickelt
wurde. Damit können Sie theoretisch
guteErfolgeerzielen.Viele wenden die
Mittel aber falschan, dann bringt es
nichts.

Das GesprächführteChristoph Schäfer.

Einen Tick voraus
WarumnachhaltigeBeruf enicht nur
etwasfür Ökos sind

Blackout
WieStudierende mit Prüfungsangst
zurechtkommenkönnen

MENSCHENUND WIRTSCHAFT


Die Geschicke des DiscountersLidl und
der Großflächen-Kette Kaufland sind
bisher maßgeblichvon Klaus Gehrig be-
stimmtworden, dem bald 72 Jahrealten
Weggefährten des Patriarchen Dieter
Schwarz. Jetzt aber hat die Schwarz-
Gruppe offiziell eine Nachfolgerege-
lung angekündigt: „GerdChrzanowski
wirdabsofor tindie Einarbeitung als
Nachfolger Klaus Gehrigsgehen“, heißt
es in einer Pressemitteilung des Han-
delskonzerns. In Handelskreisen war
Chrzanowski, seit 2014Vorstandschef
der SchwarzDienstleistungen, längst
als potentiellerNachfolger ausgemacht,
nachdem Gehrig sichvon anderenKan-
didaten, die es bis an die SpitzevonLidl
oder Kaufland geschafft hatten, oft
überraschend getrennt hatte. Zudem
hatteder Gesellschafterkreis desStif-
tungsunternehmens vorigesFrühjahr
Chrzanowski schon zum Stellvertreter
Gehrigs bestellt.Vorstandsvorsitzende
der SchwarzDienstleistungen wirddie
29 JahrealteMelanieKöhler.Zudem
sind IgnazioPaternòals Vorstandschef
für Lidl undFrank Schumann alsKauf-
land-Chef bestätigt worden. Sie hatten
die Posten seit einem Jahrkommissa-
rischinne. Entgegen vielerUnkenrufe
hat Gehrig damit wichtigeSchlüssel-
positionen dochmit Managernaus den
eigenenReihen besetzt. sup.

1200 Menschenrufenderzeit täglich in demReinigungsunternehmenvonMarcell Engel inFrankfurtan. FotoVeselkoSipura

Schwarz-Gruppe


regelt Nachfolge


Kostenloses Probeabo:
0697591-3359; http://www.faz.net/probeabo

Hans-Olaf Henkel80Jahre


„Ichhabe keine Angstvor Corona“


Es isteine illustreRunde–allesein-
flussreicheVorbilder in ihren Berei-
chen undalle nochkeine 40 Jahre alt–,
die dasWorld EconomicForumauch
in diesem Jahr als„YoungGlobal Lea-
der“ auserkorenhat.Die amerikani-
sche FußballweltmeisterinMeganRapi-
noe,die Präsident DonaldTrumpdie
Stirnbietet. OderSannaMarin, jüngs-
te Regierungschefininder Geschichte
vonFinnland.Neben Grünen-Chefin
Annalena Baerbockhat es nur einewei-
tere Deutscheinden Kreisgescha fft:
AnahitaThoms, Anwältin ausDüssel-
dorfund Partnerin derglobalenWirt-
schaftskanzleiBaker McKenzie.
Verbunden mit dieserAuszeichnung
istdie Aufnahme in ein fünf Jahredau-
erndesFührungsprogramm–andessen
Ende die dann nochmehr gereiftenPer-
sönlichkeiten Impulsgeber für diekünfti-
ge Erdbevölkerung sein sollen. Auch
Thomsfreut sichüber die Chance, über
Sektoren, Regionen und Identitäten hin-
wegBrücken zu bauen und so einen Bei-
trag für eine bessereWelt zu leisten. Da-
bei will sie sichihren eigenenWorten
nach vorallemauf die Themen Nachhal-
tigkeit, Menschenrechteund offene Ge-
sellschaftenkonzentrieren.
Das sind ungewöhnlicheWortefür je-
manden aus einer Branche, die sichan-
sonstengerneegozentrischfür große


Übernahmen und Börsengängefeiert.
Dochals Leiterin derAußenwirtschafts-
praxis vonBaker McKenzie muss
Thoms den Spagat zwischenPolitik und
Wirtschaftschaffenund auf den Büh-
nen der Welt auf die diplomatischen
Töne achten.Unddas gelingt der 1981
in TeherangeborenenTop-Juristin her-
vorragend. Darum istsie gerade in eng-
lischsprachigen Medien wie der BBC als
Gesprächpartnerin sogefragt wiekeine
andereAnwältin aus Deutschland. mj.

BMW-Chef Oliver Zipse, nochkein Jahr
im Amt, hat denVorstand des Münchner
Autokonzerns eindrittes Mal umgebaut.
Nachdem er das Produktions- undPerso-
nalressortneu besetzt hat, wurde am Don-
nerstag Frank Weber zum neuen Entwick-
lungsvorstand ernannt.Der 53 Jahrealte
Maschinenbauingenieur,bisher als Leiter
Gesamtfahrzeug fürRolls-Royceund die
BMW-Oberklasse zuständig, löstam1.
JuliKlausFröhlichab. Fröhlich, der sich
im vorigenJahr ebenso wie Zipse Hoffnun-
genauf denVorstandsvorsitzgemacht hat-
te,erreicht in diesem Jahr die bei BMW für
Spitzenmanager übliche Altersgrenze von
60 Jahren.Der Vorsitzende des Aufsichts-
rats, NorbertReithofer,zollteFröhlich
„höchste Anerkennung für seine langjähri-
ge und erfolgreiche Arbeit“ und freute
sichdarüber mitWeber „einen sehrkom-
petentenNachfolger“gefunden zu haben.
Als Produktlinienleiter habe er einen
entscheidenden Anteil am Erfolg „unserer
äußerst erfolgreichengroßen Baureihen
BMW 7er,8er,X5und X7“, erklärteReit-
hofer.Bevor Weber im Jahr 2011 zu BMW
kam, warerbei Opel an der Entwicklung
des Elektroautos Amperabeteiligt.Davor
hatteder gebürtigeWiesbadener die Ent-
wicklung des ChevroletVolt, des Ampera-
Vorbilds, bei der damaligen Opel-Mutter-
gesellschaftGeneral Motors begleitet.
Am Donnerstag legteBMW zudem
nochdie Zahlen zum abgelaufenen Ge-
schäftsjahrvor. Erstmals in seinergut hun-
dertjährigen Geschichteerwirtschaftete
der Auto-und Motorradhersteller mehr

als 100 Milliarden EuroUmsatz. DieKon-
zernerlöse nahmen um 7,6 Prozent auf
104,2Milliarden Euro zu. Allerdingsbrach
das Ergebnisvor Steuernumein Viertel
auf 7,1 Milliarden Euroein, weil zum ei-
nen im ersten Quartal eineRückstellung
über1,4Milliarden Euro wegeneines mög-
lichen EU-Kartellverfahrensgebildetwur-
de und zum anderen hoheVorleistungen
für Forschung und Entwicklungentstan-
den waren. Drastischgekürzt wirddie Divi-
dende.Statt 3,50 Eurosollen nur noch
2,50 EurojeStammaktie ausgezahltwer-
den. In dieKassedes BMW-Großaktionärs
würde damit deutlichweniger als1Milliar-
de Eurofließen. Die Erben des Großindus-
triellen HerbertQuandt, seine KinderSte-
fanQuandt und Susanne Klatten halten zu-
sammen46,7Prozent desGrundkapitals.
BMW-Chef Zipsestellteauf diekonti-
nierlicheRenditesteigerung ab:„Wir ha-
ben unsereProfitabilität2019 vonQuartal
zu Quartalgesteigert, und das trotzeines
herausfordernden Marktumfelds. Das
zeigt, dasswir dierichtigen Produkteauf
der Straßehaben und unsereStrategie
wirkt.“ Allein im viertenQuartallegteder
Überschussdankflorierender Geschäfte
mit teurenStadt-Geländewagenum6,
Prozent auf 1,4 Milliarden Eurozu. Im Au-
togeschäfterzielteBMW im Gesamtjahr
eineUmsatzrenditevon 4,9 Prozent und
erfülltedamit die Zielvorgabe desVor-
stands. In der Corona-Panik an der Börse
warendie Geschäftszahlen vonBMW
gleichwohl nichtgeeignet, denKursverfall
der BMW-Aktie zu bremsen. hpe.

Deutsche-Bank-Vorstandschef Christi-
an Sewing hat seinen Mitarbeiternin
der grassierenden Corona-Krise Mut zu-
gesprochen. „Geschäftlichstehen wir
gut da, nachdem sichder positive Trend
aus dem vierten Quartal fortgesetzt
hat“, schrieb er in einem öffentlichen
Brief an die Belegschaft, derwohl auch
die Aktionäreerreichen sollte. Der Ak-
tienkursist allein am Donnerstag zeit-
weise um mehr als 18 Prozent aufre-
kordniedrige4,87 Eurogefallen.„Wir
haben ein solidesFundament mit einer
starkenKapital- und Liquiditätsbasis
und einer hohen Qualität in unserem
Kreditbuch“, schrieb Sewing.
Die Entwicklung des Geschäfts im
bisherigen Quartalsverlauf zeigeihm,
dassdie imvergangenen Sommer ausge-
rufene neueStrategie nicht nur eine
wichtigeVoraussetzung fürWachstum
und nachhaltigeProfitabilität sei. Gera-
de in einem ungünstigenUmfeld biete
sie weitaus mehr Flexibilitätund Wider-
standskraft.„Wir sind heuteviel besser
als nochvor einem Jahr für eine schwie-
rige Phase an denFinanzmärkten aufge-
stellt.“ Dassder Aktienkursdennoch
nocheinmal so heftig abstürzte, dürfte
vorallem daran liegen, dassdie Hilfs-
maßnahmender EuropäischenZentral-
bankfür Banken kleiner ausfielen als er-
AnahitaThoms FotoWEF hofft. kann.

Masayoshi Son, der Gründer desTech-
nologie-InvestorsSoftbank,ist nicht oft
auf demKurznachrichtendienstTwitter.
Seine letzteNachrichtwarmehr als drei
Jahrealt, bevorerdieseWocheseinen
2,4 MillionenTwitter-Freundenetwas
Neues mitzuteilen hatte. Er sei über das
neueCoronavirusbesorgt undwolle hel-
fen, erklärte Son. In einer ersten Runde
wolle er1Million Menschen die Mög-
lichkeit eröffnen, sichauf dasVirustes-
tenzulassen.
Das Hilfsangebotzielt auf eine japani-
sche Besonderheit. Das Land hält sich
mit Virentests auffallend zurück. Gera-
de mal 10 205 Japaner wurden seit Janu-
ar nachAngaben des Gesundheitsminis-
teriumsgetestet. Das schafft das Nach-
barland Südkorea an einemTag. Dort
wurden in Massentests schon 235 000
Menschen auf eine Ansteckung mit dem
Virusuntersucht.Sogar mit dem Auto
in Drive-Through-Testskönnen Südko-
reaner sichchecken lassen, so dasssie
keiner erhöhten Ansteckungsgefahr in
Krankenhäusern ausgesetzt sind. Japan
aber testetwenig. Das führtzur Kritik
im Ausland und im Inland,weil die offi-
zielleZahl von619 Infiziertenvielleicht
eine hohe Dunkelzifferverberge.Der
Nationale SicherheitsratinSeouletwa
warf Japan eine „undurchsichtige“ Kri-
senabwehr vor.

Die japanischeRegierung begründet
die Zurückhaltung als Versuch, eine
ÜberlastungvonKrankenhäusernund
medizinischen Einrichtungenzuvermei-
den. DieTestkapazität wurde mittlerwei-
le auf 6000 amTagaufgestockt, dochim-
mer nochwerden nur einigehundert
schwereFälle amTaggetestet. Daran
gibt es Kritik in Japan,weil Patienten
mit Erkältungssymptomen vergeblich
um einenTest baten.
Dem will Son, mit einemVermögen
vonetwa22Milliarden Dollar einer der
reichs tenMänner Japans, abhelfen.Auf
Twitter zeigteerschon eine Skizze, wie
der Massentestgeschehen solle. Danach
nimmt derPatient mit einemWattestäb-
chen einenAbstrich aus derNase und
sendetihn an ein Labor.Auchdie
Gates-Stiftung des Microsoft-Mitgrün-
dersBill Gates arbeiteandieser Metho-
de, berichtete Son. Er habe auchschon
mit dem Gesundheitsministerium inTo-
kio gesprochen, um zusammenzuarbei-
ten. Dochdie Idee des Milliardärsfand
wenig Zustimmung. Sonstieß auf schar-
fe KritikvonFollowern,die voreinem
Zusammenbruchdes Gesundheitssys-
tems wie in Italienwarntenund die me-
dizinischen Qualitäten des Softbank-
Gründersbezweifelten. Einer empfahl
Son, lieber eineFabrik für Gesichts-
schutzmasken aufzumachen. pwe.

MORGEN IN


BERUF UND CHANCE


Neuer Entwicklungschef


für BMW


Frank Weber löstKlaus Fröhlichab/Dividendegekürzt


Sewing sendet


Durchhalteparolen


MarcellEngelist


Profi-Desinfektor .Hier


erklärter, wieerein


Gebäudereinigt,ob


Schnapsgegen das


Coronavi rushilft –und


wasjeder tunkann,um


sich zu schützen.


Ehrung für Anahita Thoms Milliardärfür Corona-Tests


Was tun, wenn der Chef ausrastet?
Wenn derVorgesetzte sichaufführt
wie Rumpelstilzchen
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