Frankfurter Allgemeine Zeitung - 24.02.2020

(Wang) #1

SEITE 22·MONTAG,24. FEBRUAR2020·NR.46 Unternehmen FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG


Um den Klimaschutzkommt keiner mehr
herum.Unternehmen, die sichnicht da-
für engagieren oder zumindestsotun, lau-
fenzurzeitraschGefahr ,ihren Rufzurui-
nieren. JeffBezos, GründervonAmazon
und reichsterMann derWelt, gehörte bis-
her noch zu denjenigen, die sichauf die-
sem Gebietkaum hervorgetan haben.
Das möchteernun ändern:Vergangenen
Montag eröffnete der Unternehmer,dass
er plane, den „Bezos EarthFund“ zugrün-
den, derWissenschaftler und Organisatio-
nen imKampfgegen den Klimawandel

unter stützen soll. DasvonBezos einge-
brachteStartkapital beträgt 10 Milliarden
Dollar und wirdihn zu einem dergroßzü-
gigstenSpender der Geschichtemachen.
Bezosreiht sichineine stetig länger
werdende Liste gerade vonTech-Unter-
nehmernein, diegegenden Klimawandel
vorgehen möchten. Zumeinen durch
Spenden: Bill Gatesetwahatteschon
2015 „Breakthrough Energy“gegründet,
eine Gruppereicher Investoren, zu denen
auchFacebook-Gründer Mark Zucker-
berggehörtund die es sichzur Aufgabe
gemacht haben,ern euerbare Energien zu
fördern. Zumanderen aber auchdadurch,
dass sie denCO 2 -Aus stoß ihrerUnterneh-
men reduzieren. Amazonkündigteim

September 2019 an, bis zum Jahr 2030
eine neutraleKlim abilanzhaben zuwol-
len. Apple möchtedurch Recycling und
längereAkku-Laufzeiten seinenTeil zur
Klimaneutralität beitragen.Auch deut-
sche Unternehmen setzensichambitio-
nierte Ziele,Zalando oder Boschetwa
möchten in naherZukunftvollständig kli-
maneutralwerden. DieTechnologie,sag-
te Boschs Vorsitzender Geschäftsführer
Volkmar Denner, sei dabei ein entschei-
dendes Mittel undkönne helfen, den Kli-
mawandel zu bekämpfen.
Einerseits hat er damitrech t: Mit Hilfe
vonKünstlicher Intelligenzkönnten Pro-
duktionsabläufedeutlich effizientergestal-
tet werden, wasdabei helfenkann, Treib-
hausgase zu reduzieren.Undnatürlichha-
ben riesigeKonzerne, die ihreCO 2 -Emis-
sionenverringer noder gargänzlichklima-
neutralwerden, einengrößeren Einfluss
als Individuen–mögen sie auchnochso
reichsein. Verbraucher wiederumkönn-
tenihreAusrede, dassindividuelles Enga-
gement ja nichts bringe, solangedie gro-
ßen Unternehmen sichnicht änderten,
nicht mehr ohneweiteresvorschieben.
Dochganz so einfachist es nicht. Denn
höhereEffizienz bedeutet nichtnur gerin-
gere Emissionen, sondernauchniedrigere
Preise und damit einen erhöhtenKonsum.
Dieses Phänomen wird„Rebound-Effekt“
genannt:Zwarentstehen bei der Produkti-
on einzelner Güterweniger Emissionen,
die Gesamtsumme des ausgestoßenen
CO 2 musssoaber nicht unbedingt sinken.
Denn durch den zunehmendenKonsum
entstehen wiederum neue Emissionen.

SolcheArgumentelasse nsichdem
Weltverbesserer-Narrativder großen
amerikanischen Tech-Konzerne durch-
aus entgegenhalten.Amazon, Google
und Co.mögen sichfür den Planeten en-
gagieren,sie bekämpfen damit aber ein
Problem, dass sieinTeilen selbstverur-
sacht haben. Google-Anfragen, Strea-
mingund Online-Bestellungen sind ein-
fach und jederzeitverfügbar,tragen aber
erheblich zur Erwärmung des Planeten
bei. EinUnte rnehmen wie Apple, dessen

Produktefür vieleKundenKultstatus er-
langt haben, ermuntertdiese, jedes Jahr
ein neues iPhone zukaufen –umdas neu-
este zu haben.Auchwennessichvon
demvorangegangenen nur minimalun-
terscheidet.Abgesehenvon Emissionen,
die durchdas SurfenimInternetoder die
Lieferung vonProdukten entstehen,be-
feuern die Tech-Konzerneauch durch
dasgezielt eSchaltenvonWerbung den
Konsum .Ein Beispiel istAmazon, das
seinenKunden zu jeder Bestellung Pro-

dukteanbie tet, die denbestelltenähneln.
Die umsatzstärkste Online-Handelsplatt-
form der Welt wirdzudem dafür kriti-
siert, ihren Cloud-DienstAWS großen
Öl- undGasunternehmen zurVerfügung
zu stellen. Damit tragesie indirekt zu ei-
nem höherenCO 2 -Ausstoß bei. Einen
ähnlichenVorwurfmachen Aktivistenal-
lerdingsauchklassischenIndustriekon-
zernen. Prominentes Beispielwarzuletzt
Siemens, das fürdie Lieferung vonSig-
naltechnikaneine australischeKohlemi-
ne in der Kritikstand. Allerdings gehö-
renbei Amazon die eigenen Mitarbeiter
zu den schärfstenKritiker nvon klima-
schädlichen Praktiken desKonzerns.
Ein ganz entscheidenderFaktor in Be-
zug auf den Klimawandel sei aber ein an-
derer ,sagt Owen Gaffney, der amPotsda-
mer Institut für Klimafolgenforschung
und an derUniversitätStockholm arbei-
tet. „Die Emissionen, die dieseKonzerne
verursachen, sind nicht dasgrößtePro-
blem. Es istihr überproportionalgroßer
Einfluss. Google,Facebook und Co. errei-
chen Milliarden“,sagt Gaffneyder F.A.Z.
Deshalbkönnten sie sowohl Konsument-
scheidungen, aber auchpolitische Mei-
nungen einesgroßenTeils der Mensch-
heit beeinflussen. DieseStellschrauben
könnten dieTech-Konzerne nutzen, sagt
Gaffney, um gegenden Klimawandel vor-
zugehen: „Das sind schon kleine Dinge
wie die Voreinstellungen beim Kauf:
Wenn hier nicht die schnellste oder güns-
tigste,sonderndie klimafreundlichste Va-
riante die er steOption wäre,würde das ei-
nen Unterschied machen,weil die Men-
schenVoreinstellungen selten ändern.“

Diese Maßnahmen ließensichleicht
umsetzen. DiepolitischeEinflussnahme
der Konzerne isthingegenkomplexer:
„Wenndie sozialen Medien auf die Präsi-
dentschaftswahlen einwirken und dabei
ein Mann wie DonaldTrumpgewählt
wird, bedroht das dasKlima.“ Ebenso
problematisch, sagtGaffne y, sei, dassim-
mer mehrMenschen Institutionen wie
der Politik, den Medien,aber auch der
Wissenschaftmisstrauten. Auch dieses
Phänomenwerde durchdie sozialenMe-
dienbefördert.Von ihnen und ihren Al-
gorithmen,glaubtGaffne y, hän ge des-
halb ab,welcheEntwic klungeninder
nächstenZeit auf unszukämen:„Bezos,
Zuckerber g–das sindallesclevere Köp-
fe.Aber solangesie nichtwahrhabenwol-
len,welchen EinflussihreUnternehmen
haben, istdas, wassie tun,vorallem
Gree nwashing.“
Für dieZukunfthebt Gaffneydie Le-
bens mittelindustrie hervor. Eine derFra-
gen, die baldeine große Rolle spielen
könnten, sei ,was si ch dort ände rn wer-
de,wennFirmen wie Amazonoder Ali-
baba wiegeplant in die Branche einstie-
gen. Denn auch dort spielt ederen Ver-
kaufsstrategieeineglobaleRolle,sagt
derWissenschaftler:„Ob siegesunde,
nachhaltigeErnährung oder günstiges
Fleischbewerben,kann dasKlimamaß-
geblic hbeeinflussen.“DochGaffne yist
nicht alarmistisch. Dennder Einfluss
könnesichjanicht nurnegativ,sondern
auch positiv auswirken. „Wennsie ent-
scheiden,etwaszutun,dann kann da sin
sehr kurzer Zeit zu massivenVerände-
rungen führen.“

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NETZWIRTSCHAFT


NeuimKlub der Klimaschützer: Amazon-Gründer JeffBezos Foto AP

E


in Gigant in der Bahntech-
nik formiert sich–und im
HauseSiemens schüt telt
man den Kopf. Offiziell
äußert sichder Konzern
nicht zur angekündigten Übernahme
vonBombardierdurch den Konkur ren-
tenAlstomaus Frankreich. Man gibt
sichinMünchengelassen: Die Sparte
Siemens Mobility sei gut aufgestellt und
komme alleinzurecht, istzuhören.Und
Siemens-Chef JoeKaeser istnie müde
geworden, zu betonen:„Wir fühlen uns
auch,Stand alone‘ sehrwohl.“
Dochhinter vorgehaltener Hand hört
sichdas andersan. Es isteine gewisse
Fassungslosigkeit zu vernehmen. Eben-
so sind Begriff ewie „absurd“ zu hören,
die die neuenVerhältnisse umschreiben
sollen–immervorausgesetzt natürlich,
es kommt zu derTransaktion. Der Blick
istauf Brüsselgerichtetund wenigerauf
Paris. Es istgenauein Jahr her,dassder
im September 2017 angekündigteZu-
sammenschlussvon SiemensBahntech-
nik –Hersteller des Hochgeschwindig-
keitszuges ICE–mit der französischen
Alstom–Hersteller desTGV–am Veto
der Kartellhüter unter Kommissarin
Margrethe Vestager scheiterte.Selbst
für Fachleutefiel die Absageüberra-
schend harsch aus.Und nunwollen aus-
gerechnetAlstomund Bombardier ge-
meinsameSache machen?
Siemens und Alstom hatten ausihrer
Sich tweitreichendeZugeständnisse an-
geboten; besondersinder Signaltechnik,
in der es zu einerstarkenDominanzge-
kommenwäre. Dochdie wurden alsun-
genügend abgelehnt.Gemessen daran,
könnenwohl auch Franzosen undKana-
dier kaum zusammenkommen, heißt es
im Hause des deutschenKonkur renten.
Mit Alstom-Bombardier entstündenäm-
lichinEuropa eine gewaltige Über-
machtimMarkt für „rollendes Material“
–alsoFern- undRegionalzüge, S-, U-
und Straßenbahnen, Diesel- oderElek-
troloks. Dasstellt selbstdie Bedrohung
durch den vorrückenden, weltgrößten
Anbieter CRRCaus China in den Schat-
ten. Mit ihmbegründetenSiemens und
Alstom ihren Aufbaueines europäi-
schen Champions,der es mit den Chine-
sen aufnehmen müsse. Do ch der Angrei-
feraus Fernost lagfern desHorizonts
derEU-Kartellwächter, hätte dieser
doch(noch)kein Gewicht in Europa.
Doch in der Betrachtungder EU-Wäch-
terbleibt CRRCauf de mRadar, da die-
ser Konzernnur leise und unauffälligin
neue Märktevordringt.
Umso mehrtritt jetzt die Marktdomi-
nanz in einerKonstellatio nvon Alstom-
Bombardierinden Blickpunkt.Esgibt
noch wesentlichmehrÜberschneidun-
genals im einst angedachten deutsch-
französischenKonstrukt.NachAnaly-
sen des BranchenexpertenSCI Verkehr
würde der neue Gigant bei denFahrzeug-
auslieferungenallein in Deutschland –
demviertgrößtenMarkt derWelt –ei-
nen Marktanteil von60Prozent auf sich
vereinen; inFrankreich garvon 95 Pro-
zent.InEuropa erreicht derAntei lnoch
stattlic he 40 Prozent.
Der Gedankeandie mö gliche Geneh-
migunginBrüssellöst nicht nur bei Sie-
mensKopfschütteln aus. Bedenken hegt
auchMaria Leenen,geschä ftsführende
Gesellschafterin vonSCI:„Mit Alstom-
BombardierentstehtimFahrzeugbe-
reichein nochstärkerer Spieler als in
derKonstellatio nSiemens-Alstom, wie
will man da eine Genehmigung begrün-
den“, sagt sie.Inder Entscheidungge-

genSiemens-Alstomhabe sich Brüssel
klar festgelegt.„Kartellrechtliche Beden-
kenkönnen nach meinemVerständnis
nichtvon derArt des Zusammengehens
abhängiggemachtwerden“, machtLee-
nenkeine nUnterschiedzwischenFusi-
on und einerÜbernahme. Alstomspeku-
liert, dassimaktuellenFall bessereZuge-
ständnissegemacht und BrüsselerAufla-
geneinfacherumges etzt werden könn-
tenals in einemZusammenschlussunter
Gleichen. „Da magein anderes Etikett
aufdem Projektstehen, aberinBezug
aufdie Marktan teile ändertsichnichts;
denn dieKernf rage bleibt, ob eine markt-
behe rrschendeStellungvorliegt.“
Brüssel schweigt dazu.Die EU-Kom-
mission hält sichschon ausformalen
Gründenstrik tbedeckt.Das Vorhaben
seijaschließlic hnochnicht angemeldet,
deshalbkönne mandazunochgar ni chts
sagen, lautetdie of fizielleSprachrege-

lungder EU-Wettbe werbshü ter–auch
wenn es schonvorder Bekanntgabeder
Übernahmepläneerste Kontaktezwi-
schenParisund Brüsselgab, di esichin
den kommenden Monatennochverstär-
kenwerden.Bis zu eineroffiziellen An-
meldung dürfte abernochmindestens
ein halbes Jahr ins Landgehen. Danach
hatdie Kommissionprinzipiell90Ar-
beits tage Zeit für eine Entscheidung.
Wiedas Votum ausfallen wird, lässt
sichschwerabschätzen. Allerdings wird
in Brüssel darauf hingewiesen, dasssich
die Beurteilungsmaßstäbe derKommissi-
on imVergleichzuSiemens-Alstomnicht
verändernwerden. Diegelegentlichgeäu-
ßerte Einschätzung, der neue französi-
sche Binnenmarkt- undIndustriekommis-
sar Thierry Breton werdedas Urteil zu-
gunstender Übernahmeverändern, gilt
als unzutreffend. Breton hatkeinerleiZu-
ständigkeit fürWettbewerbsentscheidun-

gen. UndEU-KommissionschefinUrsula
vonder Le yenwill am Prinzipfesthalten,
dassdiese Entscheidungen ohne politi-
sche Einflussnahmevonder un verändert
zuständigen Wettbewerbskommissarin
Vestager getrof fenwerden.

H


inzu kommt:Die vonvier
großen EU-Staaten–un-
terihnen Deutschland
undFrankreich–vorgetra-
genen Forderungen nach
eine rÄnderung desWettbe werbsrechts
zugunstenvermeintlicherodertatsächli-
cher „europäis cher Champions“gelten
unverändertals chancenlos.Zwararbei-
tetdie EU-Behörde an neuen Kriterien
für dieAbgrenzungrelevanter Märkte.
EU-Kommissarin Vestager hat mehr-
fach darauf hingewiesen, dassder Si e-
mens-Alstom-Fall bei Anwendung die-
ser neuen Kriterien nichtander sent-

schiedenworden wäre.Die nahezu beto-
nierteAuffassung hat auchÜberlegun-
genvon Siemens imKeim er stickt, einen
zwei ten Anlauffür eineFusion mit den
Franzosen zuwagen.
In Frankreich will man das so nicht
stehenlassen.Schließlichgehtman auch
außerhalbdes Al stom-Konzerns davon
aus,dasseineÜbernahmevonBombar-
diergelingen wird. „Heuteherrschtein
anderer GeistinBrüssel“,sagt etwa der
Mobilitätsexperte der Beratungsgesell-
schaf tSia Conseil, ArnaudAymé. Er be-
gründe tseineAussa ge mitder Tatsache,
dasszuletztFrankreichund Deutschland
gemeinsam auf eine Lockerung derWett-
bewerbsregeln drängten. „Die Risiken ei-
ner Ablehnungsind da, dochsie sindge-
ringer als beider Fusion mit Siemens“,
istder Experte überzeugt .Ererinnert
daran, dasssichdie EU-Kommission bei
der damaligenKombinationvonAlstom

und Siemensvorallem an derDominanz
in der Signaltechnik und bei den Hochge-
schwindigkeitszügenstörte. Dochimge-
plantenVerbund mitBomba rdier habe
Alstominder Signaltechnikkeine markt-
beherrschende Position. Damitnicht ge-
nug: „Beiden Hochgeschwindigkeitszü-
gen, die Bombardier zusammen mitHita-
chibaut,sinddie Kanadier zwar in Chi-
na er folgreich, aberdeutlic hweniger prä-
sent alsinEuropa.“Zudem würde sich
dieinternationale Expansion deschine-
sischenGroßrivalen CRRCjetzt stärker
abzeichnen als vorgeraumerZeit:
„CRRC istinEurop aallenfallsinklei-
nem Umfang aktiv,dochderen Heim-
marktsaturiertsichzunehmend, daher
werden die Chinesenkommen.“

B

ekäme Alstomtatsächlichgrü-
nes Licht aus Brüssel,werden
die Auflagenwohl schmerz-
haftausfallen. Davonist man
offenbar bei Siemens über-
zeugt–und nicht nur dort. Das Unver-
ständnis über eine positiveBrüsseler Ent-
scheidungkönntedann der Gelassenheit
weichen. Siemens Mobility,solautetdie
MeinungvonBranchenexperten, könnte
garkurz- und mittelfristigvomInteg rati-
onsstressprofitieren, der eine neue Als-
tom-Bombardier schwächt.

DieManagerinMünchen wissen aus ei-
gener Erfahrung nur zu gut, wie viel Kräf-
te ein bis zu 18 MonatehinziehendesKar-
tellverfahren internbindet. Danachmüs-
sen die Auflagen im Detail umgesetzt wer-
den. Danachwirdesfür die Betroffenen
meistrichtig ernst, da eine langeInteg rati-
on in derRegelharte Umbauten in dem
neuen Verbund nachsichzieht, auch
wenn Alstom-Chef HenriPoupart-La-
fargesolche Aspekteinseinem Gespräch
mit derF.A.Z. gernevom Tischwischt
(F.A.Z.vom19. Februar).
DieFranzosen holtensichmit Bom-
bardiereinen „kranken Mann an Bord“;
solcheAussagen sindgegenwärtigvon
vielen Expertenund Konkur renten zu
hören. Die Übernahmeplänesind
schließlichaus einer wirtschaftlichen
Notder Kanadier herausforciertwor-
den. Zuletzt hieß es,dassBombardier
seine Zulieferteile nurgegenVorkasseer-
halten würde.Gleichzeitig machendem
Hersteller Qualitätsprobleme zu schaf-
fen, wie die jüngste Auslieferungvon25
mitMängel nbehaftetenIC-Zügen andie
Deutsche Bahnzeigte.Mehr Ungemach
droht .Bombardiersoll in denvergange-
nen Jahren besondersaggressiv umAuf-
trägegekämpftund Konkur renzangebo-
tenmit Billigpreisenunterbotenhaben.
ZudemsindQualitätsproblemebeikünf-
tigenAuslieferungen weiterhin denkbar,
waswiederum mitteurenNacharbeiten
und hohenStrafenverbundenist.
„Siemens und auchanderekönnten in
den ersten Jahren durchaus profitieren,
da Alstom-Bombardier erst einmal mit
sichselbstbeschäftigt sein wird“,glaubt
Bahn-Expertin Leenen. Gleichzeitig ban-
gendie MitarbeitervonBombardier in
Deutschland um den Erhaltvonwichti-
genStandorten wie Henningsdorfbei Ber-
lin, Görlitz oder Siegen. Die Ängste sind
berechtigt:„Voneinem Restrukturie-
rungs- und Integrationsbedarfwerden
auf mittlereSicht die deutschenStandor-
te durchaus betroffensein“, sagt Leenen.
Dochvorer st zeichnen sichdie größeren
Anpassungen beimPersonal in den skan-
dinavischenWerken ab.Auskurzfristiger
Sicht werdeder massivePersonalabbau in
der deutschen Produktionwohl ausblei-
ben. Dafür sorgt schon allein derstarke
Einflussvon Gewerkschaf tenund derPo-
litik hierzulande.

Die Tech-Milliardäreund dasKlima


Vorallem Technologiekonzerne inszenierensichhäufigals Umweltschützer.Kann manihrenVerheißun gen trauen? /Von Ann aVollmer, Frankfurt


Siemensprofitiertvom


Als tom-A ktionismus


Mitdem Kauf vonBomba rdierdurch die Franzosenkönnteeine Marktmac ht


entstehen –und den deutsche nKonkurrenten andie Wand drücken. Dochzweifelt ni cht


nur Siemens, dassBrüssel grünesLicht gibt.Selbs twenn: DerneueGigant ist


zunächstmit si ch selb st beschäftigt.


VonRüdigerKöhn, München,Werner Mussler,Brüssel, und Christian Schubert,Paris


Die größten Unternehmen
der Bahnindustrie

Auslieferungen
in Europa

CRRC (CN)
Bomb. Alstom Alstom/Bombardier (FR/CA)
Siemens (DE)
Wabtec/GE (USA)
Hitachi (JP)

Bombardier

Alstom

Stadler

Siemens

Andere

Knorr Bremse (DE)
Transmashholding (SU)
Greenbrier/ARI (USA)
Progress Rail (USA)

20,9
29

21

18

14

18

15,3
Gesamt
23,7 Mrd.€

7,2 8,1
7,9
5,6
4,6
3,7
3,2
2,4
1,9

Elektrotriebzüge, 2015 bis 2019 in % Bahnumsatz gesamt 2018 in Milliarden Euro 1)

Zugwartung eines
Alstom-Zuges

1) Bahnindustrie: Unternehmen im Schienenfahrzeugbau,
Komponentenherstellung, Schieneninfrastruktur,
Instandhaltung etc. Geschäftsjahre, die in der zweiten
Jahreshälfte 2018 beginnen oder in der ersten Hälfte
2019 enden, wurden 2018 zugeordnet
Quelle: SCI-Verkehr/Foto: Bloomberg/F.A.Z.-Grafik Niebel
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