Die Welt - 07.03.2020

(Ben Green) #1
liert, doch es dämmert mir, dass der Un-
terschied im Alltag nur formeller Natur
sein wird. Zurück im Haus, bin ich wie-
der alleine. Meine Frau und unsere Kin-
der sind noch in Deutschland. Zahlrei-
che Nachbarn ebenso.
Wegen der vielen Gelangweilten ha-
ben Streamingdienste derzeit Hochkul-
tur. Das Internet ist deshalb so langsam,
dass abends keine Videotelefonate nach
Europa zur Familie mehr möglich sind.
Freunde treffe ich nicht. Essen wird be-
stellt und geliefert. Um die freie Zeit zu
füllen, habe ich mir einen 4000-teiligen
Fahrzeugbausatz beschafft, der eigent-
lich für große Kinder bestimmt ist. Ne-
benher kann ich mir endlich alle „Star
Wars“-Filme in chronologischer Rei-
henfolge anschauen.
Die viruseindämmenden Maßnah-
men in Shanghai werden an den folgen-
den Tagen entgegen meinen Erwartun-
gen noch verschärft. Jüngste Vorkeh-
rung: Maskenpflicht im öffentlichen
Raum. Beharrliches Verweigern ist mel-
depflichtig und strafbar. Zunehmend
wird berichtet, dass Menschen ihre Rei-
sehistorie fälschen oder die Einnahme
von fiebersenkenden Mitteln verheimli-
chen. Beides ist strafbar. Ein verschlei-
erter Corona-Infekt, so die Begrün-
dung, führt zu ungeheurem Mehrauf-
wand bei der folgenden Desinfektion
und verpflichtender Isolation von Kon-
taktpersonen.
Die Mobilfunkunternehmen bieten
einen neuen Service an: Ich sende eine
SMS an meinen Anbieter, und als Ant-
wort bekomme ich wiederum eine SMS,
die mein Bewegungsprofil der letzten
vier Wochen zusammenfasst. Aus der
Antwort geht hervor, dass ich mich be-
ziehungsweise dass sich meine SIM-Kar-
te in den letzten 15 Tagen in Shanghai
befunden hat. Und dass ich in den vo-
rangegangenen 15 Tagen aus Thailand
nach Shanghai eingereist bin. Dieses
Profil kann ich dann auf Verlangen vor-
zeigen. Die hiesigen Medien berichten,
dass große Industriedrohnen öffentliche
Plätze abfliegen, Desinfektionsmittel
versprühen und die Körpertemperatu-
ren mittels Wärmebildkameras überwa-
chen. Gleichzeitig filmen sie, was prak-
tisch ist, denn auf diese Weise werden
Sicherheitskräfte vor einem Kontakt mit
möglichen Infizierten geschützt.
Überhaupt gilt eine durchgehende
Kein-Kontakt-Politik zwischen den
Menschen. Das führt sogar so weit, dass
die Polizei Verkehrsunfälle per WeChat,
der chinesischen Alternative zu What-
sApp, aufnimmt. Bei einem Unfall wird
eine WeChat-Gruppe eingerichtet, und
Beweise werden in Form von Bildern
und Videos gesichert. Rückfragen kön-

S


o krass habe ich mir das
nicht vorgestellt. Ich bin ge-
sund und dachte, dass sich
mein Leben in Shanghai
nach meiner zweiwöchigen
häuslichen Isolation in der ersten Fe-
bruarhälfte schnell wieder normalisie-
ren würde.

VON PHILIPP SCHOLL
AUS SHANGHAI

Doch obwohl die Ausbreitung des Co-
ronavirus in Shanghai unter Kontrolle
scheint, wurden die Schutzmaßnahmen
der Behörden kaum gelockert, im Ge-
genteil, zahlreiche sind hinzugekom-
men, und eine Lockerung ist frühestens
für Ende April in Sicht. Mein Privatle-
benist immer noch stark eingeengt.

WOCHE VOM 17. FEBRUAR:
ENDE DER ISOLATION

Am Morgen meines ersten Arbeitstages
nach der Isolation blicke ich auf das
Smartphone: nur zwei Neuinfektionen
in Shanghai. Seit Tagen nimmt die Zahl
ab, gleichzeitig werden immer mehr
Menschen wieder gesund. Bis auf ein
Kreuzfahrtschiff in Japan wirkt die chi-
nesische und weltweite Lage an diesem
Tag stabil.
Meine Isolation endet heute zeit-
gleich mit der von Millionen weiteren
Bewohnern Shanghais. Die Menschen in
den stark vom Virus betroffenen Regio-
nen im Landesinneren stehen weiterhin
unter Quarantäne und konnten in der
Zwischenzeit nicht nach Shanghai zu-
rückkehren. Auch aus den Nachbarstäd-
ten wie Suzhou ist der Personenverkehr
in die Metropole noch stark begrenzt.
Um die Einschränkungen der Bewe-
gungsfreiheit durchzusetzen, wird kon-
trolliert, vorwiegend mit klassischen
Maßnahmen wie Verkehrskontrollen auf
den Schnellstraßen oder an Bahnhöfen.
Damit sie ihre Mitarbeiter dennoch wie-
der an ihre Arbeitsplätze bekommen,
wurde Unternehmen ermöglicht, ab 50
Passagieren Flugzeuge zu chartern. Chi-
na Eastern Airlines hat innerhalb von ei-
nem Tag Buchungen für 60 nationale
und internationale Flüge erhalten.
Um 7.30 Uhr beginnt mein erster Ar-
beitstag nach der Isolation. Heute mit
dabei: die Maske und ein von mir unter-
schriebenes Formular, auf dem ich be-
stätige, dass ich Shanghai in den vergan-
genen 14 Tagen nicht verlassen sowie
keine infizierten Personen getroffen ha-
be und selbst gesund bin. Da diese For-
mulare immer eine Passnummer erfor-
dern, muss der Reisepass auch mit. Bei
der Ausfahrt aus dem Wohnkomplex, in
dem ich lebe, bekomme ich einen Tages-
pass, den ich wieder abgebe, wenn ich
abends hineinmöchte. So behält die
Hausverwaltung den Überblick, wer ge-
rade nach Shanghai zurückkommt und
sich registrieren muss.
Auf den Straßen fährt kaum ein Auto


  • es ist wie an Heiligabend auf deut-
    schen Autobahnen. In Rekordzeit errei-
    che ich den Eingang des Industrieparks,
    in dem ich als Betriebsleiter für einen
    großen deutschen Mittelständler arbei-
    te. Ein Wachmann mit Maske und Ein-
    weghandschuhen lässt mich gelassen
    passieren. Am Werkseingang empfan-
    gen mich neben dem Wachschutz vier
    Kollegen zur Temperaturerfassung. Ein
    Kollege ist voll ausgerüstet: weißer
    Schutzanzug, Einweghandschuhe, Mas-
    ke, eine die Augen komplett umschlie-
    ßende Korbbrille, Kapuze und natürlich
    Thermometer. Ein zweiter Kollege no-
    tiert meine Personalnummer und das
    Ergebnis der Temperaturmessung.
    Der Weg zum Büro ist ungewöhnlich
    barrierefrei, da alle Türen aufgesperrt
    sind, um eine gute Luftzirkulation zu
    bewirken. Weil die Temperatur draußen
    noch bei unter zehn Grad liegt, kom-
    men mir vereinzelt Kollegen mit dicken
    Jacken – und Masken – entgegen. An
    den Treppen hängen Taschentuchspen-
    der, damit niemand das Treppengelän-
    der mit der Haut berührt.
    Die Büroetage ist größtenteils leer
    und kalt. Man freut sich herzlich, end-
    lich die Kollegen wiederzusehen, die
    nicht isoliert sind. Natürlich ohne Kör-
    perkontakt und mit respektablem Ab-
    stand. Auf dem Schreibtisch liegt meine
    Wochenration an Masken bereit.
    Die maximal zulässige Anzahl an Per-
    sonen je Besprechungsraum wurde auf
    circa ein Drittel reduziert: In Räumen,
    in denen sonst ein Dutzend Kollegen
    Platz gefunden hätten, kommen jetzt
    nur noch vier zusammen. Alle anderen
    nehmen per Videokonferenz aus dem
    eigenen Büro oder einem weiteren Be-
    sprechungsraum teil. Die Produktion
    haben wir auf minimales Instandhal-
    tungsrisiko umgestellt, da in der aktuel-
    len Woche im Schnitt höchstens 40 Pro-
    zent der erforderlichen Kollegen ver-
    fügbar sind.
    Nach Feierabend geht es wieder in
    Rekordzeit zurück nach Hause. Vorbei
    an geschlossenen Geschäften und Res-
    taurants. Ich bin zwar nicht mehr iso-


nen per Videotelefonat in WeChat ge-
stellt werden. Das Ganze funktioniert,
weil in dem Programm meine Identität
über meinen Ausweis und mein Bild
eindeutig mit mir verknüpft ist.
Die Regelungen zur Isolation sind in
Shanghai uneinheitlich. Verbindlich ist
die Isolation, wenn man am Virus selbst
erkrankt ist und sich zu Hause auskurie-
ren kann oder wenn man aus einer der
stark betroffenen Kernregionen zurück-
gekommen ist. Davon abgesehen, kön-
nen weitere unterschiedliche Maßnah-
men greifen, da neben der Provinz
Shanghai auch die Stadtteile und sogar
die Wohnkomplexe selbst in der Verant-
wortung sind, geeignete Vorkehrungen
zu verfügen. Die Hausverwaltung eini-
ger Wohnkomplexe prüft jeden Tag die
Anwesenheit der Anwohner in ver-
pflichtender Isolation und versorgt sie
mit dem Nötigsten. Zur Reduzierung
des Kontrollaufwands werden an Haus-
türen Türmagnete mit Funksensoren
installiert, die die Bewegung der Tür
von außen registrieren und übertragen.
Und das scheint zu wirken: Shanghai
ist offiziell nahezu frei von Neuinfektio-
nen. Sollten sie doch auftreten,werden
sie schnell erkannt und bei schwerem
Verlauf der Infektion in einem Kranken-
haus behandelt. Mich persönlich betref-
fen die verschärften Maßnahmen nur be-
grenzt, da ich außer für den Weg zur Ar-
beit kaum das Haus verlasse und mein
Wohnkomplex relativ liberale Zugangs-
kontrollen hat. Handwerker und andere
Besucher sind, wenn sie sich vorher an-
melden, weiterhin zugelassen. Lebens-
mittel sind verfügbar. Wichtig ist jetzt
nur, nicht etwa Zahnschmerzen oder
dergleichen zu bekommen. Da wüsste
ich aktuell nicht, wohin ich mich wenden

sollte. Die Praxis, zu der ich bisher im-
mer ging, ist geschlossen, und ein Kran-
kenhaus würde ich eher ungern betreten.

WOCHE VOM 24. FEBRUAR:
DIGITALE VIRENABWEHR

Erste Geschäfte und Cafés öffnen wie-
der. Und überall gilt: Maske und Hand-
schuhe für das Personal. Maske und
Temperaturmessung für Gäste. Will
man in ein Restaurant oder in ein Café,
wird man in Namenslisten eingetragen,
inklusive gemessener Temperatur und
Telefonnummer.
Zusätzlich werden immer mehr orts-
bezogene QR-Codes angebracht. Jedes
Taxi, jedes Abteil in der U-Bahn verfügt
über solch einen Code. Auf diese Weise
können die Behörden bei Bedarf fest-
stellen, wann ich mich wo aufgehalten
habe, und mich informieren, falls zum
Beispiel eine infizierte Person densel-
ben U-Bahn-Waggon zeitgleich mit mir
genutzt hat. Die technikaffinen Shang-
haier haben so innerhalb von nur zwölf
Tagen 47 Millionen Mal ihren Aufent-
haltsort preisgegeben. In den kom-
menden Tagen und Wochen
wird die Technik auf Büros
und öffentliche Räume aus-
geweitet.
Parallel dazu gibt es
einen personenbe-
zogenen QR-Code,
den ich mit dem
Smartphone ab-
rufen kann. Er
hat eine zeit-
lich begrenzte
Gültigkeit
und wird auf
Anfrage im-

mer wieder neu generiert und vom Ge-
genüber gescannt. Auf diese Weise kann
ich meinem Gegenüber nachweisen,
dass ich gesund bin: Es erscheint mein
Gesundheitsrating in den Klassen Rot,
Gelb und Grün. Ist der Code grün, bin
ich gesund. Bin ich in verbindlicher Iso-
lation oder in medizinischer Behand-
lung wegen des Coronavirus, ist er rot.
Bin ich aus einer der stark betroffenen
Regionen nach Shanghai zurückgekehrt
und sollte mich in häuslicher Isolation
befinden, ist der Code gelb. Nach Ablauf
der Isolation soll der Code dann grün
werden. Im Prinzip kann man sich
durch Shanghai nur noch als Grüner be-
wegen. Mit Grün bekomme ich Zutritt
zu Restaurants, zur U-Bahn, in Wohn-
komplexe etc. Mit einer anderen Farbe
im Zweifel nicht. Ich kann mir auch den
Code meines Taxifahrers anzeigen las-
sen und diesen scannen. So kann ich
prüfen, ob sein grüner Status noch gül-
tig ist. Auf welcher Datengrundlage der
Code als rot, gelb oder grün erscheint,
wird nicht veröffentlicht.
Beide QR-Code-Systeme ermögli-
chen es den Behörden, mich zeitnah zu
kontaktieren, falls sich eine infizierte
Person kurz vor mir oder zeitgleich mit
mir am selben Ort befunden haben soll-
te. Ich wäre dankbar gewesen, wenn ich
an dem System schon vor zwei Wochen
hätte teilnehmen können. Für WELT
habe ich im Februar beschrieben, wie
wir nicht aus einem Flugzeug ausstei-
gen durften. Eine Person in Schutzklei-
dung stieg nach der Landung in Shang-
hai ein und untersuchte gezielt einen
einzelnen Mitreisenden sehr lange und
eingehend. Erst nachdem der Mann aus
dem Flugzeug geleitet worden war,
durfte auch ich aussteigen. In den fol-
genden Tagen habe ich über eine Websi-
te mehrfach geprüft, ob dem Flug ein
Infizierter zugeordnet worden war.
Mit den QR-Codes entfällt dieser
Aufwand, ich kann aktiv informiert wer-
den. Der administrative Nutzen zeigt
sich am 27. Februar. Über mehrere Ka-
näle erreicht mich auf meinem
Smartphone erstmals eine als
„Breaking News“ betitelte
Nachricht. Eine infizierte und
anscheinend nun erkrankte
Person ist als Reisender am 19.
Februar – also vor acht Tagen –
um 22.05 Uhr aus dem Iran
über Moskau nach Shanghai
eingereist. Die Angaben bein-

halten Flugnummern und Sitzplatz-
nummern beider Flüge. Der Fluggast
hat eine Maske getragen. Hotel, Zeit-
raum und Zimmernummer werden ge-
nannt. Selbst, dass er mit dem Lift in
die Lobby gefahren ist, einem Boten ein
Paket übergeben hat und mit dem Taxi
weiterreiste. Aus den Aufzeichnungen
geht sogar hervor, dass der Taxifahrer
keinen direkten Kontakt zum Fahrgast
hatte, da er sein Gepäck selbst einlud.
Während der Fahrt war das Fenster für
eine gute Durchlüftung offen. Beide ha-
ben Masken getragen. Der Taxifahrer
wurde ohne Symptome in die Isolation
geschickt. Nach der Taxifahrt nutzte
der Infizierte den Zug mit folgender
Zugnummer zu diesem Ziel und so wei-
ter. Dank dieser Übersicht der Behör-
den lassen sich nun leicht die Personen
ausfindig machen, die in der Nähe des
Infizierten waren.
Bei der Lektüre der Nachricht, ver-
schickt an Millionen von Empfängern,
ging mir Folgendes durch den Kopf: 0,
0, 1, 0, 1, 0, 0, 1, 0. Das ist die Zahlenfolge
der gemeldeten Neuinfektionen der
vergangenen neun Tage in Shanghai. Es
schien alles in geordneter Kontrolle.
Aber jetzt werden neue Infektionsrisi-
ken „importiert“. Ich muss gestehen,
dass ich nun den Nutzen eines engma-
schigen Kontrollnetzes verstehe.

WOCHE VOM 3. MÄRZ:
TÜCKEN DES ONLINELERNENS

Das Coronavirus wird Ende April unter
Kontrolle sein, so die Aussage eines an-
gesehenen chinesischen Wissenschaft-
lers. Schulen und Kindergärten bleiben
bis dahin geschlossen. So übersetze und
interpretiere ich zumindest die aktuel-
len Meldungen. Aber Genaues weiß man
nicht. Weder ich noch die Deutsche
Schule in Shanghai, die meine Kinder
besuchen, noch sonst irgendwer. Für
die Mitglieder der Schulgemeinschaft
ist das Ungewisse anstrengend. Sind Fa-
milien nach Deutschland zurückge-
kehrt, haben sie dort ein Zuhause oder
sind bei Verwandten oder in möblierten
Wohnungen untergekommen. In Shang-
hai gebliebene Familien haben seit Wo-
chen die Kinder zu Hause.
Die Deutsche Schule in Shanghai hat
es in einer unglaublich kurzen Zeit ge-
schafft, eine Onlinebeschulung anzu-
bieten. Doch im Alltag vieler Familien
wird schnell klar, wie fordernd das ist.
Der komplette familiäre Tagesablauf
muss umstrukturiert werden, es fehlen
vor allem in Shanghai Betreuungsmög-
lichkeiten für Kinder berufstätiger El-
tern. Onlineschule erfordert von allen
Familienmitgliedern Disziplin, elterli-
che Begleitung und einen Computer
samt Drucker. Zu den Herausforderun-
gen einiger Freunde zählt zum Beispiel,
dass es mehr Kinder als Computer in
der Familie gibt.
Ein Kind in der Parallelklasse – in
Shanghai isoliert – konnte die Schulauf-
gaben nicht erledigen, weil kein Drucker
im Haushalt war. In den Zeiten der gene-
rellen Isolation beträgt die Lieferzeit für
ein Gerät – statt der üblichen wenigen
Stunden – zwei Wochen. Die Familie
wohnt in einem Wohnkomplex mit circa
4000 Bewohnern. Dort ist ein Corona-
fall bekannt geworden, entsprechend
strikt sind die Regeln – kein Besucher
geht mehr ein und aus. Der Sohn und
seine Mutter haben seit mehr als 30 Ta-
gen die Wohnung nicht mehr verlassen.
Sowohl der Junge aus der Parallel-
klasse als auch meine Söhne in Deutsch-
land kommen – in einem ganz unter-
schiedlichen Umfeld – mit der On-
lineschule gut klar. Schulaufgaben
strukturieren den Tag, und sie haben
Freude dran. Das fehlende soziale Mit-
einander jedoch bedauern alle.
Obwohl vieles noch ungewiss ist, pla-
nen viele Familien, die aus Deutschland
kommen und in Shanghai leben, ihre
Rückkehr für Ende März. Verbunden
mit der Hoffnung, dass das Leben in ih-
rer Wahlheimat sich dann endlich wie-
der normalisiert hat.
In Shanghai glaube ich inzwischen zu-
mindest zu spüren, wie die allgemeine
Anspannung abnimmt, trotz der strik-
ten und noch strikter werdenden Maß-
nahmen. Die Menschen haben Respekt
angesichts der Gefahr, aber keine Panik.
Der Pfad zur Normalität ist sichtbar.
Hinter der Stadt liegen sechs intensive
Wochen, aber nahezu alle Einzelhändler
und Unternehmen haben den Betrieb,
wenn auch zum Teil reduziert, wieder
aufgenommen. Die meisten Bewohner
sind zurück, man sehnt sich nach Nor-
malität. Der Deutsche Club Shanghai
bot neulich eine Stadtteilführung an. Sie
war binnen 48 Stunden ausverkauft.
Zugleich wächst die Sorge um die Fa-
milie daheim. Meine Frau und meine
Söhne sollten in Deutschland behüteter
sein als in Shanghai. Die Ironie der Ge-
schichte jedoch ist, dass zwei infizierte
Personen in Nordrhein-Westfalen ganz
in der Nähe meiner Familie diagnosti-
ziert wurden. Näher, als mir das Virus in
Shanghai jemals war.

Mein Leben mit der


KKKein-Kontakt-Politikein-Kontakt-Politik


Der deutsche Ingenieur Philipp Scholl erlebt die


Corona-Epidemie in Shanghai. Zunächst isoliert,


beobachtet der 40-Jährige nun eine allmähliche


Normalisierung des Alltags. Doch der Preis dafür ist ein


ungekanntes Maß an Überwachung


PHILIPP SCHOLL

(3)

12


07.03.20 Samstag,7.März2020DWBE-HP


  • Zeit:----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
07.03.2007.03.2007.03.20/1/1/1/1/Wir2/Wir2 DSCHWENK 5% 25% 50% 75% 95%

12 WIRTSCHAFT DIE WELT SAMSTAG,7.MÄRZ


Maskenpflicht:
WWWer in Shanghaier in Shanghai
ohne unterwegs
iiist, macht sichst, macht sich
strafbar

Alles grün: Ein persönlicher QR-Code zeigt den Gesundheitszustand von
Philipp Scholl an. „Wie an Heiligabend auf deutschen Autobahnen“ –
Die Millionenmetropole Shanghai wirkt nahezu ausgestorben (unten)

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