Die Welt - 07.03.2020

(Ben Green) #1
Beatriz Roldán Cuenyawurde 1976 in
Oviedo geboren. Sie ist eine spanische
Physikerin, die sich mit Oberflächenphysik
und Katalyse beschäftigt. Seit 2017 ist sie
Direktorin am Fritz-Haber-Institut der
Max-Planck-Gesellschaft in Berlin.
Robert Schlöglwurde 1954 in München
geboren. Er ist ein deutscher Chemiker
mit dem Forschungsschwerpunkt che-
mische Energiekonversion. Seit 1994 ist er
Direktor am Fritz-Haber-Institut in Berlin.

Das Direktoren-Duo

MARTIN U. K. LENGEMANN/WELT/

24


07.03.20 Samstag,7.März2020DWBE-HP


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DWBE-HP

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07.03.2007.03.2007.03.20/1/1/1/1/Wis1/Wis1 AHEIDRIC 5% 25% 50% 75% 95%

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W


asserstoff wird eine zentraleasserstoff wird eine zentrale
Rolle bei einer klimaneutra-Rolle bei einer klimaneutra-
len Energieversorgung spie-len Energieversorgung spie-
len. Bislang ist die Herstel-len. Bislang ist die Herstel-
lung dieses Energieträgerslung dieses Energieträgers
nicht CO 2 -neutral. Die Max-Planck-Forscher-neutral. Die Max-Planck-Forscher
Beatriz Roldan und Robert Schlögl entwerfen ei-Beatriz Roldan und Robert Schlögl entwerfen ei-
nen Weg in die grüne Wasserstoffwirtschaft.nen Weg in die grüne Wasserstoffwirtschaft.

VON NORBERT LOSSAU

WELT:Die Bundesregierung plant eine Was-ie Bundesregierung plant eine Was-
serstoffstrategie. Was steckt dahinter?serstoffstrategie. Was steckt dahinter?
ROBERT SCHLÖGL:Die deutsche Energiewendeie deutsche Energiewende
lässt sich nicht allein mit elektrischem Stromlässt sich nicht allein mit elektrischem Strom
bewältigen. Ohne stoffliche, also chemischebewältigen. Ohne stoffliche, also chemische
Energieträger wird es schlicht nicht gehen. WirEnergieträger wird es schlicht nicht gehen. Wir
werden auch Wasserstoff als Energieträger be-werden auch Wasserstoff als Energieträger be-
nötigen. Dem trägt die Wasserstoffstrategie dernötigen. Dem trägt die Wasserstoffstrategie der
Bundesregierung Rechnung. Beschlossen ist sieBundesregierung Rechnung. Beschlossen ist sie
aber noch nicht, nur in Aussicht gestellt.aber noch nicht, nur in Aussicht gestellt.

Warum brauchen wir Wasserstoff?Warum brauchen wir Wasserstoff?
SCHLÖGL:Die Energiewende erfolgt aus meinerie Energiewende erfolgt aus meiner
Sicht in zwei Phasen. In der ersten wird die Pro-Sicht in zwei Phasen. In der ersten wird die Pro-
duktion von elektrischem Strom nach und nachduktion von elektrischem Strom nach und nach
auf erneuerbare Energien umgestellt – also inauf erneuerbare Energien umgestellt – also in
erster Linie auf Wind und Sonne. In der zweitenerster Linie auf Wind und Sonne. In der zweiten
Phase müssen wir auch alle anderen Energiesek-Phase müssen wir auch alle anderen Energiesek-
toren klimaneutral machen. Wie groß diese He-toren klimaneutral machen. Wie groß diese He-
rausforderung ist, wird deutlich, wenn wir unsrausforderung ist, wird deutlich, wenn wir uns
die Zahlen zum Energieverbrauch in Deutsch-die Zahlen zum Energieverbrauch in Deutsch-
land anschauen. Dieser liegt – umgerechnet aufland anschauen. Dieser liegt – umgerechnet auf
die Einheit Terawattstunden (TWh) – bei 3500die Einheit Terawattstunden (TWh) – bei 3500
TWh pro Jahr. Davon sind aber nur 550 TWhTWh pro Jahr. Davon sind aber nur 550 TWh
elektrischer Strom, von denen rund 200 TWhelektrischer Strom, von denen rund 200 TWh
aus erneuerbaren Quellen stammen. Um das Zielaus erneuerbaren Quellen stammen. Um das Ziel
der Energiewende zu erreichen, müssen wir alsoder Energiewende zu erreichen, müssen wir also
noch 3300 TWh auf erneuerbare Energiequellennoch 3300 TWh auf erneuerbare Energiequellen
umstellen. Diesen enormen Bedarf werden wirumstellen. Diesen enormen Bedarf werden wir
nicht allein elektrisch decken können. Hier wer-nicht allein elektrisch decken können. Hier wer-
den wir ohne massiven Einsatz von Wasserstoff
nicht auskommen. In der Wasserstoffstrategie
geht es offenbar zunächst nur darum, einen Teil
des Verkehrssektors mit diesem Energieträger
zu versorgen. Das ist jedoch viel zu kurz ge-
sprungen. Die Autoren der Strategie unterschät-
zen die Größenordnung, in der wir Wasserstoff
benötigen werden.

Mit Wasserstoff angetriebene Autos sind aber
eine wichtige Option, oder?
SCHLÖGL:Wir brauchen Wasserstoff, um damit
alle fossilen Energieträger zu ersetzen, die wir
bislang importieren – also Kohle, Erdöl und Gas.
Das betrifft in großem Umfang die Industrie und
die Erzeugung von Wärme für Wohnungen. Was-
serstoff ist das Öl von morgen. Irgendwann wer-
den wir ihn auch im Verkehrssektor benötigen,
aber das ist nicht vordringlich.

WELT: Warum wird Wasserstoff nicht schon
in größerem Umfang eingesetzt?
BEATRIZ ROLDAN:Die Technologie der Elektro-
lyse von Wasser zur Herstellung von Wasserstoff
gibt es seit vielen Jahrzehnten. Dass sie sich bis-
lang nicht in großem Stil durchsetzen konnte,
liegt daran, dass die Katalysatoren nicht effizient
und der elektrische Strom nicht preiswert genug
waren. Beides ändert sich. Wir haben inzwischen
deutlich bessere Katalysatoren entwickelt und
es stehen immer größere Mengen preiswerter
elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen
zur Verfügung. Wir sollten aber nicht den Fehler
begehen und daraus schließen, dass Deutschland
in Zukunft seinen gesamten Energiebedarf auf
diese Weise decken könnte. Es gibt viel bessere
Standorte zur Gewinnung von Solarstrom, zum
Beispiel in meinem Heimatland Spanien oder
auch in Nordafrika. Wichtig ist zu betrachten,
dass es einen Tag-Nacht-Zyklus gibt und dass
deswegen Orte gesucht werden sollten, wo es
viel Sonne, aber auch viel Wind gibt. Wir sollten
uns in Deutschland darauf konzentrieren, die
bestmögliche Technologie zu entwickeln, sie in
Deutschland zu testen und zu implementieren,
aber sie auch in sonnenreiche Länder zu expor-
tieren. Dort lässt sich Wasserstoff per Elektroly-
se gewinnen, mithilfe von flüssigen Trägermole-
külen transportfähig machen und mit dem Schiff
nach Deutschland bringen. Bei der Technologie
der Wasserstoffelektrolyse sind wir derzeit noch
Weltmeister. Doch China ist uns auf den Fersen.

China ist hier also ein Konkurrent?
ROLDAN:In der Grundlagenforschung zu die-
sem Thema stehen wir in Deutschland sehr gut
da. Unser Problem ist, dass es hierzulande sehr
viel länger als in China dauert, neue Erkenntnis-
se industriell umzusetzen. In Deutschland voll-
zieht sich der Transfer von Wissen zu langsam.
SCHLÖGL:Und deshalb besteht die große Ge-
fahr, dass wir, statt Anbieter einer innovativen
Technologie auf dem Weltmarkt zu werden, uns
mit der Rolle des Kunden für das Produkt Was-
serstoff werden begnügen müssen. Das sollten
wir unbedingt vermeiden. Wir müssen einen Teil
der Wertschöpfung im eigenen Lande behalten.
Wir reden hier von einer Zukunftstechnik, bei
der wir beim Know-how und bei den Patenten
führend bleiben könnten und sollten. Dann wird
Deutschland von der Energiewende auch wirt-
schaftlich profitieren. Mit dem Export innovati-
ver Technik könnten wir das Geld verdienen, mit
dem wir den Import von Wasserstoff bezahlen.
Man sollte sich in diesem Zusammenhang darü-
ber klar sein, dass es hier um einen gigantischen
technologischen Umbau geht. Da wird praktisch

DIE WELT SAMSTAG,7.MÄRZ2020 SEITE 24

WISSENISSEN


die gesamte Öl- und
Gasindustrie durch et-
was Neues ersetzt.

Ein Teil des benötigten Was-
serstoffs sollte aber hier in
Deutschland produziert werden?
ROLDAN: Selbstverständlich. Zunächst
brauchen wir hierzulande Demonstratoren,
mit denen wir im großen Maßstab zeigen kön-
nen, dass wir die Technik beherrschen. Ich
schätze, dass wir ungefähr fünf Prozent des be-
nötigten Wasserstoffs im eigenen Land produ-
zieren könnten.

Wir importieren 80 Prozent unserer Energie.
Ist es sinnvoll, diesen Anteil beim Umstellen
auf die Wasserstoffwirtschaft zu verringern?
SCHLÖGL:Wir werden nicht deutlich weniger
importieren können. Nicht nur aus technischen
Gründen, sondern auch aus Gründen der Akzep-
tanz. Wir haben schon heute sehr viele Windrä-
der in Deutschland und der Bau weiterer Anla-
gen stößt zunehmend auf Widerstand. Man kann
gar nicht so viele Windräder aufstellen, wie wir
es für eine Energieautarkie benötigen würden.
Es ist egal, ob wir 60, 70 oder 80 Prozent der Pri-
märenergie importieren. Wichtig ist nur, dass
wir selber so viel Wasserstoff aus erneuerbaren
Energien produzieren, um international als
Technologieführer anerkannt zu werden. Wie
viel Prozent es am Ende sein werden, regelt der
Markt. Wir dürfen da nicht in planwirtschaftli-
che Gedankenspiele abgleiten.

Kern der Wasserstoffstrategie ist der Verkehr.
Wäre hier nicht die Nutzung von klimaneutra-
len synthetischen Treibstoffen sinnvoller,
weil dafür keine neue Infrastruktur, etwa für
Tankstellen, benötigt würde?
ROLDAN:Technologisch ist beides möglich –
Mobilität mit Wasserstoff und mit synthetischen
Treibstoffen. Zu deren Herstellung würde man
Wasserstoff und CO 2 verwenden. Auch hier ist
die Grundlagenforschung gefragt, denn man be-
nötigt für die Reaktion spezielle Katalysatoren.
Der Flugverkehr dürfte das erste große Einsatz-
feld für synthetische Treibstoffe, also syntheti-
sches Kerosin, sein. Bei Autos wird der Preis ent-
scheiden, welcher Energieträger sich durchsetzt.

Für das Heizen von Gebäuden wird viel Ener-
gie benötigt. Kann hier Wasserstoff helfen?
SCHLÖGL:Die schlechteste aller Möglichkeiten
wäre, Erdgas in den Leitungsnetzen mit ein we-
nig Wasserstoff anzureichern. Bis zu einem An-
teil von zehn Prozent Wasserstoff müsste man
keine technischen Änderungen vornehmen.
Doch zum einen helfen zehn Prozent Wasser-
stoff nicht wirklich viel, und zum anderen hätte
ein solches Gemisch einen geringeren Heizwert
als pures Erdgas. Das liegt an der deutlich gerin-
geren Dichte von Wasserstoff im Vergleich zum

Erdgas. Die Heizleistung würde sich also verrin-
gern. Viel sinnvoller wäre es, die heutigen Erd-
gasnetze als Infrastruktur für den Transport von
Wasserstoff zu nutzen. In erster Linie ist der
Einsatz von Wasserstoff in der Industrie sinn-
voll. Dort werden zum Erzeugen von Prozess-
wärme bislang fossile Energieträger eingesetzt.
Im nächsten Schritt könnte man die Abwärme
aus der Industrie über Fernwärmenetze zum
Heizen von Häusern nutzen. Das wäre sehr effi-
zient. Doch man wird zur Wärmeversorgung
nicht ohne Blockheizkraftwerke auskommen.
Auch dort könnte Wasserstoff als Energieträger
zum Einsatz kommen. Dann gibt es noch die
Möglichkeit der Rückverstromung von Wasser-
stoff. Mit dieser Elektrizität könnten Wärme-
pumpen für die Gebäudeheizung betrieben wer-
den. Ich bin mir sicher, dass man Wasserstoff
nicht in jedes Haus leiten wird – jedenfalls nicht
in Städten. Auf dem Land wäre das für mich als
Insellösung aber vorstellbar.

Wasserstoff
mit elektrischer
Energie zu gewinnen,
um ihn wieder zu verstro-
men, klingt nicht sehr effizient.
SCHLÖGL:Ja, die Rückverstromung ist teuer
und derzeit nicht wirtschaftlich. Aber letztend-
lich wird uns nichts anderes übrig bleiben. Denn
wie sollen wir sonst die Dunkelflauten überbrü-
cken, mit denen wir im Mittel rechnen müssen.
In diesen Zeiten müssen wir auf gespeicherte
Energie zurückgreifen. Ob das nun Wasserstoff
sein wird oder ein wasserstoffhaltiges Derivat
wie Methanol, wird man noch sehen. Alle ande-
ren Möglichkeiten – vom Pumpspeicherkraft-
werk bis hin zu Schwungmasse – werden, so
nützlich sie für die Kurzzeitstabilisierung sind,
jedoch niemals den Energiebedarf des ganzen
Landes für eine Woche speichern können.

Wasserstoff wird bei der Herstellung von Ben-
zin oder Düngemitteln verwendet. Wird die-
ser bereits per Elektrolyse hergestellt?
ROLDAN:Nein, das wäre noch viel zu teuer. Na-
hezu der gesamte Wasserstoff wird bislang
durch Dampfreformierung hergestellt. Dabei
wird Erdgas, also Methan, zusammen mit Was-
serdampf auf Temperaturen von 700 bis 1000
Grad Celsius gebracht. Mit einem Nickelkataly-
sator entsteht dabei Wasserstoff und Kohlendi-
oxid. Deshalb entsteht bei der Produktion von
Wasserstoff per Dampfreformierung sehr viel
CO 2. Lediglich vier Prozent des Wasserstoffs
werden heute weltweit per Elektrolyse erzeugt.
Doch nur diesen kann man als grün bezeichnen –
vorausgesetzt der dafür eingesetzte Strom
stammt aus erneuerbaren Energien.
SCHLÖGL:Den aus Methan hergestellten Was-
serstoff bezeichnet man gemeinhin als blau.
Würde man den Wasserstoffbedarf einer Raffi-
nerie mit grünem statt mit blauem Wasserstoff
decken, könnte schon heute das fossile Benzin
deutlich grüner, also klimafreundlicher sein.
ROLDAN:Es gibt die Idee, das bei der Produkti-
on von blauem Wasserstoff entstehende CO 2 tief
im Erdboden oder im Meer unterzubringen, weil
das doch klimaneutral sei. Das halte ich aber für
keine gute Lösung. Denn damit verlagert man
das Problem nur auf spätere Generationen.
SCHLÖGL:AAAuch ich halte das für eine Mogelpa-uch ich halte das für eine Mogelpa-
ckung. Das Ziel muss grüner Wasserstoff sein.
Blauen Wasserstoff kann man allenfalls für eine
Übergangszeit akzeptieren.
ROLDAN:Ein Hintertürchen gibt es vielleicht.
Wenn wir das bei der Dampfreformierung ent-
stehende CO 2 zu Kunststoffen und Treibstoffen

wie Ethylen und Ethanol verarbeiten würden,
wäre auch das ein klimaneutraler Weg, wenn der
Strom dafür aus erneuerbaren Quellen käme.
SCHLÖGL:So hergestellte Rohstoffe für die che-
mische Industrie wären sehr sinnvoll. Technisch
ist das alles machbar. Es wird nur deshalb nicht
gemacht, weil die Nutzung fossiler Energie viel
preiswerter ist. Die Einführung einer CO 2 -Steu-
er ist daher ein richtiger Schritt. So lässt sich die
Nutzung umweltfreundlicher Technologien sti-
mulieren, die noch zu teuer sind. Mir erscheint
es marktwirtschaftlich sinnvoller, die Nutzung
fossiler Energien zu verteuern, als neue umwelt-
freundliche Technologien finanziell zu fördern.freundliche Technologien finanziell zu fördern.

Könnte man nicht einfach COKönnte man nicht einfach CO 2 aus der Luft fi-
schen und zu Chemieprodukten verarbeiten? schen und zu Chemieprodukten verarbeiten?
ROLDAN:OLDAN:Das ist eine wunderbare Idee. Doch
die CO 2 -Konzentration der Atmosphäre ist so-Konzentration der Atmosphäre ist so
gering, dass dies nicht praktikabel ist. Wem dasgering, dass dies nicht praktikabel ist. Wem das
tatsächlich in großem Stil gelingt, der hätte da-tatsächlich in großem Stil gelingt, der hätte da-
für einen Nobelpreis verdient. Derzeit haben wirfür einen Nobelpreis verdient. Derzeit haben wir
diese Technik nicht in hinreichend großem Maß-diese Technik nicht in hinreichend großem Maß-
stab. Doch es gibt ja auf absehbare Zeit noch vie-stab. Doch es gibt ja auf absehbare Zeit noch vie-
le Kraftwerke und Anlagen, die COle Kraftwerke und Anlagen, die CO 2 in konzen-
trierter Form abgeben. Wenn wir dieses COtrierter Form abgeben. Wenn wir dieses CO 2 ein-
fangen und zu chemischen Produkten verarbei-fangen und zu chemischen Produkten verarbei-
ten würden, hätten wir schon viel gewonnen. ten würden, hätten wir schon viel gewonnen.

Neben einer CONeben einer CO 2 -Steuer würden uns wohl
auch technologische Fortschritte bei denauch technologische Fortschritte bei den
Elektrolysezellen weiterbringen.Elektrolysezellen weiterbringen.
ROLDAN:AAAbsolut richtig. Deshalb arbeiten wirbsolut richtig. Deshalb arbeiten wirbsolut richtig. Deshalb arbeiten wir
seit Jahren an der Entwicklung von besseren Ka-seit Jahren an der Entwicklung von besseren Ka-
talysatoren für Elektrolysezellen. Da hat es intalysatoren für Elektrolysezellen. Da hat es in
den vergangenen 15 Jahren große Fortschritteden vergangenen 15 Jahren große Fortschritte
gegeben. Wir haben verschiedene Materialiengegeben. Wir haben verschiedene Materialien
kombiniert und deren Oberflächen mit Nanos-kombiniert und deren Oberflächen mit Nanos-
trukturen versehen. Auch im theoretischen Ver-trukturen versehen. Auch im theoretischen Ver-
ständnis hat es große Fortschritte gegeben. Wirständnis hat es große Fortschritte gegeben. Wir
können heute viel besser vorhersagen, von wel-können heute viel besser vorhersagen, von wel-
chen Materialien und Strukturierungen wir nochchen Materialien und Strukturierungen wir noch
bessere Eigenschaften erwarten können.bessere Eigenschaften erwarten können.

Wie hat sich der Wirkungsgrad von Elektroly-Wie hat sich der Wirkungsgrad von Elektroly-
sezellen mit den Jahren verbessert?sezellen mit den Jahren verbessert?
SCHLÖGL:UUm den Wirkungsgrad geht es dabei
gar nicht. Der ist mit über 90 Prozent ausrei-gar nicht. Der ist mit über 90 Prozent ausrei-
chend hoch. Es lohnt sich nicht, an dieser Stellechend hoch. Es lohnt sich nicht, an dieser Stelle
weiter zu forschen und zu verbessern. Das Pro-weiter zu forschen und zu verbessern. Das Pro-
blem ist ein anderes. Die Lebensdauer der Kata-blem ist ein anderes. Die Lebensdauer der Kata-
lysatoren ist noch zu kurz und ihr Austausch ver-lysatoren ist noch zu kurz und ihr Austausch ver-
ursacht natürlich Kosten. Zweitens neigen Elek-ursacht natürlich Kosten. Zweitens neigen Elek-
trolysezellen dazu, bei variablen Stromstärkentrolysezellen dazu, bei variablen Stromstärken
nicht stabil zu funktionieren. Doch der Stromnicht stabil zu funktionieren. Doch der Strom
aus Wind und Sonne unterliegt nun einmal star-
ken Schwankungen. Damit müssen die Zellen
noch besser zurechtkommen.
ROLDAN:Unsere Forschung hat zu viel stabile-
ren Elektrolysezellen geführt. Und die PEM-Zel-
len – PEM steht für Protonenaustauschmem-
bran –, die vor einem Jahrzehnt ausschließlich
im Labor existierten, sind heute ein großtechni-
sches Produkt. Das ist echter Fortschritt.
SCHLÖGL:Ergebnis von Grundlagenforschung.
ROLDAN:Doch wir müssen die Stabilität der
Zellen noch weiter verbessern. Die Katalysato-
ren sollten in der Praxis jahrelang funktionieren
oder schnell und preiswert auszutauschen sein.
Das ist ein Ziel unserer Forschung.
SCHLÖGL:Wichtig ist auch, dass die Produkti-
onsprozesse für Elektrolysezellen noch besser
und preiswerter werden. Man kann sich das der-
zeit wie Einzelanfertigungen von Hand vorstel-
len. In einer Welt des grünen Wasserstoffs brau-
chen wir aber kostengünstige Serienproduktion.

Wie lange dauert in Deutschland die Umset-
zung einer neuen Elektrolysetechnologie?
SCHLÖGL:Die meisten kommerziellen Elektro-
lysezellen nutzen heute immer noch Katalysato-
ren, die vor Jahrzehnten entwickelt wurden. Das
lässt sich nur durch die Entfesselung von Markt-
kräften beschleunigen. Die Politik sollte hier
Rahmenbedingungen setzen, die den Einsatz in-
novativer Technologien zur Herstellung von
Wasserstoff indirekt fördern.
ROLDAN:Und wir haben da ja durchaus einige
Innovationen zu bieten.

Die große Vision ist doch die Entwicklung ei-
ner künstlichen Fotosynthese, oder?
SCHLÖGL:WWWenn Sie damit ein künstliches Blattenn Sie damit ein künstliches Blatt
meinen, ein biologisches System, das aus Son-
nenlicht und CO 2 Wasserstoff produziert, so
liegt eine solche Technik noch weit in der Zu-
kunft. Doch wenn man unter künstlicher Foto-
synthese technische Prozesse versteht, mit de-
nen sich die natürliche Fotosynthese nachahmen
lässt, so ist da heute schon vieles möglich.
ROLDAN:Zum Beispiel die Herstellung von Me-
thanol aus CO 2 und Wasserstoff. Das wird indus-
triell gemacht. Doch leider bislang nur mit blau-
em Wasserstoff. Und da wären wir wieder bei
der Schlüsseltechnologie Elektrolyse.

Ist bei Verbesserungen der Elektrolyse eher
die Physikerin oder der Chemiker gefragt?
SCHLÖGL:Beide. Wir benötigen interdisziplinä-
re Teams, um die komplexen Probleme zu lösen.
Leider haben wir große Schwierigkeiten, gute
neue Mitarbeiter zu gewinnen. Es gibt zwar vie-
le, die irgendetwas mit Energie machen wollen.
Doch man wird da ohne eine grundlegende wis-
senschaftliche Ausbildung nicht wirklich etwas
beitragen können. Die Energiewende wird nicht
gelingen, wenn wir nicht genügend viele Leute
für die dafür notwendige Forschung ausbilden.

So wird Wasserstoff


GRÜN


Bei der Energiewende setzt die Politik


auf Wasserstoff. Doch bislang entsteht


bei dessen Produktion schädliches CO 2.


Zwei Experten erklären, wie sich der


Energieträger klimafreundlich herstellen ließenergieträger klimafreundlich herstellen ließe


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