Süddeutsche Zeitung - 11.03.2020

(Frankie) #1

Corona-KriseWie allmählich die ganze Welt zum Risikogebiet wird


von andrea bachstein,
karoline meta beisel
und viktoria grossmann

München/Brüssel–Prompt hat die Regie-
rung in Wien am Dienstag darauf reagiert,
dass die Kollegen in Rom am Vorabend
ganz Italien wegen der Coronavirus-Krise
zum Risikogebiet erklärt haben. Öster-
reichs Außenministerium gab für das
Nachbarland eine Reisewarnung heraus
und fordert Österreicher auf, aus Italien zu-
rückzukehren und nicht dorthin zu reisen.
Alle direkten Flüge nach Mailand und Bo-
logna sind in Österreich seit Montag ausge-

setzt. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
kündigte an, dass es an den Grenzübergän-
gen zu Italien stichprobenartig Gesund-
heitschecks geben werde. Sich selbst von
Italien weitgehend abgeschnitten hat der
Inselstaat Malta, dessen Lebensmittelver-
sorgung stark von Italien abhängt. Flüge
zwischen den Ländern seien gestrichen,
teilte Ministerpräsident Robert Abela mit,
Fähren von und nach Sizilien würden nur
noch für Medizingüter und Fracht genutzt.
Die Sorge vor einer weiteren Verbrei-
tung des Virus schlägt sich auch in Brüssel
nieder. Die Hauptstadt der EU könnte mit
ihren vielreisenden Beamten und Politi-

kern zum Drehkreuz für das Virus werden.
So stellte sich am Dienstag EU-Parlaments-
präsident David Sassoli vorsorglich in sei-
ner Wohnung in Brüssel selbst unter Qua-
rantäne. Das Europaparlament stellt ab
Mittwoch wegen des Coronavirus für ein-
einhalb Wochen seine parlamentarischen
Aktivitäten ein. Zudem wird auch die
nächste Plenarsitzung verkürzt und von
Straßburg nach Brüssel verlegt. Die Abge-
ordneten sollen neben sich einen Platz frei
lassen. Am Abend wollten die Staats- und
Regierungschefs die Lage besprechen –
per Videokonferenz. In Frankreichs Parla-
ment hat sich offenbar der Kulturminister

des Landes, Franck Riester, mit dem Virus
infiziert. Der 46-Jährige habe bei einem
Parlamentsbesuch Kontakt gehabt mit Infi-
zierten und sich einem Test unterzogen.
Massive Einschränkungen beschloss
am Dienstag Tschechiens Regierung. Wer
in das Land einreisen will, muss sich auf ei-
nen Gesundheitscheck an der Grenze ein-
stellen. Deutschland gilt in Tschechien wie
Italien, Frankreich, Spanien, Iran und Süd-
korea als Hochrisikoland. Wer aus Italien
kommt, muss zwei Wochen in Quarantäne


  • andernfalls droht eine Geldstrafe von um-
    gerechnet 120 000 Euro. Seit Dienstag-
    abend sind zudem Veranstaltungen mit


mehr als 100 Personen verboten: Kinos,
Theater und Museen werden geschlossen,
Konzerte und Sportereignisse abgesagt.
Das Verbot trifft auch Gottesdienste. Von
diesem Mittwoch an gibt es schulfrei, auch
Hochschulen bleiben geschlossen. Der Ge-
sundheitsminister rät Senioren, daheim
zu bleiben. Lokale bleiben geöffnet, der
Nahverkehr soll weiterlaufen. Die Leute
sollten weiter arbeiten gehen, sagte Premi-
er Andrej Babiš. Grund der drastischen An-
ordnungen ist ein infizierter Prager Taxi-
fahrer, bei dem zunächst unklar war, wie
er mit dem Corona-Virus in Kontakt kam.
Nun wurde bekannt, dass er sich bei deut-
schen Reisenden angesteckt haben soll.
Derzeit gibt es in Tschechien 41 Infizierte.
Babiš betonte, Tschechien handle vor-
bildlich. Europa habe das Coronavirus
nicht im Griff, Tschechien hingegen
schon: „Wir waren die Ersten in Europa,
die Flüge aus Mailand, Venedig und Bolog-
na gestrichen haben. Wir waren die Ersten,
die Ankömmlinge aus Italien unter Quaran-
täne gestellt haben. Ich habe Premier Con-
te aufgefordert, die Italiener nicht mehr rei-
sen zu lassen. Wir waren die Ersten, die

Kontrollen an der Grenze hatten.“ In der an-
grenzenden Slowakei sind sieben Fälle be-
kannt. Dort gab Premier Peter Pellegrini
bekannt, alle Kultur- und Sportveranstal-
tungen seien für 14 Tage untersagt, Rück-
kehrer aus Italien, Iran, Südkorea und Chi-
na müssten zwei Wochen in Quarantäne,
sonst droht eine Geldstrafe von 1650 Euro.
Die Slowakei wollte zudem am Dienstag
mit Gesundheitskontrollen an den Gren-
zen beginnen. Die Bischofskonferenz des
Landes erklärte, für zwei Wochen sollten
keine Gottesdienste stattfinden.
Im Nahen Osten und in der Golfregion
wurden Schritte gegen Corona ebenfalls
verschärft. So bestimmte Israels Premier
Benjamin Netanjahu am Montagabend,
dass nach Israel Einreisende 14 Tage in
Heimquarantäne müssen. Ausländer, die
nicht beweisen, dass sie in Quarantäne blei-
ben können, dürfen von Donnerstag an
nicht mehr ins Land. Laut Gesundheitsmi-
nisterium wurde das Virus bei 50 Men-
schen festgestellt. Saudi-Arabien, wo das
Virus bei 15 Personen gefunden wurde, ver-
bietet den Bewohnern nun in neun Länder
zu reisen: Ägypten, die Vereinigten Emira-
te, Kuwait, Bahrain, Libanon, Syrien, Süd-
korea, Italien und Irak; wer aus diesen Staa-
ten kommt, darf nicht ins Land. Einreisen-
den, die Informationen zu ihrer Gesund-
heit und dem Reiseweg verschweigen, dro-
hen Geldstrafen von umgerechnet bis zu
120 000 Euro. In dem Königreich sitzen
nun 5000 ägyptische Pilger fest.
In Japan mit bisher 1200 Infektionsfällen
nahm am Dienstag das Kabinett einen Ge-
setzesantrag an, der Premier Shinzo Abe er-
möglicht, den Notstand auszurufen. Ende
Juli sollen in Japan die Olympischen Spiele
beginnen; sie abzusagen erwägt die Regie-
rung laut Wirtschaftsminister Yasutoshi
Nishimura bisher nicht.

Kapstadt –Mankann nicht sagen, dass
Masika Semida mit ihrer Freude hinter
dem Berg gehalten hat. Als sie vor ein paar
Tagen die Ebola-Klinik im Nordosten des
Kongo verließ, da tanzte sie und jubelte, in
der Hand ihre Entlassungspapiere als letz-
te Ebola-Patientin der Demokratischen Re-
publik Kongo. Sie dankte Gott und sprach
in ein paar Mikrofone. Dennoch hat die
Welt bisher wenig mitbekommen vom Fall
der Masika Semida, deren Genesung das
Ende der Ebola-Epidemie im Kongo bedeu-
ten könnte. Die Welt ist zu sehr mit der neu-
en Epidemie des Coronavirus beschäftigt,
um den Erfolg im Kampf gegen Ebola noch
wahrzunehmen, der vor wenigen Monaten
schwer vorstellbar zu sein schien. Etwa
3400 Menschen infizierten sich mit Ebola,
davon starben 2264 – mit mehr als 60 Pro-
zent eine Sterberate, die fast zwanzig Mal
so hoch ist wie bei Corona.
Der Ausbruch begann im August 2018
im Nordosten des Kongo, in einer Gegend,
die seit Jahrzehnten von Gewalt und
schwieriger Ernährungslage geprägt ist.
Viele Menschen sind vom Bürgerkrieg so
traumatisiert, dass sie Helfer und Ärzte an-
griffen, die sie eigentlich versorgen woll-
ten. Die internationalen Organisationen
wurden verdächtigt, das Ebolavirus einge-
schleppt zu haben, um von ihm finanziell
zu profitieren. Infizierte weigerten sich, in
die neuen Behandlungszentren zu kom-
men. Die Lage schien aussichtslos, bis die
kongolesische Regierung den Mikrobiolo-
gen Jean-Jacques Muyembe mit der Koor-
dination des Kampfs gegen Ebola betrau-
te, er leitete einen Paradigmenwechsel ein.

„Es war entscheidend, dass die lokalen
Kommunen stärker eingebunden wurden.
Am Anfang wurden die Helfer und sogar
Fahrer aus der Hauptstadt eingeflogen,
später die Dörfer und Gemeinschaften be-
teiligt, das schafft eine andere Identifikati-
on“, sagt Matthias Borchert vom Robert-
Koch-Institut, der während des Ausbruchs
drei Mal in der Region war. „Viele Patien-
ten hatten Angst, sich in den zentralen Ebo-
lakliniken testen und behandeln zu lassen.
Als die Diagnose dezentralisiert wurde,

konnten die Menschen in Krankenstatio-
nen gehen, die ihnen vertraut waren.“
Auch die Sicherheitslage verbesserte sich
zumindest teilweise, manche Milizen sol-
len Geld bekommen haben, wenn sie die
Ebola-Helfer ihre Arbeit machen ließen.
„Es ist ein großer Erfolg der Kongolesen, in
dieser schwierigen Umgebung die medizi-
nische Versorgung zusammen mit ihren
Partnern sichergestellt zu haben. Die Dia-
gnose haben sie fast alleine bewältigt.“
Seit dem Ausbruch wurden zudem zwei
Impfstoffe entwickelt, von denen einer ei-
ne Zuverlässigkeit von mehr als 97 Prozent
besitzt. Seit 20 Tagen wurden im Kongo kei-
ne neuen Fälle von Ebola gemeldet, nach
der doppelten Inkubationszeit von 42 Ta-
gen könnte die Epidemie Mitte April offizi-
ell für beendet erklärt werden.
„Das wäre großartig“, sagt Louis Dorvi-
lier, der Landesdirektor der Welthungerhil-
fe. „Aber ist gibt weiter große Besorgnis we-
gen der Fragilität des Gesundheitssystems
und der gesamten Infrastruktur.“ Viele
Menschen hätten noch immer keinen Zu-
gang zu sauberem Wasser. Es müssten wei-
tere Anstrengungen unternommen wer-
den, um einen neuen Ausbruch zu verhin-
dern.
Die kongolesischen Behörden versi-
chern, dass trotz des Erfolges alle Vorsichts-
maßnahmen weiter gelten würden, alle
Personen, die mit der letzten Patientin in
Kontakt waren, stehen weiter unter Beob-
achtung. Ebola kann zwar geheilt werden,
die Viren überleben im Sperma des Man-
nes aber noch mehr als ein Jahr.
Die Vereinten Nationen und die Weltge-
sundheitsorganisation WHO hoffen, dass
auch nach dem möglichen Ende der Epide-
mie und dem Auftauchen von Corona ge-
nug Geld vorhanden sein wird, um mit der
geschaffenen Infrastruktur einen neuen
Ebola-Ausbruch zu verhindern, dazu seien
etwa 20 Millionen Dollar notwendig.
Der stellvertretende WHO-Generalse-
kretär Ibrahima Socé Fall sagte, der erfolg-
reiche Kampf gegen Ebola habe auch Leh-
ren für den Kampf gegen Corona: „Ent-
scheidend ist die rasche Entdeckung der
Fälle, es braucht ein starkes Überwa-
chungssystem. Dann muss man die identi-
fizieren, die mit dem Erkrankten in Kon-
takt waren und sie weiter beobachten.“ Das
hätten die Helfer im Kongo erfolgreich ge-
macht. bernd dörries

Genug abgeschottet?


Italienist isoliert, Deutschland gilt Nachbarn als Hochrisikoland, doch was passiert mit Brüssel? Die EU-Stadt
mit ihren vielreisenden Beamten und Politikern könnte zum neuen Drehkreuz des Virus werden

Lernen von Afrika


Der Ebola-Ausbruch im Kongo ist weitgehend unter Kontrolle


Peking– Chinas Staats- und Parteichef Xi
Jinping hat das erste Mal seit Ausbruch des
neuartigen Coronavirus die besonders
stark betroffene Stadt Wuhan besucht. In
der Millionenmetropole in Zentralchina
waren im Dezember die ersten Fälle gemel-
det worden. Aufnahmen in den Staatsmedi-
en zeigen Xi am Dienstag bei seinem Be-
such vor einem Krankenhaus und bei ei-
nem Videoanruf mit Ärzten und Patienten.
Bisher war nur Ministerpräsident Li Keqi-
ang in das Epizentrum gereist. Er gilt als
vergleichsweise machtlos in der politi-
schen Hierarchie. Xis Besuch in Wuhan
wird als ein Zeichen gedeutet, dass Peking
klarmachen will, dass es die Epidemie für
unter Kontrolle gebracht hält.
In den sozialen Medien teilten Nutzer in
meist schnell zensierten Beiträgen die Sze-
ne aus einer Fernsehserie, in der ein Kaiser
aus der Qing-Dynastie den Rat erhält, nur
dann Truppen anzuführen, wenn der Sieg
bereits sicher sei. Präsident Xi Jinpings Be-
such wird auch als Signal an Unternehmen
gedeutet, die weiterhin teilweise geschlos-
sen haben, ihre Produktionen und Geschäf-
te wieder aufzunehmen. Ein nächster
Schritt wäre die Bekanntgabe eines neuen
Datums für den Volkskongress. Das wichti-
ge politische Treffen, das normalerweise
Anfang März stattfindet, war Ende Febru-
ar bis auf Weiteres verschoben worden.
China hat diese Woche erneut eine nur
niedrige Zunahme der Infektionen gemel-
det, auch wenn es an den exakten Zahlen
Zweifel gibt. Die Behörden haben mehr-
fach die Zählweise angepasst. Infizierte
Personen, die keine Symptome haben oder
nur eine klinische Diagnose ohne Tester-
gebnis, werden zum Beispiel nicht bei der
Zahl der Neuinfizierten mitgezählt. Unab-
hängig davon zeigt sich aber schon seit eini-
ger Zeit ein eindeutiger Abwärtstrend bei
den Krankheitszahlen. Lediglich 19 neue
Fälle verzeichnet die Regierung im ganzen
Land zwischen Montag und Dienstag. Nur
zwei davon außerhalb Wuhans. Dort star-
ben auch 16 der 17 neu gemeldeten Todes-
opfer. Die Zahl der Toten in Festlandchina
liegt nun bei 3136. Insgesamt wurden in
China 80 754 Infektionen gemeldet. Beina-
he 60 000 Patienten wurden angeblich be-
reits wieder aus dem Krankenhaus entlas-
sen, 17 000 sollen noch behandelt werden.
Die Reise Xis dürfte auch in Zusammen-
hang mit den Entwicklungen im Ausland

stehen, wo die Krankheitszahlen rapide
steigen. Chinas Regierung hat in den ver-
gangenen Wochen ein ungewöhnliches
Maß an Kritik und Unzufriedenheit zu spü-
ren bekommen. Der Staatschef ver-
schwand im Februar für eine Woche fast
komplett aus der Öffentlichkeit. Erst als
sich die Situation wieder verbessert hatte,
betonten die Staatsmedien die Führungs-
rolle des Parteichefs und die angebliche Ef-
fizienz des chinesischen Regierungssys-
tems während der Krise. In einer Rede von
Anfang Februar, die Präsident Xi später
veröffentlichen ließ, sagte der Parteichef,

er habe seit Anfang Januar „kontinuierlich
mündliche und schriftliche Anweisungen“
gegeben und persönlich die Isolation Wu-
hans angeordnet. Die Staatsmedien nann-
ten den Parteichef am Wochenende den
„Kommandeur der gesamten Situation“.
Der Vergleich mit dem Ausland spielt ei-
ne zunehmend große Rolle in der Berichter-
stattung. In einer Pressekonferenz vergan-

gene Woche hatte Chinas Regierung zu-
dem zum ersten Mal auf höchster Ebene
die Vermutung geäußert, dass der Erreger
nicht aus China stammen könnte. Möglich
sei alles, auch die Einschleppung aus dem
Ausland, sagte ein Sprecher des Außenmi-
nisteriums. In Australien versandte die chi-
nesische Botschaft Warnungen an Journa-
listen, die geschrieben hatten, dass das Vi-
rus in China entdeckt worden sei und nann-
te das „höchst unverantwortlich“, eine „Po-
litisierung“ der Krise und eine Behaup-
tung ohne auch nur irgendwelche Belege.
In der Bevölkerung gibt es gleichzeitig
weiterhin auch Wut über das anfängliche
Krisenmanagement der Behörden. Am
Dienstag veröffentlichte ein chinesisches
Magazin einen Bericht über eine Ärztin.
Sie gehörte zu den Medizinern, die den Aus-
bruch in Wuhan als erstes bemerkt hatten,
dann aber von den Behörden behindert
worden waren. Das Stück wurde nach weni-
gen Minuten gelöscht, aber von Tausen-
den Internetnutzern immer wieder kopiert
und neu geteilt. Viele Menschen werfen
der Führung vor, zu spät reagiert zu haben.
Zu Teilen hat Peking das auch eingeräumt,
dafür aber allein die Lokalregierung ver-
antwortlich gemacht. lea deuber

Istanbul – Die Türkei hat einen weite-
ren angeblichen Terroristen nach
Deutschland abgeschoben. Die staatli-
che Nachrichtenagentur Anadolu berich-
tete am Dienstag unter Berufung auf
das Innenministerium von einem „Ter-
roristenkämpfer“ mit deutscher Staats-
bürgerschaft, der in sein Land zurückge-
schickt worden sei. Informationen zum
Zielort der Reise oder zu den Vorwürfen
gegen die Person gab es zunächst nicht.
Die Türkei schiebt seit Monaten Men-
schen mit angeblichen Verbindungen
zu Terrororganisationen in ihre Heimat-
länder ab. Sie hatte am 9. Oktober im
Norden Syriens nahe der Grenze zur
Türkei eine Militäroffensive gegen die
Kurdenmiliz YPG begonnen, die sie als
Terrororganisation betrachtet. Dabei
waren offiziellen Angaben zufolge auch
287 Anhänger der Terrormiliz Islami-
scher Staat (IS) festgenommen worden,
darunter Frauen und Kinder. dpa


Washington– Die USA haben trotz der
ungeklärten innenpolitischen Lage in
Afghanistan ihren mit den Taliban ver-
einbarten Truppenrückzug begonnen.
Die Zahl der US-Soldaten in Afghanis-
tan solle binnen 135 Tagen von derzeit
13 000 auf 8600 Mann reduziert wer-
den, twitterte Streitkräftesprecher Son-
ny Leggett am Dienstag. US-Außenmi-
nister Mike Pompeo lobte die Ankündi-
gung des afghanischen Präsidenten
Aschraf Ghani, am Dienstag mit der
Entlassung von Taliban-Kämpfern zu
beginnen. Die USA hatten Ende Februar
mit den militant-islamistischen Taliban
vereinbart, binnen zehn Tagen mit dem
Abzug ihrer Truppen zu beginnen. Die-
se sollen zunächst auf 8600 Mann ver-
ringert und binnen 14 Monaten ganz
abgezogen werden. Kabul befindet sich
in einer politischen Krise, Amtsinhaber
Ghani und sein Rivale Abdullah Abdul-
lah hatten sich am Montag beide als
Präsident vereidigen lassen. ap, sz


Moskau– US-Präsident Donald Trump
wird für den 75. Jahrestag des Sieges im
Zweiten Weltkrieg in Europa nicht nach
Moskau kommen. Über diplomatische
Kanäle habe Russland die Information
erhalten, dass Trump nicht teilnehmen
werde, sagte Kremlsprecher Dmitrij
Peskow am Dienstag. Unklar sei, wer
die USA am „Tag des Sieges“ in Moskau
vertreten werde. Es handelt sich um
einen der wichtigsten Feiertage in Russ-
land. In einem Interview mit der staatli-
chen Nachrichtenagentur Tass hatte
der russische Präsident Wladimir Putin
gesagt, es wäre „ein Fehler“, sollten
Staats- und Regierungschefs nicht an
den Feierlichkeiten teilnehmen. Für die


einstigen Mitglieder der Anti-Hitler-Alli-
anz sei es seiner Meinung nach das
Richtige, zu der Feier zu kommen, „vom
innenpolitischen Standpunkt her wie
von einem moralischen“. ap


Tel Aviv– Das Jerusalemer Bezirksge-
richt hat den Antrag der Anwälte von
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
abgelehnt, den für nächsten Dienstag
angesetzten Prozessauftakt zu verta-
gen. Netanjahu ist als erster Regierungs-
chef Israels angeklagt, ihm wird Be-
stechlichkeit, Betrug und Untreue vorge-
worfen. Richterin Rivka Friedman-Feld-
man hat angeordnet, dass Netanjahu
am 17. März erscheinen muss. Seine
Verteidiger hatten eine Verschiebung
um 45 Tage mit dem Argument bean-
tragt, sie hätten nicht alle Akten erhal-
ten. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die
Anwälte hätten das Material nicht abge-
holt. Politische Konkurrenten werfen
Netanjahu vor, er wolle den Prozessauf-
takt verzögern, um sich im Falle einer
Regierungsbildung noch Immunität
verschaffen zu können. Netanjahus
Likud-Partei fehlen laut dem Endergeb-
nis drei Mandate zur Mehrheit. afs


Rangun– Militärvertreter im Parla-
ment von Myanmar haben mehrere von
der Regierung geplante Verfassungsän-
derungen gestoppt. Sie wollten damit
verhindern, dass die Macht der Armee
in dem südostasiatischen Land be-
schränkt wird. Abgelehnt wurde am
Dienstag unter anderem ein Vorschlag,
die Zahl der vom Militär ernannten
Abgeordneten schrittweise zu reduzie-
ren, um den Weg für weitere Reformen
frei zu machen. Die Abgeordneten der
Nationalen Liga für Demokratie (NLD)
von Regierungschefin Aung San Suu
Kyi hatten am Dienstag für die Revisio-
nen gestimmt. Mit einer Reihe von Ver-
fassungsänderungen, über die in den
kommenden zehn Tagen abgestimmt
werden soll, will Suu Kyis Regierung die
Macht des Militärs einschränken. dpa


DEFGH Nr. 59, Mittwoch, 11. März 2020 (^) POLITIK HF2 5
Der Kommandeur kommt selbst
ChinasStaatschef reist nach Wuhan – mit der Botschaft, dass die Lage sich entspanne
Entscheidend ist die
rasche Entdeckung
der Krankheitsfälle
Im Krisengebiet: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingping besucht ein Kranken-
hausin Wuhan. FOTO: XIE HUANCHI/DPA
Israel lässt
Ausländer fast überhaupt
nicht mehr ins Land
Chinas Regierung äußert nun
zunehmend die Vermutung, der
Erreger stamme nicht aus China
Türkei schiebt Kämpfer ab
USA beginnen Truppenabzug
Trump bleibt Gedenken fern
Gericht bleibt hart
Armee schreitet ein
AUSLAND
Quelle: WHO; Stand: 10. März 2020, 12.51 Uhr
Land mit Fall
Erkrankte weltweit
Das Ausmaß
derEpidemie
China 80924
Italien
(^9172) Südkorea 7513
Iran
7161
Frankreich
1412
USA 472
Deutschland
1139
Die Position der Kreise richtet sich nur nach der geografischen Lage
des jeweiligen Landes und gibt nicht die exakten Orte von Ausbrüchen
der Epidemie an.
7000
1000
500
100
1

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