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seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, dass der Engel sie nicht mehr schliessen
kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in der Zukunft, der er den Rücken kehrt,
während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir den Fortschritt
nennen, ist dieserSturm.”
60 Ibid., p. 257; German text: “die Geschichte gegen den Strich zu bürsten” (Illuminationen,
p. 254).
61 Ibid., pp. 262–263; German text: “Wo das Denken in einer von Spannungen gesättigten
Konstellation plötzlich einhält, da erteilt es derselben einen Chock, durch den es sich als
Monade kristallisiert. Der historischen Materialist geht an einen geschichtlichen Gegen-
stand einzig und allein da heran, wo er ihm als Monade entgegentritt. In dieser Struktur
erkennt er das Zeichen einer messianischen Stillstellung des Geschehens, anders gesagt,
einer revolutionären Chance im Kampfe für die unterdrückte Vergangenheit. Er nimmt sie
wahr, um eine bestimmte Epoche aus dem homogenen Verlauf der Geschichte her-
auszusprengen.” (Illuminationen, p. 260.)
The term “monad” that Benjamin uses refers to the philosophy of Leibniz
(1646–1716), for whom the cosmos consisted of an infinite quantity of points of energy
that he called monads, each of which reflects and contains the whole cosmos in itself;
these monads have no openings, and consequently no direct relationship with each other.
For Benjamin it was the first point that mattered: the monad is a fragment in which the
whole cosmos is contained.
62 Ibid., p. 264; German text: “Den Juden wurde die Zukunft aber darum doch nicht zur ho-
mogenen und leeren Zeit. Denn in ihr war jede Sekunde die kleine Pforte, durch die der
Messias treten konnte.” (Illuminationen, p. 261.)
63 De Cauter, De dwerg in de schaakautomaat.
64 Benjamin, Das Passagenwerk, p. 1002.
65 Richard Sieburth, “Benjamin the Scrivener,” in Gary Smith, ed., Benjamin: Philosophy, His-
tory, Aesthetics(Chicago: University of Chicago Press, 1989), pp. 13–37.
66 Benjamin, Das Passagenwerk, p. 1006.
67 Ibid., pp. 1051–1052: “Strassen sind die Wohnung des Kollektivs. Das Kollektivum ist ein
ewig waches, ewig bewegtes Wesen, das zwischen Häuserwänden soviel erlebt, erfährt,
erkennt und ersinnt wie Individuen im Schutze ihrer vier Wände. Diesem Kollektivum sind
die glänzenden emaillierten Firmenschilder so gut und besser ein Wandschmuck wie im
Salon dem Bürger ein Ölgemälde, Mauern mit der “Défense d’Afficher” sind sein
Schreibpult, Zeitungskioske seine Bibliotheken, Briefkästen seine Bronzen, Bänke sein
Schlafzimmermobiliar und die Café-Terrasse der Erker, von dem er auf sein Hauswesen
heruntersieht. Wo am Gitter Asphaltarbeiter den Rock hängen haben, da ist das Vestibül,
und die Torfahrt, die aus der Flucht von Höfen ins Freie leitet, der lange Korridor, der den
Bürger schreckt, ihnen der Zugang in die Kammern der Stadt. Von denen war die Passage
der Salon. Mehr als an jeder andern Stelle gibt die Strasse sich in ihr als das möblierte, aus-
gewohnte Interieur der Massen zu erkennen.”
68 Walter Benjamin, “Paris, Capital of the Nineteenth Century,” in Reflections, p. 151.
69 Benjamin, Das Passagenwerk, p. 1045.
70 Benjamin, Reflections, p. 153.
71 Ibid., p. 148; German text: “In dem Traum, in dem jeder Epoche die ihr folgende in Bildern
vor Augen tritt, erscheint die letztere vermählt mit Elementen der Urgeschichte, das heisst
einer klassenlose Gesellschaft.” (Das Passagenwerk, p. 47.)
72 “Die rauschhafte Durchdringung van Strasse und Wohnung, die sich im Paris des 19ten
Jahrhundert vollzieht—und zumal in der Erfahrung des Flaneurs—hat prophetischen Wert.
Denn diese Durchdringung lässt die neue Baukunst nüchterne Wirklichkeit werden.” Ben-
jamin, Das Passagenwerk, p. 534.
73 Rolf Tiedemann, “Einleitung des Herausgebers,” in Benjamin, Das Passagenwerk, pp.
9–41. English translation: Rolf Tiedemann, “Dialectics at a Standstill: Approaches to the
Passagenwerk,” in Gary Smith, ed., On Walter Benjamin(Cambridge: MIT Press, 1988),
pp. 260–291.
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