Focus - ALE (2022-04-30)

(EriveltonMoraes) #1

Fotos:


imago images, Achim Kukulies/VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Michel Majerus Estate, 2022/Neugerriemschneider Berlin, Valentina Rostovikova , Pat Verbruggen


FOCUS 18/2022 83

HÖREN


Rammstein: „Zeit“ Die Vorliebe der Band
für die wesentlichen Dinge des Lebens ist
bekannt, weshalb es fast wundert, dass
sie 28 Jahre brauchte, um auf das Thema
„Zeit“ zu kommen. Den beiden Singles „Zeit“
und „Zick Zack“ nach zu urteilen, scheint
das allerdings auch schon die größte
Überraschung des neuen Albums zu sein.

Pusha T: „It’s Almost Dry“
Mit Kanye West und Pharrell Williams,
die jeweils die Hälfte produziert haben,
einem Cover, das von Künstler Sterling
Ruby gestaltet wurde, und inhaltlich
tieferen Einsichten in den Drogenhandel,
der als Metapher für den Kapitalismus
steht – erneut ein fantastisches
Album von Rapper Pusha T.

Finanzierte die Schau Der ukrainische Milliardär Victor Pinchuk

Willie Nelson: „A Beautiful Time“
Noch ist das Pulver nicht verschossen:
Zopfträger, Kiffer und Countrylegende
Nelson veröffentlicht im 66. Jahr seiner
Karriere an seinem 89. Geburtstag sein 72.
Album. Auch wenn die Zeiten nicht so toll
sind, wie der Titel behauptet, hat man zu-
mindest eine gute Zeit, wenn man ihn hört.

Toro y Moi: „Mahal“
Für sein sich stetig wandelndes Projekt Toro
y Moi gondelt Chaz Bear nun mit einem
Jeepney – einem dieser lustig dekorierten
philippinischen Kleinbusse – durch San
Francisco, was ein stimmiges Bild für den
entspannten Sommersonntags-Funk
ist, der auf dem neuen Album dominiert.

Kehlani:
„Blue Water Road“
Neben Syd zählt Kehlani zu
den interessantesten ame-
rikanischen R&B-Sänge-
rinnen unserer Zeit, wes-
halb es sich bestens trifft,
dass sie Syd als Gast dabei
hat. Justin Bieber und Jazz-
Bassist Thundercat sind bei
anderen Stücken auch mit
von der Partie. Wunderbar!

Die Kunst-Kolumne von
FOCUS-Autorin Gabi Czöppan

Instagram @czoeps

Ausstellungsort: die Scuola
Grande della Misericordia

Khomenko malte
Zivilisten, die für
ihr Land
kämpfen

Hans Ulrich Obrist mit
Künstler Nikita Kadan

Selenskyj betonte per
Videoschalte, dass
Kunst Freiheit bedeute

Künstler Lesia Khomenko, JR

Berlin

Früher Pop


Michel Majerus starb 2002 mit 35 Jah-
ren bei einem Flugzeugabsturz. Die
Ausstellungsreihe zum Gedenken startet
im Michel Majerus Estate mit „kosuth
majerus sonderborg“, bis 18.3.2023.

Venedig

Für die
Ukraine

Der Ukrainer Nikita Kadan kam mit Sondererlaubnis und muss
am 2. Mai zurück sein. Er zeigt Fragmente des Kriegs. Lesia
Khomenko malte Zivilisten, die nun Soldaten sind. Promis wie
Damien Hirst und JR ergänzen die Schau „This is Ukraine:
Defending Freedom“– ein Highlight neben der Biennale. Bis 7.8.

Brühl

Filmreife Träume
Karin Kneffel malt
Tiere, Trauben oder
Tulpen, Putzfrauen
in Museen und
Kunst hinter Fens-
terscheiben, kühl,
perfekt und unwirklich. Ihre Bilder
erinnern an Filme oder Träume. Mit
80 Bildern zeigt das Max Ernst Museum
das Können der Düsseldorferin. Ab 1.5.

B


iennale in Venedig. Das war und ist
ein Party-Event. Es gibt kaum etwas
Schöneres, als Kunst in einem ehrwürdigen
Palazzo mit Blick auf den Canal Grande zu
betrachten, in der Hand ein Glas Spritz.
Das war vergangene Woche trotz Pande-
mie und Krieg endlich wieder so. Kunst ist
Lifestyle, und Lifestyle sind luxury brands.
Luxusgüterlieferant François Pinault und
Prada haben hier eigene Privatmuseen. Ihre
Konkurrenten sind Hauptsponsoren der
Biennale. Den Hauptpavillon bezuschusste
Christian Dior Couture, den italienischen
Pavillon sponserte Valentino, den britischen
Burberry. Louis Vuitton gab für Katharina
Grosses Ausstellung im „Espace“ einen
Lunch auf der Dachterrasse des Dogenpa-
lastes, Chanel stellte seinen „Chanel Next
Prize“ bei einem Dinner in der Fondazione
Querini Stampalia vor. Party im Kultur-
erbe? Wer das will, muss großzügig an den
Venetian Heritage Fund zum Erhalt der his-
torischen Bauten spenden. Architekt und
Sammler Peter Marino sitzt dort übrigens
im Vorstand. Der Fonds feierte, ebenfalls
gesponsert von Dior, erstmals nach einer
Corona-Pause wieder seinen „Tiepolo Ball“
im Teatro la Fenice. Mit den Einnahmen soll
der Ca’-d’Oro-Palast restauriert werden.
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