Der Spiegel - ALE (2022-05-07)

(EriveltonMoraes) #1
Nr. 19 / 7.5.2022DER SPIEGEL 121

Lolita wurde
missbraucht
Nr. 17/2022 Nachrufe

Es ist erstaunlich, wie lange Fehl-
interpretationen sich halten kön-
nen. Catherine Spaak gab also
die »lolitahafte Verführerin«?
Bei Vladimir Nabokov ist Lolita
ein zwölfjähriges Kind, das von
einem Erwachsenen missbraucht
wird, der ihr Leben zerstört.
Humbert Humbert ist ein pädo-
philer Vergewaltiger. Er redet sich
seinen Trieb allerdings selbst so
schön, dass der männliche Leser
bereitwillig darauf hereinfällt. Ich
habe das bereits mit 16 Jahren be-
griffen, als ich das Buch zum ers-
ten Mal las. Das war vor genau
50 Jahren. Aber auch heute ist
eine »Lolita« offenbar immer
noch eine kindliche Verführerin
und nicht das vergewaltigte Kind,
das sie tatsächlich ist. Schuld da-
ran war auch Stanley Kubricks
Verfilmung mit einer Darstellerin,
die keinerlei Ähnlichkeit mit der
Romanfigur hat.
Helgard Rodenkirchen, Berlin

Das Schlimmste ist


der Fraß


Nr. 17/2022 Wie es wirklich ist, wenn
man alt wird – eine Pflegerin berichtet


Ich kann das aus eigener Erfah-
rung bestätigen, obwohl ich nicht
so lange Nachtschichten gemacht
habe. Es ist einfach unmenschlich,
was da abgeht. Hat mich damals
an eine Massenstation im Tierbe-
reich erinnert. Man versucht, den
Menschen gerecht zu werden,
aber man schafft es nicht. Es ist
ein Anrennen gegen die Zeit. Die
letzten Jahre habe ich die Senio-
ren von und zur Tagespflege ge-
fahren, das hat mir wirklich Spaß
gemacht. Das Schlimmste ist, dass
in den Heimen aus Kostengrün-
den so ein Fraß serviert wird, von
dem niemand gesund werden
kann. Allein schon ausreichend
Wasser trinken würde so manche
Probleme minimieren.
Elke Hellmich, Wismar (Meckl.-Vorp.)


Mich hat der Text verstört und
entsetzt. Beruhigend ist, dass kei-
ne:r der bis ins peinlichste Detail
beschriebenen Heimbewoh-
ner:innen noch lebt. Die Vorstel-
lung, dass ich im hohen Alter
nicht nur gebrechlich, dement
und inkontinent wäre, sondern
riskieren müsste, in diesem Zu-
stand in die (literarische) Öffent-
lichkeit gezerrt zu werden, be-
stärkt mich darin, rechtzeitig zu


Lachen verboten!
Nr. 17/2022 Homestory: Warum kostet
ein neuer Ausweis so viel Geld?
Als ebenfalls Betroffene von ab-
gelaufenen Dokumenten möchte
ich erwähnen, dass es nicht nur
die Gebühren sind, die wir be-
rappen dürfen. Für jedes neue
Dokument wird ein aktuelles
Passbild verlangt. Das darf nicht
ein Porträt vom Handy sein, nein,
es muss ein biometrisches Pass-
bild vom Fotografen sein. Was
das kostet ...
Hannelore Sattelmaier, Asperg
(Bad.-Württ.)

Genau wie Frau Supp habe ich
mich auch immer gefragt, warum
vorgeschriebene Dokumente
eigentlich so teuer sind, also wa-
rum überhaupt dafür gezahlt wer-
den muss. Die Antwort darauf
hätte mich sehr interessiert, ich
habe es aber nicht wirklich be-
antwortet gefunden.
Frank Schwerdtfeger, Kiel

Es fehlen drei Punkte
Nr. 17/2022 Auf der Alm mit
Nationaltorhüter Manuel Neuer
Vielen Dank für das sehr ausführ-
liche und interessante Porträt von
und Interview mit Manuel Neuer.
Manuel Neuer ist wirklich ein Se-
gen für den deutschen Fußball.
Trotzdem fehlen in dem Porträt
drei Punkte, die das Bild komplett
machen. Erstens: Durch die nun
zwölf Jahre Neuers als National-
torhüter haben leider andere
wirklich gute Torhüter, wie Marc-
André ter Stegen, keine Chance
als Nummer eins gehabt. Zwei-
tens: Im Sommer 2020 hat Manu-

Der Logik der Fach-


leute Kubicki, Dürr


und Kollegen folgend,


die Bürger müssten


nicht per Gesetz zum


Selbstschutz gegen


Covid-19 verpflichtet


werden, können nun


die Sicherheitsgurte


in Pkw abgeschafft


werden. Das engt die


freien Bürger nach


dieser Logik unzuläs-


sig ein.


Klaus Kellner, Bremen


Nr. 17/2022 Interview mit
Christian Dürr (FDP) über die
Ampelkoalition


Hendrik Wüst ist für
mich der Söder von
Nordrhein-Westfalen.
Beide flüssiger als
Wasser, nämlich
komplett überflüssig.
Barbara Maisch, Ditzingen
(Bad.-Württ.)

Nr. 17/2022 Wie Hendrik Wüst
die Landtagswahl gewinnen
will

Leider war wohl nicht
mal Platz für einen
Halbsatz darüber,
welche Rolle unser
derzeitiger Bundes-
präsident beim jahre-
langen Martyrium
des Murat Kurnaz
spielte.
Ralph Siegl, Esslingen
(Bad.-Württ.)

Nr. 17/2022 Meltem Kaptan
überzeugt in der Rolle als
Mutter von Murat Kurnaz

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unter SPIEGEL.de zu archivieren.

el Neuer im Kroatienurlaub ein
Lied einer rechtsnationalistischen
Band gesungen und sich nicht der
Kritik gestellt. Warum hat Ihr Au-
tor dieses Thema mit Herrn Neu-
er nicht besprochen? Drittens:
Herr Neuer hat bei der Fußball-
WM 2018 als Kapitän zunächst
nicht Mesut Özil verteidigt und
geschwiegen, wie es ein Kapitän
nicht machen sollte. Später hat er
dann auch noch Mesut Özil ab-
gesprochen, ein stolzer Deutscher
zu sein. Diese Aussagen waren da-
mals nahezu rassistisch. Dazu
schweigt Ihr Autor in diesem Arti-
kel ebenfalls. Ich finde es sehr
wichtig, dass der SPIEGEL einen
so wichtigen Protagonisten des
deutschen Fußballs porträtiert. Bit-
te machen Sie das dann aber auch,
indem Sie die ganze Komplexität
des Herrn Neuer in ihre verschie-
denen Facetten aufbrechen.
Jens Blümchen, Köln

Vier Seiten für ein inhaltsloses
Porträt! Ich schätze Manuel Neu-
er; dieses niveaulose Interview
hat er nicht verdient.
Alexander Reiter, Kirchzarten (Bad.-Württ.)

Dass Menschen, denen mit der
sogenannten Grundsicherung nur
das finanzielle Existenzminimum
zugestanden wird, sich die Ge-
bühr für einen Personalausweis
vom Munde absparen müssen, ist
ein kaum zu toppender Zynismus
unseres Sozialstaates.
Uwe Tünnermann, Lemgo (NRW)

60 Euro für den Reisepass, 37
Euro für den Personalausweis? In
Felix Austria darf man 61,50 Euro
für den Personalausweis und
75,90 Euro für den Pass berap-
pen. Foto (lachen verboten!) ex-
tra. Also seid froh, wenn ihr bei
den Preußen haust.
Friedrich Strassegger, Eggesin
(Meckl.-Vorp.)

gehen – in Würde. Das Wort
»Sterbehilfe« fehlt auf den vier
Seiten. Zwischen den Zeilen habe
ich es mehrfach gelesen: als
selbstbestimmtes Ende eines er-
füllten Lebens, dem man keinen
kostspieligen Zustand des Aus-
geliefertseins, der Trostlosigkeit
und Einsamkeit anfügen muss.
Karin Unkrig, München
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