Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1

3000 Pfund Sterling. Zwei Exemplare wur-
den gebaut, eine mit Scorpion-, die andere
mit Anzani-Motor. Im Wettbewerb belegten
sie Platz drei und vier. Fred Raynham, einer
der beiden Piloten, gewann immerhin 100
Pfund für die beste Start- und Landeleis-
tung. Dabei betrug die Rollstrecke bis zum
Abheben 229 Meter, und nach dem Aufset-
zen brauchte das Leichtgewicht nur 66 Me-
ter, um zum Stehen zu kommen.


Z


wei Jahre später, 1926, erhielten
die Cygnets für das Lympne Light-
plane Meeting neue Motoren des
Typs Bristol Cherub III; jetzt waren
die Antriebsprobleme mit dem Scorpion
und dem Anzani Vergangenheit, und der
leichte Doppeldecker konnte sein Potenzi-
al ausspielen: In einer Gesamtflugzeit von
30 Stunden und 41 Minuten legte Paul Bul-
man 1994 Meilen zurück, was einer Durch-
schnittsgeschwindigkeit von 65 Meilen pro
Stunde entsprach. Diese Leistung brachte


1 | 122 km/h mit 34 PS: 1925 konnte man mit
dieser Leistung ein 100-Meilen-Rennen gewinnen
2 | Flugzeug statt Frau: Colin Essex lebt mit seinen
Holzgebilden. Hier die Flügel einer Bü 181
3 | Leichtes Handling: Fast wie ein Flugmodell
lässt sich der 170-Kilo-Winzling rangieren
4 | Sprit für den JAP: Der Tank ist zwischen
Brandspant und vorderem Cockpit platziert
5 | Stationen der Entstehung: Nach 10 Jahren
wollte Colin hinschmeißen – 17 vergingen, bis
sein Doppeldecker schließlich in die Luft kam

ihm den Daily Mail-Preis über 3000 Pfund
ein. Heute steht Bulmans Maschine, diesel-
be, die zuvor Raynham geflogen hatte, im
RAF-Museum von Cosford. Die zweite Cy-
gnet crashte bereits 1927 und wurde nicht
wieder aufgebaut.
Warum der Flugzeugtyp trotz seines Er-
folgs nie in Serienproduktion ging, wurde
Colin Essex erst beim Nachbau so richtig
bewusst: Die Konstruktion ist
extrem filigran und sehr kom-
plex – sie besteht aus einer Un-
menge kleinster Teile. Kaum ei-
ne Rippe und kaum ein Spant
gleicht dem anderen. Jedes Teil
ist mit Aussparungen versehen
und so leicht wie möglich aus-
gelegt.
Eine besondere Herausfor-
derung waren die Blecharbeiten
und die Herstellung der teil-
weise hauchdünnen Beschläge.
Auch die Suche nach dem rich-

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