Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1
anerkennung von uS-STC

vereinfaChTer prozeSS Supplemental
Type Certificate, kurz STC – so heißt eine Ergänzende
Musterzulassung in den USA. Es gibt eine Fülle von
solchen erstrebenswerten Änderungen an zugelassenen
Flugzeugen. Oft hat sie der Hersteller zwar in den
USA durch den behördlichen Genehmigungsprozess
bei der FAA gebracht, aber nicht bei der europäischen
EASA. Das kann zum Beispiel die Nachrüstung von
Schultergurten in älteren Flugzeugen betreffen, aber
auch Avionik-Ergänzungen oder weitere Umbauten wie
Tanksensoren, Vortex-Generatoren, Zusatztanks oder
andere Scheiben. Jetzt hat die EASA ein vereinfachtes
Verfahren veröffentlicht, mit dem die Anerkennung eines
US-amerikanischen STC auf Einzelfallbasis möglich ist.
Das Verfahren ist grundsätzlich für Flugzeuge bis 5,7
Tonnen MTOM anwendbar und gilt nur für Flugzeug-STCs.
Die Genehmigung für die Umsetzung der STC in einem
europäisch zugelassenen Flugzeug wird dabei spezifisch
für dessen Seriennummer ausgestellt und im Bordbuch
der Maschine festgehalten. Möglich ist dies ausschließ-
lich für so genannte Basic STCs, die relativ einfache
Umbauten betreffen, bei denen die validierende Behörde
nicht involviert sein muss. Ob ein STC diese Bedingung
erfüllt, beantwortet die EASA per E-Mail-Anfrage unter
der Adresse [email protected]. Dort können
auch alle anderen Fragen zum grundsätzlichen Vorgehen
im vereinfachten Prozess gestellt werden. Grundsätzlich
muss das Formular FO.CERT.00134 ausgefüllt und an die
Mail-Adresse [email protected] gesendet werden. Idea-
lerweise legt man eine Erklärung »no objection to EASA
validation« des STC-Inhabers bei. Die EASA berechnet für
die Anerkennung einer US-amerikanischen STC in diesem
Verfahren eine Arbeitsstunde; die Gebühr dafür beträgt
derzeit 233 Euro.

Moderne Stromversorgung: USB-Anschlüsse
sind gemäß CS-STAN einfach nachzurüsten

Halten viel länger:
Normale Glühbir-
nen können durch
LED-Leuchten ersetzt
werden

FLARM: Ver-
kehrssensoren
dieses Typs
sind von CS-
STAN erfasst

Ohne Behördenaufwand:
Der Tausch von Funk-
geräten, etwa auf das
neue 8,33-kHz-Raster, ist
vereinfacht möglich

des Leuchtkörpers als auch der gesamten
Lampeneinheit unter bestimmten Bedin-
gungen erlaubt. Die zwei großen Vorteile
sind die deutlich höhere Lebensdauer der
LED-Lampen, was sich besonders bei Lan-
descheinwerfern bemerkbar macht, sowie
der wesentlich geringere Stromverbrauch.
Beides zusammen macht es möglich, sämt-
liche Beleuchtung am Flugzeug zur besse-
ren Erkennbarkeit dauerhaft auch am Tag
eingeschaltet zu lassen.
Weitere Um- und Einbauten, die durch
CS-STAN vereinfacht werden, decken ein
breites Spektrum ab: Die Installation von
Anstellwinkel-Sensoren ist ebenso erleich-


tert wie der Einbau von Vorwärm-Einrich-
tungen für den Motor oder der Austausch
von Basis-Instrumenten.

Neues Innenleben
Gerade für ältere Flugzeuge wichtig: Ver-
einfacht ist nun auch die Ausstattung des
Innenraums mit neuen Teppichen und Ver-
kleidungen sowie eine neue Polsterung der
Sitze. Dabei ist zu beachten, dass die ver-
wendeten Materialien den Brandschutz-
vorschriften entsprechen, was aber mit ei-
nem selbst durchgeführten Test bestätigt
werden kann. Teppiche und Wandverklei-
dungen müssen die gleichen Befestigun-

gen verwenden wie das Originalmaterial.
Für die Sitzpolster dürfen neue, ergonomi-
sche Materialen verwendet werden, eben-
so energieabsorbierender Polsterschaum,
der bei einem Unfall Vorteile bieten kann.
Auch die Form darf man verbessern, wenn
dadurch nicht die Bedienung des Flugzeugs
oder der Ein- und Ausstieg aus der Kabine
behindert wird.
Mit der CS-STAN, die sicher noch weite-
re Anpassungen und Erweiterungen erfah-
ren wird, hat die EASA Haltern und Werf-
ten ein wichtiges Instrument gegeben, um
Flugzeuge zu modernisieren und sicherer
zu machen.

http://www.fliegermagazin.de #7.2017 35
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