Fliegermagazin Juli 2017

(avery) #1
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dem Tag, an dem der Flug geplant war, zog
nach dem erledigten Fotojob ein Gewitter
auf, der Wind nahm kräftig zu – auf dem
Sedlitzer See bildeten sich Schaumkronen,
die Wellen wurden einfach zu hoch. Und
einen Tag später crashte das Flugzeug: Lan-
dung auf spiegelglattem Wasser, die Piloten
hatten sich beim Aufschlag noch in 20 Me-
tern Höhe gewähnt, die Sinkrate war viel zu
hoch. Beiden ist so gut wie nichts passiert,
aber der Flywhale-Rumpf wurde schwer be-
schädigt.


D


ann eben die Nummer drei. Der
Flug von Stechow zum Sedlitzer
See gibt mir Gelegenheit, mich auf
dem UL-Amphibium einzugroo-
ven. Ich habe Winnis Vorschlag abgelehnt,
ein Kissen auf den Sitz zu legen, denn bei
der Sitzpobe hat sich alles sehr komforta-
bel angefühlt. Das gilt auch jetzt noch, aber
ich würde gern höher sitzen: Der Bug des
Flywhale ragt in der Mitte ganz leicht über
den Horizont. Probeweise richte ich mich
soweit auf, dass das Headset fast ans Kabi-
nendach stößt. Jetzt kann ich den Horizont
auch über der höchsten Stelle des Hauben-
rahmens sehen. Beim Serienflugzeug ist


der Rahmen hier nicht
ganz so hoch lackiert;
das verbessert die Sicht.
Noch besser wird
sie, wenn man schneller
fliegt. Winni, der schon
über hundert Stunden
mit dem Flywhale un-
terwegs war, hat mir
für den Reiseflug 87
Prozent Leistung und 4800 rpm empfoh-
len. Also gut ... Ich lese 165 km/h und einen
Spritdurchfluss von 13,5 Litern pro Stun-
de ab. Die Produktionsnummer vier soll
schneller gewesen sein, sagen diejenigen,
die sie geflogen sind, außerdem seien die
Öffnungen für den statischen Druck in der
Nummer drei noch nicht final platziert – ihr
Fahrtmesser zeige 10 km/h zu wenig an. Fly-
whale-Chef Helmut Rind nennt fürs Serien-
flugzeug »180 bis 190 km/h mit Festpropel-
ler bei 4900 Umdrehungen pro Minute und
13 Litern in der Stunde«. Bei dieser Speed
dürfte man hoch sitzend auch vorn in der
Mitte überm Haubenrahmen den Horizont
sehen.
Um Höhe und Kurs bei unserem Flug
zum Wasserlandeplatz zu halten, muss ich

1 | Reminiszenz an Dornier: Der ultraleichte
fliegende Wal setzt die Tradition einer erfolg-
reichen Flugboot-Reihe fort
2 | Kaltduscher: Es spritzt zwar, aber Wellen wie
die des Fotoboots reitet der Flywhale locker ab
3 | Speed-Handicaps: Boot und Stummelflügel mit
Stufen, Motoraufsatz, offene Fahrwerksschächte –
reine Land-ULs können schneller sein
4 | Walfisch-Zähne: Vortex-Generatoren im
Querruderbereich lassen die Strömung hier länger
anliegen und verbessern das Stall-Verhalten
5 | Große Räder: wichtig, um aufs Ufer rollen zu
können! Sollte das Einziehfahrwerk versagen,
landet man einfach auf Gras. Oder auf Wasser
6 | Simple Kontrolle: Im Spiegel an der Lande-
klappenaufhängung sind die ausgefahrenen Räder
vom Cockpit aus zu sehen

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