Flugrevue - Februar 2017

(avery) #1
bis 14 Prozent hinnehmen. „Die Situati-
on damals war so bedrohlich, dass jeder
den Ernst der Lage begriff“, sagt Sansa-
vini. „Nur durch die Zustimmung zu die-
sen massiven Maßnahmen konnten die
riesigen Verluste gestoppt werden und
steht Iberia heute da, wo sie jetzt ist.“
Die heutige Iberia ist kaum wieder-
zuerkennen: Das (leider ziemlich aus-
tauschbare) neue Erscheinungsbild ver-
zichtet auf die Königskrone im Logo; sie
ist nur noch in Miniatur vor dem Kenn-
zeichen zu sehen. Allein Leitwerk und
Heck sind farbig gehalten und repräsen-
tieren mit Rot und Gelb die Farben der
spanischen Flagge. Rund drei Viertel der
reinen Airbus-Flotte wurden bereits neu
lackiert. Den neuen Look tragen teilwei-
se brandneue Flugzeuge.
„Die Flottenerneuerung während der
Restrukturierung hätten wir uns ohne
die Finanzhilfe der IAG niemals leisten
können“, sagt Marco Sansavini. Einige
der derzeit zwölf Airbus A330-200 (vier
im Bestand) sowie A330-300 (acht im
Bestand) sind erst jüngst geliefert wor-
den, neun kommen bis Ende 2017 hinzu.
Die fünf A340-300 wurden dagegen im
Herbst 2016 stillgelegt. Ab 2018 erhält
die Airline dann die ersten von 16 be-
stellten A350-900, die langfristig die 17
A340-600 beerben werden. Auch wenn
es in der IAG Group entsprechende
Meldungen gab, so hat Iberia derzeit
keine Pläne, gebraucht gekaufte A380
einzusetzen. „Unser Fokus liegt eher auf
hohen Frequenzen. Wir bedienen New
York, Mexico City und Buenos Aires
zweimal täglich oder Lima zehnmal wö-
chentlich“, erklärt der CCO.

NÄCHSTES ZIEL:
PROFITABLE LANGSTRECKEN
Außerdem ist Iberia dabei, stillgelegte
Routen wieder aufzunehmen. Das gilt
für Flüge nach Havanna, Santo Domin-
go und Montevideo, die erst im Rahmen
der Restrukturierung aufgegeben wor-
den waren. Ferner werden die Ziele Jo-
hannesburg und San Juan/Puerto Rico
wiederbelebt, die einige Jahre nicht an-
geflogen wurden. Neu im Streckennetz
sind asiatische Ziele; dort war Iberia seit
fast zwanzig Jahren gar nicht vertreten.
Seit Juni 2016 fliegt sie Schanghai an,
seit Oktober Tokio-Narita, wo Iberia

dem Joint Venture der Oneworld-Partner
British Airways, Finnair und Japan Air-
lines beitreten darf.
Ganz klar liegt der Schwerpunkt auf
Mittel- und Südamerika. Hier bedienen
die Spanier derzeit 20 Ziele. Aber gera-
de auf ihrem wichtigsten Markt ist der
Wettbewerb härter geworden, durch Air-
lines aus dem Zielgebiet wie LATAM
oder Avianca, aber auch den spanischen
Konkurrenten Air Europa. „Unser Fokus
liegt jetzt darauf, unsere Langstrecken
profitabel zu machen und nicht noch
mehr neue Routen zu eröffnen“, sagt
Sansavini. „Unser Ziel ist es auch, unse-
re Präsenz auf europäischen Routen zu
erhöhen.“

DREI MARKEN IM
DEUTSCHLANDVERKEHR
Besonders stark ist Iberia in Deutsch-
land vertreten, mit 147 Flügen pro Wo-
che zu fünf Flughäfen. „Mit einem ge-
sunden Mix aus Iberia, Iberia Express
und Air Nostrum“, sagt der CCO. Air
Nostrum ist Iberias Regionalpartner, der
auch Düsseldorf bedient. Bereits vor et-
wa fünf Jahren hatten die Spanier ihren
eigenen Low-Cost-Ableger gegründet,
heute betreibt Iberia Express 19 A320
und zwei A321. Schon 2015 wurde die
Europaflotte von Iberia sowie der Flug-
zeugpark von Iberia Express jeweils um
drei Flugzeuge aufgestockt, dieses Jahr
um je eins. „Beide wachsen mit der glei-
chen Geschwindigkeit“, so Sansavini.
Iberia Express betreibt mit Business- und
Economy-Kabinen sowohl Punkt-zu-
Punkt-Verkehre wie klassische Billigflug-
routen (etwa Stuttgart – Palma) als auch
Zubringerverkehr für Langstrecken wie
Berlin – Madrid. Auch für alle Flüge vom
spanischen Festland auf die Balearen und
Kanaren ist Iberia Express zuständig.
„Wir haben verschiedene Vehikel, um
unterschiedliche Marksegmente profita-
bel zu bedienen“, so Sansavini. „Iberia
Express ist gegenüber den besten Billig-
fliegern Europas wettbewerbsfähig, sie
ist für uns sowohl für Wachstum als
auch für Zubringerdienste nach Madrid
wichtig.“ Immerhin 17 Prozent aller Pas-
sagiere steigen in Madrid auf die Lang-
strecke um, 55 Prozent fliegen im Punkt-
zu-Punkt-Verkehr in die Hauptstadt; die
restlichen 28 Prozent wechseln auf Mit-

17 Airbus A340-600 sind heute die
Flaggschiffe der Iberia-Flotte. Neue
A350-900 sollen sie ablösen.


Fotos: Simon Wilson/Rui Alves/AirTeamImages

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